Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum bestimmte Dinge »Ihrer Seele guttun«? Sie spüren genau, wenn es geschieht. Aber wissen Sie auch genau, warum? Vielleicht genügt es Ihnen, dies einfach nur zu erleben und sich zu freuen. Aber vielleicht möchten Sie auch an Erkenntnis gewinnen und genauer verstehen, was da vor sich geht, wenn etwas besonders schön für Sie ist. Wenn Sie wüssten, was genau Ihrer Seele guttut, könnten Sie diesen Dingen vielleicht noch mehr Raum geben.
Andererseits stellt sich die Frage: Warum tun bestimmte Dinge Ihrer Seele nicht gut? Was genau läuft im Hintergrund ab, wenn sich für Sie etwas unschön anfühlt und warum ist es so? Wenn Sie das wüssten, könnten Sie dem vielleicht vorbeugen. Oder zumindest besser mit dem umgehen, was kommt.
Um zu verstehen, was Ihrer Seele guttut und was nicht, wird es Ihnen sehr helfen, wenn Sie selbst spüren und verstehen, was Ihre Seele überhaupt ist, was genau sie bewegt, wohin es sie zieht, was sie unterstützt und was sie auf ihrem Weg behindert.
Erfahrungsübung: Den Weg der Seele spüren
Die Wünsche des Ichs und die der Seele unterscheiden sich durch fein spürbare Unterschiede. Sie können üben, diese zu spüren. Achten Sie doch einmal auf Ihr spontanes Gefühl, wenn Sie sich die folgenden Fragen stellen:
Kann man wirklich glücklich sein, wenn die Seele unglücklich ist?
Am besten, Sie denken nicht lange darüber nach, sondern achten darauf, was Sie als Antwortimpuls bekommen. Für die folgenden Fragen nehmen wir einen Moment lang an, Sie müssten sich spontan zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden. Spüren Sie einfach, wohin es Sie eher zieht:
Worin liegt mehr Glück: Im Hinzubekommen oder im Freiwerden?
Was fühlt sich besser an: Zu gewinnen oder auszugleichen?
Was ist wertvoller: Etwas erreichen oder etwas verstehen?
Was wäre Ihnen wichtiger: Reich zu sein oder heil zu werden?
Die Alternativen in jeder Frage drücken die beiden Aspekte unseres Menschseins aus. Die erste ist vom Ich geprägt und die zweite von der Absicht der Seele. Beides ist natürlich, hat seinen Platz und ist völlig in Ordnung. Achten Sie dennoch auf die Unterschiede in Ihrem Antwortgefühl. Damit üben Sie sich darin, die feinen Unterschiede im Plan des Ichs und im Plan der Seele zu spüren.
| Ihre Seele folgt nicht Ihrem Verstand. Es gibt nur eine Möglichkeit: Ihr Verstand lernt, Ihrer Seele zu folgen. |
Ihre Seele legt fest, was sich für Sie gut anfühlt und Sie glücklich macht, und was sich wie eine Katastrophe oder Unglück anfühlt. Weil nun bei jedem Menschen der Seelenplan anders aussieht, können die gleichen Dinge oder Ereignisse, die den einen Menschen in größte Freude versetzen, für einen anderen Menschen der größte Alptraum sein.
»Lebe so, wie wenn du nochmals
leben könntest – dies ist deine Pflicht.
Denn du wirst in jedem Falle nochmals leben!
Der Satz vom Bestehen der Energie
fordert die ewige Wiederkehr.«
FRIEDRICH NIETZSCHE
deutscher Philosoph und klassischer Philologe
* 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen
† 25. August 1900 in Weimar
Zu den stärksten Kräften, die das Leben eines Menschen bewegen, gehören die Sehnsüchte. Wenn Sie eine bestimmte Sehnsucht deutlich in sich spüren können, haben Sie eine kristallklare Botschaft von Ihrer Seele aufgefangen. Kaum etwas ist deutlicher zu erkennen als die starken Gefühlswellen, die durch Sehnsüchte ausgelöst werden. Eine Sehnsucht kann so intensiv sein, dass Sie manchmal gar keine Wahl haben und ihr folgen müssen. Manche Menschen hören den »Ruf der Seele« so deutlich, dass sie alles stehen und liegen lassen und das Wagnis einer Veränderung auf sich nehmen.
WAS GENAU SIND SEHNSÜCHTE?
Wenn Sie sich ein Menschenleben ansehen und es mit der unglaublichen Vielzahl an Möglichkeiten vergleichen, wie ein Leben theoretisch ablaufen kann, werden Sie feststellen, dass ein einzelnes Leben ziemlich begrenzt ist. Selbst in ein intensiv gelebtes Leben kann nur ein winziger Bruchteil aller Möglichkeiten hineingepackt werden. Um Ihnen durch diesen Dschungel an Möglichkeiten den Weg zu den Ereignissen zu weisen, die für Ihre Seele wichtig sind, sendet sie Ihnen konkrete Sehnsüchte.
Was Sie also als Sehnsüchte in sich spüren, ist ein Teil des Plans Ihrer Seele; es sind sozusagen die Wünsche Ihrer Seele für dieses Leben, die Ihnen die Richtung weisen.
Warum hat Ihre Seele diese Wünsche? Warum schickt Sie Ihnen genau diese Sehnsüchte? Warum sind sie nicht völlig identisch mit denen anderer Menschen? Und warum fühlt es sich so schön an, wenn man dann doch jemanden findet, mit dem man Sehnsüchte teilen kann, weil er oder sie zumindest ähnliche in sich trägt?
Für Ihre Seele sind Sehnsüchte die nachklingenden Echos aus früheren Leben, vergleichbar mit starken Erinnerungen, die noch weiterwirken. Es sind Kräfte, die auf die Seele wirken, und in Form einer Sehnsucht teilt sie Ihnen diese mit. Für Sehnsüchte, die Sie zu praktischen Handlungen in diesem Leben antreiben, gibt es vier Arten von Ursachen.
SEHNSUCHTSURSACHE 1: Handlungen, die früher einmal begonnen wurden und nicht zu Ende gebracht werden konnten.
Jetzt wollen sie zu Ende gebracht werden. Jemand will zum Beispiel unbedingt sein Haus selbst umbauen, obwohl er das auch in Auftrag geben könnte. Oder Sie fühlen sich immer wieder zu einem ganz bestimmten fremden Land hingezogen, und jedes Mal, wenn Sie dort sind, geschieht etwas, das Sie deutlich berührt und verändert. Der Grund kann sein, dass Ihre Seele in diesem Land ein bedeutsames Leben hatte und bestimmte Erlebnisse nicht zu Ende bringen konnte.
Das ausgelöste Gefühl: Diese Sehnsüchte fühlen sich drängend an. Sie erzeugen eine Unruhe, die ständig etwas bestimmtes TUN will.
| Ihre Sehnsüchte sind die Wünsche Ihrer Seele für dieses Leben. |
SEHNSUCHTSURSACHE 2: Erlebnisse und Gefühle, die nicht zu Ende erlebt und gefühlt werden konnten und jetzt nach einem Abschluss drängen.
Im Gegensatz zu den oben genannten Handlungen müssen Sie selbst hierbei nicht unbedingt aktiv werden. Das Leben bringt Ihnen die Ereignisse, weil sie von Ihnen »zu Ende durchfühlt werden« sollen. Erleben bedeutet für die Seele dasselbe wie »durchfühlen«, denn auf der Ebene, auf der sie existiert, kann sie mit den materiellen Erlebnissen des Ichs nichts anfangen.
Das ist auch der Grund, warum man ein erlebnisreiches, überaus turbulentes Leben haben kann, ohne innerlich wirklich zu wachsen und ohne dass bestimmte Sehnsüchte dabei in Erfüllung gehen. Wenn man nur »Aktion« erlebt, ohne es wirklich zu durchfühlen, hat die Seele wenig davon. Erlebnisse, die nicht zu Ende durchfühlt wurden, werden so lange immer wieder auftauchen, bis man versteht, dass man sie nicht ignorieren oder umgehen, sondern wirklich fühlen soll.
Wenn Sie in Ihrem Leben solche Wiederholungen erkennen, können Sie sich selbst und Ihrer Seele helfen: Begeben Sie sich in das Erlebnis emotional hinein. Wenn es einige Zeit zurückliegt und innerlich nicht bewältigt worden ist, gehen Sie innerlich dorthin zurück und durchfühlen Sie es jetzt. Gehen Sie dabei über den Punkt hinaus, an dem Sie damals abgebrochen haben. Damit erhöhen Sie deutlich die Chance, dass ein ähnliches Erlebnis nicht mehr in Ihr Leben tritt. Es wird aus Sicht der Seele unnötig, wenn es durchfühlt wurde. Die Gefühle gehen nicht mehr in Resonanz und damit hört schließlich auch die Anziehung auf.
Das ausgelöste Gefühl: Sehnsüchte aufgrund von Erlebnissen, die nicht zu Ende erlebt wurden, erzeugen zu dem bestimmten Thema eine Art »suchende, unerfüllte Leere«. Man erlebt zwar seine Dinge im Leben, aber zu dem, was man wirklich gerne erleben will, bleibt man ein Suchender. Das Gefühl ist also die innere SUCHE.
SEHNSUCHTSURSACHE 3: Handlungen, die in einem früheren Leben ein Ungleichgewicht erzeugt haben und jetzt ausgeglichen werden können.
Sie kennen das aus Ihrem Alltag: Wenn Sie jemandem Unrecht tun, spüren Sie ein schlechtes Gewissen. Es tut Ihnen vielleicht leid und Sie würden es gerne wiedergutmachen. Oder ein anderer Mensch hat Ihnen Unrecht getan. Dann klären Sie das für sich selbst oder arbeiten mit der betreffenden Person daran, das Geschehene wieder ins Lot zu bringen.
Genau dieses Ziel hat auch Ihre Seele. Für sie sind die vielen Leben hintereinander wie ein einziges langes Leben. Sie möchte bestimmte Dinge, die mit anderen Seelen in anderen Leben stattgefunden haben, in Ordnung bringen und ausgleichen, weil es damals nicht mehr möglich war.
In diesem Leben spüren Sie das deutlich, wenn Sie sich einem einzelnen Menschen irgendwie verpflichtet fühlen, obwohl es dafür keinen wirklichen Grund gibt. Oder wenn Sie einer Gruppe von – zum Beispiel benachteiligten – Menschen besonders gerne Gutes tun möchten, weil deren Schicksal Sie sehr berührt.
Wenn Sie sich zum Beispiel leidenschaftlich für bestimmte Hilfsprojekte einsetzen, ob für Menschen, Tiere oder die Natur, ist das eine wundervolle Aufgabe. Doch woher kommt dieser Drang? Warum berühren uns dieses oder jenes Recht und Unrecht so sehr, dass wir uns dafür engagieren, es wieder in Ordnung zu bringen?
Weil es da »etwas gutzumachen« gibt. Ein großer Teil...