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E-Book

Das erste Trauerjahr - das Praxisbuch

AutorEva Terhorst
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783451816956
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, kommt unsere Welt zum Stillstand. Die Veränderungen, die auf uns einstürmen, machen uns Angst, lähmen uns oder vermitteln uns das Gefühl von Kontrollverlust. Es geht deshalb in dieser Zeit der Trauer für Hinterbliebene auch immer darum, die Gestaltungskraft für das eigene Leben zurückzuerobern. Dieses Buch bietet als Ergänzung zu 'Das erste Trauerjahr' praktische Hilfen für den Alltag nach einem Verlust: Impulse, Übungen, Affirmationen, Traumreisen, Selbstreflexionen und Anregungen zum kreativen Tun. Es unterstützt Trauernde darin, das schwierige erste Jahr zu bewältigen und in die heilsame Trauerarbeit zu finden.

Eva Terhorst war PR-Beraterin, wurde Trauerbegleiterin, nachdem sie wieder einen geliebten Menschen verlor. Als sie 15 Jahre alt geworden war, nahm ihre Mutter sich das Leben. Als sie Anfang 40 war, starb ihr Lebensgefährte an Krebs. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Mehr Informationen unter trauerbegleiter.org

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Leseprobe

Kapitel 2:
Freiräume schaffen – Wie wir uns auf den heilsamen Weg der Trauer begeben


Impuls


»Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das ›gesunden Egoismus‹, aber heute weiß ich, das ist ›Selbstliebe‹.«

Charlie Chaplin

Insbesondere in der ersten Zeit nach dem Verlust eines geliebten Menschen, an sich aber das ganze erste Trauerjahr lang und darüber hinaus, ist es extrem wichtig, dass wir uns Zeit und Raum für uns selbst nehmen. Wenn Sie sich in den nächsten Tagen bzw. mit diesem Kapitel dem Thema »Freiräume schaffen« zuwenden, dann machen Sie sich – wie Charlie Chaplin – bewusst, dass dies keineswegs egoistisch ist, sondern Selbstliebe.

Ein Zeichen der Anerkennung


Wie könnte Ihre Belohnung aussehen, nachdem Sie in den nächsten Tagen – wie im Folgenden beschrieben – begonnen haben werden, sich hier und da Freiraum zu schaffen und bewusst gut für sich zu sorgen? Möchten Sie sich etwas Besonderes vornehmen, für das Sie viel Zeit benötigen? Überlegen Sie sich, bevor Sie hier weiterlesen, wie Sie sich schließlich belohnen möchten.

Einführung: Freiräume für die Selbstheilung


In der Trauerzeit fühlt sich der Schmerz oft so stark an, dass uns vermeintlich nichts Linderung verschaffen oder helfen kann, auch nicht zukünftig. Dieses Gefühl hält sich bei Betroffenen oft über viele Monate recht hartnäckig. Durch den Tod eines geliebten Menschen kann so viel Schmerz in uns entstehen, dass er alles übertönt und wir gar nicht bemerken, dass in unserem seelischen Untergrund unsere Heilung beginnt und vorsichtig voranschreitet. Diesen Prozess können Sie unterstützen, indem Sie sich Freiräume schaffen, sodass Sie Ihren heilsamen Weg der Trauer gehen können.

Die Selbstheilung basiert auf vier Säulen: Emotionen, Entspannung, Ernährung und Bewegung. Allerdings assoziiert dieser Begriff, dass Selbstheilungskräfte nahezu alles bewirken können, doch tatsächlich geht es sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene eher um Linderung. Es gibt Krankheiten, die einfach nicht geheilt werden können. Menschen das Gefühl zu vermitteln, sie könnten alles heilen und seien selbst schuld, wenn das nicht funktioniert, halte ich für schädlich. Doch jeder, der große Schmerzen durchlebt, seien sie seelisch oder körperlich, ist froh, wenn sie nachlassen. Am Konzept der Selbstheilung gefällt mir zudem, dass wir einen Teil unseres Wohlbefindens sehr wohl in unsere eigenen Hände nehmen können. Wie wir das tun, ist abhängig von den individuellen Möglichkeiten, weil wir und unsere Lebenssituationen natürlich vollkommen unterschiedlich sind. Auch in Lebensabschnitten, in denen alles stimmt und es uns gut geht, halte ich es für wichtig, dass wir die vier Säulen stabilisieren. Beachten wir sie, werden sie uns nahezu unbemerkt auch in Zeiten, in denen nicht mehr alles leicht und selbstverständlich zu sein scheint, tragen. In einer Krisensituation neue Verhaltensweisen anzunehmen, um die vier Säulen der Selbstheilung zu stärken, ist eine große Herausforderung.

Haben wir einen geliebten Menschen verloren, fehlt uns viel an Halt und Orientierung. Unser Blick richtet sich oftmals besonders nach außen, in der Erwartung, dass uns jemand hilft bzw. beisteht. Viele meiner Klienten und auch ich selbst mussten allerdings schmerzhaft erfahren, dass wir die erhoffte Unterstützung nicht oder natürlich auch nicht ständig von anderen erhielten. Umso mehr sind wir gefordert, selbst gut für uns zu sorgen.

Selbstreflexion: Was tat mir früher gut? Was tut mir derzeit gut?


Lassen Sie sich dazu ermutigen, sich heute mit den vier Säulen der Selbstfürsorge zu befassen: Emotionen, Entspannung, Ernährung und Bewegung. Ich weiß, es ist viel verlangt, gerade jetzt diese Themen anzugehen, denn vermutlich empfinden Sie es als herausfordernd genug, die seelischen Schmerzen zu ertragen und überhaupt irgendwie durch den Alltag zu kommen. Vor allem möchten Sie Ihrer Trauer Raum geben und sich lieber nicht von ihr ablenken lassen. Doch ich kann Ihnen versichern, dass es Ihrer Trauer nichts nimmt, wenn Sie gut für sich selbst sorgen. Sie verschwindet nicht einfach, wird auch nicht weniger wert oder intensiv, Sie nehmen sie lediglich mehr in die eigenen Hände, was den Prozess besonders würdig macht.

Überlegen Sie einmal, inwiefern Sie diese vier Säulen bisher und derzeit stärkten bzw. stärken. Vielleicht vernachlässigen Sie sich gerade eher, das ist nicht überraschend, denn viele der positiven Gewohnheiten, die in stabilen Zeiten zu Ihrem Leben gehörten, erscheinen jetzt womöglich nicht mehr passend. Ein Beispiel: Während Sie vielleicht früher regelmäßig gejoggt sind, können Sie sich in letzter Zeit nicht mehr dazu aufraffen. Das kann mit Ihrer derzeitigen Schwere zu tun haben, es kann aber auch bedeuten, dass Joggen gerade einfach nicht zu Ihnen passt. Damit der Bereich Bewegung dennoch weiter belebt bleibt, sollten Sie den Gründen nachgehen, um entsprechend etwas zu ändern oder eine neue Aktivität aufzunehmen. Manchmal kann es ganz einfach sein. Bleiben wir bei unserem Beispiel mit dem Joggen, dann liegt Ihre Unlust vielleicht daran, dass Ihnen das hohe Tempo, das Sie dabei an den Tag legen, im Moment zu schnell ist. Die Vorstellung, sich nun mit dem Gedanken anzufreunden, eben nur zu gehen, kann für jemanden, der es gewohnt ist, regelmäßig zu joggen, sehr merkwürdig erscheinen. Doch vielleicht ist es für Sie derzeit die richtige Form der Bewegung, und es kommt Ihrer Gesundheit ebenfalls zugute, in der Natur zu sein. Wenn Sie aber nicht joggen und auch nicht spazieren gehen möchten, weil Sie sich derzeit draußen ungeschützt fühlen, dann können Sie überlegen, ob Sie sich mit einer anderen Person verabreden oder beispielsweise lieber ins Schwimmbad gehen möchten.

Ein anderes Beispiel: Vielleicht haben Sie einen Garten, den Sie in der letzten Zeit vernachlässigt haben. Es liegt eventuell daran, dass Sie sich bisher gemeinsam mit dem Verstorbenen darum gekümmert haben. Dort allein weiterzumachen, fällt Ihnen nun schwer. Vielleicht finden Sie wieder einen Zugang zu dieser den Säulen Entspannung und Bewegung sehr zuträglichen Aktivität, indem Sie sich nicht dazu zwingen, trotzdem zu gärtnern, sondern sich dort zunächst nur ein Eckchen suchen, an dem Sie gerne ausruhen.

Sie können sich den Freiraum nehmen, das zu tun, was Ihnen guttut. Das kann auch bedeuten, Dinge so zu lassen, wie sie gerade sind.

Also, womit taten oder tun Sie sich gut? Lassen Sie Ihre Gedanken schweifen, spüren Sie dem nach. Morgen mögen Sie dann vielleicht die folgende Aufgabe in Angriff nehmen.

Aufgabe: Führen Sie sich Ihre Selbstfürsorge vor Augen


Wie steht es konkret um Ihre vier Säulen? Inwiefern sorgen Sie bereits gut für sich? Was könnten Sie mehr für sich tun?

Listen Sie die vier Säulen Emotionen, Entspannung, Ernährung und Bewegung auf. Richten Sie für jeden Bereich zwei Spalten ein. In der ersten Spalte notieren Sie jeweils die Maßnahmen, Aktivitäten und Rituale, mit denen Sie sich bereits unterstützen. In der zweiten Spalte schreiben Sie diejenigen auf, die Ihnen noch einfallen oder die Sie früher vielleicht pflegten, für die Sie jetzt aber keine Kraft oder Zeit oder Lust gefunden haben. Bleibt in einer Spalte sehr viel Platz oder ist sie sogar ganz frei, weil Sie in dem Bereich gerade gar nicht für sich sorgen, so macht das im Moment nichts. Der freie Platz ist lediglich ein Indikator dafür, dass hier Handlungsbedarf besteht.

Für heute ist es damit genug. Nehmen Sie diese Liste in den nächsten Tagen und überhaupt zukünftig immer wieder zur Hand und machen Sie weiterhin Ihre Eintragungen. So verlieren Sie Ihre vier Säulen der Selbstheilung nicht aus den Augen und geben sich immer wieder den Impuls, selbstfürsorglich zu sein.

Tipp: Machen Sie es sich so leicht wie möglich – jetzt


Haben Sie Ideen, wie Sie gut für sich sorgen können, es fällt Ihnen aber schwer, etwas Neues anzugehen oder sich überhaupt aufzuraffen? Dann machen Sie kleine Schritte und suchen Sie sich Begleiter. Manches fällt gemeinsam leichter; vielleicht verabreden Sie sich mit einer Freundin zu einem regelmäßigen Spaziergang oder Sie nehmen ein Kursangebot in Ihrem Interessensbereich wahr.

Machen Sie den nächsten Schritt jetzt: Machen Sie jetzt einen Schritt – und sei es auch nur ein Mini-Schritt: Fünf Minuten Yoga oder Abendspaziergang sind besser als gar kein Yoga oder Abendspaziergang. – Damit sind Sie bereits ins Handeln gekommen, Sie sind dabei, Ihre Selbstheilungskräfte zu stärken.

Vertiefung: Die persönliche Haltung zu Freiräumen


Wir brauchen unbedingt Freiräume für unsere Trauer, dafür, den Verlust eines geliebten Menschen zu bewältigen. Der Prozess, sich Freiräume zu schaffen, um gut für sich selbst zu sorgen, beginnt im Kopf. Wer meint, dass er ein Recht darauf hat, wird sie ganz natürlich für sich in Anspruch nehmen, wenn ihm danach ist. Doch für viele Menschen ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern mit Unbehagen oder schlechtem Gewissen verbunden. Oft muss Freiraum auch gegen Widerstände von anderen erkämpft werden. Dann stellt man dieses Bedürfnis nach Freiräumen...

Blick ins Buch

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