Finden Sie sich schön? Finden Sie, dass Sie gut aussehen? Und wie gefallen Ihnen die Menschen in Ihrer Umgebung? Ganz spontan haben Sie dazu sicher eine Meinung, aber wenn Sie innehalten und darüber nachdenken, wird es schon komplizierter. Je tiefer wir in die Frage einsteigen, desto schwieriger wird eine Definition von Schönheit.
Das Thema ist tabuisiert und kaum einer spricht darüber, aber: Jeder von uns ist sich darüber im Klaren, dass attraktive Männer und Frauen sowohl in der Liebe als auch auf der Karriereleiter große Vorteile haben. Moderatoren, Schauspieler oder sogar Nachrichtensprecher werden natürlich nicht nur nach ihrer Qualifikation ausgesucht, sie müssen uns gefallen oder im besten Fall sogar anziehen – das Gleiche gilt für andere Berufe, bei denen es nicht so augenfällig ist. Das bloße Schönsein öffnet also Türen und lässt die Kasse klingeln. So verdienten laut „Forbes“ die zehn höchstdotierten Models 2017 zusammen 109,5 Millionen US-Dollar! Auch Sportler bekommen bessere Werbeverträge, wenn sie neben ihren sportlichen Erfolgen auch noch gut aussehen und sich dadurch besser vermarkten lassen.
Gut zu wissen
Attraktivitätsforschung
Die Attraktivitätsforschung ist vor allem in Psychologie, Verhaltensforschung, Neurowissenschaften, aber auch in den Wirtschaftswissenschaften angesiedelt. Sie erforscht, was wir als schön empfinden und warum, wie sich das auf unsere Partnerwahl und unsere Umgebung auswirkt und welchen Sinn Schönheit hat.
Tatsächlich hat die Wissenschaft, und zwar die Attraktivitätsforschung (siehe links unten), längst nachgewiesen: Schöne Menschen schauen wir nicht nur gern an, sondern wir bevorzugen sie auch instinktiv, weil wir ihnen unbewusst positive Eigenschaften zuschreiben – und dadurch haben die Schönen echte Vorteile. „Beautismus“ und „Lookismus“ sind Begriffe aus dem englischsprachigen Raum für das Phänomen, dass schönen und gut aussehenden Menschen positive Eigenschaften zugeschrieben werden, während die eher Reizlosen und Hässlichen mit negativen Eigenschaften assoziiert werden. Die US-Forscherin Elaine Hatfield formulierte es sehr direkt: „Das Schöne ist gut, das Hässliche ist böse!“ Die Folge ist eine Bevorzugung schöner Menschen und entsprechend eine Diskriminierung der übrigen. Sie meinen, ich übertreibe? Leider spricht die Wissenschaft eine andere Sprache.
Vorteil Schönheit
Schöne Menschen haben laut Studien nicht nur mehr Geschlechtspartner, sondern offensichtlich auch häufiger Spaß im Bett. Sie erscheinen uns wohlgesonnen und vertrauenswürdiger. Sie verdienen mehr Geld und machen schneller Karriere. Sie bekommen leichter bestimmte Funktionen, Rollen und Berufe. Ärzte räumen ihnen mehr Gesprächszeit in ihrer Sprechstunde ein, und sogar in Notfällen wird ihnen rascher geholfen.
Interessanterweise unterscheiden sich die Urteile von Männern und Frauen in puncto Schönheit kaum oder gar nicht: Beide Geschlechter reagieren darauf gleich oder doch sehr ähnlich: Schönheit empfinden wir als wohltuend und sie ruft bei uns positive Stimmungen hervor. Ästhetik wirkt nämlich direkt in einer kleinen Region unseres Gehirns, dem Nucleus caudatus (siehe Kasten rechts), und löst Gefühle aus, gegen die wir uns nicht wehren können.
Kulturell geprägt
Die Definition von Schönheit ist natürlich kulturell und sozial geprägt. Die Athleten der alten Griechen und Römer galten zu ihrer Zeit genauso als schön wie Jahrhunderte später die barocken, üppigen Körper im Mittelalter. Könnten wir eines unserer heutigen mageren Models in das Zeitalter des Barockmalers Peter Paul Rubens beamen, dann würden die damaligen Zeitgenossen mit großer Sorge und Mitleid auf diese „arme“ Frau blicken. Zu Zeiten, in denen Nahrung kostbar und knapp war, gefielen die üppigeren Körperformen, weil sie ein Symbol für Wohlstand waren: Wer dick war, hatte genug zu essen und musste nicht körperlich arbeiten. Heute ist es in den westlichen Wohlstandsgesellschaften genau umgekehrt: Da es für alle im Übermaß zu essen gibt, wird die üppigere Körperform mit Disziplinlosigkeit und chronischen Krankheiten gleichgesetzt. Während bei uns Sonnenbräune als Zeichen für Gesundheit gilt und dafür, dass man sich Reisen in südliche Länder leisten kann, symbolisiert für Asiaten die vornehme Blässe, dass man nicht mehr in der prallen Sonne auf den Reisfeldern hart arbeiten muss. Das sind nur zwei von vielen Beispielen, wie unterschiedlich dasselbe Aussehen je nach Kultur bewertet wird und wie wichtig der soziale Aspekt dabei ist. Es scheint sicher: Schönheit und materieller Wohlstand stehen in einer Wechselbeziehung zueinander, denn Wohlstand sichert das Überleben. Aber es gibt auch einige objektiv messbare Merkmale, die sich evolutionär entwickelt haben, um die Art Mensch zu erhalten.
Gut zu wissen
Das Gehirn arbeitet unbewusst
Der Nucleus caudatus liegt in der Tiefe der Großhirnrinde und ist ein Teil der sogenannten Basalganglien. Sie sind für die Kontrolle willkürlicher Bewegungen mitverantwortlich. Forscher fanden jetzt heraus, dass dieser kleine Kern auch an emotionalen Prozessen wie Liebe und an der (Vertrauens-)Beurteilung von Menschen beteiligt ist.
Ein fitter Stoffwechsel macht schön!
In den letzten Jahren beschäftigen sich immer mehr Wissenschaftler mit den äußeren Zeichen für ein intaktes Immunsystem und einen gesunden Stoffwechsel. Die gesamte Menschheitsgeschichte war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein geprägt vom Kampf gegen Krankheitserreger, Bakterien, Viren und Parasiten. Je besser das jeweilige Immunsystem damit umgehen und den Organismus schützen konnte, umso größer war die Chance des Überlebens – Medikamente wie Antibiotika gab es noch nicht. Als äußere Grenzfläche unseres Organismus zur Außenwelt ist die Haut deshalb die erste und oft entscheidende Hürde, die Angreifer durchdringen müssen.
Fast überall im Körper kommen dendritische Zellen vor.
Als Teil des Immunsystems spüren sie Fremdkörper auf.
Die Haut als Frühwarnsystem
In der Haut befinden sich sogenannte dendritische Zellen (siehe Abbildung oben), die wie ein immunologisches Frühwarnsystem wirken. Auf einem Quadratzentimeter Haut befinden sich rund 150 000 dendritische Zellen zwischen etwa 7 bis 8 Millionen sogenannten Deckzellen. Diese Deckzellen fangen Erreger und Feindstoffe ab, die in den Körper eindringen wollen, und machen sie gemeinsam mit dem Immunsystem unschädlich.
Die Haut, unser Immunsystem und unser Stoffwechsel haben eine derart enge Verbindung zueinander, dass sich Schwächen des menschlichen Abwehrsystems oft in auffälligen Hautveränderungen, Pickeln oder Geschwüren darstellen. Auch zahlreiche Krankheiten wie Hepatitis oder Allergien hinterlassen deutliche Spuren auf der Haut. Das Gleiche gilt für Fehlernährung, einen gestörten Zuckerstoffwechsel oder Energiehaushalt und auch für Magen- und Darmprobleme. Dies alles spiegelt sich meist besonders auf der Gesichtshaut wider.
Deswegen ist eine gesunde Haut ein echter Vorteil und war schon immer ein evolutionäres Selektionsmerkmal. Sie sehen: Der altbekannte Satz „Schönheit kommt von innen“ ist nicht nur eine Floskel, sondern hat ganz viel mit der Unversehrtheit und Fitness unseres Verteil-, Versorgungs- und Bereitstellungssystems im Körper zu tun – nämlich mit dem Stoffwechsel und unserem Schutzsystem – dem Immunsystem.
Gute Laune – gute Ausstrahlung!
Unsere Stimmung ist ganz entscheidend für unseren Gesichtsausdruck und auch für unsere gesamte Körperhaltung – und fröhliche und gut gelaunte Menschen wirken einfach schöner und anziehend, von übellaunigen Menschen hält sich jeder instinktiv lieber fern. Auch das ist ein Auslesetrick der Natur und der Evolution, denn kranke sowie emotional stark belastete und dadurch geschwächte Menschen hätten in der Frühzeit weder überlebt, noch hätten sie sich um andere sorgen können. Sie wurden also anhand ihres Aussehens „aussortiert“.
Gut zu wissen • Stoffwechsel ganz kurz
Der Stoffwechsel wird auch Metabolismus genannt und umfasst alle biochemischen Vorgänge im Körper. Stoffe wechseln zur Weiterbearbeitung von einem Milieu in ein anderes. Grundlegend unterschieden werden der Energiestoffwechsel, der Energie erzeugt und verbraucht, sowie der Baustoffwechsel, der Zellen erneuert oder ersetzt. Weitere Details zum Stoffwechsel erfahren Sie ab Seite 34.
Schlechte Laune oder Stress beeinflussen aber unter anderem auch den Serotoninspiegel und den Buttersäurespiegel negativ. Serotonin ist dabei im Körper zuständig für unsere gute Laune und Buttersäure wiederum für unsere Darmgesundheit. Buttersäure ist zusätzlich unverzichtbar für einen funktionierenden Stoffwechsel. Da im zentralen Nervensystem so gut wie alles zusammenhängt, werden dadurch auch alle anderen Systeme direkt oder indirekt negativ beeinflusst. Die Folge ist, dass auch „schlechte Stimmung“ im Organismus entsteht, die sich dann wieder negativ auf unsere Gedanken und Emotionen auswirkt – ein Teufelskreis der negativen Ausstrahlung beginnt. Mein persönlicher Tipp: Ein Lächeln kann wahre Wunder wirken!
Was denken Frauen über Schönheit?
Die Zeitschrift „Elle“ stellte im Jahr 2015 fast 10 000 Frauen die Frage: „Was bedeutet Schönheit?“ Dies sind ihre Antworten darauf:
67 % „Schönheit definiere ich für mich selbst.“ | 86 % „Schönheit ist, sich in der... |