2. Ziele
Die Heldin, die sich (immer wieder neu) ausrichtet auf ihr Ziel.
Dieses Kapitel nimmt nun etwas mehr Platz ein und ich möchte hierfür um Dein Verständnis bitten. Zuerst einmal muss die Heldin ein Ziel haben, auf welches sie sich ausrichten kann. Nur wenn sie dieses wirklich gefunden und Ihre Werte und Bedürfnisse berücksichtigt, kann sie auch voll und ganz darauf ausgerichtet bleiben.
Was bedeutet es „ausgerichtet“ zu sein? Hierfür verwende ich folgende Geschichte, um den Unterschied zwischen „zielgerichtetem Handeln“ und „Ausrichten auf ein Ziel“ zu verdeutlichen:
Die Wette
Über Nacht hatte es geschneit. Nun lag die ganze Landschaft unter einer festen, weißen Schneedecke. Die beiden Jungen Tim und Alex wetteten aus Spass miteinander, wer zuerst in einer möglichst geraden Linie über die weite verschneite Wiese das Schultor erreichen würde.
„Das mache ich doch mit links!“, sagte Tim und stapfte drauflos. Er sah immer vor sich auf den Boden und konzentrierte sich dabei genau auf seine Schritte.
Als er die Hälfte des Weges zurück gelegt hatte, blickte er hinter sich und konnte es kaum glauben: Seine Spur verlief in einer großen Zickzacklinie durch den Schnee. Darauf richtete er seinen Blick wieder nach vorne und merkte, dass er seine Richtung stark ändern musste, um das Schultor zu erreichen. In dem Moment hörte er Alex laut lachen. „Mach es besser, wenn du kannst!“, rief er ihm zu. Alex machte sich gleich auf den Weg.
Alex ließ dabei das Schultor nicht aus den Augen. Er hatte seinen Blick fest darauf ausgerichtet. So lief er durch den Schnee, bis er das Ziel erreicht hatte. Seine Spur über die große Wiese zum Schultor verlief kerzengerade.
(Verfasser unbekannt)
Ich bin mir sicher, dass Du den Unterschied gleich erkannt hast. Ausgerichtet auf das eigene Ziel, erreicht man dieses schneller und wesentlich einfacher. Es hilft nichts immer zurückzuschauen, sich um „verschüttete Milch“ zu sorgen. Unser Blick sollte gleich der Heldin (oder des Jungens in der Geschichte) immer nach vorne gerichtet sein. Hier stellt sich die erste Frage:
2.1 Hast du Ziele?
Eine Psychologie-Zeitschrift in Deutschland hat einmal eine Untersuchung mit interessantem Ergebnis durchgeführt. Man wollte wissen, ob die Menschen Ziele haben und was dies für Ziele sind. Was herauskam klingt ernüchternd. Mehr als 95% der Menschen, konnten kein Ziel nennen.
Wer nicht weiß, welchen Hafen er anlaufen soll, bekommt keinen günstigen Wind.
(Seneca)
Nach dieser Studie ist es erschreckend zu sehen, dass wohl die meisten Menschen keine Ziele haben. Vermutlich gehen sie durch das Leben und beklagen sich, dass sie nie etwas erreichen.
Vom Ziel haben viele Menschen einen Begriff, doch wollen sie es gerne, schlendernd auf irrgänglichen Pfaden erreichen.
(Goethe)
Wie will man ein Ziel erreichen, wenn man gar keines hat? Auf was soll man sein Leben dann ausrichtenn? Viele Menschen wissen nicht was sie wollen, dies jedoch mit aller Kraft.
Wer das Ziel kennt kann entscheiden.
Wer entscheidet findet Ruhe.
Wer Ruhe findet ist sicher.
Wer sicher ist kann überlegen.
Wer überlegt kann verbessern.
(Konfuzius)
Hinter der Frage nach dem Ziel steckt das Bedürfnis, dem Leben eine Richtung zu geben. Wir möchten, dass unser Leben einen Sinn und ein Ziel hat. Wenn uns die Richtung im Leben fehlt, haben wir oft das Gefühl einer inneren Unruhe oder Unzufriedenheit. Jedenfalls ist dies bei mir so der Fall. Als Heldin möchte ich jedoch aktiv und selbstbestimmt leben. Damit dies gelingt benötige ich genau diese Richtung.
Diese sollte auf meinen Wünschen, Vorlieben, Prinzipien und Werten beruhen. Das verhilft mir dann nicht nur bei meiner Lebensplanung, sondern auch bei den vielen kleinen und großen Entscheidungen, die im Leben ständig auf mich zukommen. Zudem stärkt auch dies meine innere Kraft und führt zu Ruhe und Zufriedenheit, wie uns eben Konfuzius mitteilte.
Allerdings ist es wirklich nicht ganz einfach, eine Richtung im Leben zu finden. Denn wir leben in einer Zeit und in einem Land der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Niemals zuvor in unserer Geschichte standen jedem von uns hier im westlichen Europa so viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Hierzu zähle ich Hobbys und Freizeitbeschäftigungen, genauso wie die unzähligen Berufsmöglichkeiten. Hat uns das unser Leben erleichtert? Nach meiner Meinung nicht unbedingt, denn umso mehr Möglichkeiten man hat, desto mehr fehlt vielleicht die Klarheit darüber, was wirklich das richtige für den Einzelnen ist.
Was will ich tun?
In welche Richtung soll ich mich bewegen?
Um die Antwort auf diese Frage zu finden, sollten wir uns alle intensiv mit uns selbst, mit unseren Wünschen, Bedürfnissen, Träumen und realen Möglichkeiten auseinandersetzen. Nur dann können wir wirkich unser persönliches Ziel erkennen und formulieren.
Was sind meine Bedürfnisse? Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?
Die Erfüllung meiner persönlichen grundlegenden Bedürfnisse sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ich ausgeglichen und zufrieden bin. Leider kennen die meisten Menschen ihre Bedürfnisse nicht wirklich genau. Deswegen gilt es, die eigenen Bedürfnisse herauszufinden, um sie dann im nächsten Schritt zu erfüllen. (Bei der Zielfindung werden in diesem Kapitel zum besseren Verständnis auch die allgemeinen Bedürfnisse aufgeführt, um Dir einen Überblick zu verschaffen.) Dabei sehen wir uns auch an, was wir nicht mehr wollen, denn dies fällt uns oft leichter, als zu erkennen, was wir uns wirklich wünschen. Im weiteren Text finden wir dann heraus, was wir statt dessen gerne hätten und welches Bedürfnis dahinter steckt. So kommen wir schrittweise an unsere wahren Bedürfnisse und Ziele heran.
Wie sieht denn eigentlich meine Persönlichkeit aus? Wer bin ich? Und was sind meine Stärken und Schwächen?
Auch darüber muss ich mir bei der Zielfindung bewusst werden, bevor ich zur nächsten Frage übergehe:
Was ist eine gute Richtung für mein Leben? Eine Richtung, die sich für mich sinnvoll anfühlt und die etwas mit meiner Persönlichkeit und meinen Bedürfnissen zu tun hat?
Ebenso sollten wir die nun folgende vierte Frage nicht außer acht lassen:
Was kann ich tun, um mir mein Wohlbefinden zu erhalten?
2.2 Was verstehen wir unter „Ziele“?
Bevor wir beginnen unsere Ziele formulieren, soll kurz geklärt werden, was "Ziele" eigentlich sind.
Ziele sind:
- Zukunftsvorstellungen, zu deren Realisierung ich etwas tun will
- Sie sind mein Wunsch, ich will die Ziele erreichen, die Ziele sind positiv formuliert „herausfordernd“
- Sie sind erreichbar, jedoch mit einer persönlichen Anstrengung verbunden
- von anderen beeinflusst (Unser Umfeld und dessen Aussagen über uns beeinflussen bewusst oder unbewusst auch die Formulierung unserer Lebensziele.)
- selbst realisierbar
- ein lebenslanger Prozess (Ziele werden nicht einmal festgeschrieben, sie ändern sich immer wieder aufgrund der Lebensumstände)
- wichtig für ein bewusstes Leben, denn sie motivieren uns, sie führen uns in kooperative und konstruktive Beziehungen.
2.3 Der Weg zu unseren Zielen
… gliedert sich dann in mehrere Schritte, wobei uns verschiedenene Hilfsmittel unterstützen:
1. Selbsterkenntnis durch die Meditation
In der Stille kommen oft tiefgreifende Veränderungen. Nur wenn der Geist zur Ruhe kommt hast Du die Gelegeheit Dich selbst besser kennenzulernen. Zu Beginn, in dem Du einfach nur wahrnimmst, was sich gerade zeigt. Z.B. „da ist Ungeduld“. Zur Meditation kannst Du Dir erneut eine der Achtsamkeitsübungen aus dem ersten Kapitel herholen, oder neu folgende einfache Anleitungen ausprobieren:
1. Möglichkeit: Annehmen was ist
Wenn Du diese kleine Meditation beginnst, setze oder lege Dich bequem hin, schließe Deine Augen und richte Deine Aufmerksamkeit nach innen. Spüre Deinen Körper und nimm Deine Gefühle wahr. Achte auf die Stimmung, auf alles was sich in Dir zeigt.
Begegne allem was Du wahrnimmst und fühlst mit liebevoller Aufmerksamkeit. Es geht nicht darum, etwas zu verändern oder gegen etwas anzukämpfen. Nimm einfach nur wahr was sich zeigt, ohne zu werten, selbst wenn sich unangenehme Gefühle zeigen sollten. Atme dabei ruhig und tief.
Versuche die Gedanken und Gefühle zu benennen. Beginne mit: „da ist...“ Und dann lass sie ziehen. Nimm die Gespräche wahr, welche Du mit Dir selbst führst. Liebevoll und achtsam. Werde nicht ungeduldig, wenn Du einen Gedanken nicht sofort loslassen kannst. Wenn...