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Die Einzelfallanalyse als Instrument des strategischen Managements mit besonderem Bezug auf die Erfolgsfaktorenforschung

Gegenüberstellung zur Branchenanalyse, Bezugsaspekte aus der Systemtheorie und dem Situativen Ansatz

AutorSusanna Mandorf
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl45 Seiten
ISBN9783638065863
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, , Veranstaltung: Management, 75 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Einzelfallanalyse als Methode der statistischen Erhebung wird in der Betriebswirtschaftslehre noch immer von vielen Autoren als subjektiv angesehen und für unwissenschaftlich gehalten. In neuerer Zeit setzt sich die Einzelfallanalyse jedoch im strategischen Management, insbesondere auch in der Erfolgsfaktorenforschung, stärker gegenüber großen Branchenerhebungen durch. Gründe dafür liegen vor allem in der schlechten Vergleichbarkeit der Strategien und der ökonomischen Umweltbedingungen von Unternehmen. In Zeiten der zunehmenden Globalisierung wachsen auch die Unsicherheiten für Unternehmen und sie sind in steigendem Maße gezwungen, individuelle Wege zur Bewältigung des wachsenden Wettbewerbsdruckes zu finden. In der vorliegenden Arbeit wird die Einzelfallanalyse der Branchenanalyse gegenübergestellt und analysiert, wie sie mit der Systemtheorie und dem Situativen Ansatz als Bezugsaspekten harmoniert.

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Leseprobe

3. Bezugsaspekte der Systemtheorie


 

Die Einzelfallanalyse kann mit der Systemtheorie als Bezugsrahmen gekoppelt werden. Indem das Unternehmen als System aufgefasst wird, welches mit über- und untergeordneten Systemen in Beziehungen tritt, werden die Analyse-Ebenen für eine Einzelfallanalyse festgelegt.

 

Die Analyse erfolgt bezogen auf einen solchen Bezugsrahmen oftmals mittels kaskadierender Kennzahlensysteme. Moderne strategische Methoden, wie beispielsweise Balanced Scorecard Analyse verwenden solche kaskadierenden Kennzahlensysteme, um die Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den einzelnen Systemkomponenten aufzudecken.[34]

 

Sie arbeiten somit bereits erfolgreich in der unternehmerischen Praxis mit diesem Bezugsaspekt der Systemtheorie für die Einzelfallanalyse.

 

Die Beziehungen des Unternehmens bilden ein Netzwerk, welches als ein offenes System aufgefasst werden kann. Die eigentlichen Unternehmensgrenzen spielen vor allem seit der Einführung der Internetökonomie keine Rolle mehr. In das System werden über die Geschäftsprozesse auch Stakeholder des Unternehmens, wie Kunden oder Lieferanten, mit einbezogen. Die Übergänge zwischen den Systemen sind somit fließend. Jede Arbeit wird innerhalb der logistischen Kette dort angesiedelt, an welcher Stelle sie die effizientesten Ergebnisse erzielen kann.[35]

 

Die Systemtheorie als Bezugsrahmen für eine Einzelfallanalyse ist jedoch sehr schwer zu handhaben. Das Verständnis eines Unternehmens als System mit zahlreichen Ebenen und Hierarchien stößt in der Unternehmenspraxis oftmals auf Unverständnis oder bereitet den Anwendern Schwierigkeiten. Die Aufteilung der Geschäftsprozesse im Unternehmen kann mit Hilfe kybernetischer Darstellungen visualisiert und damit die Einzelfallanalyse zusätzlich unterstützt werden. Beispielsweise wird die Kontrolle der Geschäftsprozesse durch die Bildung von Regelsystemen getragen. Diese ermöglichen eine permanente Kontrolle der Zielerreichung über einen Vergleich von Soll- und Ist-Werten und somit die Ausrichtung des Unternehmens an den strategischen Zielen.[36]

 

Der Einsatz der Systemtheorie ermöglicht eine klare Strukturierung der Arbeitsweise. Sie ist damit ein wichtiges Hilfsmittel bei der Bewältigung besonders komplexer Zusammenhänge im Unternehmens-Netzwerk. Diese Eigenschaft macht sie für die Einzelfallanalyse zu einem besonders gut geeigneten Bezugsrahmen.

 

Im folgenden Kapitel wird die Systemtheorie mit ihren wichtigsten Elementen noch einmal kurz dargestellt.

 

3.1. Grundlagen aus der Kybernetik


 

Die Abbildung von Geschäftsprozessen erfolgt in der Systemtheorie über kybernetische Darstellungen entweder als Steuerungs- oder Regelungssystem. Dabei läuft die Steuerung durch Vorgabe eines Ziels in einer festgelegten Richtung ab, die Regelung basiert hingegen auf dem Rückkopplungsprinzip (siehe Abb. 2).[37]

 

Baetge unterscheidet eine äußere und eine innere Rückkopplung. Bei der äußeren Rückkopplung wird über Rezeptoren die Reaktion der Umwelt in die Analyse mit einbezogen, bei der inneren Rückkopplung befindet sich der Regelkreis nur im Unternehmen selbst. [38]

 

Die Zielvorgabe entspricht einem Soll-Wert, der dem Regler als Regelgröße vorgegeben wird. Der Regler verarbeitet die Regelgrößen zu Stellgrößen, die als Vorgaben für den Geschäftsprozess dienlich sind. Die sog. Regelstrecke bildet den Ablauf des Geschäftsprozesses ab. Neben den Stellgrößen können unvorhergesehene Störungen auf die Regelstrecke einwirken. Daher muss der Ist-Wert der Regelgröße, welcher sich aus der Regelstrecke ergibt, mit dem vorgegebenen Soll-Wert verglichen werden. Das Resultat des Vergleiches wird an den Regler zurückgemeldet. Der Regler kann dann über das weitere vorgehen, z.B. Anpassungsmaßnahmen, entscheiden.[39]

 

 

Abbildung 2: Struktur der Regelung im betrieblichen Kontrollprozess

 

Wenn die Rückmeldung an den Regler positiv ist, wird der Regler eine Verstärkung des initiierten Verhaltens veranlassen. Bei einer negativen Rückmeldung wird zur Anpassung an die neue Situation vom Regler eine Zieländerung ausgelöst. Rückmeldungen sind damit die Basis für jede Zielkontrolle, weil sich der Regler langsam an das Endziel herantastet (siehe Abbildung oben).[40]

 

Auf dem Prinzip der Regelung baut auch der Management-Regelkreis auf (siehe Abb. 3, Verlauf gegen den Uhrzeigersinn). Er wird in der Betriebswirtschaftslehre eingesetzt, um Managementsysteme abzubilden. Die einzelnen Komponenten heißen Zielplanung, Maßnahmenplanung, Ressourcenplanung und Kontrolle.[41] Durch das Feedback bei der Kontrolle der Plandaten kann auch bei der Einzelfallanalyse die Planung ständig überprüft und an die situativen Bedürfnisse angepasst werden.

 

 

Abbildung 3: Management-Regelkreis

 

3.2. Die Systemhierarchien im Systemtheoretischen Ansatz


 

Wie bereits erwähnt, wird im Management-Regelkreis das Unternehmen als System aufgefasst. Das bedeutet, es stellt eine Menge von Elementen dar, welche zueinander in Beziehungen stehen.[42]

 

Die Elemente weisen eine Intra- und eine Inter-Systemhierarchie auf. Bei der Intra-Systemhierarchie geht man davon aus, dass sich das System Unternehmen in mehrere kleine Subsysteme aufteilen lässt, welche mit einander in Beziehungen stehen. Sie lassen sich als vernetzte Regelkreise darstellen. Bei der Inter-Systemhierarchie wird die Umweltsituation des Unternehmens mit eingebunden, so dass übergeordnete und gleichgestellte Systeme in das Beziehungsgeflecht einbezogen werden.[43] 

 

Gemäß dem sog. OSTO-Systemansatz[44] werden Organisationen, bei denen stark vernetzte Arbeitsprozesse in Kombination mit hohem Technikeinsatz auftreten, als offene Systeme betrachtet. Ein solches offenes System besteht aus mehreren Elementen, welche sich in ihren Eigenschaften unterscheiden. Diese Elemente sind in einer bestimmten Struktur mit einander sowie mit ihrer Umwelt vernetzt.[45]

 

Die Unternehmen als offene Systeme tauschen mit der Umwelt Energie, Materialien und Informationen aus.[46] Sie nehmen einen Input auf und geben einen Output wieder ab, während systemintern der Transformationsprozess abläuft. Dieser Transformationsprozess ist an den Zielen ausgerichtet, welche das Gesamtsystem zu erreichen versucht.[47]

 

Jedes offene System stößt irgendwann an Barrieren, welche jedoch genügend Durchlässigkeit aufweisen müssen, damit das System überleben kann. Diese Barrieren können zeitlicher, physikalischer, sozialer und psychologischer Natur sein. Ein Unternehmen ist z.B. während bestimmten Arbeitszeiten in seinen Betriebsräumen gewissen tariflichen und gesetzlichen Lohnvorschriften (Nachtzuschlag, etc.) unterworfen.[48]

 

Auch die Umwelt eines Systems kann wieder aus über- und gleichgeordneten Systemen bestehen. Für das System ist es folglich lebensnotwendig, alle system-relevanten Umweltsysteme richtig wahrzunehmen.[49]

 

Von jedem dieser Umweltsysteme nehmen die Elemente des Systems, z.B. die Mitarbeiter eines Unternehmens, aber nur einen subjektiven Ausschnitt wahr.[50]

Ein zusätzliches Problem besteht darin, dass aus irrelevanten Umweltsystemen durch Veränderungen der Situation relevante Umweltsysteme werden können. Da sich die Umweltbedingungen seit Einführung der Internetökonomie mit zunehmender Geschwindigkeit ändern, fällt es den Systemen immer schwerer, die kommenden Veränderungen vorauszusehen und rechtzeitig zu antizipieren. [51]

 

Die Rückkopplungen innerhalb des Systems sollen in diesem Zusammenhang eine gewisse Stabilisierung erreichen, indem sie die Korrektur bzw. Neuausrichtung der Systemziele erleichtern.[52]

Eine solche Neuausrichtung sollte auf Prognosen mit veränderbaren Rahmenbedingungen beruhen, so dass dem System Ziel-Bandbreiten oder Ziel-Alternativen anstatt fester Zielgrößen vorgegeben werden. Nur dann kann das Unternehmen auf Veränderungen flexibel reagieren. Diesen Ansatz verwendet z.B. die Szenario-Analyse. Diese wird in der unternehmerischen Praxis zur Prognose zukünftiger Ereignisse bzw. Ereignis-Alternativen eingesetzt.[53] Somit kann wiederum die Verwendungsmöglichkeit dieses Bezugsrahmens bei der Einzelfallanalyse konstatiert werden.

 

Staehle merkt kritisch an, dass die Aussagen der Systemtheorie stark abstrahiert sind und dadurch ihre Verwendung in der Managementtheorie erschwert wird. Da die...

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