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E-Book

Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls

Erfolgreich und zufrieden durch ein starkes Selbst

AutorNathaniel Branden
VerlagPiper Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl355 Seiten
ISBN9783492959469
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Machen Sie SICH SELBST zur Priorität. Sie sind es wert. Kein Urteil ist wichtiger, als das über uns selbst. Für persönliches Glück und berufliche Karriere gilt ein einfaches Grundprinzip: Sich selbst zu fördern. Nathaniel Branden offenbart anhand der sechs Säulen des Selbstwertgefühls, wie sich das Leben einfach erfolgreicher gestalten lässt. Er zeigt, dass der Weg zum Erfolg ganz maßgeblich davon abhängt, wie wir zu uns selbst stehen.  Dabei beantwortet er folgende Fragen:  Was ist Selbstwertgefühl?    Warum ist das Selbstwertgefühl wichtig?  Was können wir tun, um unser Selbstwertgefühl zu erhöhen? Inwieweit haben andere Einfluß auf unser Selbstwertgefühl? Die Basis erfolgreicher und glücklicher Menschen ist vor allem die gute Beziehung zum eigenen Selbst. Entwickeln sie ihr Selbstvertrauen mit der Hilfe des renommierten Psychologen. Mit vielen praktischen Übungen und Reflektionstechniken zur Stärkung des Selbstwertes und einer positiven Lebensgestaltung.

Nathaniel Branden (1930 - 2014) studierte Psychologie und Psychotherapie in Kalifornien und New York und arbeitete ab 1956 als Therapeut und Dozent an verschiedenen Universitäten. 1968 gründete er sein eigenes Institut. Er hat sich als psychologischer Berater und Autor von zahlreichen Büchern über die Grenzen der USA hinaus einen Namen gemacht.

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Leseprobe

Einleitung

Ich möchte in diesem Buch die wichtigsten Faktoren aufzeigen, von denen das Selbstwertgefühl abhängt. Wenn es stimmt, daß das Selbstwertgefühl mit einer gesunden Psyche gleichzusetzen ist, so dürfte es wohl nur wenige Themen geben, die dringlicher sind.

Die Turbulenz unserer Zeit verlangt ein starkes Selbst. Ein Selbst mit einem klaren Gefühl für die eigene Identität, Kompetenz und Wertigkeit. Angesichts des geschwundenen kulturellen Konsenses, angesichts fehlender Rollenmodelle, die es wert sind, daß man ihnen nacheifert, angesichts der Tatsache, daß es in der öffentlichen Arena so weniges gibt, das uns beflügelt, uns dafür zu engagieren, und angesichts der so verwirrenden rapiden Veränderungen, die bezeichnend für unser heutiges Leben sind, ist es gefährlich, wenn wir nicht wissen, wer wir sind, oder uns nicht selbst vertrauen. Die Stabilität, die wir in der Welt nicht finden können, müssen wir in uns selbst schaffen. Wer mit einem geringen Selbstwertgefühl durchs Leben geht, ist von vornherein erheblich benachteiligt. Diese Überlegungen haben mich dazu motiviert, dieses Buch zu schreiben.

Im wesentlichen möchte ich mich hierbei auf die Beantwortung folgender vier Fragen konzentrieren: Was ist Selbstwertgefühl? Warum ist das Selbstwertgefühl wichtig? Was können wir tun, um unser Selbstwertgefühl zu erhöhen? Inwieweit haben andere Einfluß auf unser Selbstwertgefühl?

Das Selbstwertgefühl hängt von inneren und äußeren Faktoren ab. Mit »inneren« Faktoren meine ich jene, die in uns sind oder durch das Individuum erzeugt werden: unsere Ideen oder Überzeugungen, Praktiken oder Verhaltensweisen. Mit »äußeren« Faktoren meine ich jene, die umweltbedingt sind: verbal oder nonverbal übermittelte Botschaften sowie Erfahrungen, die durch Eltern, Lehrer, wichtige Personen in unserem Leben, durch Organisationen oder die Kultur hervorgerufen werden. Ich untersuche das Selbstwertgefühl von zwei Seiten: ausgehend von den inneren Faktoren und ausgehend von den äußeren Faktoren. Und ausgehend von der Frage: Welcher Beitrag leistet das Individuum zu seinem Selbstwertgefühl, und welchen Beitrag leisten andere Personen? Nach bestem Wissen glaube ich, sagen zu können, daß dies die erste so umfassende Untersuchung dieses Themas ist.

Was vor vielen, vielen Jahren aus Interesse oder aus einer Faszination heraus begonnen hatte, ist für mich inzwischen zu einer Mission geworden.

Die Wurzeln dieser Leidenschaft gehen bis in meine Teenagerjahre zurück, bis in jene Zeit, in der das Autonomiebedürfnis, das sich zunehmend bei mir durchsetzte, mit dem von außen auf mich einwirkenden Druck kollidierte, mich konform zu verhalten. Es ist nicht leicht, objektiv über diese Zeit zu schreiben, und ich möchte nicht überheblich erscheinen, was ich nie war und nicht bin. Die Wahrheit ist, daß ich als Jugendlicher ein vages, aber nichtsdestotrotz mir heiliges Gefühl hatte, ich sei in meinem Leben zu einer Mission berufen. Ich war überzeugt, es gebe nichts Wichtigeres, als mir die Fähigkeit zu bewahren, die Welt mit eigenen Augen zu sehen. Und ich war überzeugt, daß das jeder so sehen sollte. Diese Einstellung hat sich nie geändert. Gleichwohl war ich mir des Druckes bewußt, mich »anzupassen« und die Werte des »Stammes« zu übernehmen – die Werte, die in der Familie, Gemeinschaft und Kultur hochgehalten wurden. Ich hatte den Eindruck, man verlangte von mir, daß ich mein eigenes Urteilsvermögen aus dem Spiel lassen sollte und ebenso meine Überzeugung fallenlasse, daß mein Leben und was ich daraus mache, den denkbar höchsten Wert darstellen. Ich sah, wie meine Freunde und Bekannten sich anpaßten und ihr Feuer verloren. Eine mitunter schmerzliche Erfahrung, die dazu führte, daß ich mich oft fremd und allein fühlte. Ich wollte verstehen, warum das der Gang der Dinge war. Warum war Erwachsenwerden gleichbedeutend mit Aufgeben? Dieses Verstehenwollen war seit meiner Kindheit die alles überragende treibende Kraft in meinem Leben. Daneben setzte sich jedoch inzwischen zunehmend eine kaum minder intensive Kraft durch: das Bestreben, mein Weltbild und vor allem mein Lebensverständnis anderen mitzuteilen. Jahre später wurde mir allerdings erst wirklich bewußt, daß ich mich in meinem Innersten als Lehrer verstand, als jemand, der Werte lehren wollte. Was ich im Rahmen meiner Arbeit im Kern lehren wollte, war: Dein Leben ist wichtig. Halte es in Ehren. Kämpfe darum, das Optimale daraus zu machen.

Auch ich hatte mit meinem Selbstwertgefühl zu kämpfen, und ich werde in diesem Buch auf einige Beispiele eingehen. Nicht alles, was ich über das Selbstwertgefühl weiß, habe ich von meinen Psychotherapieklienten gelernt. Einige der wichtigsten Dinge lernte ich, indem ich über meine eigenen Fehler nachdachte und feststellte, was mein Selbstwertgefühl jeweils beeinträchtigte oder steigerte. Ich schreibe zum Teil also als Autodidakt.

Es wäre wohl abwegig, davon auszugehen, hiermit sei das Thema der »Psychologie des Selbstwertgefühls« nun endgültig abgehandelt. Aber dennoch habe ich bei diesem Buch das Gefühl, daß es den Höhepunkt meiner ganzen bisherigen Arbeit darstellt.

Ende der Fünfziger hielt ich erstmals Vorträge über das Selbstwertgefühl und welche Rolle es in der Liebe, im Beruf und bei der Suche nach Glück spielt. In den Sechzigern veröffentlichte ich erste Artikel über dieses Thema. Die Herausforderung in jenen Jahren war, überhaupt ein öffentliches Bewußtsein für dieses Problem zu schaffen. Das »Selbstwertgefühl« war als Begriff noch nicht geläufig. Heute ist die Gefahr eher die, daß die Idee zum Modebegriff geworden ist. Jeder spricht davon. Was aber nicht heißt, daß man heute besser weiß, was darunter zu verstehen ist. Wenn jedoch unklar ist, was »Selbstwertgefühl« genau bedeutet, und von welchen Faktoren es im einzelnen abhängt, ein gesundes Selbstwertgefühl zu erreichen – wenn wir unkritisch die übermäßig simplifizierten und griffig verpackten Thesen der populärwissenschaftlichen Psychologie übernehmen –, dann halte ich das, was am Ende dabei herauskommt, jedoch für verhängnisvoller, als wenn das Thema insgesamt ignoriert würde. Dann wird es nämlich banalisiert. Und so möchte ich in Teil I dieses Buches zunächst die Quellen des Selbstwertgefühls und die Frage untersuchen, was das Selbstwertgefühl ist und was es nicht ist.

Als ich mich vor vierzig Jahren erstmals mit den Fragen des Selbstwertgefühls beschäftigte, erkannte ich, daß dieses Thema ein unschätzbar wertvoller Schlüssel zur menschlichen Motivation war. Das war 1954. Ich war vierundzwanzig Jahre alt, studierte Psychologie an der New York University und unterhielt eine kleine psychotherapeutische Praxis. Ich dachte über die Geschichten nach, die ich von meinen Klienten hörte, und versuchte, ihre Probleme auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Ich war verblüfft, als ich erkannte, daß es im Prinzip, ganz gleich, worüber jemand im einzelnen klagte, immer ein tieferliegendes Problem gab: das Gefühl von Unzulänglichkeit; das Gefühl, nicht »genug« zu sein; ein Schuld- oder Scham- oder Minderwertigkeitsgefühl; ein Gefühl, das klar mangelnde Selbstannahme, mangelndes Selbstvertrauen und mangelnde Selbstliebe zum Ausdruck brachte. Mit anderen Worten: ein Problem des Selbstwertgefühls.

Sigmund Freud behauptete in seinen frühen Schriften, neurotische Symptome seien entweder als direkter Ausdruck der Angst oder als Abwehr von Angst zu verstehen. Ich fand diese Hypothese sehr fundiert. Also fragte ich mich, ob die Beschwerden oder Symptome, denen ich begegnete, als direkter Ausdruck eines unzulänglichen Selbstwertgefühls (zum Beispiel: Gefühle der Wertlosigkeit oder extreme Passivität oder ein Gefühl der Nutzlosigkeit) oder als Abwehr gegen ein unzulängliches Selbstwertgefühl zu verstehen waren (zum Beispiel: großtuerisches Gehabe und Angeberei, zwanghaftes sexuelles Imponiergehabe oder übermäßig kontrollierendes soziales Verhalten). Diese Idee erscheint mir nach wie vor zwingend. Wo Freud von Abwehrmechanismen des Egos sprach, von Strategien, aus Angst heraus Gefahren zu meiden, die das Gleichgewicht des Egos stören könnten, spreche ich heute von Abwehrmechanismen des Selbstwertgefühls, von Strategien zur Abwehr jeder Form von Bedrohung – ob von innen oder von außen kommend – für das Selbstwertgefühl (oder was man dafür hält). Mit anderen Worten: Alle berühmten »Abwehrmechanismen«, die Freud identifizierte, können als Anstrengungen verstanden werden, das Selbstwertgefühl zu schützen.

Was ich in Bibliotheken auf der Suche nach Informationen über das Selbstwertgefühl fand, war kaum der Rede wert. In den Stichwortverzeichnissen von Psychologiebüchern tauchte der Begriff nicht einmal auf. In einigen wenigen Fällen wurde ich fündig. Insoweit zumindest, daß der Begriff erwähnt wurde, wie etwa bei William James. Ich fand aber nichts, was ausreichend fundiert erschien oder mir die Klarheit gebracht hätte, die ich suchte. Freud führte mangelnde »Selbstachtung« auf die Erkenntnis des Kindes zurück, daß es mit der Mutter oder dem Vater keinen Geschlechtsverkehr haben konnte. Eine Erkenntnis, die, so Freud, bei dem Kind ein Gefühl der Hilflosigkeit weckte – nach dem Motto: »Ich kann überhaupt nichts tun.« Eine Erklärung, die ich allerdings weder überzeugend noch einleuchtend fand. Alfred Adler behauptete, daß jeder zunächst mit Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen hat, deren Ursachen zum einen in physischen Gegebenheiten oder der »Minderwertigkeit von Organen« und zum zweiten in der Tatsache zu suchen sind, daß aus der eigenen Sicht jeder andere (das heißt: die Erwachsenen...

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