Zum Geleit
Der seit jeher zum religiösen Überzeugungsgut gehörende Glaube an die Existenz von Engeln und Geistern war nie ein blindes Fürwahrhalten, sondern beruhte weltweit auf uraltem Erfahrungswissen. Nunmehr scheint es an der Zeit zu sein, unleugbare Tatsachen aus dem Bereich mystischer Vorstellungen herauszuheben, sie unter Einbeziehung von Aspekten unseres heutigen wissenschaftlichen Weltbildes neu zu beleuchten und vermehrt in unser Alltagsdenken einzugliedern, statt sie törichterweise und stur zu leugnen.
Unter dem Arbeitstitel „Keiner ist verlassen“ plante ich bereits vor mehr als 25 Jahren die Abfassung eines Buches der nun vorliegenden Art. Es unterblieb jedoch, weil damals eine regelrechte Welle an Literatur über Engel einsetzte. An sich ein erfreuliches Zeichen geistigen Aufbruchs in einer fast nur dem materialistischen Denken zugewandten Zeit. Viele Zeitgenossen scheinen eben von all dem, was in punkto Sinn, Zweck und Ziel unseres Daseins von Kanzeln und Kathedern verkündet wird, ziemlich unbefriedigt zu sein. So mancher geistig heimatlos gewordene, aber nach wie vor den Lebenssinn suchende Mensch, legt sich in Anbetracht des zunehmend chaotischen Weltgeschehens die bange Frage aus Schuberts Deutscher Messe vor: „Wohin soll ich mich wenden?“ Zwar deckt ein immer umfangreicher werdendes Schul- und Spezialwissen voll die Bedürfnisse unseres Verstandes- und Erwerbsdenkens, Herz und Gemüt aber gehen dabei leer aus. Deshalb beginnen anscheinend viele einzusehen, daß der Mensch wirklich „nicht vom Brot allein“ lebt. Es macht sich daher allenthalben eine Art „spirituelles Vakuum“ bemerkbar, das viele zu einem verhängnisvollen Fatalismus verleitet. Aber eben: „Wohin soll ich mich wenden? Was vermag mir einen festen seelischen Halt zu geben in den oft hart und sinnlos erscheinenden Wechselfällen des Lebens? Hat unser Dasein überhaupt einen Sinn, der über Fortpflanzung, Gelderwerb und Triebbefriedigung hinausreicht?“
Mehr denn je würde heute eine Neubesinnung auf wirklich Wesentliches dringend Not tun; aber was ist wesentlich? Meines Erachtens gehören zum Wesentlichsten: glaubwürdig-vernünftige Antworten auf die Grundfragen nach unserem Woher und Wohin, über das Wozu jenes Theaters, das wir „Leben“ nennen, und ob mit dem Tode wirklich „alles aus und vorbei“ sein soll oder ob dann noch etwas nachfolgt?
In diesem Buch wird versucht, aus einem rund 45jährigen Studien- und Erfahrungswissen heraus, eine Reihe akzeptabler Antworten auf den vorgenannten Fragenkomplex zu geben. Als Handreichung für Suchende basiert dieses Buch auf den Ergebnissen einer seit 150 Jahren international betriebenen parapsychologischen Forschung, plus jenem Weltbild, welches uns die Kernphysik aufzuzeigen begann. Daß das Ganze zuletzt ins Religiöse einmündet, dafür kann ich nichts; das ergibt sich logisch und zwangsläufig allein schon aus dem umfangreichen Material der vergleichenden Sterbe- und Jenseitsforschung. An öffentlicher Beachtung oder gar Anerkennung fehlt es allerdings weitgehend. Für die allerwärts Mächtigen, vor und hinter den Kulissen, stünde zu viel, wenn nicht alles auf dem Spiel. Ihr Denken und Tun würde sich als grundfalsch und selbstschädigend herausstellen. Ja, die Akzeptanz des in diesem Buch aufgezeigten neuen Weltbildes käme zugleich einer Konsequenzen bedingenden Anerkennung christlicher Verhaltensregeln gleich und würde das Ende aller Kriege, Revolutionen und Rüstungsgeschäfte bedeuten, alles macht- und profitorientierten Denkens, samt Börsenspekulation, politischer Verlogenheit, Rechtsbeugung und Unterdrückung. Verständlich, daß an den erwähnten Forschungen offiziell keinerlei Interesse besteht. – Nun, die Entwicklung läßt sich wohl verzögern und negativ beeinflussen, auf die Dauer jedoch nicht aufhalten. Gewiß, man kann vor unbequemen Dingen die Augen verschließen, aber an Tatsachen ändert dies absolut nichts. Und nur mit Tatsachen geben wir uns ab.
Und nun, mit Verlaub, etwas Privates:
Oft fragt man mich, wie ich zur Parapsychologie kam: Aus dem Kriege als Invalide zurückgekehrt, folgte die rigorose Heimatvertreibung (aus dem Sudetenland, jetzt Tschechien). Danach schreckliche Jahre einer überaus harten politischen Strafgefangenschaft. Zwar hatte ich keiner politischen Organisation angehört (aus der Hitlerjugend war ich wegen Opponierens ausgeschlossen worden, was mir schriftlich bestätigt wurde), aber irgend jemand hatte mich bei der russischen Besatzungsmacht wegen politischer Witze denunziert. Nach wochenlangen nächtlichen Verhören, halb verhungert, wurde ich schließlich nach § 58 Absatz 10 des sowjetischen Strafgesetzbuches wegen „antisowjetischer Propaganda“ zur Höchststrafe von 25 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Die ersten Hungerjahre verbrachte ich in einem mit 7.000 Menschen (auch Frauen) überbelegten und als „Schweigelager Nr. 4“ deklarierten Zuchthauskomplex. Keinerlei Verbindung zur Außenwelt. Für die Angehörigen galt man als vermißt. Nach dem Kriege! Es gab auch nichts zu lesen. Überhaupt kein Papier oder Schreibzeug, das war strengstens untersagt. Von derartigen Lagern gingen Transporte nach Sibirien. Wer Glück hatte, starb schon vorher. Viele Tausende sollen es, nach Schätzungen mitgefangener Ärzte, allein in unserem Lager gewesen sein. Die Leichen wurden allnächtlich fortgeschafft und unter reichlicher Beifügung von Chlorkalk verscharrt.
Für mich folgten später, wegen der Beteiligung an einem Ausbruchsversuch, zwei Jahre verschärfte Isolierhaft und anschließend ein Jahr „normale“ Einzelhaft. Was tut man in solch aussichtsloser Lage? Man beneidet die Toten, und klammert sich dennoch an das jämmerliche bißchen Leben! Und an das einzige, was einem möglicherweise verblieben war: an ein mühsam noch glimmendes Gottvertrauen. Hätte mir damals mein heutiges Wissen zur Verfügung gestanden, so wäre vieles besser zu ertragen gewesen. Auch hätte ich Mitgefangenen, als diese mich eines Tages um eine kleine Sonntagsandacht baten, viel mehr Trost und Kraft zum Durchhalten vermitteln können …
Als schließlich auch mich eine typische Lagerkrankheit gepackt hatte, die das nahende Ende erahnen ließ, sagte ich sinnierend zu einem Kameraden (aus Westdeutschland, namens Josef Klass): „Wenn es einen Herrgott gibt, so müßte er sehen, wie es mir geht.“ „Ja“, erwiderte Sepp, „das müßte er sehen.“ Zwei Tage darauf war ich frei![1]
Man wolle mich recht verstehen: Es liegt mir wahrlich fern, Mitleid erregen oder mich interessant machen zu wollen. Millionen anderen erging es weit schlimmer, sie verloren auf oft grauenhafte Weise ihr Leben. Damit meine ich alle Opfer von Haß und Kriegswahnsinn, ganz gleich welcher Nationalität. Sie alle sind ja Mitmenschen, und damit – aus meiner Sicht – Kinder Gottes. Meinen damaligen Peinigern und dem oder den Denunzianten habe ich längst verziehen; um deren nachtodliches Schicksal sind sie ohnehin nicht zu beneiden. Aufzeigen will ich mit den kurzen Angaben lediglich, wie und warum ich zur Parapsychologie kam. Bei ihr fand ich die ersehnte Aufklärung, worin der Tod eigentlich besteht. Zugleich glaube ich damit die Gründe erläutert zu haben, warum ich auf dem stürmischen Meer des Lebens keinen zuverlässigeren „Schwimmgürtel“ kenne als Religion. Manfred Kyber schrieb einmal, es sei letzten Endes eine Frage des eigenen Horizonts, ob jemand ohne Religion leben kann oder nicht. Bei dem grotesk geringen Ausmaß des heutigen Durchschnittshorizonts sei eine atheistische Einstellung allerdings sehr erklärlich. – Freilich meine ich wahre Religion, und keine solche, die Haß gegen Andersdenkende toleriert oder gar predigt.
Seit Jahrzehnten bin ich nun, ohne Missionierungsdrang, sachlich und objektiv bemüht, mein erarbeitetes Wissen weiterzugeben. In zahlreichen Publikationen, Vorträgen und Seminaren konnte ich vielen Mitmenschen zu einer eigenen Meinungsbildung verhelfen. Weltanschauliche Konsequenzen aus alledem zu ziehen, bleibt jedem selbst überlassen.
Was die im Buch wiedergegebenen Erlebnisse anbelangt, so sei man besonders bezüglich der Nahtodes-Erfahrungen auf der Hut vor pseudowissenschaftlichen Gegenargumenten. Mit Selbsttäuschung und dergleichen „Erklärungen“ haben solche Berichte verhältnismäßig selten zu tun; sie werden von den Erlebenden als absolute Realität empfunden, wirklicher noch als unsere Wirklichkeit im Hier und Jetzt.
Besonders eindrücklich pflegen Begegnungen mit Engeln und anderen Schutzwesenheiten zu sein. Als wahrhafte Gottesboten vermitteln sie uns ein bislang nie gekanntes Gefühl von Liebe und Geborgenheit. Und so, wie schon bei unserer Geburt und schließlich auch beim Sterben liebevolle geistige Helfer zugegen sind, so begleiten uns Engel und andere Geistwesen während unseres gesamten Erdendaseins. Wohl dem Menschen, der sich dieser Tatsache bewußt bleibt und die heilsamen Einwirkungsmöglichkeiten der Engel nicht durch den Leichtsinn einer verkehrten Lebensauffassung behindert oder gar völlig unterbindet.
Jener Urintelligenz aber, die wir Gott nennen, sowie deren Botschaftern, den heiligen Engeln und seligen Geistern, sei mit diesem Buch aufs innigste gedankt, daß mir dessen Abfassung in meinem 80sten Erdenpilgerjahr noch vergönnt und möglich war! Aufnahmebereiten Mitmenschen sei es zum persönlichen Nutzen und mit herz-lichten Segenswünschen in die Hand gegeben. Betont sei nur noch, daß eine seriös-unvoreingenommene und interdisziplinär betriebene Parapsychologie durchaus die Ehrenbezeichnung „Königin der Wissenschaften“ verdient, denn sie wäre ohne weiteres in der Lage, die...