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E-Book

Die große Enzyklopädie der Serienmörder

AutorMichael Newton
VerlagLeopold Stocker Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl534 Seiten
ISBN9783853652763
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Sie sind Stoff für unzählige Verfilmungen: die Taten von Serienmördern. Auch wenn oder gerade weil ihre Handlungen immer unbegreiflich bleiben werden, üben sie eine große Faszination auf uns 'normale' Menschen aus. Die erste Frage muss wohl lauten: Gibt es überhaupt so viele Serienmörder, dass damit eine ganze Enzyklopädie gefüllt werden kann? Die Antwort: Es gibt sie, wie die sechste ergänzte und überarbeitete Auflage der 'Großen Enzyklopädie der Serienmörder' beweist. Und es sind nicht die Unbekanntesten, die in dieser Sammlung vermerkt sind: Jack the Ripper beispielsweise, dessen Treiben im nebeligen London schon so manche Verfilmung erlebt hat. Fritz Haarmann, dem Schauspieler Götz George in der Verfilmung seines Lebens sein kahlgeschorenes Haupt lieh. Oder Edward Gein, um ein Beispiel aus den USA zu nennen, der zum real existierenden und mordenden Vorbild für Alfred Hitchcocks wohl besten Film - 'Psycho' - wurde. Jack Unterweger ist ebenso vertreten, wie der 'Vampir von Düsseldorf' oder der 'Menschenfresser von Duisburg'. Die Geschichte der Serienmörder beginnt bereits bei Jeanne d'Arc - einer ihrer Kampfgefährten hatte hunderte Knaben auf dem Gewissen. Leider hat die Geschichte bis heute kein Ende. Zu den aktuellsten Beispielen gehören der BTK-Mörder ('Bind, Torture, Kill') und der Franzose Fourniret, der gemeinsam mit seiner Frau junge Mädchen misshandelte und tötete. Was treibt sie also an? Wir werden es nie verstehen. Aber wir können dank dieser Enzyklopädie ihre Lebensgeschichte nachlesen und gleichzeitig in die wahre Welt der Kriminalfälle eintauchen - eine Welt, die grausamer ist, als es jede erfundene Geschichte je sein kann.

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Leseprobe

A


ALLEN, Howard Arthur


Der afroamerikanische Serienmörder Howard Allen, mit seiner Vorliebe für betagte Opfer, entfernte sich bei der Opfersuche nie weit von seiner Heimatstadt Indianapolis. Im August 1974 drang er, 24jährig, in das Heim der 85jährigen Opal Cooper ein und erschlug sie im Zuge eines Bagatelleraubes. Die Anklage wurde auf „Totschlag“ reduziert und Allen zu einer Freiheitsstrafe von zwei bis 21 Jahren im staatlichen Gefängnis verurteilt. Im Jänner 1985 wurde er auf Bewährung aus der Haft entlassen, kehrte nach Indianapolis zurück und fand Arbeit in einer Auto-Waschanlage, wo er auf die Gelegenheit wartete, um die Jagd wiederaufzunehmen.

Am 18. Mai 1987 entkam eine 73 Jahre alte Frau in Indianapolis nur knapp dem Tod, nachdem sie in ihrem Zuhause von einem Unbekannten gewürgt und geschlagen worden war. Zwei Tage später wurde Laverne Hale (87) auf ähnliche Weise attackiert; sie erlag ihren Verletzungen am 29. Mai.

Die Überfälle setzten sich am 2. Juni fort, als ein Einbrecher die Wohnung eines älteren Mannes durchwühlte, die fünf Blocks vom Tatort des Hale-Überfalls entfernt war. Diesmal befand sich der Wohnungsinhaber nicht im Haus. Der Einbrecher machte seinem Zorn Luft, indem er das Gebäude in Brand steckte.

Am 14. Juli wurde Ernestine Griffin (73) in ihrem Heim in Indianapolis ermordet; ein Unbekannter hatte mit einem 25 Zentimeter langen Fleischermesser achtmal auf sie eingestochen und ihr wiederholt einen Küchentoaster gegen den Kopf geschlagen. Die Verwandten des Opfers vermuteten, daß der Mörder mit 15 $ und einer Kamera entkommen war.

Die Vorfälle endeten am 4. August 1987, als Howard Allen aufgrund mehrfacher Anschuldigungen verhaftet wurde. Zeugen brachten ihn mit dem Einbruch vom 18. Mai in Verbindung, was zu einer Anklage wegen Einbruchs, Körperverletzung und Freiheitsberaubung führte. Allen wurde (wegen des Überfalls vom 2. Juni) ebenso der Brandstiftung und des Einbruchs beschuldigt sowie des Mordes an Ernestine Griffin.

Die Polizei hegte jedoch noch weiteren Verdacht. Wie sich nämlich herausstellte, war Laverne Hale eine Nachbarin von Allen gewesen, die im Haus unmittelbar hinter seinem gewohnt hatte, wodurch er, angesichts des MODUS OPERANDI ihres Mörders, zu einem Verdächtigen in diesem Mordfall wurde. Anfang August gaben die Ermittler schließlich bekannt, daß Allen der Hauptverdächtige in elf weiteren Fällen sei, in denen jeweils ältere Opfer in der Umgebung von Indianapolis in ihren Wohnsitzen beraubt und überfallen worden waren.

Im Frühjahr 1988 wurde Allen wegen Einbruchs und schwerer Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Überfall vom 18. Mai verurteilt, mit dem erschwerenden Umstand des Gewohnheitsverbrechens. Er wurde aufgrund dieser Beschuldigungen zu 88 Jahren Haft verurteilt, aber das Schlimmste sollte noch kommen. Am 11. Juni 1988 wurde er wegen Mordes und Raubes an Ernestine Griffin verurteilt, wobei die Geschworenen die TODESSTRAFE empfahlen. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches wartet Allen im Todestrakt von Indiana auf seine Exekution.

ARCHER-GILLIGAN, Amy


Über das frühere Leben jener Frau, die später, mit den Worten ihres Anklägers, „das größte Verbrechen“ begehen würde, „das Neuengland jemals schockiert hat“, ist wenig bekannt. Amy Archer wurde 1873 geboren, heiratete James Archer, als sie Anfang 20 war, und brachte 1898 ihr einziges Kind – Tochter Mary – zur Welt. Drei Jahre später gab sie sich ohne ersichtliche Qualifikationen als Krankenschwester aus und eröffnete in Newington, Connecticut, ein Pflegeheim für alte Menschen. Obwohl es „Schwester Amy“ an Erfahrung mangelte, gab es von ihren Patienten keine Beschwerden, und Newington war traurig, als sie 1907 in das 16 Kilometer nördlich gelegene Windsor übersiedelte, wo sie das „Archer Heim für Alte und Gebrechliche“ eröffnete.

In den ersten drei Jahren ereignete sich nichts Außergewöhnliches in Windsor. Zwölf von Amys Patienten starben zwischen 1907 und 1910, eine vorhersehbare Sterblichkeitsrate, die ihr keinen ungewöhnlichen Profit einbrachte. Überraschend war der Tod von James Archer 1910, aber auch sein Dahinscheiden wurde auf natürliche Umstände zurückgeführt. Amy wartete drei Jahre, ehe sie wieder heiratete, und zwar Michael Gilligan; ihr zweiter Mann verstarb jedoch nach nur zwölf Monaten. Der Familienarzt, Dr. Howard King, sah keinen Grund, alarmiert zu sein, auch sah er sich nicht veranlaßt, über die 48 Todesfälle in Amys Pflegeheim, die zwischen 1911 und 1916 zu verzeichnen waren, übermäßige Besorgnis zu zeigen. Diese Anzahl mochte für ein Heim mit nur 14 Betten zwar übermäßig erscheinen, doch Dr. King akzeptierte Schwester Amys Diagnosen der Todesursachen, da seine Fahrlässigkeit, vereint mit seiner Senilität, jeden Verdacht ausschloß.

Tatsächlich schien Amy den perfekten Weg zum Reichtum erdacht zu haben, indem sie neue Patienten dazu veranlaßte, für „lebenslange Pflege“ 1.000 $ im voraus zu bezahlen, deren Tage dann mit Gift oder einem Polster verkürzte und schließlich für jeden Todesfall das hohe Alter oder eine Krankheit verantwortlich machte. Mit Dr. Kings verbindlichen Totenscheinen in Händen, sahen die Behörden keinen Grund, sie zu beschuldigen, allerdings begannen 1914 unangenehme Gerüchte in Windsor zu zirkulieren. Zwei Jahre später teilten Verwandte der alten Maude Lynch ihren Verdacht der Polizei mit, worauf ein verdeckter Ermittler in das Pflegeheim eingeschleust wurde, der Beweismaterial sammelte, das zur Festnahme von Schwester Amy im Mai 1916 führte. Autopsien brachten schließlich Giftspuren in den Leichen von Michael Gilligan und fünf anderen Verstorbenen zum Vorschein, wodurch Amy sechs Morde und der Verdacht auf viele weitere zur Last gelegt wurden. (Ärzte kalkulierten nach der „normalen“ Sterblichkeitsrate der Ortsansässigen, daß von 1911 bis 1916 acht Patienten gestorben wären, verglichen mit den achtundvierzig von Amy Archer-Gilligan.)

Dr. King wand sich heraus, indem er seinen wackeligen Ruf aufs Spiel setzte, und bezeichnete Schwester Amy als Opfer schändlicher Verfolgung. Er behauptete, das Gift sei nachträglich in die einzelnen Leichen gebracht worden, von „Grabschändern, um Gilligan zu beschuldigen.“ Anklagevertreter Hugh Alcorn antwortete, indem er den Fall als „das schlimmste Giftkomplott, das dieses Land jemals gekannt hat“, bezeichnete. Einwände von Amys Anwalt reduzierten die Anklage auf einen Mordfall – den Tod des Patienten Frank Andrews im Mai 1914 –, und sie wurde im Juli 1917 für schuldig befunden. Gegen Amys lebenslange Haftstrafe wurde wegen verfahrenstechnischer Gründe erfolgreich Einspruch erhoben, ein zweites Gericht kam aber auf dasselbe Urteil, und sie blieb im Gefängnis von Weathersfield inhaftiert. 1923 führten „nervöse Anfälle“ der Gefangenen zur Diagnose von Geisteskrankheit, und Amy wurde in eine staatliche Irrenanstalt überführt, wo sie 1962 im Alter von 89 Jahren verstarb.

ARCHERD, William Dale


William Archerd wurde im Jahr 1912 geboren und bewahrte sich seine Faszination für die Medizin sein ganzes Leben lang. In Ermangelung von Geld und Selbstdisziplin, beide für ein Medizinstudium erforderlich, suchte er Arbeit als Krankenhausgehilfe und eignete sich durch praktische Erfahrung ein größtmögliches Wissen über Medikamente und deren Wirkungen an. Während der Jahre 1940–41 arbeitete Archerd im staatlichen Krankenhaus Camarillo, Kalifornien, wobei er in Abteilungen tätig war, in denen Insulin-Schocktherapien zur Behandlung von Geisteskrankheiten eingesetzt wurden.

1950 bekannte er sich in San Francisco wegen illegalen Besitzes von Morphium für schuldig und wurde zu fünf Jahren bedingter Haft verurteilt.

Ein zweites Vergehen hob seine Bewährung auf, und Archerd wurde im Mindestsicherheitsgefängnis von Chino arrestiert, aus dem er 1951 floh. Er konnte aber schnell wieder festgenommen werden und wurde nach San Quentin überstellt. Im Oktober 1953 wurde er auf Bewährung aus der Haft entlassen.

Archerds „Pech“ wirkte sich auch in anderen Bereichen seines Lebens aus. In 15 Jahren war er siebenmal verheiratet, und zwischen 1958 und 1966 verlor er drei seiner Frauen durch mysteriöse Krankheiten. Als ob das nicht Unglück genug gewesen wäre, verstarben auch seine Freunde und Verwandten unter ungewöhnlichen Umständen.

Am 27. Juli 1967 wurde Archerd in Los Angeles verhaftet und in drei Fällen von schwerem Mord angeklagt. Unter den Opfern waren seine vierte Frau Zella, die am 25. Juli 1956, zwei Monate nach ihrer Hochzeit, verstarb; ein Neffe, der Jugendliche Burney Archerd, der am 2. September 1961 in Long Beach gestorben war; und Ehefrau Nummer sieben, die Autorin Mary Brinker Arden, die am 3. November 1966 von ihm gegangen war. Wie in der Anklageschrift angeführt, wurde Archerd verdächtigt, jedem Opfer eine Überdosis Insulin injiziert und dabei tödliche Anfälle von Hypoglykämie (Unterzuckerung) hervorgerufen zu haben.

Man vermutete mindestens drei weitere Opfer in dieser Mordserie. Archerds erstes bekanntes Opfer...

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