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Die andere Wirklichkeit - Erzählen als Erinnerungskultur in Edgar Hilsenraths 'Jossel Wassermanns Heimkehr'

Erzählen als Erinnerungskultur in Edgar Hilsenraths Jossel Wassermanns Heimkehr

AutorMarcel Heuwinkel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl88 Seiten
ISBN9783638560955
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 102 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Es ist wahr. Die Spuren der Geschichte können ebenso verschwinden wie die symbolischen Spuren im Schnee, welche die Schtetljuden auf dem Weg zum Bahnhof hinterlassen. Dort wartet ein Zug, dessen Ziel in östlicher Richtung liegt. Und was immer diese Richtung bedeutet - 'Der Osten liegt dort, wo die Sonne aufgeht, auch wenn es zum letzten Mal ist' (JW 16). Doch die Schtetljuden aus Pohodna wissen nicht, daß die Sonne (für sie) zum letzten Mal aufgeht - dies weiß nur der Erzähler der Rahmenkonstruktion, des Prologs und des Epilogs. Sie nutzen die Zeit, sie reden und hoffen, so wie sie es immer getan haben. Und jeder Jude kann hoffen, oder zumindest vermuten, denn: 'Der Jude kennt immer zwei Möglichkeiten, eine so und eine so. Es könnte ja sein, daß dort, wo die Endstation ist, ein Geheimnis auf sie lauert?' (JW 23) Dennoch ist sicher, daß dies alles verändern wird. Das weiß auch Gott, der vor Neugierde und Angst ein 'Guckloch in die Wolken gebohrt' (JW 7) hat, denn 'es würde nie wieder so sein wie es war' (ebd.). Edgar Hilsenrath greift auf der ersten Seite vonJossel Wassermanns Heimkehreine zentrale Fragestellung der Geschichtsschreibung und der Literatur(-wissenschaft) nach der Shoah auf: Wie konnte es dazu kommen? Eine mögliche Antwort beschreibt die Abwesenheit Gottes, die eine weitere grundlegende Frage evoziert: Wieso hat sich Gott abgewendet? Auf der letzten Seite des Buches (Epilog) schließt der Text hoffnungsvoll positiv mit den Worten: ',Und ich [der Wind] mache mich auch auf die Suche. Vor mir kann keiner was verbergen. Ich wette mit dir, daß ich auch den Geist Gottes irgendwo finde.'' (JW 290) Doch woher nimmt der Wind, der in den vorangegangenen sechs Tagen der Geschichte von Jossel Wassermann (aus dem Mund der gelangweilten Stimme der Geschichtsschreibung) gelauscht hat, diese Zuversicht? Wenden sich doch alle, auch die Krähen und die Wolken, von den Juden ab, als sich der Zug letztendlich in Richtung der Vernichtungslager im Osten in Bewegung setzt5- sogar die Lilien auf dem Felde, zartes Sinnbild für die Macht und Schönheit des Reiches Gottes, schlafen versteckt unter der Schneedecke.

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