Kapitel 1
MEIN GANZ PERSÖNLICHER ZUGANG ALS ARZT ZUR RADIÄSTHESIE
Der Weg zur Radiästhesie war mir nicht vorgezeichnet – im Gegenteil. Meinen Gedanken blieb jenes Thema zunächst verschlossen und ich kannte auch niemanden, der bereits mit Rute oder Pendel gearbeitet hatte. Seit jeher aber faszinierte mich das vielfältige Geschehen in der freien Natur, die mir als Kind und Heranwachsendem reiche Erlebnisse bot. Die Biologie, insbesondere die Botanik, war für mich neben Wasser ein geheimnisvolles Feld, auf dem ich mich gerne bewegte. Bäume, Sträucher sowie Tiere aus der Nachbarschaft habe ich zu meinen Freunden erklärt, sie beobachtet und beachtet. Ich selbst empfand mich als Rädchen im Getriebe dieses Wunderwerkes der Natur. Biologische Abläufe zu erleben und zu verstehen, verbunden mit Lernen und Experimentieren, formten meine Lebensanschauung und befriedigten meinen Wissensdrang. Ich muss gestehen, lieber hielt ich mich in der freien Natur auf als in der Schule. Im Unterricht hatte ich verständnisvolle und sehr prägende Lehrer, welche meine Leidenschaft erkannten und oft auch förderten. Von Menschen meiner näheren Umgebung konnte ich ebenso viel erfahren und lernen. Mein Berufswunsch war stets Gärtner oder Zimmerer zu werden. Letztendlich führten mich meine Lebenswege ins Gymnasium und später an die Universität, um Medizin zu studieren. Anschließend ging es im Krankenhaus an die Ausbildung. Dort erlebte und erfuhr ich viel Prägendes für mein weiteres Leben.
Im Laufe der Turnusausbildung im Krankenhaus sind fachlich verschiedene Abteilungen und Fächer zu absolvieren. Bei der Erhebung von Krankengeschichten unter den zur Untersuchung aufgenommenen Patienten (Anamnese) hatte ich beim Abtasten, besser gesagt beim Berühren mancher Menschen ein eigenartiges Empfinden, welches ich nicht deuten konnte. Irgendwie ließ mich jene seltsame Empfindung emotional nicht mehr los. Ich ging dazu über, in den Anamneseberichten zu den von mir untersuchten Patienten gelegentlich ein Strichmännchen zu zeichnen, zusammen mit einem Vermerk, in welcher Region des Körpers der untersuchten Person dieses auffällige »Gefühl« gegeben war. Die Empfindungen habe ich meist verdrängt, doch dann hatte ich während meiner Ausbildung in der Chirurgischen und Gynäkologischen Abteilung kurz hintereinander drei Schlüsselerlebnisse. Drei Patienten, bei denen ich Empfindungen hatte, dem aber nicht weiter nachgegangen war, waren vor etwa eineinhalb Jahren gewissenhaft durchuntersucht und ohne besondere »Vorkommnisse« (Befunde) entlassen worden. Doch nun suchten die Frauen und Männer erneut das Krankenhaus auf, weil sie unter erheblichen körperlichen Beschwerden litten und sich bei ihnen bedauerlicherweise ein bösartiges Geschehen zeigte. Das belastete mich sehr und ich sprach mit Michael Mayr, dem Oberarzt der Abteilung, dessen Arbeit und Zuwendung an Patienten aus meiner Sicht großartig war, und berichtete ihm von meinen Empfindungen und der Patientengeschichte. Er meinte: »Vielleicht hast du ein gewisse Fühligkeit!« Vorerst konnte ich gedanklich nichts damit anfangen und war eher verblüfft wegen dieser Ansage. »Bei uns arbeitet einer«, ergänzte Dr. mayr, »der ist ein exzellenter Wassersucher und hat noch anderes Wissen auf diesem Gebiet. Rede doch mit ihm.« Die Rede war von Alfred Moser aus Goldegg-Weng.
Diesen Rat befolgte ich sofort und setzte mich mit dem Kollegen in Verbindung. Der lud mich nach Goldegg ein. Dies ist der Nachbarort von Schwarzach im Pongau, wo sich das »Kardinal Schwarzenberg Klinikum« befindet. Dort wollte er mir zeigen, wie ich meine »offensichtliche« Fühligkeit nützen könnte, um radiästhetisch zu arbeiten. Darauf konnte ich mir wiederum keinen Reim machen, war aber sehr interessiert und voller Neugierde. Ich folgte Alfreds Anweisung und brach zunächst eine »Rute«, also einen gegabelten Zweig, auch Zwiesel genannt, von einem Weidenstrauch. Alfred sah mich an, berührte mich im Nacken kurz und sagte auf Pongauerisch: »I siach scho, des tuat!« Nun war ich aber gespannt, was da geschehen würde. Alfred wies mich an, wie ich die Rute halten sollte und gab mir ein paar Anweisungen. »Jetzt gehst du ganz langsam geradeaus und stellst dir vor, dort, wo unter dir fließendes Wasser ist, soll dir die Rute helfen, das ›Signal‹, das du spürst, zu deuten. Mit der Rute musst du noch ausmachen, wohin sie die Bewegung machen soll, um dein Muten zu bestätigen.« Abgesprochen war, dass meine Rute nach unten zeigen sollte, wenn ich »etwas« – also nach Wasser suchend – empfinde und ich dies an mich herankommen lassen sollte. »Du darfst dich nicht wehren, wenn du dieses Etwas spürst«, lautete noch ein einführender Ratschlag Alfred Mosers. Nach wenigen Schritten verspürte ich ein leichtes Ziehen, es wurde stärker, ich wollte den Widerstand aufhalten und plötzlich hielt ich zwei Stücke von der Astgabel in meinen Händen. Da war ich schon sehr überrascht, eigentlich erschrocken. »No siachst’s«, lautete Alfreds Kommentar.
Mit dieser »Initialzündung« erwachte bei mir die Begeisterung für die Arbeit mit der Rute. Nunmehr kreisten meine Gedanken darum, entsprechende Unterlagen und passende Literatur zum Thema zu finden und entsprechend ernsthaft zu üben. Fließendes Wasser zu »suchen« wurde zum Freizeitvergnügen. Allmählich baute sich eine Mischung aus Neugierde, Interesse und Übungseifer auf und brachte Freude und Erfahrung. Doch ein Rutenausschlag ist vorerst weder ein Hinweis auf ein Können in dieser Materie noch ein Freibrief, Aussagen über bestimmte Informationen aus der Natur zu machen. Die ersten Ruten- oder Pendel-Ausschläge könnten mit dem Spielen eines Musikinstrumentes verglichen werden. Eine Tonleiter bzw. einige Akkorde sind mit der Klarinette leicht hervorzubringen, aber es braucht reichlich Übung, um konzertreif als Solist zu spielen. Der Eifer, verbunden mit einem Wohlgefühl, irgendwie mit der Natur Verbindung aufnehmen zu können, ein kleines Geheimnis erleben zu dürfen, trieb mich an, dieses Phänomen weiter und genauer »zu erarbeiten«. Besonders aber faszinierte mich der Gedanke, Radiästhesie als ärztliches Hilfsmittel zu verwenden. Es bestehen ja in der Behandlung von Patienten viele komplementäre Möglichkeiten, daher sehe ich auch die Radiästhesie als so eine Ergänzung.
Mein Verlangen, sicher zu muten, war groß. »Übungsterrain« stand reichlich zur Verfügung und ich konnte es entsprechend nützen. So mutete ich in Bereichen von größeren Wasserbassins, um aufzuzeigen, wo die Ableitungen erfolgen sollen. Hier ist ständig fließendes Wasser vorhanden – dieses ist erforderlich, um das »Signal« Wasser zu erfühlen und mental einzuspeichern. Spannender noch als das Lesen eines Krimis war für mich die Arbeit oberhalb solcher Wasserbehälter, über den Arealen, wo eine oder mehrere Quellen gefasst wurden. Genauso übte ich in den Gassen mancher Ortschaften, um die Hauptwasserleitung zu lokalisieren oder Zuleitungen zu größeren Wohnblocks aufzufinden. Freude baute sich auf, wenn eine hohe Übereinstimmung mit den Plänen vorhanden war und dadurch die Mutungsergebnisse bestätigt wurden. Auch in freier Natur übte ich, in Bereichen, wo durch Wachstumseigenheiten von Bäumen oder durch Auffälligkeiten der Vegetation deutliche Hinweise auf fließendes Wasser im Untergrund ablesbar sind.
Zu Beginn meiner radiästhetischen Tätigkeit arbeitete ich in Unkenntnis der einschlägigen Literatur völlig autark und notierte bei den Mutungen meine Beobachtungen. Später brachten Vergleiche meiner Ergebnisse und der damit verbundenen Beobachtungen mit den Feststellungen anderer radiästhetisch tätiger Personen weitere Sicherheit hinsichtlich der Aussagen der von mir durchgeführten Mutungen. Die Bestätigung durch die Literatur stärkte mich in vielen meiner Anschauungen und Behauptungen sehr. Auf diese Weise konnte sich im Laufe der Zeit ein gewisses »radiästhetisches Selbstwertgefühl« entwickeln. Keineswegs hatte ich das Verlangen, Neues zu erfinden oder zu entdecken, sondern ich wollte Erfühltes und Erfahrung in mein medizinisches Arbeiten einbauen, es hilfreich und unterstützend beim Heilen verwenden. Das Rad lässt sich bekanntlich nicht neu erfinden, hingegen Verbesserungen zu erarbeiten ist sehr wohl möglich und wertvoll. Die Pharmazie forscht zu neuen Medikamenten und wir können diese verbesserten Heilmittel zu unserem Nutzen verwenden. Ebenso – dies ist mein ärztlicher Gedanke – können wir Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Fachgebiet der Radiästhesie bzw. Geobiologie als Heilhilfe (»Medikament« = Heilhilfe, Heilmittel) anwenden.
Das Vergnügen, Rutenausschläge zu erfahren und diese zu interpretieren bzw. Beobachtungen in freier Natur damit zu verknüpfen, war Genugtuung und Befriedigung von Neugierde zugleich. So versuchte ich auch immer wieder mit mehr oder weniger Erfolg, fachliche Auskunft in Form von Literatur zu erhalten. Bei meiner Suche nach seriösen Quellen zur Radiästhesie und Geomantie stieß ich...