DIE SEELENANTEILE DER ASANAS
Bei den Beschreibungen der Asanas und ihrer Seelenanteile handelt es sich um transkribierte Aufnahmen einzelner Unterrichtsstunden von Andrea.
Sobald ihr die Seelenanteile der Asanas kennt, habt ihr immer ein Instrument an der Hand, um in bestimmten Tagessituationen oder Lebenssituationen euren Gemütszustand auszugleichen. Wenn ihr zum Beispiel merkt, ihr verschließt euch, ihr macht das Herz zu, ihr werdet wütend, ihr greift an, es ist kein normales Gespräch mehr möglich, dann ist es sicherlich Zeit für eine Rückbeuge. Die Rückbeugen öffnen das Herz und stärken den Rücken. So könnt ihr mit diesen Asanas gezielt auf eure Seele einwirken.
Wenn ihr die Matte ausrollt und die passende Asana übt, helfen oft schon fünf Minuten und ihr fühlt euch gleich ganz anders. Unterstützt durch die Atmung.
Es ist von unschätzbarem Wert, was ihr damit an Wissen und Handwerkszeug in der Hand habt.
Durch eine regelmäßige, nachhaltige Praxis mit den Seelenanteilen lernt ihr, nach euch zu schauen. Auf der Matte und im Leben bei euch zu bleiben. Euch um euren Gemütszustand zu kümmern. Ihr beschäftigt euch damit, wie es euch geht, und erkennt: Ihr habt es selbst in der Hand, für euch und euren Zustand zu sorgen. Kein anderer. So lernt ihr, auch im Leben bei euch zu bleiben.
Ihr lernt, Leute im Außen nicht mehr von eurer Meinung überzeugen zu müssen, nicht zu manipulieren. Oder zu denken: Der muss doch jetzt das und das machen.
Ihr bemerkt: Es ist, wie es ist. Ihr bleibt bei euch. Nehmt wahr, was es mit euch macht. Macht niemand anderen verantwortlich für euren Zustand. Selbst wenn ein anderer euch vermeintlich verletzt oder wütend macht, steckt eines eurer eigenen Themen dahinter.
Warum lasse ich mich verletzen? Warum macht mich das wütend?
Erkennt euch selbst und erkennt an, dass es eure Themen sind, die euch zu dem machen, was ihr seid. Die sich in euren Gefühlen und Reaktionen manifestieren. Das macht euch zum Gestalter eures Lebens, eures Wohlbefindens. Denn wenn ihr erkennt, was eine Situation mit euch macht, wenn ihr das Thema dahinter anerkennt, dann könnt ihr aktiv etwas dagegen tun. Indem ihr etwas für euch tut. Für euer Wohlbefinden. Den anderen könnt ihr nicht ändern.
Wenn du dich änderst, ändert sich die Welt um dich.
Und wenn ihr euch nicht wohlfühlt in einer Situation, nehmt die Asana, die euren inneren Frieden zurückbringt, und geht auf die Matte. Mit der Zeit könnt ihr eure Themen dann gut nehmen. Ihr reibt euch nicht mehr an Situationen auf, die ihr ohnehin nicht ändern könnt. Ihr ändert euren Umgang mit der Situation und steckt eure Energie in euer Wohlbefinden statt in Ärger und Frust über andere. Wir können andere Menschen nicht ändern. Das funktioniert nicht. Wir können aber sehr wohl ändern, wie wir mit anderen umgehen. Nämlich auf eine Art und Weise, die unserem Wohlbefinden dient. Und dabei unterstützen uns die Seelenanteile der Asanas.
DIE WIRKUNGSWEISE DER SEELENANTEILE
Wenn ich um die Seelenanteile der Asanas weiß, kann ich während meiner Praxis detailliert an meinem Körper ablesen, was mich beschäftigt. Die jeweiligen Eigenschaften der Asanas zeigen auf, welche Lebensthemen ich habe. Umgekehrt kann ich mir, wenn ich eine Eigenschaft in mir kultivieren möchte, aus der Fülle der Asanas genau diejenige aussuchen, die mich darin stärkt, wieder ich selbst zu sein.
Wenn mir eine bestimmte Asana beispielsweise sehr schwerfällt, weiß ich, dass die jeweiligen Merkmale, die mit dieser charakteristisch in Verbindung stehen, erst noch gefördert werden dürfen.
Das zu erkennen erfordert zunächst eine geschulte, feine Wahrnehmung bei Schüler und Lehrer. Zudem müssen die Zusammenhänge ganzheitlich gesehen werden. Ich betrachte die Lebensumstände sowie die Aversionen und Vorlieben in der Yogapraxis. Um diese in Zusammenhang mit den zu fördernden Eigenschaften bringen zu können, muss ich nicht nur die einzelnen Eigenschaften der Asanas kennen, sondern auch die gegenseitigen Wechselwirkungen und Voraussetzungen. Ebenso sollte ich mir darüber im Klaren sein, in welchen Schritten Veränderung abläuft.
Doch wie wirken die Asanas?
ÜBERSICHT DER WIRKUNGEN STANDHALTUNGEN UND KRIEGER
- VERWURZELUNG
- STABILITÄT
- ERDUNG
- VERTRAUEN
DER BERG
DER BAUM
- VERMITTLER ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE
- WURZELN UND FLÜGEL
DIE KRAFTVOLLE HALTUNG UTKATASANA
- VERBINDUNG ZWISCHEN LEICHT UND SCHWER
DREIECK
KRIEGER 1
- SICH MIT DEM GÖTTLICHEN VERBINDEN
- DIE EIGENE WAHRNEHMUNG SCHÄRFEN
- SICH DER SEINER INTUITION BEDIENEN
- DIE EIGENEN ZIELE ERKENNEN
KRIEGER 2
- DIE EIGENEN ZIELE VERFOLGEN
- IM HERZEN OFFEN BLEIBEN
- HANDELN ZUM EIGENEN WOHL UND DEM DER ANDEREN
- DEN BLICK KLÄREN
VORBEUGEN
- HINGABE UND LOSLASSEN
- HINGABE AN DAS LEBEN
- KLARES JA ZU SICH SELBST
- ANNEHMEN VON HERAUSFORDERUNGEN
RÜCKBEUGEN
- VERWANDELN ANGST IN MUT
- SICH SELBST DEN RÜCKEN STÄRKEN
- DAS HERZ DABEI ÖFFNEN
- ZU SICH SELBST STEHEN
- RÜCKGRAT HABEN
DER FISCH - MATSYASANA
- FREIHEIT
- LEICHTIGKEIT
- LEBENSFREUDE
- KREATIVITÄT
KOBRA - BHUJANGASANA
- HERZÖFFNUNG
- STÄRKUNG DES RÜCKGRATS
- MUT
- WANDLUNG/TRANSFORMATION
DIE SCHWALBE - SALABHASANA
- FREIHEIT
- LEICHTIGKEIT
- WILLENSKRAFT
DER BOGEN - DHANURASANA
STANDHALTUNGEN UND KRIEGER
- VERWURZELUNG
- STABILITÄT
- ERDUNG
- VERTRAUEN
Die Standhaltungen stehen für unsere Wurzeln.
Für unsere Standfestigkeit im Leben: Einen festen Stand im Leben haben. Ohne starr zu sein. Wir brauchen eine Verbindung zu unseren Wurzeln. Wurzeln, die uns nähren und uns Halt geben.
In den Standhaltungen geht es darum, die freie, lichte Energie des Himmels und die erdige, schwere Energie der Erde miteinander zu verbinden.
Schwere, erdige Energie: Bodenhaftung, Anhaftung an materielle Dinge, essenzielle Dinge.
Leichte Energie: gesundes Vertrauen ins Leben, sich genährt fühlen.
Diese beiden Pole sollen in uns Menschen vereint werden. Wenn wir zum Beispiel nur geerdet sind, geht Lebensfreude verloren. Wenn wir jedoch nur das Flüchtige, Leichte suchen, kommen wir nie richtig im Leben an. Ohne Verwurzelung erlangt man nur falsche Höhe. Ein aufgesetztes Selbstbewusstsein. Viele machen sich groß, indem sie andere klein machen. Das typische Helfersyndrom.
Dieses Zusammenspiel spiegelt sich in den Asanas wider: Ich kann oben nur leicht sein, wenn ich unten einen festen Stand habe. Sonst pustet mich der kleinste Windhauch weg. Gleichzeitig brauche ich eine gewisse Flexibilität, um mit dem Sturm des Lebens gehen zu können. Seht euch mal die Natur an, die macht uns diesen Zusammenhang vor. Der Bambus zum Beispiel ist extrem flexibel, um starken Stürmen trotzen zu können. Dabei hat er sehr starke, ganz tiefe Wurzeln.
Wenn wir das auf uns übertragen, erkennen wir, dass wir tiefe Wurzeln brauchen, um einen festen Stand im Leben zu haben. Aber wir müssen flexibel sein, nicht starr. Denn wenn wir mit den Stürmen nicht mitgehen können, wenn wir uns ihnen starr entgegenstellen, dann hauen sie uns um. Diese Leichtigkeit, die uns flexibel macht, entsteht durch tiefes Vertrauen.
Und genau dieses Zusammenspiel unterstützen die Asanas.
Die Standhaltungen an sich sehen erst mal wenig spektakulär aus. Ein Berg, Tadasana, der sieht jetzt nicht so spannend aus. Da fällt ja keiner um.
Dabei ist es tatsächlich eine der schwersten Asanas, die es gibt. Denn du bist völlig auf dich zurückgeworfen. Also, wir wissen bei allem – sei es nun ein Baum, eine Blume oder wir selbst: Ohne Wurzeln zu leben, ist ganz, ganz schwer. Ein angenehmes Leben zu führen, wenn ich nicht fest verwurzelt stehen kann, aus welchen Gründen auch immer, ist immens schwer. Weil jeder kleine Windhauch mich umbläst. Das ist fast nicht möglich.
Ungeachtet der Seelenanteile verfügen auch unsere Ahnen, die ja stellvertretend für unsere Wurzeln stehen, über eine unheimliche Kraft. Sie schauen auf uns. Sie wollen uns den Zugang zu ihrem übergeordneten Wissen ermöglichen. Sie sind wohlwollend. Sie wollen uns auf unserem Weg begleiten. Und das sind unsere Wurzeln. So wie in der Asana-Praxis eben die Standhaltungen unsere Wurzeln sind. Diese Kraft ist immens wichtig. Das wird klar, wenn...