Essen ist Medizin – weil wirksame Substanzen zum Beispiel gegen Entzündungen nicht nur in Tabletten stecken, sondern auch in ganz normalen Lebensmitteln. Alles, was wir mit der Nahrung aufnehmen, hat eine Wirkung im Körper. Zwar gibt es keine „Wunderdiät“, die Gelenkbeschwerden für immer wegzaubert. Wer aber auf bestimmte Nährstoffe achtet, kann nachhaltig Schmerzen lindern, Gelenke stärken und sein Wohlbefinden rundum steigern – ohne dabei auf Genuss zu verzichten!
Wer die Nährstoffe im richtigen Maß aufnimmt und sich dabei reichlich an frischer, pflanzlicher Kost bedient, der ist gesundheitlich klar im Vorteil. Übergewicht fördert Gicht, rheumatische Entzündungsprozesse und die Abnutzung der Gelenke. Bringen Sie mit bewusster Ernährung den Organismus wieder in Balance!
Ein Gichtanfall ist meist die direkte Antwort des Körpers auf eine zu opulente Mahlzeit. Bei anderen Gelenkbeschwerden präsentiert sich der Zusammenhang von Ursache und Wirkung nicht so unmittelbar. Doch gibt es auch bei Erkrankungen wie Rheuma und Arthrose Nahrungsmittel, die Symptome verschlimmern, und solche, die sie lindern können. Änderungen von ungünstigen Essgewohnheiten vertreiben den Schmerz und verbessern das Wohlbefinden. Mit gesunder, vollwertiger Ernährung stärken Sie zudem Ihre Immunabwehr und tanken Kraft.
Abnehmen entlastet nicht nur die Gelenke
Es verwundert nicht, dass allein schon nachhaltiges Abnehmen gerade eine Knie- und Hüftgelenksarthrose oft deutlich bessert: Überschüssige Pfunde belasten unsere tragenden Gelenke – und das sogar doppelt und dreifach. Beim normalen Gehen beispielsweise müssen die Knie das 2,5-Fache des Körpergewichts abfedern, beim Hinabsteigen einer Treppe das 3,5-Fache. Mit jedem Kilo weniger nimmt der Druckreiz im Gelenk ab – und damit auch der Schmerz.
Bei Menschen mit Gicht hilft eine (langsame!) Gewichtsabnahme, die zu hohe Harnsäurekonzentration wieder einzupegeln. Auch andere ungünstige biochemische Prozesse im Körper beruhen auf Übergewicht: Es ist mitursächlich für niedriggradige Entzündungen, die schleichend beginnen und je nach Veranlagung und Vorbelastung in verschiedene Erkrankungen münden können. Der Hauptübeltäter ist meistens das Bauchfett, das die Entzündungen anheizt.
Setzen Sie auf viel Frisches und Gemüse!
Entzündungen stoppen
Um schädliche Entzündungsprozesse zu stoppen, weist die Ernährungsforschung den Weg zu frischer, naturbelassener Kost mit vielen vegetarischen Zutaten, wenig Fleisch, wenig Naschzeug und weniger Weizenprodukten. Es gilt als gesichert, dass bestimmte Stoffe in unseren modernen Lebensmitteln Entzündungen befeuern. Ganz oben auf der Liste stehen Omega-6-Fettsäuren und einfache Kohlenhydrate, wie sie zuhauf in Fertigprodukten, Süßem und Backwaren zu finden sind. In den Industrieländern essen wir generell zu oft entzündungsfördernde Lebensmittel – und zu selten antientzündliche.
Bei Gicht Purine meiden
Neben der Gewichtsregulierung lautet bei Gicht das oberste Ziel: purinarm essen und trinken, um erneute Anfälle zu vermeiden und Langzeitschäden zu verhindern. Purine stecken in tierischen wie auch in pflanzlichen Lebensmitteln. „Purinbomben“ sind die Haut von Fleisch und Fisch sowie Innereien. Aber auch Hülsenfrüchte, Spargel und andere ansonsten sehr gesunde Lebensmittel – wie zum Beispiel Hafer oder Sonnenblumenkerne – sind bei Gicht mit Vorsicht zu genießen. Milchprodukte dagegen senken das Gichtrisiko, und was viele freuen wird: auch Kaffee. Ohnehin müssen Gichtpatienten mehr trinken als andere.
Nährstoffbalance wiederherstellen
So unterschiedlich die Ernährungsempfehlungen für die jeweiligen Gelenkbeschwerden im Detail sein mögen – eines ist ihnen gemein: Wir tun uns Gutes, indem wir die Nährstoffzufuhr wieder richtig ausbalancieren. Unser Körper braucht alles im passenden Maß: nicht nur die Energielieferanten – Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß –, sondern auch Wasser, Ballaststoffe für den Darm und die nicht zu unterschätzenden Mikronährstoffe (Vitamine und Co.).
Die Ernährungs-Docs
Gemüsebetont, frisch und abwechslungsreich – folgen Sie diesem Dreiklang, dann decken Sie in der Regel ganz automatisch Ihren Bedarf an sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Ergänzen Sie dazu bewusst gute Öle.
Nährstoffe, die unser Körper braucht
Die sogenannten Makronährstoffe liefern Energie (Kalorien):
Kohlenhydrate sind für unseren Körper so etwas wie Benzin für den Motor. Sie bestehen in erster Linie aus kurzen oder längeren Ketten verschiedener Zuckermoleküle, die beim Verdauen zu Blutzucker (Glukose) zerlegt werden. Faustregel: je kürzer die Zuckerkette, desto süßer der Geschmack. Die Namen der diversen Zuckerarten enden meist auf -ose.
Nahrungsmittel mit komplexen Kohlenhydraten enthalten neben den Zuckerketten auch Ballaststoffe, die zu einem länger anhaltenden Sättigungseffekt beitragen (z. B. Vollkornprodukte, Gemüse).
Fette sind der Baustoff für Hormone, Zellmembranen und Nervenzellen. Sie bestehen aus je einem Molekül Glyzerin und drei Fettsäuren. Besonders einige ungesättigte Fettsäuren (Omega-3 und Omega-6) müssen wir im richtigen Verhältnis mit der Nahrung aufnehmen.
Eiweiße (Proteine) setzen sich aus Aminosäuren zusammen. Sie sind unentbehrliche Grundbausteine für Muskeln, Hirn, Haut und Haare und – genau wie Fett – exzellente Sattmacher.
Die Mikronährstoffe liefern keine Energie:
Vitamine (A, B, C, D, E und K)
Mineralstoffe (darunter Kalium, Kalzium, Magnesium)
Spurenelemente (Eisen, Zink, Selen u. v. m.)
Mikronährstoffe haben lebenswichtige Funktionen beim Auf- und Abbau von Zellen, Geweben oder Hormonen. Bei Mangel gerät der Stoffwechsel aus dem Takt. Einige wirken antioxidativ.
Fast wie ein neues Leben! Drei Menschen sind begeistert, dass anders essen so viel bewirkt. Sie fragen sich, warum sie diesen Weg nicht schon früher gegangen sind. Mit Gemüse, Eiweiß und gesundem Fett haben sie ihre Schmerzen weggegessen.
Gunda G. im Gespräch mit Dr. Klasen.
Arthrose
Spätestens als ihr Mann sie im Rollstuhl durch ein Möbelhaus schiebt, weil ihre Knie nicht mehr wollen, wird Gunda G. klar: So geht es nicht weiter! Sie hat Arthrose, der Knorpel im Gelenk ist kaputt. Für eine Knieprothese, also Gelenkersatz, fühlt sich die 58-Jährige noch nicht bereit. Die Ernährungs-Docs sehen die Chance, ihre Arthrose durch entzündungshemmende und knorpelstabilisierende Ernährung zu lindern.
Grundbaustein ist eine kohlenhydratarme, aber stärker proteinhaltige Lebensmittelauswahl. Dabei soll Gunda G. kaum Fleisch essen, sondern auf pflanzliche Eiweiße setzen – aus Gemüse und Hülsenfrüchten. Ihr Lieblingsgericht wird ein Salat aus roten Linsen, gewürzt mit Kreuzkümmel, Koriander und Muskat. Zusammen mit hochwertigem, Omega-3-haltigem Leinöl, das sie auf ihre fertigen Speisen gibt, trägt die Kombination zur Entzündungsbekämpfung bei.
Um ihre Knie zu entlasten, soll die passionierte Tanzlehrerin Gewicht reduzieren, durch Intervallfasten. Innerhalb von acht Stunden isst sie zwei Mahlzeiten – in den anderen 16 Stunden (meist über Nacht) fastet sie, isst nichts. In dieser Fastenzeit kommt es zu heilsamen Prozessen im Körper.
Und: Auf Rat der Ernährungs-Docs hat sich die Tänzerin Hagebuttenpulver im Internet bestellt. Studien zufolge soll es den Knorpelabbau im Gelenk bremsen. 5 g davon gibt sie täglich auf ihr Frühstück, Haferflocken mit Obst.
Ein halbes Jahr nach Beginn ihrer Ernährungsumstellung hat Gunda G. zehn Kilo Gewicht verloren – und zum Thema Arthrose sagt sie: „Meinen Knien geht es besser als je zuvor!“
Zwei Köche am Herd: Dr. Riedl und Jürgen H.
Gicht
Seinen letzten Gichtanfall wird Jürgen H. nie vergessen: „Diese Schmerzen wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht!“ Sein rechter großer Zeh schwillt plötzlich an, wird rot und tut höllisch weh. Im Gelenk pikst es, spitz und scharf wie tausend Nadelstiche. Der 57-Jährige ist Lkw-Fahrer und ständig auf Achse. Er hat kaum Bewegung, isst zu viel Fleisch und Fett, wiegt 113 Kilo. Das hat den Ausbruch der Gicht gefördert.
Um den Harnsäurewert in seinem Blut zu senken, setzen die Ernährungs-Docs auf zwei Strategien: purin- und fruktosearme Ernährung sowie Gewichtsreduktion. Jürgen H. soll nicht mehr als 200 mg Purin am Tag zu sich nehmen, also kaum Fleisch und Wurst, bestimmte Fischsorten wie Sardinen, Sprotten oder Krustentiere meiden und keinen Alkohol trinken. Zusätzlich raten ihm die Ärzte, Weizen, Haushaltszucker und Fruchtzucker zu meiden, ebenso wie Produkte, die mit Fruktose gesüßt sind, wie Fruchtjoghurt, Müsliriegel oder Limonaden. Zum Frühstück isst er fettarmen Quark mit Heidelbeeren und 1 EL Leinöl. Mittags 1 Scheibe Brot, das er am Wochenende selbst backt: aus gemahlenen Mandeln und Flohsamenschalen, ganz ohne Mehl. Zum Abendessen gibt es hauptsächlich Gemüsegerichte, Eierspeisen und nur selten Fisch oder Fleisch. Insgesamt also wenig Kohlenhydrate und Fett – dafür viele Ballaststoffe und Eiweiß zur nachhaltigen Sättigung.
Schon nach wenigen Monaten zeigt seine Ernährungsumstellung die angestrebte Wirkung: Jürgen H. hat sieben Kilo abgenommen, und sein Harnsäurewert ist...