Sie sind hier
E-Book

Die Pathologisierung von Juden im ausgehenden 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

AutorLena Gorelik
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl8 Seiten
ISBN9783638433815
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Judaistik, Ludwig-Maximilians-Universität München, 3 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Bereits im 18. Jahrhundert setzte sich sowohl in der Psychologie als auch in der Medizin die Ansicht durch, dass Juden anders gebaut seien als Nichtjuden. So wurden diese beiden Gruppen getrennt voneinander untersucht und in Studien miteinander verglichen. Mit der Zeit wurde dieser Trend verstärkt und auf andere wissenschaftliche Bereiche, aber genauso auch auf das Alltagsleben übertragen. Dieser Trend ist als Hinweis darauf zu verstehen, dass die Integration der Westjuden in Deutschland nicht so funktioniert hatte, wie diese das gerne gesehen hätten. In dieser Zeit entstanden auch Begriffe wie Judenfrage und Judenkrankheit. Auf der anderen Seite spielte im ausgehenden 19. Jahrhundert in der Medizinwissenschaft das Nervensystem eine zentrale und zunehmende Rolle. Neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet führten dazu, dass es die Seele als Untersuchungsobjekt, aber auch als Erklärungsmodell ablöste. So gewann auch Nervenschwäche als Krankheit nicht nur in der Forschung sondern auch im Alltagsobjekt an Bedeutung: Sie wurde als Antonym zu bürgerlichen Zielen und Tugenden wie beispielsweise Karriere gesetzt. Parallel zu dieser Entwicklung setzte sich das Gerücht durch, dass Juden besonders oft an dieser Krankheit litten. Dieses anfänglich nicht auf wissenschaftlichen Daten basierende Gerücht wurde mit dem sozialen Aufstieg und dem anwachsenden Ansehen der Ärzte 'medikalisiert'. Nach dem Motto ' alles, was n icht bürgerlich ist, ist krank' wurden Juden als nervenschwach und geisteskrank abgestempelt. Als Nervenschwäche und Krankheit galt in dieser Zeit auch Masturbation. Weil dabei Nervenenergie verloren gehe, wirke sie sich negativ auf den Körper aus, hieß es damals. Gleichzeitig verstöße Masturbation gegen bürgerliche Werte und mache Männer weiblicher. Weil Juden aufgrund ihrer Frühreife angeblich mehr masturbierten als Nichtjuden, sprach man nun auch von einer 'Verweiblichung' der Juden. Das Vorurteil der Frühreife beruhte auf der Tatsache, dass in jüdischen Familien aufgrund von Traditionen oft früher geheiratet wurde als in christlichen. Ein weiteres, zu jener Zeit übliches Vorurteil lautete, 'religiöse Schwärmerei' hänge mit Nervenkrankheiten zusammen und komme vor allem bei Frauen und Juden vor. Bei Frauen liege dies an einer Nichtbefriedigung der sinnlichen Sexualität, bei Juden an ihrer besonders ausgeprägten Disposition zur Masturbation. Damit wurde die Religiösität von Juden erklärt.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Judentum - Antisemitismus

Liturgie als Theologie

E-Book Liturgie als Theologie
Format: PDF

Das jüdische Gebetbuch ist von jeher eine Brücke zwischen dem großen Reservoir der jüdischen Tradition und den modernen Lebensumständen. Die ständige Überarbeitung und Veränderung der Liturgie ist…

Die Welt der Götterbilder

E-Book Die Welt der Götterbilder
- Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 376 Format: PDF

Divine images create their own world of theological reflection and religious practice. Pictorial representations have to reduce complexity, yet at the same time they create their own complexity.…

Die Welt der Götterbilder

E-Book Die Welt der Götterbilder
- Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 376 Format: PDF

Divine images create their own world of theological reflection and religious practice. Pictorial representations have to reduce complexity, yet at the same time they create their own complexity.…

Die Welt der Götterbilder

E-Book Die Welt der Götterbilder
- Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 376 Format: PDF

Divine images create their own world of theological reflection and religious practice. Pictorial representations have to reduce complexity, yet at the same time they create their own complexity.…

Das Jüdische Eherecht

E-Book Das Jüdische Eherecht
Jüdische Eherecht Format: PDF

This book gives a concise introduction into Jewish Law as a whole and its development within the different denominations of Judaism. It offers an overview of betrothal, engagement and marriage,…

Weitere Zeitschriften

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

FREIE WERKSTATT

FREIE WERKSTATT

Die Fachzeitschrift FREIE WERKSTATT berichtet seit der ersten Ausgaben 1994 über die Entwicklungen des Independent Aftermarkets (IAM). Hauptzielgruppe sind Inhaberinnen und Inhaber, Kfz-Meisterinnen ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

rfe-Elektrohändler

rfe-Elektrohändler

rfe-Elektrohändler ist die Fachzeitschrift für die CE- und Hausgeräte-Branche. Wichtige Themen sind: Aktuelle Entwicklungen in beiden Branchen, Waren- und Verkaufskunde, Reportagen über ...

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS

Eishockey NEWS bringt alles über die DEL, die DEL2, die Oberliga sowie die Regionalligen und Informationen über die NHL. Dazu ausführliche Statistiken, Hintergrundberichte, Personalities ...