Kapitel 2
Das ABC als Grundlage des inneren Archivs
Vorbemerkung: Die analografischen Denk-Techniken (Wort-Bilder = KaWa©.s und grafische Denk-Bilder = KaGa©.s), werden jenen LeserInnen, die sie noch nicht kennen, in Merkblatt Nr. 1 (S. 300 ff.) vorgestellt. Der Schwerpunkt des vorliegenden Buches liegt im Denk-Werkzeug der ABC-Listen (Wissens-ABC.s).
Wenn Sie Quizaufgabe Nr. 12 angegangen sind, dann kennen Sie inzwischen Ihre erste AUSBEUTE. Falls Sie lieber alle Quizaufgaben nur ausführen, wenn Sie direkt darum gebeten werden (wenn die Diskussion unmittelbar folgt), dann ist dies hier zum ersten Mal in diesem Buch der Fall. Befassen Sie sich bitte kurz mit Quizaufgabe Nr. 12 (es kostet Sie, inklusive Anweisung lesen und ausführen, garantiert unter vier Minuten!).
Wieviele Tiere fielen Ihnen beim ersten Mal spontan ein? Tiere.
Im Seminar lasse ich die TeilnehmerInnen gerne vorab raten, wieviele Tiere sie wohl innerhalb von 2 Minuten finden werden, ehe wir die Aufgabe konkret durchführen. Das sieht dann so aus:
Geraten (vorab): Tatsächlich aufgeschrieben:
Nun möchten Sie vielleicht vergleichen? Die Erfahrungen für TIERE sehen wie folgt aus: Geraten (vorab) werden im statistischen Durchschnitt 19, tatsächlich aufgeschrieben jedoch nur 8. Wie ist es Ihnen ergangen?
Wenn Sie besser geraten haben, dann gratuliere ich Ihnen, aber wenn Sie später mit Freunden in ähnlicher Weise spielen wollen, dann erklären Sie diesen immer, wie die statistischen Durchschnittswerte aussehen. Das ist für all jene, die sich ebenfalls verschätzt haben, sehr hilfreich.
Es mag uns im ersten Ansatz erstaunlich erscheinen, daß so viele Leute dermaßen „dramatisch danebenraten“. Aber bitte fragen Sie sich:
Wann hatten Sie denn Gelegenheit, assoziatives Denken zu trainieren? Bis auf wenige Spiele (wie z.B. Stadt-Land-Fluß) gab es in der Regel nicht sehr viel. Da aber das Denken assoziativ abläuft, bedeutet das: Je besser Sie Ihre „assoziativen Muskeln“ spielen lassen können, desto günstiger für Sie, denn:
1. Es fällt Ihnen mehr ein, wenn es darauf ankommt – Sie werden intelligenter (zumindest wirken Sie so!).
2. Sie können unter mehr Gedanken/Ideen wählen, ehe Sie sich äußern, damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit „guter“ (intelligenter) Gedanken.
3. Je mehr Gedanken/Ideen Sie zur Auswahl haben, desto mehr (neue) Kombinationen können Sie ausprobieren, wodurch Sie kreativer werden (zumindest wirken Sie so!).
4. Je mehr Auswahl Sie haben, desto (selbst-)sicherer fühlen Sie sich. Das ist gut fürs Selbstwertgefühl! So macht Denken Spaß!
5. Je mehr Freude es Ihnen macht, desto mehr Lust haben Sie, öfter zu denken (Warnung: Das kann eines Tages zum Hobby werden!). Dadurch kommen Sie dem Ideal des Menschen, für das wir einige Jahrtausende zu früh die Bezeichnung HOMO SAPIENS (Homo = Mensch; sapiens = weise, wissend) wählten, ein wenig näher …
Womit wir bei einem Aspekt angelangt sind, den ich Stadt-Land-Fluß-Effekt nenne. Wer in seiner Kindheit dieses Spiel spielte, weiß, daß geübte SpielerInnen natürlich weit besser abschneiden.
Es gilt, zu einem willkürlich ausgelosten Buchstaben so viele Städte, Länder und Flüsse zu notieren, wie man kann. Dabei arbeitet man gleichsam quer, denn das Blatt wird in Spalten unterteilt, die man füllt. Oft gilt die Regel: Wer seine Zeile zuerst gefüllt hat, schreit „fertig“ und alle müssen zu schreiben aufhören. Aber man kann hier natürlich auch absprechen, daß man pro Buchstaben 30 Sekunden Zeit läßt, so daß man mehr als eine Lösung pro Spalte eintragen kann. Wenn man den Wettbewerb liebt, kann man am Ende jeder Runde Punkte für gefundene Lösungen vergeben.
Ich schlage gerne vor, das Spiel ein wenig zu variieren, und eine neue Kategorie einzuführen. Angenommen, wir sitzen mit einer Gruppe eingefleischter Stadt-Land-Fluß-Spieler beisammen und wir sind nicht soooooooo gut, dann könnten wir eine Kategorie vorschlagen, in der wir uns gut auskennen, weil unser Wissens-Netz hierzu viele Fäden besitzt. Das würde die Sache schön ausgleichen. Probieren Sie es aus; spielen Sie doch demnächst einmal Stadt-Land-Quantenphysik, wobei Sie für „Quantenphysik“ ein Gebiet einsetzen, auf dem Sie kompetent sind! Übrigens kann man auch alleine spielen. Aber:
Ob alleine oder als Gruppe, Sie haben immer zwei Möglichkeiten: Entweder Sie spielen „quer“ (wie im klassischen Stadt-Land-Fluß-Spiel) oder Sie spielen senkrecht, indem Sie pro Stichwort (= Thema) ein komplettes Wissens-ABC anlegen.
Sie müssen ja nicht gleich drei ABC.s schreiben, je eins für Stadt, Land und Fluß (bzw. Quantenphysik oder Ihren Kompetenz-Bereich), es reicht ein Stichwort, zu dem Sie ein ABC anlegen. Das geht allein oder als Gruppe! Wenn Sie in Kapitel 1 mitgespielt haben, dann haben Sie sich im Anlegen einer Tierliste versucht und auf Seite 379 Ihr Ergebnis eingetragen.
Vergleichen Sie dies nun mit der Ausbeute einer anderen Person. Als „Ausbeute“ wollen wir den (geistigen) REICH-tum bezeichnen, der in unserem Wissens-Netz darauf wartet, aktiviert zu werden. Dabei gilt die alte Regel:
Je häufiger wir bestimmte Gedanken- (und Nerven-)Ver-BINDUNG-en bereits geknüpft und verstärkt haben, desto schneller schießen uns die dazugehörigen Assoziationen in dem Kopf.
Fallbeispiel: Tierliste Nr. 1
1. Affe
B - ????
C ??????
D - ????
2. Esel
3. Fuchs
G - ???
4. Hund
I - ???
J - ??
5. Katze
6. Löwe
7. Maus
N - ???
O - ???
8. Papagei
Q - ???
9. Rind
10. Schwein
T - ???
U - ???
11. Vogel
12. Wildschwein
X - ?????
Y - ???
Dem einen fallen Tiere leichter als einem anderen, der sich mit Pflanzen oder Städten „leichter tut“; aber je mehr wir trainieren, desto besser werden wir – gleichgültig wie unser Ausgangspunkt aussieht. Jemand, der beim ersten Durchgang nur wenige Assoziationen findet, mag denken, er wisse nicht viel (zu diesem Stichwort), aber er irrt. Denn: Unser passives Wissen übersteigt unser aktives (zu jedem Thema) um einen Faktor von mindestens 5 bis zu einem Faktor 50 oder mehr. Wir können also z.B. mindestens 5-mal so viele Wörter erkennen (passives Wissen) wie wir aktiv einsetzen! Viele SeminarteilnehmerInnen klagen manchmal, sie würden sich gerne gewählter ausdrücken, aber sie haben nicht viel zu wählen.
Nun, passiv haben sie weit mehr Informationen als sie aktiv (bewußt) wissen, und ABC-Listen geben uns die Möglichkeit, dieses passive (unbewußte, implizite) Wissen anzuzapfen. (Wir kommen vor allem im Modul „COUVERT-TECHNIK“ [S. 83 ff.] hierauf zurück.) Wiederholen Sie ABC-Listen zu bestimmten Themen und Sie stellen fest:
Wer regelmäßig ABC-Listen zu einem bestimmten Thema schreibt, produziert nach ca. 15 bis 25 Listen (siehe unten) weit mehr Begriffe aktiv, als am Anfang – auch wenn er in der Zwischenzeit absolut nichts zum Thema gelesen, gehört oder gelernt hat!
Warum 15 bis 25 Listen nötig sind
Stellen wir uns unser passives Wissen als zum Grunde sinkend vor. Es bleibt Teil unseres Wissens (und unseres Wissens-Netzes), ist aber nicht mehr sofort greifbar und wird umso schwerer zugänglich, je länger es nicht benutzt wird!
Und umgekehrt: Was häufig aktiviert wird, bleibt weit oben. Was lange nicht aktiviert wurde, kann sehr weit nach unten „abtauchen“. Es befindet sich in den berühmt-berüchtigten metaphorischen 11 km unseres unbewußten Wissens. Wenn eine Information nur ein wenig abgesunken ist, genügen die ersten, sagen wir 15 ABC.s (zu diesem Stichwort), und wichtige Ideen beginnen wieder nach oben zu wandern. Da jede mit vielen weiteren Assoziationen vernetzt ist, erhalten auch jene ein Signal und beginnen langsam wieder aufzutauchen. War dieses Thema aber schon sehr weit abgesunken, dann kann es sein, daß wir erst nach 20 oder 25 ABC-Listen die Wirkung zu spüren beginnen! Wobei...