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Der Wandel der Erinnerung: Die Aufarbeitung der Vergangenheit in der spanischen Gegenwartsliteratur anhand eines Vergleichs zweier Romane über das Attentat auf Carrero Blanco

AutorElvira Peters
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl49 Seiten
ISBN9783958207028
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
1973 wurde auf den designierten Nachfolger des spanischen Diktators Franco, Carrero Blanco, ein Attentat verübt, was einen gravierenden Einschnitt auf dem Weg zur Demokratisierung bedeutete. Auch wenn das Attentat als Auslöser für den Demokratisierungsprozess unter Historikern umstritten ist, war es in der literarischen Inszenierung der Erinnerungskultur und des kollektiven Gedächtnisses bedeutend, wie die vorliegende Untersuchung exemplarisch anhand des Vergleichs zweier Romane, die sich in unterschiedlichem zeitlichen Abstand mit dem Attentat beschäftigen, zeigt. Jorge Martínez Reverte reagierte in seinem Detektivroman 'Demasiado para Gálvez' bereits sechs Jahre nach dem Attentat, noch unter dessen unmittelbarem Eindruck und dadurch wenig reflektiert, auf das Ereignis, während Fernando Schwartz es erst 2012 in 'Viví años de tormenta' im Zuge eines allgemeinen gesellschaftlichen Trends zur Vergangenheitsaufarbeitung der faschistischen Ära Franco behandelte. Der analytische Vergleich beider Romane in Anlehnung an die 'Rhetorik des kollektiven Gedächtnisses' von Astrid Erll demonstriert einen deutlichen Wandel im Umgang mit der Vergangenheit und der Entwicklung einer Erinnerungskultur.

Elvira Peters, B.A., wurde 1988 in Cherepovets geboren. Ihr Studium der Wirtschaftsromanistik an der Universität Kassel schloss die Autorin im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Fasziniert von spanischer Kultur, Geschich

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Das kommunikative und kulturelle Gedächtnis nach Aleida und Jan Assmann: Das Konzept von Aleida und Jan Assmann geht von einer Unterteilung des kollektiven Gedächtnisses in zwei unterschiedliche Modi aus: das kulturelle und kommunikative Gedächtnis. In dem Aufsatz 'Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität' (Assmann 1988) charakterisiert und systematisiert Jan Assmann die beiden Gedächtnis-Ebenen, die hier gegenübergestellt werden sollen. Die Ebene des kommunikativen Gedächtnisses basiert auf der Alltagsinteraktion mit Zeitgenossen und hat größtenteils zeitnahe Geschichtserfahrung und eigene Biografie zum Gegenstand. Auf der kommunikativen Ebene wandern die Gedächtnisinhalte mit ihren lebendigen Trägern mit, wodurch sie sich mit den wechselnden Generationen stets verändern. Daher ist der Zeithorizont des kommunikativen Gedächtnisses begrenzt und umfasst etwa 80 bis 100 Jahre. Darüber hinaus existieren keine festen Bedeutungszuschreibungen und keine Bevorzugungen bestimmter Erinnerungen. Der kommunikative Gedächtnisrahmen lässt sich somit als ungeformt, alltagshaltig, instabil, fragmentarisch und hierarchielos beschreiben (vgl. Assmann 1988: 10f.). In Abgrenzung dazu konstituiert sich das kulturelle Gedächtnis aus 'transferierbaren und tradierbaren kulturellen Objektivationen wie Symbolen, Artefakten, Medien und Praktiken sowie deren Institutionen' (Assmann 2007: 33). Diese Medien stellen die Träger des kollektiven Gedächtnisses dar, wodurch seine potenziell unendliche Überlebensdauer sichergestellt wird. Es ist somit nicht mehr auf die sterblichen Individuen und deren kurze Lebensspanne angewiesen (vgl. ebd.). Demnach sind es die symbolischen Medien wie Texte, Bilder, Riten, Denkmäler, Museen, Monumente usw., die als Stütze des kollektiven Gedächtnisses dienen und ihm eine langfristige Überlebensdauer verleihen (vgl. ebd.: 32). Während die Inhalte des kommunikativen Gedächtnisses sich größtenteils auf den Alltag und die nahe Vergangenheit beziehen, ist das kulturelle Gedächtnis in das Zeithorizont einer fernen Vergangenheit zu verorten (vgl. Assmann 1988: 12). Aleida Assmann (Assmann 2007: 33 f.) hebt in ihrer 2007 erschienenen Monografie Der lange Schatten der Vergangenheit. die unterschiedlichen Rollen der Medien in den jeweiligen Gedächtnisrahmen hervor. Während die materiellen Datenträger auf der Ebene des kommunikativen Gedächtnisses als dessen Stütze fungieren und die Menschen die Träger der Gedächtnisinhalte darstellen, wendet sich das Verhältnis auf der kulturellen Ebene. Die Medien werden zu Trägern und die Individuen dienen als Stütze des Gedächtnisses, da sie die überlieferten Medieninhalte und Symbole immer wieder aktualisieren und ihren Sinn neu interpretieren müssen (vgl. ebd.). Die Literaturwissenschaftlerin bezeichnet die medialen Träger im Modus des kulturellen Gedächtnisses als 'stumme Zeugen der Vergangenheit' (Assmann 2007: 54), da sie auf die Individuen, die sich diese aneignen und neu deuten müssen, angewiesen sind. 3.3, Erinnerungskultur: Angesichts der Heterogenität der erinnerungskulturellen Konzepte, die die kulturwissenschaftliche Forschung hervorgebracht hat, ist der Begriff Erinnerungskultur nicht eindeutig festgelegt. Daher soll an dieser Stelle eine für diese Arbeit geeignete Definition des Begriffs ausgewählt werden. Eine mögliche, den folgenden Analysen dienliche Abgrenzung stellt die von Mathias Berek (Berek 2009) im Rahmen seines Werkes, Kollektives Gedächtnis und die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Erinnerungskulturen, vorgenommene Definition dar. Berek definiert Erinnerungskultur als 'die Gesamtheit aller Phänomene menschlicher Gesellschaft, die einen gemeinsamen Umgang mit Vergangenheit zum Inhalt haben' (Berek 2009: 38). Dabei existieren nach dieser Auffassung des Begriffs parallel mehrere Erinnerungskulturen einer Gesellschaft nebeneinander, die ebenfalls in Konkurrenz stehen können (vgl. ebd.).
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