POSITIVES DENKEN – DER GENERALSCHLÜSSEL ZUM GLÜCK
Um beim Kochen zu bleiben: Die erste Grundzutat hat jeder im Schrank, so wie Salz oder ein gutes Öl. Denn ohne das gelingt kein Gericht. Sie müssen sich also nicht groß vorbereiten, sondern können gleich starten. Alles, was Sie brauchen, haben Sie bei sich: Ihren Verstand, aus dem die Gedanken entspringen. Sie müssen ihn nur richtig aktivieren, damit Sie auch diejenigen Gedanken haben, die Ihnen guttun. Denn schon Marc Aurel wusste: »Das Glück des Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab.«
Sie haben ja schon gelesen, dass Friedrich Nietzsche meinte, das Glück stecke in einem selber. Recht hat er! Denn wer glücklich sein will, muss als Erstes dafür sorgen, dass er häufig positive und selten negative Gefühle hat. So einfach ist das.
Der Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel setzt dabei das Verhältnis von positiven zu negativen Gefühlen im Tagesdurchschnitt bei 3:1 an. Nun ist das Leben aber nicht immer so, dass wir uns so oft so gut fühlen. Wir ärgern uns über zu hohe Rechnungen, haben Stress mit dem Partner und statt vieler guter häufig nur quälende Gedanken im Kopf.
Meistens machen wir uns Sorgen. Was ist, wenn ich krank werde? Wie komme ich finanziell zurecht, wenn ich meinen Arbeitsplatz verliere? Kann ich die Firma halten, wenn der Kunde abspringt? Schafft mein Kind die Schule und hält meine Ehe?
Wir grübeln, wie unser Leben weitergeht, malen uns Horrorszenarien aus, denken an Autounfälle und Flugzeugabstürze, wenn sich jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis verspätet, und neuerdings auch an Terrorattacken, wenn uns etwas komisch vorkommt. »Der Typ dahinten, der blickt so grimmig. Was der wohl vorhat?«, schießt es uns durch den Kopf und wir fühlen uns bedroht, empfinden Angst.
Wir sind eifersüchtig auf die Nachbarin und googeln uns durch jedes Zipperlein, immer ganz schnell das Ende vor Augen. »Was ist, wenn ...?« – um diese Frage, die eine ungewisse Zukunft betrifft, kreisen ständig unsere Gedanken.
Gute Gefühle kommen so nicht auf. Sie kommen aber auch nicht auf, wenn wir uns ständig mit der Vergangenheit auseinandersetzen und über Schicksalsschläge und verpasste Chancen nachdenken: »Hätte ich doch bloß ...« Im Gegenteil: Wir werden uns schlecht fühlen, Dinge bereuen, belastet sein und Angst oder gar Verzweiflung spüren. Vieles von dem kennen Sie bestimmt auch.
Und Sie wissen auch, was ursächlich für die schlechten Gefühle ist? Richtig! Unsere Gedanken. Damit lösen wir alle Gefühle und Stimmungen aus, gute und schlechte. Ein Beispiel: Sie haben eine Reise in die Alpen gebucht, genauer eine Hüttentour. In einer Woche geht es los. Sie freuen sich jetzt schon darauf, stellen sich vor, wie Sie im strahlenden Sonnenschein durch die Berge wandern und in einem kleinen, idyllisch gelegenen Berggasthof eine Brotzeit essen. Die Vorstellung daran ist so intensiv, dass wir in unserem Kopf das Bimmeln der Almkühe hören, Gemsen sehen und satte Wiesen voller blühender Kräuter riechen. Das Leben ist schön. Sie haben ein intensives Gefühl der Vorfreude und es geht Ihnen großartig.
Sie können sich aber auch vorstellen, dass es kurz vor Ihrer Ankunft einen Wetterumschwung geben wird und es danach in den Alpen ungewöhnlich kalt sein wird. Bei der Bergwanderung werden Sie in luftiger Höhe von einer Sturmfront überrascht und können im schlimmsten Gewitter vielleicht gar nicht mehr den Abstieg schaffen. Die Alpen sind um diese Jahreszeit richtig gefährlich. Das hat eine Freundin vor einem Jahr erlebt und mächtig Angst gehabt. Sie ist gerade noch mit einem blauen Auge aus der Gebirgshölle entkommen.
Ihnen könnte es auch so ergehen. Sie überlegen, was Sie mitnehmen müssen, um im Ernstfall einen Notruf absetzen zu können.
Auf die Reise freuen Sie sich jetzt nicht mehr. Im Gegenteil. Sie zweifeln an Ihrer Entscheidung. Hätten Sie doch bloß nicht schon die Hütten gebucht. Das war voreilig. Vielleicht können Sie die Buchung stornieren. Aber das wird garantiert teuer. Sie sind jetzt innerlich angespannt und unzufrieden. Die guten und positiven Gefühle sind verschwunden. Es geht Ihnen schlecht.
UNSERE GEDANKEN BESTIMMEN, WIE WIR UNS FÜHLEN
Sie sehen, jede Art der Gedanken hat Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Im ersten Fall gehen wir beschwingt durch den Tag, erzählen unseren Freunden von den Reiseplänen, lachen viel, kaufen uns noch einen neuen Rucksack und fühlen uns prächtig.
Im zweiten Fall haben wir Angst und schlafen schlecht. Wir wissen nicht, ob wir den Abstieg bei dem nassen Untergrund schaffen werden. Wir können stürzen, uns schwer verletzen, ja, vielleicht sogar sterben. Die ganze Tour ist riskant. Wir bekommen Kopfweh, sind angespannt. Es geht uns schlecht.
Sie sehen, was wir denken und wie intensiv wir uns mit einem Gedanken beschäftigen, das wirkt sich auch – körperlich und seelisch – auf unser Wohlbefinden aus, auf unser Glück. Wenn wir immer nur traurige, beängstigende und belastende Gedanken haben, fühlen wir uns auch traurig, beängstigt und belastet.
Aber zum Glück lassen sich unsere Gedanken steuern. Wir können entscheiden, was wir denken. Also denken wir nur schöne Dinge und fühlen uns glücklich.
»Das ist ja einfach«, werden Sie jetzt bestimmt sagen. Und damit könnte das Buch hier schon enden. Sie klappen es zu, legen den Schalter um, fertig, aus. Einfach glücklich sein!
Aber so leicht ist es nun auch wieder nicht. Es gibt kein so simples Rezept. Das Leben ist nun mal nicht immer schön und wir können nicht wie dumme Tölpel alles gut und positiv sehen. Krankheiten und Verluste, Lebenskrisen, Streitereien und Unfälle – über all das kann man nicht nur grinsend hinweggehen und sagen: Ich sehe das jetzt mal positiv! Man fühlt sich in solchen Situationen einfach schlecht, weil sie auch schlecht sind. Damit müssen wir zurechtkommen, wir müssen uns diesen Krisen im Leben stellen und sind dann – zumindest vorübergehend – garantiert auch nicht glücklich.
Außerdem warnen uns zweifelnde und ängstliche Gedanken auch vor Gefahren, Risiken und Fehlentscheidungen. Es ist gut, dass wir zeitweise kritisch denken und abwägen, gründlich überlegen, wie wir Probleme lösen.
Wir können also mithilfe der Gedanken unsere Gefühle reflektieren und dadurch unseren Blickwinkel ändern. Wir können uns von »Aufgeben und Verzweifeln« auf »Hoffen und Zuversicht« programmieren. Wir können die negativen Gedanken wie »Ich schaffe das nie« durch positive wie »Ich packe das auch« ersetzen und damit unser Leben und unser Glück beeinflussen.
UNSER BLICKWINKEL IST FÜR UNSER WOHLBEFINDEN ENTSCHEIDEND
Genau darum geht es beim positiven Denken. Das Glas ist halb voll und nicht halb leer. Dieser simple Spruch sagt alles. Unser Blickwinkel entscheidet, wie wir uns fühlen.
Die Menschen betrachten aber die Höhen und Tiefen ihres Lebens ganz unterschiedlich. Manche fallen in ein tiefes Loch, andere bewahren sich in derselben Situation trotzdem eine positive Betrachtungsweise.
Besonders deutlich wird das in Situationen, die man nicht ändern kann. Es regnet, der Himmel ist grau und wir haben seit Tagen die Sonne nicht mehr gesehen. Manche Menschen bekommen jetzt den großen Blues. Sie lassen sich hängen, gehen nicht mehr vor die Tür, schieben eine Wetter-Depression vor und jammern am Telefon über ihre schlechte Stimmung. Andere wiederum schnappen sich den Hund, steigen in die Gummistiefel und singen unter dem Regenschirm ein Lied. Auf die Frage: »Wie geht es Ihnen?«, antworten sie: »Wunderbar!«, und summen: Es regnet, es regnet, die Erde wird nass! Und wenn’s genug geregnet hat, dann wächst auch wieder Gras!
Übrigens sind wir danach als Kinder in die Pfützen gesprungen und haben uns pudelwohl dabei gefühlt. Versuchen Sie es doch mal!
Die Menschen, die Dinge entspannt hinnehmen, sind häufiger glücklich als andere, die sich ständig aufregen. Meistens über Unsinn.
Übrigens haben Forscher herausgefunden, dass wir uns 90 % der negativen Gedanken ganz umsonst machen. Komme ich wieder gesund nach Hause? Hoffentlich deckt der Sturm nicht das Dach ab? Und schafft mein Auto noch die nächsten hundert Kilometer? Wir können uns ständig Sorgen machen und uns damit gefühlsmäßig nach unten ziehen. Wir können aber auch auf unsere Einschätzung und Lebenserfahrung bauen und vertrauen, dass alles gut geht. Positive Menschen, Optimisten, machen das und fühlen sich dadurch besser. Sie sind nachweisbar gesünder, haben weniger Stress, sind erfolgreicher und leben länger. Sie sind glücklicher.
Die 40-jährige Yvonne erkrankte vor 17 Jahren an Brustkrebs. Eine Schockdiagnose mit schlechter Prognose. Ich habe damals eine Reportage mit ihr gemacht und war fasziniert von dieser jungen Frau, weil sie so positiv mit ihrer Krankheit umging. Seitdem begleite ich sie. Man hat bei ihr in den vergangenen Jahren mehrfach neue Tumore entdeckt. Mal in der Lunge, mal in den Knochen. Yvonne verbringt viele Monate im Jahr in der Klinik, hat Operationen und diverse alternative Heiltherapien durchgestanden. Sie hat mitansehen müssen, dass ihr Partner, den sie in der Klinik kennengelernt hat, an Krebs verstorben ist, und sie hat viele lieb gewonnene Mitpatienten an den Tod verloren. Doch Yvonne lebt, geht viel mit ihrem Hund spazieren, fliegt mit der Schwester in die Ferien, verliebt sich in Männer, die sie unentwegt umwerben, ist unerschütterlich fröhlich. Denn Yvonne hat etwas, was alle fasziniert: einen ungebrochenen Optimismus. Sie erzählt offen von ihrer Krankheit, aber lebendig, fröhlich, voller Zuversicht. »Ich lasse nicht zu,...