2 Mein persönlicher Weg
zur Arbeit mit dem Ego
Ich möchte Ihnen meinen persönlichen Weg sowie die Hintergründe dazu, wie diese Arbeitsmethode entstanden ist, natürlich nicht vorenthalten. Immer wieder erlebe ich während meiner Arbeit Erstaunliches und Berührendes. Es ist wunderbar zu sehen, wie Menschen sich mittels der Methode für den gesunden Umgang mit dem Ego ihre Lebenskraft zurückerobern und lernen, sie sinnvoll einzusetzen. Zeuge solcher persönlicher Durchbrüche und Erfolgserlebnisse zu werden macht mich zu einem dankbaren und glücklichen Menschen. Auch weil mein eigener Kampf mit dem Ego demnach offenbar alles andere als umsonst gewesen ist.
Meine Geschichte möchte ich mit dem Zeitpunkt meiner Trotzphase beginnen, die ich mehr oder weniger ausließ. Meine Wutanfälle hielten sich sehr in Grenzen und blieben die Ausnahme, da ich lauter starke Charaktere um mich herum hatte. Ich wartete einfach auf einen besseren Zeitpunkt, um unbequem zu werden.
All denjenigen, die sich unter Trotzphase nichts vorstellen können, möchte ich kurz erklären, wovon genau die Rede ist. Es handelt sich dabei um die Phase in der Entwicklung von Kleinkindern, in der die Eltern völlig entnervt, also kurz vor dem Durchdrehen sind und sich immer wieder in Erinnerung rufen müssen, dass sie ihre Kinder eigentlich lieben! Es ist ein Abschnitt in der Erziehung, in der Eltern des Öfteren mit ihrem Latein am Ende sind und alle bisherigen Erziehungsmaßnahmen in die Tonne schmeißen können. Es kommt in dieser Zeit sogar vor, dass sonst sehr ruhige und gelassene Eltern anfangen, ihre Süßen lauthals anzubrüllen, weil der kleine Liebling sich standhaft weigert, etwas zu tun, was bisher nie ein Problem gewesen war, und weshalb sie schon wieder viel zu spät dran sind.
Eines Tages kam also die Zeit, in der ich meine verpasste Trotzphase nachholte, und zwar pünktlich mit Beginn der Pubertät. Allerdings weniger in rebellischer und aufmüpfiger Form, sondern indem ich begann, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und diese auch konsequent durchzog. So eröffnete ich z.B. meinem Vater mit dreizehn Jahren, dass ich von jetzt an zu meiner Mutter ziehen würde, weil ich mich seit der Trennung meiner Eltern bei ihm nicht mehr wohl fühlte. Ich muss wohl erklärend hinzufügen, dass meine Eltern sich regelrecht bekämpften und mein Vater darum von meiner Entscheidung alles andere als begeistert war. Er meinte: »Lass uns in ein paar Wochen noch einmal darüber sprechen und überdenke diesen Schritt vorerst.« Er wollte damit lediglich Zeit schinden, um mich dann entsprechend zu manipulieren, damit ich von meiner Entscheidung ablassen würde. Aber ich entgegnete nur, dass ich bereits lange genug darüber nachgedacht hätte und ich nun ausziehen würde.
Er gab erstaunlich schnell und kampflos auf. Ich denke, er war wohl mit meinem plötzlich erwachsenen und entschiedenen Auftreten irgendwie überfordert, denn das war er ja bis dahin von mir nicht gewohnt. Ich habe diese Entscheidung nie bereut, denn es war ein wesentlicher Schritt zur Selbstermächtigung. Als es dann nach einigen Jahren, die ich bei meiner Mutter verbracht hatte, Probleme mit ihrem neuen Partner gab, eröffnete ich ihr im zarten Alter von siebzehn Jahren, dass ich ausziehen werde, da sie mich nicht genügend vor ihrem neuen Partner schützen würde. Also suchte ich mir neben der Schule einen Job und zog mit Hilfe meiner Oma mütterlicherseits aus.
Mein Ego half mir in all diesen Situationen, mich emotional über Wasser zu halten und zu überleben. Bis zu diesem Zeitpunkt setzte ich dieses Kraftpotenzial meist auch so ein, wie es sich der liebe Gott wohl gedacht hatte, als er es erfand: nämlich als Antriebskraft. Dann aber lernte ich schließlich auch andere Seiten dieses Persönlichkeitsanteils von mir kennen.
Mein Vater und seine Mutter ließen inzwischen keine Gelegenheit aus, mir das Gefühl zu geben, dass ich durch meinen Auszug schuld an seinem Unglück und seiner Einsamkeit sei. Ich nahm die Schuld vorübergehend an und begann, meine Aggression gegen mich selbst zu richten, weil ich niemanden verletzen oder unglücklich machen wollte. Das Ergebnis war aber, dass ich mich selbst damit am meisten verletzte. Autoaggressive Krankheiten, Schuldgefühle, ein notorisch schlechtes Gewissen, Selbstzweifel und Wut bestimmten mehr und mehr mein Denken und Handeln. So schlug ich mich also die nächsten Jahre gefühlsmäßig irgendwie durch und versuchte immer noch, angepasst, unauffällig und nett zu sein.
Dabei regte sich in mir aber auch ein tiefer Wunsch nach Selbstausdruck und innerer Freiheit, und das war gut so. Denn dieses tiefe Bedürfnis nach mir selbst ließ mich nie zur Ruhe kommen. Ich begann zu suchen, was mir helfen könnte, warum ich nicht glücklich wurde, warum ich krank war … Diese Suche führte mich unter anderem zu meinem spirituellen Potenzial. Ich lernte scheinbar zufällig Menschen kennen, die ein ähnliches Interesse an spiritueller Entwicklung hatten wie ich.
Bis zu diesem Zeitpunkt, inzwischen 24, war ich felsenfest davon überzeugt, verrückt zu sein, wenn ich mal wieder eine außersinnliche Wahrnehmung hatte. Nun begegnete ich aber all diesen Menschen und fühlte mich diesbezüglich zum ersten Mal verstanden, erkannt und ernst genommen. Von da an ließen meine autoaggressiven Krankheiten nach, und ich bekam immer mehr Gelegenheiten, meine Gabe einzusetzen, um Menschen zu helfen. Natürlich meldete sich mein Ego immer wieder in Form von Selbstzweifeln zu Wort. Gedanken wie: »Das bilde ich mir sowieso alles nur ein«, oder: »Was maße ich mir eigentlich an?«, waren an der Tagesordnung und verdarben mir oft die Freude über eine gelungene Beratung. Ich überlegte mir eine Taktik, um diesen bohrenden Selbstzweifeln zukünftig entsprechend zu begegnen. Indem ich einfach weitermachte, hoffte ich, die Zweifel durch Hartnäckigkeit in die Knie zwingen zu können.
Irgendwann kam mir die Idee, dass ich mir psychologische Hilfe suchen könnte, um mir das Leben zu erleichtern. Während dieser Zeit arbeitete ich viel mit inneren Bildern, um mich selbst besser verstehen zu lernen. Ich suchte ein Bild, das meine Kraft und meine Aggression symbolisieren könnte, und plötzlich kam mir das Bild von einem Dämon in den Sinn. Ich ließ es vor meinem geistigen Auge entstehen, und als ich es klar und deutlich sehen konnte, begann ich, es innerlich zu betrachten. Ich fand den Dämon eingesperrt und sehr einsam vor. Genau genommen sah ich das, was ich bisher mit mir selbst und meinen tiefsten Wünschen getan hatte. Ich hatte sie eingesperrt und mir nicht erlaubt, sie zum Ausdruck zu bringen. Also fing ich an, mich dem inneren Dämon zuzuwenden und ihn besser kennenzulernen. Ich baute eine innere Verbindung zu ihm auf, und er begann, sich zu verändern. Das Bild in meiner Vorstellung wandelte sich über die Jahre von einem hässlichen, unbehaarten, fledermausähnlichen Wesen zu einem wunderschönen, schillernden und starken Drachen. Und so wie sich diese Darstellung vor meinem inneren Auge wandelte, veränderte sich auch mein Umgang mit mir selbst.
Dann jedoch hatte ich ein Schlüsselerlebnis, durch das es schließlich zu der Methode kam, die ich Ihnen in diesem Buch vorstellen möchte. Unterwegs zu meiner Nachbarin, mit der ich inzwischen viele spirituelle Erfahrungen teilte und besprach, sah ich plötzlich vor meinem geistigen Auge einen Dämon. Ich ignorierte es und ging zu unserer Verabredung. Von da an begegnete mir dieses Phänomen allerdings ständig. Immer, wenn jemand zu mir kam, um einen Jenseitskontakt oder eine persönliche Beratung zu bekommen, sah ich zuallererst einen Dämon vor meinem geistigen Auge. Bisher kannte ich das ja nur von meiner eigenen Persönlichkeitsarbeit. Ich dachte damals, dass es meine eigenen Bilder seien, die mir halfen, mich selbst zu verstehen. Aber nun tauchten Bilder von verschiedensten Dämonen auch im Zusammenhang mit anderen Menschen auf, und das verunsicherte mich sehr.
Ich dachte mir: »Klarer Fall von Schizophrenie oder Wahnvorstellungen. Also doch verrückt!« Dann fragte ich aber glücklicherweise meinen geistigen Helfer, was das eigentlich solle, denn ich konnte mich seitdem nicht mehr richtig auf die eigentliche Arbeit konzentrieren, und das störte mich sehr. (Ein geistiger Helfer ist ein geistig unabhängiges Wesen, das dem Menschen als Begleiter zur Seite steht, solange er lebt. Für die meisten Menschen sind diese himmlischen Begleiter zwar nicht sichtbar, aber fühlbar. Manche bezeichnen diese Instanz auch als das höhere Selbst.)
Ich befürchtete, meine Arbeit nun nicht mehr machen zu können – eine Vorstellung, die mir einen gehörigen Schrecken einjagte. Mein geistiger Helfer erklärte mir jedoch, dass sich meine Arbeit nun um die nächste Ebene und Dimension erweitern würde. Ich solle mir diesen Dämon genau ansehen und die Bilder, die ich sah, sinnbildlich übersetzen. Genau so, wie ich es für mich selbst ja auch getan hatte. Zwar wusste ich immer noch nicht, wozu diese neue Ebene gut sein sollte, aber ich setzte den Rat trotzdem bei der nächsten Gelegenheit um, da ich selbst keine bessere Idee hatte.
Dann geschah etwas Erstaunliches: Ich erwartete eine Frau zu einer Einzelberatung, und wieder sah ich einen Dämon vor meinem geistigen Auge, der allerdings ganz anders aussah als mein eigener. Ich nahm mir die Zeit, ihn zu betrachten, und bekam auf diese Weise unglaublich hilfreiche Informationen über diese Frau. Ich erkannte, dass es ihr persönlicher Dämon war, und verstand plötzlich, wie ich diese Bilder zu deuten hatte. Das gab mir wichtige Einblicke, wie und wodurch sich diese Klientin selbst blockierte und welche Ängste sie...