1. KAPITEL
Willkommen zu den 7 Wegen!
Gratulation! Du hast es an die Hochschule oder Universität geschafft. Das ist richtig gut!
Dein nächstes Ziel ist jetzt der Abschluss. Schließlich hast du das Abi und alles andere ja nicht gemacht, nur um Student zu werden. Du willst dein Studium erfolgreich zu Ende bringen. Für dich heißt das: drei Jahre bis zum Bachelor oder sechs Jahre bis zum Master. Hochschule und Universität haben was von einem Marathon. Ich weiß noch, wie ich total erschlagen von meinem ersten Tag am College nach Hause kam. Der Campus war riesig. Ich kannte keinen, und ich war mir nicht sicher, ob ich das College überhaupt schaffen würde.
Ob mit 18, 28 oder 80: Der Anfang an der Uni kann ein echter Schock sein. Plötzlich ist alles komplett anders. Das Leben ist auf einmal viel komplizierter – besonders, wenn du nebenher arbeitest, eine Familie hast und aufs Geld schauen musst. Worum es mir in diesem Buch geht? Ich möchte dir helfen, die Hochschule erfolgreich zu meistern. Und nicht nur das. Ich möchte dir Tipps geben, damit es nicht nur im Studium gut läuft, sondern in deinem ganzen Leben.
Jetzt will ich dir erst mal kurz von meinem Freund David erzählen. David ist ganz neu an der Uni. Er träumt davon, eines Tages sein Diplom überreicht zu bekommen – ganz feierlich mit Talar und allem Drum und Dran. Und er will das Beste aus seiner Studienzeit machen. David möchte von den ganz großen Denkern lernen, Leute aus der ganzen Welt treffen, seinen Horizont erweitern und sich natürlich auch gut auf die Zeit später im Beruf vorbereiten. Aber er will das Ganze nicht nur gut, sondern auch so schnell und so effektiv wie nur möglich machen. Er will den anderen nicht hinterherhinken, er will nicht länger als nötig brauchen oder Zeit und Energie für unnötige Dinge verschwenden. Kurzum: David will alles richtig machen.
Ich nehme mal an, dass es dir auch so geht. Du hast viel auf dich genommen, um hierherzukommen. Jetzt willst du deine Chance nutzen. Die Frage ist: Wie kannst du die Hochschule oder die Universität effektiv und erfolgreich meistern?
Weißt du, was alle erfolgreichen Studenten gemeinsam haben? Es sind drei Dinge: Erstens wissen sie ziemlich genau, warum sie sich für ihr Studienfach eingeschrieben haben. Zweitens haben sie ein gutes akademisches Handwerkszeug im Gepäck. Und drittens bringen sie Alltagskompetenz mit. Diese drei Dinge sind für mich die Erfolgsformel fürs Studium.
Als Erstes brauchst du einen guten Grund für dein Studium!
Weißt du wirklich, warum du studierst? Dann sind deine Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss deutlich besser. Nehmen wir beispielsweise meinen Bekannten Isaac. Er ist in einem schwierigen Umfeld groß geworden. Hier hatte kaum einer einen Schulabschluss. Alle waren in irgendwelchen Straßengangs und haben unzählige Straftaten begangen. Doch Isaac wollte da nicht mitmachen. Er wollte raus aus dem Getto. Irgendwas sagte ihm, dass eine bessere Zukunft auf ihn wartete. »Ich wollte, dass mein Leben einfach anders wird«, meinte er.
In Isaacs Augen war das College das Tor zu einem besseren Leben. Keiner aus seiner Familie hatte studiert. Als er seinem Tutor an der Highschool von seinem Traum erzählte, war der sehr skeptisch. Er meinte, die einzige Chance, das zu schaffen, wäre über ein Sportstipendium oder das Militär. Doch beides klappte leider nicht. Trotzdem gab Isaac nicht auf. Als er 18 war, zog er von zu Hause aus. Er nahm einen Job an und begann sofort damit, für seine weitere Ausbildung zu sparen. Nach vier anstrengenden Jahren hatte er es geschafft. Isaac schrieb sich fürs College ein.
Heute ist Isaac entschlossener denn je, seinen Abschluss zu machen. Er hat auch einen wirklich guten Grund – die Aussicht auf ein besseres Leben. Das motiviert ihn, seine ganze Kraft ins Studium zu stecken. Sein Warum ist richtig groß. Und ich denke, es wird im Laufe der Studienzeit sogar noch größer werden.
Das Warum allein reicht nicht aus!
Allerdings reicht das Warum allein nicht aus, um den Abschluss zu schaffen. Dazu gehört auch das Wie. Was ich damit meine? Du brauchst noch zwei Dinge: akademisches Handwerkszeug sowie Lebens- und Alltagskompetenz.
Zum akademischen Handwerk gehören das Schreiben von Studienarbeiten, das Lesen unzähliger Bücher und Infos, das Lernen, das Bestehen von Prüfungen, aber auch das kritische Denken, Forschen, Analysieren und Präsentieren. Natürlich musst du dich auch auf dem Campus zurechtfinden. Du musst auch wissen, wie man Bibliotheken richtig nutzt, Professoren um Hilfe bittet und in Online-Quellen recherchiert.
Manche Studenten bringen schon ein ziemlich gutes akademisches Handwerkszeug mit. Doch viele müssen sich das erst mühsam erarbeiten. Viele Weiterbildungsinstitutionen wissen das. Sie bieten spezielle, meist sogar kostenlose Unterstützung an. Auch im Internet gibt es zahlreiche Hilfsangebote. Manche Hochschulen oder Universitäten bieten eigens Kurse zu Lerntechniken oder Zeit- und Selbstmanagement an. Und vielleicht kommt auch dieses E-Book in dem einen oder anderen Kurs zum Einsatz.
Hast du bisher noch kein allzu gutes akademisches Handwerkszeug? Denk dir nichts – es ist ganz sicher noch nicht zu spät, um das zu ändern! Das zeigt auch die Geschichte von Jenny:
Jenny war in der Schule eine schlechte Lernerin. Nach zwei Kindern und einer Scheidung beschloss sie, noch einmal zur Schule zu gehen. Neben dem Job wollte sie den Abschluss machen, um danach mehr zu verdienen. Aber ihre miserablen Lernmethoden waren ein echtes Problem. Abends schlief sie beim Lesen im Bett einfach ein, und auch der Versuch, morgens auf der Zugfahrt zur Arbeit zu lernen, scheiterte kläglich. Zudem war sie eine echte Spezialistin, wenn es darum ging, die Hausaufgaben auf die lange Bank zu schieben. Hier waren ihre beiden Kinder eine super Ausrede. Schließlich musste sich ja jemand um die Kleinen kümmern.
Es musste sich dringend etwas ändern. Jenny tauschte ihr Bett gegen ein »Studierzimmer« – eine ruhige Ecke, in die sie sich täglich nach der Arbeit für zwei Stunden zurückziehen konnte. Diese Zeit reservierte sie für die konzentrierte Lektüre. Die morgendlichen Zugfahrten nutzte sie, um das Gelesene noch einmal locker durchzugehen. Und ihr neues Motto lautete: »Wenn die Kinder in der Tagesbetreuung sind und ich Zeit für mich habe, kann ich lernen, bis mir der Kopf raucht.«
Lerntechniken machen nicht nur für Jenny, sondern auch für dich den entscheidenden Unterschied. Es lohnt sich, wenn du dich damit beschäftigst! Aber hier musst du selbst ran – das kann dir keiner abnehmen.
Wie schon erwähnt, reichen das Warum und das akademische Handwerkszeug nicht aus. Du brauchst noch was: ein gehöriges Maß an Lebens- und Alltagskompetenz. Was ich damit meine? Du musst wissen, wie du deine Zeit richtig einteilst, dir Ziele steckst, dich um deine Freunde kümmerst, was für deine Gesundheit und Fitness tust, in Teams arbeitest und so weiter.
Das alles ist genauso wichtig wie das akademische Handwerkszeug. Sicher kennst du Studenten, die superintelligent sind. Dennoch haben sie Probleme, mit anderen zusammenzuarbeiten und mit ihrer Zeit oder ihrem Geld klarzukommen. Diese Leute sind ganz bestimmt nicht auf den Kopf gefallen. Trotzdem haben sie es schwer, Freunde zu finden oder länger in einem Job zu bleiben.
Es gibt noch viele andere gute Gründe, etwas für seine Lebensund Alltagskompetenz zu tun. Nimm nur mal die Arbeitgeber. Die legen bei neuen Mitarbeitern großen Wert darauf. Natürlich interessieren sie sich für deine Noten. Aber sie wollen auch wissen, ob du diszipliniert bist, deine Zeit im Griff hast und gut mit anderen zurechtkommst. Die meisten Arbeitgeber sind bereit, dir zu helfen, dich fachlich schnell und gut in deinem neuen Job zurechtzufinden. Doch sie haben weder Zeit noch Lust, dir auch noch grundlegende Lebens- und Arbeitstechniken beizubringen.
Lebens- und Alltagskompetenz sind sehr wichtig, wenn du einen guten Job bekommen willst!
Edexcel, ein britisches Weiterbildungsunternehmen, hat kürzlich mehr als 2000 Arbeitgeber aus 22 Ländern nach ihren Einstellungskriterien befragt. Die Antworten bezogen sich überwiegend auf Lebens- und Arbeitstechniken – zum Beispiel:
• Problemlösungskompetenz
• Positives Denken
• Kreativität und innovative Ideen
• Vertrauenswürdigkeit
• Führungsqualitäten
• Multitaskingfähigkeit
• Eigeninitiative
• Verantwortungsbewusstsein
• Teamfähigkeit
• Einfühlungsvermögen
• Kommunikationsfähigkeiten
• Professionelles...