Ich liebe Weihnachten. Lasst die Glöckchen an den Schlitten erklingen. Lasst die Kinder Weihnachtslieder singen. Je mehr Nikoläuse, desto lustiger. Je mehr Weihnachtsbäume, desto besser.
Ich liebe Weihnachten. Die Weihnachtslieder in den Kaufhäusern. Den Glühwein und den Lebkuchenduft. Die „Stille Nacht“ und die Plätzchen.
Ich beklage mich nicht über die überfüllten Geschäfte. Ich klage nicht über das Gedränge im Supermarkt. Der Flug ist ausgebucht? Das Restaurant bis auf den letzten Platz besetzt? Na und?! Es ist schließlich Weihnachten.
Und ich liebe Weinachten.
Ich liebe das ganze Drumherum. Der kleine Lord, Ist das Leben nicht schön? und Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, die Lichterketten und die Geschenkestapel.
Das Lametta und die Bienenwachskerzen, die Aufregung vor der Bescherung. Die strahlenden Kinderaugen, die Weihnachtskarten und der Gänsebraten. Die Schneemänner, die Wintermützen und die rote Nase von Rudolf, dem Rentier.
Ich liebe Weihnachten.
Ich liebe Weihnachten, weil bestimmt irgendwo irgendwer die üblichen Weihnachtsfragen stellen wird: Worum geht es bei diesem Kind in der Krippe? Wer war das eigentlich? Was hat seine Geburt mit mir zu tun? Der Fragesteller ist vielleicht ein Kind, das eine Weihnachtskrippe in einem Vorgarten betrachtet. Oder ein Soldat, der fern der Heimat stationiert ist. Vielleicht ist es auch eine junge Mutter, die zum ersten Mal am Heiligabend ein Kind in ihren Armen hält. Die Weihnachtszeit lädt dazu ein, Fragen zu stellen.
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Ich liebe Weihnachten, weil irgendwo irgendwer die üblichen Weihnachtsfragen stellen wird: Worum
geht es bei diesem Kind in der Krippe?
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Ich kann mich noch an das erste Mal erinnern, als ich diese Fragen stellte. Ich wuchs als Sohn eines Mechanikers und einer Krankenschwester in einer kleinen Stadt im Westen von Texas auf. Wir waren zwar nicht arm, aber auch nicht wohlhabend. Mein Vater verlegte Pipelines in den Ölfeldern, Mom machte im Krankenhaus Nachtdienst von drei bis elf Uhr morgens. Ich ging jeden Morgen mit meinem Bruder zur Grundschule und spielte nachmittags mit den Nachbarskindern Ball.
Dad war fürs Abendessen verantwortlich. Mein Bruder spülte das Geschirr, und ich war dafür zuständig, den Boden zu wischen. Wir Jungs badeten um acht Uhr und waren um neun im Bett – und durften eine Sache tun, bevor wir das Licht ausmachten: Wir durften lesen.
Die Kiste am Fußende unseres Bettes enthielt Kinderbücher. Große Bücher, die alle einen glänzenden Umschlag und leuchtende Bilder hatten. Die drei Bären lebten in der Kiste. Und der große, böse Wolf und die sieben Zwerge und ein Affe mit einer Brotdose, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann. Und irgendwo in der Kiste, unter all den Märchenbüchern, lag ein Buch über das Jesuskind.
Auf dem Umschlag war eine Krippe mit gelbem Stroh abgebildet. Über dem Stall leuchtete ein Stern. Josef und ein Esel standen mit großen Augen neben Maria und dem Kind, das sie in ihren Armen hielt. Sie blickte auf das Neugeborene hinab, und das Kind blickte zu ihr auf, und ich erinnere mich noch heute daran, wie ich die beiden betrachtete.
Eines Tages hatte mein Vater, der nie viele Worte machte, meinem Bruder und mir gesagt: „Beim Christfest geht’s um Christus, Jungs.“
An einem jener Zubettgeh-Lesezeit-Abende dachte ich irgendwo zwischen den Märchen und dem Affen mit der Brotdose an das, was er gesagt hatte. Ich begann die Weihnachtsfragen zu stellen. Auf die eine oder andere Weise habe ich sie seitdem ständig gestellt.
Und ich liebe die Antworten, die ich darauf gefunden habe.
Zum Beispiel diese: Gott weiß, wie es ist, ein Mensch zu sein. Wenn ich mit ihm über Abgabetermine oder Warteschlangen oder schwierige Zeiten rede, versteht er mich. Er hat es selbst erlebt. Er ist hier gewesen. Wegen Bethlehem habe ich einen Freund im Himmel.
Wegen Bethlehem habe ich einen Retter im Himmel. An Weihnachten nahm das, was wir an Ostern feiern, seinen Anfang. Das Kind in der Krippe wurde schließlich zum König am Kreuz. Und weil das so war, gibt es keine schwarzen Flecken in meiner Akte. Nur Gnade. Sein Angebot enthält kein Kleingedrucktes. Er hat nicht gesagt: „Wasch dich, bevor du reinkommst.“ Er hat mir angeboten: „Komm rein und lass dich von mir waschen.“ Es geht nicht darum, dass ich ihn festhalte. Was zählt, ist, dass er mich festhält. Und seine Hand ist stark.
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Wegen Bethlehem habe ich einen Retter im Himmel. An Weihnachten nahm das, was wir an Ostern feiern, seinen Anfang. Das Kind in der Krippe wurde schließlich zum König am Kreuz.
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Und seine Gegenwart in meinem Leben auch. Geschenke vom Weihnachtsmann? Das ist nett. Aber die ständige Gegenwart Christi? Die ist lebensverändernd.
Gott ist uns immer nah. Immer für uns. Immer in uns. Wir vergessen ihn vielleicht mal, aber Gott vergisst uns nie. Wir haben einen festen Platz in seinen Gedanken und in seinen Plänen. Er nannte sich selbst Immanuel: „Gott ist mit uns“ (Matthäus 1,23).
Nicht nur: „Gott hat uns erschaffen.“
Nicht nur: „Gott denkt an uns.“
Nicht nur: „Gott ist irgendwo über uns.“
Sondern Gott mit uns. Gott da, wo wir sind: im Büro, in der Küche, im Flugzeug. Er hat unsere Luft geatmet und ist über diese Erde gegangen. Gott – mit – uns!
Wir brauchen diese Botschaft mehr als je zuvor. Wir leben in einer Zeit, in der uns vieles Angst macht. Der Terrorismus macht seinem Namen alle Ehre – er verbreitet Schrecken. Gewalt überschattet unseren Planeten wie eine dunkle Wolke. Denken Sie an die Bilder in den Nachrichten: die sinnlosen Angriffe, das Blutvergießen, die blindwütigen Grausamkeiten.
Und als wäre das alles noch nicht genug: die Angst vor einer neuen Wirtschaftskrise. Die Aktienkurse gehen in den Keller und die Weltwirtschaft steht vor dem Abgrund. Auch die Hirten hielten nachts ein Auge offen – allerdings wachten sie nicht über ihre Aktien, sondern über ihre Herden.
Und da ist noch mehr, das Ihnen eine schlaflose Nacht bereiten könnte:
Die Stelle, die Sie nicht behalten können.
Der Tumor, den Sie nicht entdecken können.
Die Ehe, die Sie nicht retten können.
Der Chef, dem Sie es nicht recht machen können.
Wir kommen uns vor wie der kleine Junge, der in der Weihnachtsgeschichte die Rolle des Engels spielte. Er hatte gemeinsam mit seiner Mutter immer wieder zwei kurze Sätze geprobt: „Ich bin’s! Habt keine Angst!“
Aber als das Krippenspiel anfing, betrat er die Bühne, sah die Lichter und die Zuschauer und erstarrte vor Schreck. Nach einem Moment peinlicher Stille sagte er schließlich: „Ich bin’s! Und ich habe Angst!“
Haben Sie Angst? Falls ja, wie wär’s mit ein bisschen Weihnachten? Ich meine keine Dosis zuckersüßer Gefühlsduselei oder falscher Nikolausfröhlichkeit und auch nicht hochprozentigen Glühwein. Das ist nicht Weihnachten.
Wie mein Vater schon sagte: Beim Christfest geht’s um Christus. Es heißt schließlich nicht Kerzenfest oder Einkaufsfest oder Rentierfest. Es heißt Christfest. Und Weihnachten ist kein Christfest, wenn wir die eigentliche Botschaft von Bethlehem vergessen.
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Gott ist uns immer nah. Immer für uns. Immer in uns. Wir vergessen ihn vielleicht, aber Gott vergisst uns nie.
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Haben Sie sie vergessen? Haben Sie sich in all dem Weihnachtstrubel einmal die Zeit genommen, sich die zentrale Botschaft von Weihnachten bewusst zu machen?
- •Gott findet uns.
- •Gott rettet uns.
Gott ist uns immer nah!
Übrigens war Bethlehem nur der Auftakt der Geschichte. Jesus hat versprochen, seinen Auftritt zu wiederholen. Gewissermaßen Bethlehem, zweiter Akt. Aber diesmal wird es keine „stille Nacht“ geben. Der Himmel wird aufreißen, Trompeten werden erschallen, und ein neues Königreich wird Einzug halten. Er wird die Gräber leeren und das Eis des Todes schmelzen. Er wird seinen Kindern über die Wange streicheln und alle ihre Tränen abwischen. „Weg mit euch, Schmerzen, Krankheit, Rollstühle und Krebs! Schluss mit euch, Angstschreie und Schreckensnächte! Du musst sterben, Tod! Leben, tritt die Herrschaft an!“ Die Krippe lädt uns dazu ein, ja, fordert uns heraus, daran zu glauben, dass das Beste erst noch kommt. Und es könnte heute losgehen!
Aber wenn es nicht so sein sollte, gibt es dafür einen Grund. Kein Tag ereignet sich zufällig. Nichts, was geschieht, ist überflüssig oder ein Versehen. Schauen Sie sich die Geburt in Bethlehem an. Ein Kaiser hat eine Volkszählung angeordnet. Der ungeborene Jesus muss eine Reise antreten. Maria, kugelrund, wie sie ist, schaukelt auf einem Eselsrücken durchs Land. Das Gasthaus ist ausgebucht. Es ist mitten in der Nacht. Das Ganze ist ein einziges Chaos. Und mitten in diesem Chaos wird eine Hoffnung geboren.
So ist es auch heute noch. Ich mag das Chaos nicht. Aber ich liebe Weihnachten, weil es uns daran erinnert, dass „für die, die Gott lieben, alles zum Guten führt“ (Römer 8,28; Neues Leben).
Weihnachten schenkt uns Zusagen, die Herzen verändern. Lange nachdem die Gäste gegangen und die Lieder verklungen sind, bleiben die Zusagen bestehen.
Vielleicht können Sie ja in diesem Jahr zu Weihnachten einen Schuss Weihnachten...