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Die Entdeckung unbewusster Wesensanteile

Der Archetypus Mond mit seinen Licht - und Schattenseiten

AutorRandolf M. Schäfer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl400 Seiten
ISBN9783744876728
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
In diesem Buch widmet sich Randolf M. Schäfer dem Archetypus Mond, der in der Astrologie der seelischen Wurzel des Menschen entspricht. Er zeigt, wie die richtige Interpretation des Mond-Prinzips im Geburtsmuster zum Wegweiser wird, um zu den verborgenen, unbewussten Kammern und Schichten der Seele vorzudringen. Neben der Sonne im Geburtsmuster symbolisiert der Mond die zentrale Wurzel des menschlichen Wesens, mit all seinen Gefühlen, Stimmungen und der Verbundenheit mit dem Leben. Ohne die bewusste Rück-bindung zu dieser seelischen Wurzel, ist der Mensch den Stürmen des Lebens und damit den Kräften seines eigenen Unbewussten ausgeliefert. In diesem Buch finden Sie die Hintergründe Ihrer persönlichen Mond-Qualität aufgeschlüsselt, zu der die Symbolik von Kindheit, Partnerschaft und körperlichen Symptomen gehört, sowie konkrete Anregungen für eigene Innenweltreisen und Symbol-Imaginationen zu Ihren Mond-Themen. Die bewusste Auseinandersetzung mit den spezifischen Lerninhalten führt zu Wachstum und Entfaltung. Möge dieses Buch Ihr Seelenführer sein.

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Leseprobe

Mythische Seelenrepräsentanten


Es gibt eine Fülle an mythischen Beschreibungen für das Seeleprinzip. Die Mythen in den unterschiedlichsten Kulturen sind so vielfältig, wie es die unterschiedlichsten Kräfte im Menschen selbst sind. Die einzelnen weiblichen mythischen Figuren sind damit auch als spezifische Eigenarten der Seele im Menschen zu verstehen. Dieser zentrale Mythos der Mondgöttin Selene beschreibt beispielhaft die generellen Eigenschaften der Seelenkräfte: Selene ist die eigentliche Mondgöttin. Ihr Name bedeutet die Glänzende, die Strahlende. Selene ist die Tochter der beiden Titanen Hyperion und Theia, und ihre Geschwister sind Helios, der Sonnengott, und Eos, die Morgenröte. Gleichzeitig ist sie auch die Gemahlin des Helios, und wenn die beiden ihr Lager teilen, dann muss dies im Geheimen geschehen; darum verschwindet Selene, wenn sie sich mit Helios vereint, sie ist dann nicht mehr zu sehen.

Selene ist die Göttin der Frauen, die die Gefühle und das Liebesleben beherrscht. Sie ist die Göttin des Heims und der Familie; sie ist die Göttin der Nacht, des Schlafes und des Todes. Ihr gehören die nächtlichen Liebessehnsüchte, die der folgenden Geschichte ähneln: Als der junge, schöne Gott Endymion in der Grotte des Berges Latmos in ewigen Schlaf versunken ist, nähert sich ihm die anmutige Selene feinfühlend, kaum, dass sie ihren Himmelslauf unter dem Horizont beendet hat. Sie verführt den Schlafenden mit zärtlichen Liebkosungen und gibt sich ihm hin, ohne dabei auch nur ein Wort zu sprechen. Aus dieser Verbindung gebiert Selene fünfzig Töchter. Selene vermehrt sich und gibt sich ganz und gar dem inneren Rhythmus gehorchend, ohne Bewusstheit, ohne Austausch und ohne bewusstes, geistiges Reifen, dem instinktiven Fruchtbar-keitsdrang der Natur hin. (Hederich, Benjamin „Gründliches mythologisches Lexikon“, Nachdruck d. Ausg. Leipzig, Gleditsch, 1770. - Darmstadt: Wiss. Buchges. 1996)

Um diesen Mythos zu verstehen, ist es bedeutsam, ihn auf die Kräfte des Mondprinzipes zu übertragen, die in Mann und Frau ihren Ausdruck finden. Selene repräsentiert die unbewusste Kraft der Seele, die in jedem Menschen zum Tragen kommt und in seinem Leben zu Ausdrucksformen führt. Zentrale Aussage dieses Mythos ist, dass aus der Beziehung, die Selene mit Endymion eingegangen ist, fünfzig Töchter entstehen. Damit wird ein Bezug zur unbewussten Manifestationskraft des Seelenprinzipes im Menschen hergestellt. Vielfältig sind die Ausformungen des eigenen Unbewussten in der äußeren Welt, die ständig mit den Begebenheiten unseres alltäglichen Lebens nachwachsen, so dass es dem Menschen nur möglich ist, sich dieser Dynamik des Unbewussten über den Weg nach innen anzunähern. Die äußere Welt will dadurch erlöst werden, dass man angeregt durch die vielfältigen Lebensbereiche im Inneren auf die Suche geht und Ähnlichkeiten zum Erlebten findet. Werden diese authentisch empfunden, führt dies zu einer immensen Bereicherung des Menschen. Dies ist auch der tiefere Sinn des christlichen Gebotes, das da lautet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Forscht man nach der Entstehungsgeschichte des eigenen Lebens, so merkt man, dass sie sich in vielfältigerer Form gestaltet, als es auf den ersten Blick erscheint. Wir finden es ganz selbstverständlich, dass wir von unserer Mutter geboren wurden, und sind der Meinung, dies ist so und nicht anders. Doch ist die leibliche Mutter nicht nur eine „Ziehmutter“, die in diesem Sinne für die biologische Austragung eines Wesens verantwortlich ist? Ist die wahre Mutterschaft nicht auf einer anderen Ebene zu finden als im Konkreten? Paracelsus schreibt in seinem „Opus Paramirum“ über die Gebärmutter, es gebe nicht nur zwei, sondern drei Kosmen, nämlich den großen Kosmos also den Makrokosmos, den Mikrokosmos, dem Welt und Mensch angehören, und den kleinsten Kosmos, nämlich die Gebärmutter.

Dazu schreibt er: „Also in der mutter ist es auch also, das die ganze fraue die matrix ist, den aus allen iren glidern ist des menschen acker genommen. “ (Vgl. Aschner, Hrsg.: Paracelsus, Sämtl. Werke in 4 Bd., Jena 1932)

Spricht man das Wort Gebärmutter aus, stellt sich die Frage nach der eigentlichen Bedeutung des Begriffes, auch Paracelsus hat die Frage sehr bewegt. Wir kennen die Mutter Natur, wir kennen die Tier- und Menschen-Mutter und wir kennen die Gebärmutter. Welche dieser Mütter trägt den Namen zu Recht? Nach Paracelsus heißt die Frau „metaphorice mutter“, hingegen die Gebärmutter bezeichnet er als die „Natur in der Frau“, die „Residenz“ der Großen Mutter in der kleinen; darum sind Erdmutter (Natur) und Gebärmutter identisch und die leibliche Mutter ist sozusagen die Dritte im Bunde. Denn auch die Große Mutter besitzt wiederum eine Gebärmutter, nämlich den kosmischen Urgrund, in dem alle Bilder und alle Ideen enthalten sind, die in der Form Gestalt annehmen, so wie das Kind in der Mutter Gestalt anzunehmen beginnt. In dieser Dreiheit ist die Große Mutter die wahre Mutter. Nach Paracelsus lassen sich folgende, dem Seelenprinzip entsprechende, Weiblichkeitsebenen definieren: den kosmischen Urgrund, die Erdmutter als Frau Welt, die Gebärmutter als biologisches Organ und die Frau als Manifestationsebene. In dieser Weiblichkeitsanalogie ist immer das Seeleprinzip enthalten, welches einen unbändigen Manifestationsdrang besitzt. Es ist stets die Natur der allumfassenden Seele, die im Ganzen wie im Einzelnen in der Schöpfung ihre Ausprägung findet. Es ist die höhere Natur der Seele, die die Schöpfungsbilder in sich trägt und sie in die Form hineingebiert. Das Geistprinzip spiegelt sich in der Seele wider. Es befruchtet den seelischen Urraum, indem aus der Ganzheit Teile abgespalten werden, die dann in der Form Gestalt anzunehmen beginnen. Das Schöpfungsgeschehen enthält die gleiche Analogie, wie sie im Befruchtungsakt zwischen Mann und Frau enthalten ist. In diesem Befruchtungsakt wird praktisch der Geistfunke, eine Idee, gebunden und mittels eines Trägers (Spermien) in einen Nährboden gesetzt, der diesen austrägt. Das ist ein Gesetz der höheren Natur, das dies bewerkstelligt. Die höhere Natur lässt es zur Zeugung kommen, nicht der Wille der Eltern. Die Menschen können zwar Kinder verhindern, jedoch eine Zeugung nicht willentlich beeinflussen, sondern sie sich nur wünschen. Die Natur bewirkt die Zeugung und jenen Vorgang, den wir als Schwangerschaft bezeichnen, ebenso die Geburt, lauter Vorgänge, die die so genannte Mutter nicht selbst herbeiführen kann, sondern die die Natur in ihrem Körper vollbringt. In unserem heutigen Verständnis lebt der Mensch gerade durch die immer selbstverständlicher werdende künstliche Befruchtung und die Genmanipulation in dem irrwitzigen Bewusstsein, alles willentlich selbst steuern und beeinflussen zu können. In einer antiken Totenrede für die Gefallenen des großen athenischen Krieges heißt es, dass als Erstes die Herkunft der Gefallenen zu loben sei, dass sie nämlich nicht von einer Stiefmutter abstammen, sondern von einer rechten Mutter, der Großen Mutter der allumfassenden Schöpfung, und dass sie nun, nachdem sie tot sind, in den heimischen Schoß derjenigen, die ihnen Gebärerin, Erzieherin und Amme gewesen ist, ruhen. Die leibliche Mutter wird in diesem Sinne als Stiefmutter bezeichnet, sie wird somit nicht als die wahre Mutter des Menschen angesehen. Oft kommt es vor, dass Kinder im frühen Alter dies aus dem tief in ihnen ruhenden Urwissen ihren Müttern verkünden: „Du bist nicht meine Mutti, ich habe eine ganz andere Mutti, die ganz anders aussieht und gaaaanz anders ist.“ Solche Äußerungen rufen bei den leiblichen Müttern meist schwere Betroffenheit und Ablehnung hervor.

Wo immer die leibliche Mutter als Stiefmutter dargestellt wird, taucht gleichzeitig ein Trost auf, nämlich die Erkenntnis einer noch größeren überirdischen Mutter, die im Menschen selbst zu finden ist und ihm über das irdische Elend hinweghilft, sobald er sich seinem seelischen Urgrund zuwendet. Die Natur ist nicht nur Mutter im biologischen Sinn, sondern betrifft das ganze Leben. Seele und Geist des Menschen gehören wie sein Körper zu seiner Natur - mithin zu dem, was er dem Leben verdankt. Goethe deutete an, dass es bedeutsam sei, sich dem Urbrunnen aller Mütter zuzuwenden, wodurch der Mensch sich der wahren Heimat seiner Seele zuwende.

In vielen Märchen finden wir den Aspekt von Stiefkind und Stiefmutter beschrieben. Das Stiefkind im Märchen tritt uns immer entgegen in seiner gesunden, unverbildeten, schönen, hoffnungsreichen Natur. Ihr aber stellt sich als Gegenspieler jener dunkle bindende Aspekt in den Weg. Das Kind wird wegen seines Zugangs zu seiner inneren Natur und wegen seiner Anlagen gehasst, wie beispielsweise die Stiefmutter-Hexe auf die Schönheit von Schneewittchen eifersüchtig ist. Hier findet sich der typische Kampf der Kräfte zwischen Stoff und Geist wieder, der uns in vielen Mythen und Märchen begegnet. Der Hass der Stiefmütter ist der Hass der Stoffeskräfte auf die sich befreiende Seele, die den Zugang zur inneren Natur gefunden hat. Im Märchen ist es der Hass auf ein inneres Glück, das nicht äußerlich zu messen ist; der Hass auf ein...

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