Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,0, Universität Stuttgart (Institut für Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Fachdidaktik Deutsch: Interpretieren, Sprache: Deutsch, Abstract: Wir verstehen jeden Tag. Wir können etwas oder jemanden verstehen, können Kunst, Musik, Literatur oder einfach einen anderen Menschen verstehen - oder auch nicht. Es ist ersichtlich, dass das 'Verstehen' kein Prozess ist, der der Wissenschaft beziehungsweise der wissenschaftlichen Diskussion vorenthalten ist, sondern etwas zutiefst Menschliches und damit etwas zutiefst Alltägliches. Fast in jeder Lebenssituation konstituieren wir als Menschen uns als verstehende Wesen, auch wenn dies oftmals als Reflex stattfindet, der weder ins Bewusstsein rückt, noch willentlich unterdrückt werden kann. Verstehen findet immer statt. Selbst dann wenn wir meinen etwas nicht zu verstehen, scheint in dieser Feststellung schon etwas Verstandenes auf. Das Nicht-Verstehen ist also etwas Positives: das Fehlende, vergleichbar mit dem Phänomen das Heidegger anspricht, wenn er vom nicht zuhandenen Hammer schreibt, der erst im Fehlen bewusst wird. Versucht man das 'Verstehen', wenn auch 'nur' im alltäglichen Sinne, zu definieren, so wird man schnell zu der Erkenntnis kommen, dass dies nicht einfach ist. 'Verstehen' ist ein sehr vielschichtiger Begriff, der sich auf verschiedenen Ebenen menschlicher Kommunikation bewegt. charakteristisch für diesen Akt ist eine geistige Leistung, die jedes symbolverwendende Wesen innerhalb einer sprachlichen Gemeinschaft vollzieht. Der Begriff der sprachlichen Gemeinschaft impliziert zweierlei: zum einen handelt es sich beim Verstehen meist um das Verstehen von Sprache, zum anderen weist der Begriff der Gemeinschaft daraufhin, dass sich das alltägliche Verstehen 'unter den pragmatischen Vorzeichen eingespielter sozialer Praxis vollzieht'. Das Verstehen funktioniert hier wie von selbst, da einsozialisierte Deutungsroutinen gleichsam automatisch funktionieren. Wir versuchen stets unsere Umwelt durch Rückgriff auf Altes (im Idealfall schon Verstandenes) und Bekanntes zu verstehen und verschaffen uns damit selbst Sicherheit und Ordnung. Gadamer geht in stets kritischer Auseinandersetzung mit der Wissenschaft der Hermeneutik sogar davon aus, dass 'Verstehen die Seinsweise des Daseins selbst sei, das alle Menschen verbindende Element, um die Welt zu begreifen und Erfahrungen zu teilen'. Sich an Gadamer orientierend schreibt Jean Grondin über das Verstehen treffend 'Das Verstehen ist weniger eine Erkenntnis als eine Erfahrung, die uns trägt und aus der wir zehren [...].
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