2. Das Gesetz der Anziehung
Das Gesetz der inneren Anziehung sagt dir, dass das, was dein ist, dich jederzeit sucht, wenn auch du es mit ganzer Kraft suchst und es nicht durch Zweifel von dir wegtreibst.
Es war niemals beabsichtigt, dass Gottes Kinder an irgendetwas Mangel leiden sollten. Wir leben im Schoß des Überflusses; rings um uns her ist Fülle von allem und jedem vorhanden, das ganze große Weltall ist überreich an allen Arten von schönen und wundervollen Dingen, die nur darauf warten, benutzt zu werden. Alles, was sich das Menschenherz nur wünschen kann, bietet die große schöpferische Vernunft uns an. Alles was wir zu tun haben, ist dem Gesetz der Anziehung zu gehorchen, das lautet: Gleiches zieht Gleiches an, wie das Sprichwort sagt: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“
Wohlstand und Überfluss zur Wirklichkeit zu machen, hängt nicht von des Menschen eigenem kleinem Verstand und seinen eigenen einseitigen Bemühungen ab. Die Frage ist die, ob er seinen Geist zu einem Magneten macht, der das, was der Mensch sich wünscht, anzieht.
Alles, dessen sich das Menschengeschlecht erfreut, hat es nach diesem Gesetz aus dem großen Meer der schöpferischen Vernunft an sich gezogen. Alle Erfindungen, alle Entdeckungen, alle Erleichterungen der Zivilisation – unsere Hospitäler, unsere Schulen, unsere Kirchen, unsere Bibliotheken und andere Einrichtungen, unsere Wohnungen mit ihrem Behagen und ihrer Verschwendung, dies alles haben wir aus dem großen kosmischen Vorratshaus nach demselben Gesetz an uns gezogen.
Es war die Absicht, dass unser Dichten und Trachten, unsere berechtigten Wünsche Erfüllung finden, unsere Sehnsuchtsträume wahr werden sollten. Unsere Unkenntnis des Gesetzes, nach dem wir an uns ziehen, was unser ist, bringt uns um diese Erfüllung.
Jungen, die mit ihren kleinen Stahlmagneten aus der Spielschachtel Versuche machen, bemühen sich oftmals, Holz-, Kupfer-, Gummiteilchen und Ähnliches damit aufzuheben. Natürlich geht dies nicht, denn der Magnet hat keine Verwandtschaft mit diesen Dingen, zieht sie nicht an, weil sie ihm selbst nicht gleich sind. Er zieht eine stählerne Nähnadel an, aber keinen hölzernen Zahnstocher. Mit andern Worten, er beweist das Gesetz: „Gleiches zieht Gleiches an.“
Kein Tag vergeht, an dem wir nicht dieses Gesetz irgendwie im Menschenleben bewiesen sehen. Zuweilen sind diese Beweise sogar sehr trauriger Natur. Durch die Wirkung desselben Gesetzes, dass uns Krankheit und Tod zuziehen kann, ziehen wir auch Armut oder Reichtum, Erfolg oder Misserfolg an. Der Geist ist zu jeder Zeit der Magnet für irgendetwas. Er ist ein Magnet für alles, den Gedanken, die Überzeugung, die zur betreffenden Zeit in ihm herrschend sind, und es ist eine herrliche, großartige Sache, dass wir selbst bestimmen können, was der Geist anziehen, welche Art von Magnet er sein soll.
Wenn dein Geist dem Wohlstand und dem Gedeihen zugewandt ist, wenn du des starken Glaubens bist, die Armut hinter dir zu lassen und Wohlstand und Überfluss zu erlangen, und wenn du dauernd in verständiger Weise danach strebst, dein Sehnen zu verwirklichen, dann wir dir das auch gelingen. Das ist das Gesetz, und wenn du dem Gesetz gehorchst, wirst du guten Erfolg erzielen. Du kannst aber auch das an dich ziehen, was nicht gut für dich ist, was dich verdammt, was dir Schmerz und Demütigung verursacht. Wenn du deinen Geist darauf einstellst, wird dir das Gesetz der Anziehung diese schlimmen Dinge zuführen.
Wenn wir nur die geistigen Vorgänge vor Augen sehen könnten, wie alles, was der Geist festhält, und die Dinge zuleitet, die unsern Gedanken entsprechen. Wenn wir sehen könnten, wie der wachsende Misserfolg, die noch schlechteren Geschäfte, die immer mehr steigenden Schulden und Verluste auf uns zukommen, gerade darum, weil wir uns in Gedanken mit diesen Dingen in Verbindung gesetzt haben, wir würden es aufgeben, uns um Sachen Kummer zu machen, die wir nicht haben möchten, und würden nur das in Gedanken tragen, was wir uns wünschen, und uns bemühen, mehr an uns zu ziehen, anstatt weniger, Reichtum statt Armut, Erfolg statt Misserfolg.
Ach, wie oft machen wir nicht unsern Geist zu einem Magneten für feindliche Gedanken, Armutsgedanken, Krankheitsgedanken, Furchtgedanken, Kummergedanken, und dann erwarten wir dennoch, dass in irgendeiner Weise ein Wunder geschehe und diesen verneinenden Ursachen eine erfolgreiche Wirkung beschieden sei. Allein kein Wunder kann eine solche Wirkung hervorbringen. Die Wirkung entspricht stets der Ursache.
Nicht das, wonach wir uns am meisten sehnen, nicht das, was wir uns wünschen, sondern das uns Eigene, das, was unsere Gedanken beherrscht, unserer geistigen Haltung die Richtung gibt, das wird durch das Gesetz der Anziehung uns zugeführt. Es kann aber wohl sein, dass es uns gerade das zuführt, was wir verabscheuen und wovon wir gerne befreit sein möchten; unsere Gedanken haben jedoch darauf geweilt und haben das geistige Modell gebildet, nach dem unser Leben geformt wurde.
Bis vor kurzem haben viele nicht verstanden, was Hiob meinte, als er sagte: „Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und was ich sorgte, hat mich getroffen.“ Heutigen Tages wissen wir, dass er damit ein geistiges Gesetz ausgesprochen hat, das so unerbittlich besteht, wie die mathematischen Gesetze. Wir wissen, dass wir den Dingen, die wir am meisten fürchten, vor denen uns graut und denen wir entrinnen möchten, gerade durch unsere Furcht nachlaufen. Dadurch, dass wir sie kommen sehen, sie uns vergegenwärtigen, ziehen wir sie zu uns her und drehen eben dadurch gerade den Dingen, die wir uns am meisten ersehnen, den Rücken.
Die Zeit wird kommen, wo das Gesetz der Anziehung als die größte Macht der Welt erkannt sein wird. Dies ist das Gesetz, auf dem aller Erfolg, jeder Charakter und alles Lebensglück aufgebaut ist. Geistige Anziehung ist die einzige Macht, worauf wir mit Erfolg bauen können. Es ist ein unerschütterliches Gesetz, dass alles und jedes das ihm Gleiche anzieht, dass Gleiches zu Gleichem strebt; wenn du deinen Geist zu einem Magneten machst, so zieht er das an, was ihm selbst, deinen Gedanken, deinen Beweggründen, deiner überwiegenden geistigen Haltung entspricht.
Die Redensart: „Geld will zu Geld“, spricht nur dieses Gesetz aus: „Gleiches zieht Gleiches an.“ Die wohlhabenden Klassen denken den Wohlstand, glauben daran, arbeiten dafür, bezweifeln keinen Augenblick ihr Recht, alles Geld und alle Güter, die sie brauchen, zu besitzen, und darum erhalten sie sie auch ganz natürlich. Sie handeln genau nach dem Geist und nach dem Buchstaben des Gesetzes der Anziehung. Wir alle, die wir es im Leben zu etwas bringen, handeln nach diesem Gesetz, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.
Mancher wundert sich darüber, dass so viele schlechte, lasterhafte Menschen im Leben Erfolg haben, sich ein großes Vermögen erwerben, während so viele gute, redliche Menschen nicht vorankommen können. Aber die Moral eines Menschen hat nun einmal mit seiner Fähigkeit, Geld zu verdienen, nichts zu schaffen, dies eine ausgenommen, dass Ehrlichkeit jederzeit der beste Handelsgrundsatz ist. Die Frage ist allein die, wer dem Gesetz, dass Gleiches Gleiches anzieht, gehorcht und wer nicht. Auch ein ganz schlechter Mensch kann das Gesetz der Anziehung befolgen und ein Riesenvermögen zusammenbringen. Wenn er ehrlich ist, so werden seine Fehler und schlechten Sitten, wird seine Lasterhaftigkeit die Auswirkung dieses Gesetzes nicht hindern. An sich ist dieses Gesetz weder moralisch noch unmoralisch.
Unendlich viele Menschen ziehen die verkehrten Dinge an, weil ihnen dieses Gesetz nicht bekannt ist. Sie haben nie gelernt, dass das große Geheimnis des Glücks, der Gesundheit und des Erfolges darin liegt, einen aufbauenden geistigen Zustand festzuhalten, den Geisteszustand, der die guten Dinge, die wir uns wünschen, an sich zieht. Sie wissen nicht, dass alles, was uns das Leben bringt, es sei Großes oder Kleines, in der Hauptsache von den Gedanken bedingt ist, die wir festhalten. Wir vermögen dadurch ebenso leicht die Dinge an uns ziehen, die wir uns wünschen, wie die, die wir verabscheuen und gerne los sein möchten. Es kommt darauf an, welches Bild wir uns im Geist vergegenwärtigen; nach diesem Modell formt sich, was uns umgibt.
Gleiches zieht Gleiches an, Misserfolg mehr Misserfolg, Armut mehr Armut, Hass mehr Hass, Neid mehr Neid, Missgunst mehr Missgunst, Bosheit mehr Bosheit. Alles hat die Macht, das ihm Gleiche anzuziehen. Die Gefühle des Hasses und der Missgunst sind ein Same, den wir in den weiten Boden des Weltalls säen, und nach ewigen Gesetzen geht uns daraus eine Ernte auf, die dem Samen gleich ist. Was wir säen, das werden wir ernten. Alles hat nur die Macht, wieder etwas ihm Gleiches hervorzubringen. Von diesem Gesetz gibt es keine Ausnahmen.
Sich Dinge vorzustellen, die man nicht haben möchte, und zu fürchten, sie könnten einen treffen, das heißt diese Dinge gerade anlocken. Wer nichts anderes erwartet als Not, Armut und widrige Lebensumstände, der schreitet diesen Dingen gerade entgegen und macht es dem Wohlstand und dem Gedeihen unmöglich, zu ihm zu kommen. Wer Wohlstand anlocken und Armut von sich wegtreiben will, muss im Einklang mit dem Gesetz der Anziehung handeln, nicht ihm entgegen. Wohlstand und Gedeihen zu erwarten, fest daran zu glauben, wie sehr auch deine augenblicklichen Umstände damit im Widerspruch stehen mögen, ist die erste Bedingung, das zu erhalten, was du ersehnst. Mit Furcht und Zweifel im Herzen kannst du es nicht erlangen. Wir erhalten das, was wir uns innerlich vergegenwärtigen und wofür wir mit aller Kraft arbeiten.
Was wir uns am häufigsten ausmalen, woran wir stets und immer wieder denken, das...