Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: keine, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Geschichte), Veranstaltung: Schauprozesse als Stalinisierung, Sprache: Deutsch, Abstract: Warum wurde gerade Paul Merker (*01.02.1894 - ?13.05.1969) zur Hauptperson eines
eventuellen Schauprozesses in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands auserkoren?
Augenscheinlich scheint seine Vita nur eine unter mehreren der kommunistischen Politiker in
der Nachkriegszeit zu sein. Aber doch, so scheint es zumindest in Anbetracht der
geschichtlichen Ereignisse, muss ein Unterschied vorliegen und diesen gilt es zu
verdeutlichen. Nähert man sich dem Untersuchungsgegenstand 'Merker', so stößt man auf ein
durchaus zwiespältiges Bild. Auf der einen Seite wären da Historiker, wie Wolfgang Kießling
und Jeffrey Herf zu nennen, die dem Leser die Person Merkers als einen integren, makellosen,
sozialistischen Helden, der ganz im Gegensatz zur 'finsteren Machtclique' um Ulbricht stand,
vermitteln. Ihre Arbeiten lassen oftmals leider, neben der reichhaltigen Fülle an
wissenschaftlich auswertbaren Materialien, kritische Anmerkungen und die Berücksichtigung
globaler Zusammenhänge vermissen. Derart kann nun jedoch beim Leser der Eindruck
entstehen, Merker wäre zeitlebens mehr gewesen, als ein, wenn auch nicht gänzlich
unbedeutender Teil im großen Gesamtgefüge der KPD- bzw. der später daraus entstehenden
SED-Politik.
Andere neuere Ansätze, wie die eines Stefan Meining oder einer Karin Hartewig nähern sich
dem Untersuchungsgegenstand wesentlich kritischer und mehrdimensionaler. Zugleich
können sie aber nicht auf eigene reale Erfahrungen mit dem 'Objekt der Betrachtungen', wie
sie Kießling hat, rekurrieren. Ihr Motiv, die 'uneingeschränkte' Kritik an der Person und
dessen Umfeld wirkt daher manchmal zwanghaft und allzu künstlich. Insbesondere bei der
pauschalisierten Verknüpfung von Entscheidungen sowjetischer und ost-deutscher
Nachkriegspolitik mit angeblich existierenden aber nicht klar belegbaren antisemitischen
Vorurteilen der Akteure treten daher Mängel zu Tage. An diesen Stellen wird offensichtlich,
dass sich den oben angeführten 'merkophilen' nun klar 'merkophobe' Tendenzen
entgegenstellen.
Inwiefern nun diese neuerliche subjektive Betrachtung im folgenden Aufsatz einem zu starren
Schema unterliegt, mögen andere entscheiden. Fakt ist, damit reiht sich eine weitere Meinung
in den großen Reigen der vielen Deutungen ein. Und vielleicht besteht das Ziel
wissenschaftlicher Arbeit gerade darin, die kleinsten gemeinsamen Nenner der sich hier
gegenüberstehenden Positionen herauszuarbeiten, um das Wahrscheinlichste zu erhalten.
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