DETOX-YOGA – DIE ÜBUNGSPRAXIS
Nun geht’s an die Praxis! Die Reinigungsmethoden des Yoga führen zu einer tiefgreifenden Klärung und Entlastung aller Körpersysteme, denn sie berücksichtigen sämtliche Aspekte dessen, was uns im Auf und Ab des Lebens körperlich belastet und mental verwirrt oder betrübt. Damit innere Reinigung und Entgiftung nachhaltig wirken, sollten Sie immer auch den geistigen Aspekten genügend Raum geben. Und nun viel Freude beim körperlichen und geistigen »Großreinemachen«!
DEN GEIST BEFREIEN
Kaum etwas wird im Yoga als so wirkungsvoll angesehen wie eine regelmäßige Klärung des Geistes. Da sich unter den vielfältigen Anforderungen des Alltags und durch alte Denkgewohnheiten in unserem Bewusstsein – und damit in unserem Denken – immer wieder Muster festsetzen, durch die wir uns selbst belasten, ist es sinnvoll, wenn wir in unserem Leben Rituale »mentaler Hygiene« etablieren.
SICH BESCHWEREN MACHT SCHWER
Die Sprache bringt es auf den Punkt: »Ich beschwere mich!« Ich klage, meckere oder maule – und mache mir damit das Leben schwer. Deswegen besteht eine der wichtigsten Grundübungen mentaler Reinigung darin, von Zeit zu Zeit eine Woche konsequentes »Negativ-Fasten« zu üben. Dies hilft uns zu erkennen, welche negativen Gewohnheiten sich in uns unbemerkt festgesetzt haben. Der erste Schritt der folgenden Übung besteht darin, sich ganz bewusst und achtsam dieser Muster zu enthalten. In einem zweiten Schritt sind Sie eingeladen, die negativen durch positive Muster zu ersetzen.
NEGATIV-FASTEN UND SICH MIT POSITIVEM NÄHREN
Nehmen Sie sich vor, eine Woche auf Folgendes bewusst und achtsam zu verzichten:
auf Jammern, Klagen, Sich-Beschweren.
auf Klatsch, schlecht Reden über andere beziehungsweise Dabeibleiben, wenn über andere schlecht geredet wird.
auf Gewalt, Nervenkitzel und Horror in der Lektüre sowie in Film und Fernsehen – keine Krimis, (Psycho-)Thriller, Dokumentarfilme oder Zeitungsartikel über Gewalt und Kriege etc.
auf den Kontakt – soweit das möglich ist – mit Menschen, die ständig negativ drauf sind und über alles und jeden meckern.
Werden Sie sich dabei bewusst, wie allgegenwärtig solche negativen Informationen und Energien in unserer Gesellschaft sind, und beobachten Sie immer wieder ganz genau, was der Kontakt damit in Ihnen bewirkt.
Wie regiert Ihr Körper? Angespannt?
Wie reagiert Ihr Atem? Wird er enger, flacher? Stockt er Ihnen sogar manchmal?
Wie verändert sich Ihre Stimmung?
Wie reagiert Ihr Geist? Werden Sie reizbarer? Macht der Kontakt mit negativen Energien Sie nervös oder unruhig?
Führen Sie während dieser Woche ein Tagebuch über Ihre Empfindungen und Einsichten. Das Niederschreiben wird Ihnen helfen, klarer zu erkennen, welche Auswirkungen jede Form von negativen mentalen Inputs auf Ihren Körper, Ihren Geist und Ihre Seele hat. Halten Sie beim Schreiben immer wieder inne und spüren Sie, wie sich die mentale Ausrichtung auf negative Inhalte unmittelbar auf Ihren Körper auswirkt.
In einem zweiten Schritt nehmen Sie sich vor, in dieser Woche Ihren Geist bewusst und achtsam folgendermaßen auszurichten:
Stellen Sie das Gute in den Vordergrund. Üben Sie ein, in jeder (!) Situation etwas Gutes zu entdecken. Lassen Sie alles andere in den Hintergrund treten.
Verbinden Sie sich ganz bewusst mit dem Guten: Spüren Sie, was in Ihrem Körper und in Ihrem Geist geschieht, wenn Sie sich voll und ganz auf das Gute ausrichten, wenn Sie sich ohne Wenn und Aber darauf einlassen.
Suchen Sie Möglichkeiten, das Gute, das Sie in jeder Situation erkennen können, durch Worte, durch ein Lächeln oder eine freundliche Geste auszudrücken.
Lesen Sie in dieser Woche nur Lektüre, die aufbauend ist – Texte von spirituellen Lehrern (Dalai Lama, Albert Schweitzer, Thich Nhat Hanh beispielsweise) –, und schauen Sie nur Filme an, die Sie innerlich aufbauen und erfreuen, wie Naturfilme oder Dokumentationen über gelungene Lebensentwürfe.
Suchen Sie Kontakt zu Menschen, die positiv ausgerichtet sind, die eine angenehme Ausstrahlung haben und die Ihnen guttun.
Halten Sie sich vor Augen, wie wenig Beachtung und Wertschätzung solche positiven Menschen und Energien oft in unserer Gesellschaft erfahren. Bleiben Sie selbst ganz offen und achtsam und beobachten Sie immer wieder ganz genau, was der Kontakt in Ihnen bewirkt:
Wie reagiert Ihr Körper? Wird er entspannter? Lächeln Sie öfter als gewöhnlich?
Wie reagiert Ihr Atem? Wird er weiter und tiefer? Kann Ihr Atem wieder fließen?
Wie verändert sich Ihre Stimmung? Wie reagiert Ihr Geist? Werden Sie gelassener? Macht der Kontakt mit positiven Energien Sie friedvoller oder ruhiger?
Schreiben Sie auch all die Empfindungen und Einsichten in Ihr Tagebuch, die Sie mit dem Positiven machen. Halten Sie hier ebenfalls schon beim Schreiben immer wieder inne und spüren Sie, wie sich die mentale Ausrichtung auf positive Inhalte ganz unmittelbar auf Ihren Körper auswirkt. Das Niederschreiben wird Ihnen helfen, klarer zu erkennen, wie jede Form von positiver mentaler Nahrung Reaktionen in Ihrem Körper, Ihrem Geist und Ihrer Seele hervorruft.
DEM POSITIVEN EINEN PLATZ IM LEBEN GEBEN
Wenn Sie feststellen, dass Ihnen die Übung »Negativ-Fasten und sich mit Positivem nähren« guttut, dann bleiben Sie doch einfach dabei: Trainieren Sie, immer eher das halbvolle Glas zu sehen, das Liebenswerte in anderen Menschen zu entdecken und das Gute in den Vordergrund zu stellen und zu stärken! Dabei hilft Ihnen folgender Dreischritt:
1. Erkennen Sie, dass etwas in Ihnen wirkt, was Ihren Geist belastet und eintrübt.
2. Halten Sie inne und reflektieren Sie, was genau gerade in Ihnen vorgeht, was Sie beschäftigt, aufregt oder ärgert, und überlegen Sie, wie Sie mit dieser Situation so umgehen können, dass sie Sie nicht mehr beeinträchtigt.
3. Gestalten Sie aktiv im Geist Ihre Sichtweise und Bewertung der Situation um.
Auf diese Weise können Sie die Winkel und Kellerecken Ihres Geistes durchstöbern und alles entsorgen, was ihn beschwert und belastet. Um das Positive wirklich in Ihrem Geist zu verankern, braucht es Erfahrungen, die auf diesen neuen Sichtweisen und veränderten inneren Einstellungen gründen. Hier ein paar Vorschläge zum Ausprobieren und Experimentieren:
Überraschen Sie doch mal sich selbst und Ihr Gegenüber mit nachsichtigem, verständnisvollem und freundlichem Verhalten in Situationen, in denen Sie sich normalerweise aufregen oder ärgern. Verzichten Sie bewusst darauf, das letzte Wort zu haben, sich zu rechtfertigen oder einfach Ihre Sicht der Dinge kundzutun.
Sagen Sie einem anderen Menschen, was Sie Gutes und Schönes an ihm oder ihr entdecken: eine besondere Ausstrahlung vielleicht oder dass er beziehungsweise sie etwas gesagt hat, was Sie in Ihren Überlegungen weiterbringt.
Loben Sie auch sich selbst immer wieder. Das tut einfach gut!
Den Blick auf die schönen Dinge des Lebens richten – das kann man trainieren.
REINIGUNGSTECHNIKEN DES HATHA-YOGA
In der Hatha-Yoga-Pradipika, einer bedeutenden Schrift des Hatha-Yoga aus dem 15. Jahrhundert, werden sechs Reinigungstechniken (Shat Kriyas) genannt. Diese Techniken befreien den Körper von den Stoffen, die im Ayurveda als Gifte und Schlacken bezeichnet werden.
Diese Gifte und Schlacken entstehen durch das, was in unserer Nahrung an Unverdaulichem enthalten ist oder stoffwechselbedingt schlecht verdaut wird – darin besteht zwischen damals und heute kein Unterschied –, aber auch durch all das, was durch den Kontakt mit der Außenwelt an Schädlichem ganz unvermeidbar ständig in unseren Körper gelangt: von Krankheitserregern bis zu Schadstoffen in der Luft (Feinstaub) und im Wasser (Hormone, Blei, Aluminium), in pflanzlicher Nahrung (Pflanzenschutzmittel) und in tierischen Produkten (Hormone, Antibiotika). Diese Schadstoffe sind ein Charakteristikum unserer heutigen Zeit.
Auch wenn die Hatha-Yoga-Pradipika die Ansicht vertritt, dass die Reinigungshandlungen – heute sprechen wir von Detox – nur für Menschen seien, deren Stoffwechsel zu träge geworden ist: Angesichts der allgegenwärtigen und stetig zunehmenden Belastungen unserer Umwelt sollten wir etwas dafür tun, dass wir die schädigenden Stoffe regelmäßig wieder entsorgen. Einige der sechs Kriyas sind für den täglichen Gebrauch geeignet (Zungenreinigung, Ölziehen, Nasenspülung), andere sollten wir uns mindestens einmal pro Jahr gönnen (yogische Darmreinigung).
Sowohl die ayurvedischen Ärzte wie auch die Yogameister weisen uns darauf hin, dass wir es mit dem Reinigen nicht übertreiben sollen. Der Kontakt mit vielen alltäglichen Schadstoffen...