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| SCHATTENKRIEGE DER USA IN AFRIKA: OBAMAS KAMPF UM AFRIKA
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12. JULI 2012
Sie nennen sie die Neue Gewürzroute, als Hommage an das mittelalterliche Handelsnetz, das Europa, Afrika und Asien miteinander verband. Bloß hat die heutige »Gewürzroute« nichts mehr mit Zimt, Nelken oder Seide zu tun. Sie ist vielmehr der Superhighway einer Supermacht, auf der Lkws und Schiffe über eine sich vergrößernde Verkehrsinfrastruktur zu Lande und zu Wasser Treibstoff, Nahrungsmittel und Kriegsgerät zu einem Netz von Versorgungsdepots, kleinen Camps und Flugplätzen transportieren, die einer schnell wachsenden Präsenz des US-Militärs in Afrika dienen sollen.
In den Vereinigten Staaten wissen nur wenige von diesem Superhighway oder von den Dutzenden von Übungsmissionen und gemeinsamen militärischen Manövern, die in Staaten durchgeführt werden, die die meisten Amerikaner nicht einmal auf der Landkarte finden würden. Noch weniger haben eine Ahnung davon, dass sich die Militärs beim Erschaffen eines größeren militärischen Fußabdrucks in Afrika auf Marco Polo und die Königin von Saba berufen. All dies spielt sich auf dem »schwarzen Kontinent«, wie man ihn in früheren imperialistischen Zeiten nannte, im Verborgenen ab.
In ostafrikanischen Häfen treffen riesige Frachtcontainer mit täglichen Bedarfsgütern für ein gieriges Militär ein. Sie werden auf Lkws verladen, mit denen sie dann über zerfurchte Straßen zu staubigen Stützpunkten und abgelegenen Vorposten weitertransportiert werden.
Die Dimensionen dieses Schattenkriegs sind an den Lkw-Rastplätzen zu erkennen, an denen einheimische Fahrer auf ihren Langstrecken eine Pause einlegen, zum Beispiel auf der Straße von Dschibuti nach Äthiopien. Dasselbe gilt für andere afrikanische Länder. Die Knotenpunkte dieses Netzwerks erzählen einen Teil der Geschichte, darunter Manda Bay, Garissa und Mombasa in Kenia, Kampala und Entebbe in Uganda, Bangui und Djema in der Zentralafrikanischen Republik, Nzara im Südsudan, Dire Dawa in Äthiopien und der afrikanische Vorzeigestützpunkt des Pentagons in Dschibuti, Camp Lemonnier.
Laut Pat Barnes, einem Sprecher des US Africa Command (AFRICOM), fungiert Camp Lemonnier als einzige offizielle US-Basis auf dem afrikanischen Kontinent. »Hier sind über 2000 Angehörige des US-Militärs stationiert«, teilte er TomDispatch per E-Mail mit. »Die wichtigste Organisation des AFRICOM in Camp Lemonnier ist die Combined Joint Task Force-Horn of Africa (CJTF-HOA). Die Bemühungen der CJTF-HOA konzentrieren sich auf Ostafrika. Sie arbeitet mit Partnerstaaten zusammen, um diese dabei zu unterstützen, ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken.«
Barnes merkte auch an, dass Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums US-Botschaften in ganz Afrika zugeteilt sind, wozu die 21 einzelnen Büros für Sicherheitszusammenarbeit gehören, die dafür zuständig sind, militärische Zusammenarbeit mit »Partnerstaaten« zu erleichtern. Er beschrieb die beteiligten Truppen als kleine Teams, die gezielte Operationen ausführen. Barnes gab zu, dass »AFRICOM an etlichen Standorten in Afrika eine kleine und vorübergehende Präsenz von Personal hat. In allen Fällen sind diese Militärangehörigen Gäste in den Einrichtungen des Gastgeberlandes und arbeiten entweder mit den Armeeangehörigen des Gastgeberlandes zusammen oder in Abstimmung mit ihnen.«
SCHATTENKRIEGE
Camp Lemmonier war 2003, als die Combined Joint Task Force-Horn of Africa (CJTF-HOA) dort aufgestellt wurde, in der Tat der einzige größere US-Außenposten in Afrika. In den darauffolgenden Jahren haben Pentagon und CIA dezent und weitestgehend unbemerkt ihre Truppen über dem ganzen Kontinent verteilt. Heute unterhalten die Vereinigten Staaten entgegen offiziellen Angaben eine überraschend hohe Anzahl von Militärbasen in Afrika. Und die afrikanischen Streitkräfte zu »stärken« erweist sich als wirklich dehnbarer Begriff für das, was dort vor sich geht.
Unter Präsident Obama haben die Einsätze in Afrika weit über die eher begrenzten militärischen Interventionen der Bush-Jahre hinaus sogar noch zugenommen: Da war der Krieg in Libyen 2011, eine regionale Drohnenoffensive, bei der die Einsätze von Flughäfen und Stützpunkten in Dschibuti, Äthiopien und den Seychellen aus geflogen wurden. Dann gab es eine Flotte von 30 Schiffen im Indischen Ozean, die regionale Einsätze unterstützte, und eine mehrgleisige Offensive durch Militär und CIA gegen Milizen in Somalia, zu der Operationen des Geheimdienstes, Schulungen somalischer Agenten, ein geheimes Gefängnis, Hubschrauberangriffe und US-Kommandounternehmen gehörten, sowie eine massive Bereitstellung von Bargeld für Operationen zur Terrorismusbekämpfung überall in Ostafrika. Möglicherweise gab es einen heimlich durchgeführten altmodischen Luftkrieg in der Region, bei dem bemannte Flugzeuge eingesetzt wurden. Es wurden zig Millionen US-Dollar in die Bewaffnung alliierter Söldner und afrikanischer Truppen gesteckt, und es wurde ein Spezialkommando (unterstützt von Experten des US-Außenministeriums) als Expeditionskorps entsendet, um dabei zu helfen, den Anführer der Lord’s Resistance Army, Joseph Kony, und seine höherrangigen Kommandeure zu ergreifen oder zu töten. All das kratzt nur an der Oberfläche dessen, was Washingtons schnell wachsende Pläne und Aktivitäten in der Region ausmacht.
Um diese wie Pilze aus dem Boden schießenden Missionen zu unterstützen, werden fast ständig Ausbildungs-operationen und gemeinsame, Allianzen schmiedende Übungen unternommen, und auf dem ganzen Kontinent sprießen Außenposten jeglicher Art hervor, die durch ein sich ausdehnendes geheimes Versorgungsnetz verbunden sind. Die meisten amerikanischen Stützpunkte in Afrika sind noch immer klein und bescheiden, doch sie erwecken immer mehr den Anschein größerer und dauerhafter Einrichtungen. Fotos des Camp Gilbert in Äthiopien aus dem Jahr 2011 zum Beispiel, die von TomDispatch untersucht wurden, zeigen eine Militärbasis voller klimatisierter Zelte, mit Frachtcontainern, 55 Gallonen fassenden Fässern und anderer, auf Paletten geschnürter Ausrüstung, doch ebenso Freizeitanlagen mit Fernsehgeräten und Videospielen sowie ein gut ausgestattetes Fitnessstudio mit Trimmrädern, Hanteln und anderen Sportgeräten.
KONTINENTALVERSCHIEBUNG
Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 rückte das US-Militär in größerem Umfang in drei wichtigen Regionen ein: Südasien (hauptsächlich Afghanistan), Nahost (in erster Linie Irak) und das Horn von Afrika. Die Vereinigten Staaten ziehen sich aus Afghanistan zurück und haben den Irak bereits verlassen. Doch Afrika bleibt für das Pentagon eine Wachstumschance.
Gegenwärtig sind die Vereinigten Staaten unmittelbar und durch Stellvertreter an Militär- und Überwachungsoperationen gegen eine immer länger werdende Liste regionaler Feinde beteiligt. Dazu zählen El Kaida im Maghreb in Nordafrika, die islamistische Bewegung Boko Haram in Nigeria, die El Kaida nahestehenden Kämpfer im Libyen der Nach-Gaddafi-Zeit, Konys blutrünstige Lord’s Resistance Army (LRA) in der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan, Malis islamistische Rebellengruppe Ansar Dine, die al-Shabaab-Miliz in Somalia und die Guerillakämpfer von El Kaida auf der Arabischen Halbinsel jenseits des Golfs von Aden im Jemen.
Nachforschungen der Washington Post enthüllten, dass von Auftragnehmern betriebene Aufklärungsflugzeuge, die in Entebbe, Uganda, stationiert sind, auf Geheiß des Pentagons das von Konys LRA genutzte Gebiet absuchen, und dass ein- oder zweihundert US-Kommandosoldaten sich auf Manda Bay einen Stützpunkt mit dem kenianischen Militär teilen. Außerdem werden US-Drohnen vom Arba Minch Airport in Äthiopien aus und von den Seychellen im Indischen Ozean eingesetzt, während von Camp Lemonnier Drohnen und F-15 Jagdbomber als Teil der Schattenkriege fliegen, die vom US-Militär und dem CIA im Jemen und Somalia geführt werden. Aufklärungsflugzeuge, die für Spionageeinsätze über Mali, Mauretanien und der Sahara genutzt werden, fliegen auch Missionen von Ouagadougou in Burkina Faso aus, und Pläne für eine vergleichbare Basis im 2011 unabhängig gewordenen Staat Südsudan sind Berichten zufolge in Arbeit.
US-Sondereinsatzkräfte sind auf einer Reihe noch undurchsichtigerer vorgeschobener Operationsbasen auf dem afrikanischen Kontinent stationiert, darunter eine in Djema in der Zentralafrikanischen Republik und andere in Nzara im Südsudan und Dungu in der Demokratischen Republik Kongo. Die USA hatten auch in Mali Truppen stationiert, obwohl sie im Anschluss an einen Staatsstreich die militärischen Beziehungen zu diesem Land offiziell ausgesetzt haben.
Recherchen von TomDispatch zufolge hat die US-Marine zusätzlich einen vorgeschobenen Operationsstandort in Dire Dawa, Äthiopien, bekannt als Camp Gilbert, der vorwiegend mit Seabees [von Abkürzung CB für Construction Battalion, den Bautruppen der US-Navy], Personal für zivile Angelegenheiten und Truppen zum Schutz der eigenen Sicherheit bemannt ist. Neben Camp Lemonnier unterhält das US-Militär noch einen weiteren zwielichtigen Außenposten in Dschibuti, eine Marinehafenanlage, die nicht einmal einen Namen hat. AFRICOM beantwortete keinerlei Anfrage nach weiteren Informationen zu diesen Militärstützpunkten.
Außerdem sind US-Sondereinsatzkräfte in der Zentral-afrikanischen Republik von einem Militärlager in Obo aus mit Operationen gegen die LRA befasst, doch auch über diese Basis hört man nicht viel. »Angehörige des US-Militärs, die bei der Jagd auf Joseph Kony mit regionalem Militär zusammenarbeiten, sind...