Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Universität Paderborn, Sprache: Deutsch, Abstract: Zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstand in Westanatolien aus dem Fürstentum des Osmans das Osmanische Reich, das sich über 600 Jahre lang als ein Vielvölkerstaat über drei Kontinente erstreckte und verschiedene Völker und Religionen vereinigte. Im Laufe seines Bestehens in Südeuropa und im Nahen Osten entwickelte sich das Osmanische Reich zu einem multikonfessionellen Gemeinwesen, auf dessen Boden Juden, Christen und Muslime ohne schwerwiegende religiöse Konflikte zusammen lebten, was wir aus unsrer heutigen Weltanschauung nicht begreifen können. Vor allem auf dem Balkan und im Nahen Osten lebten die Konfessionen in einem friedlichen Miteinander, wo heute religiöse und politische Konflikte das Leben der Menschen bestimmen. War das Osmanische Reich vielleicht der perfekteste islamische Staat, der je bestanden hatte? Wie konnte dieses Reich über 600 Jahre gleichzeitig sein Streben darauf richten, mit Hilfe des religiösen Rechtes die islamischen Werte hervorzubringen, während die Nichtmuslime über die liberalen Vorschriften des 'Millet-Systems' in der Lage waren, ihren Glauben und ihre Identität zu bewahren? Die entscheidende Frage, wie das Zusammenleben verschiedener Konfessionen unter einem Dach möglich war, hat mich dazu bewegt, 'die Minderheiten im Osmanischen Reich des Spätmittelalters' zum Thema meiner Seminararbeit zu machen. Denn die religiöse Koexistenz ist heutzutage von politischen Einflüssen bedroht und die gegenseitige Anerkennung von religiösen Werten wird nicht mehr toleriert. In der heutigen globalen Welt haben wir das friedliche Zusammenleben mehr nötiger als je zuvor. Wie funktionierte aber das System des Osmanischen Reiches, in dem die Herrscher versuchten im Namen der religiösen Toleranz Religionskonflikte zu vermeiden und die jüdische und christliche Religion in das Reich integrierten, während in Europa religiöse Intoleranz gegenüber Andersdenkenden vorherrschte? Als erstes werden hier die Entstehung des Osmanischen Reiches und die Situation der nichtmuslimischen Minderheiten innerhalb des Reiches beschrieben. Dazu wird auch der Begriff 'Minderheit' näher analysiert, um das Verhältnis der Religionen zueinander und Situationen der Bevölkerungsgruppen kritisch hinter zu fragen. Dabei werden einerseits die an Nichtmuslime gewährten Rechte, Pflichten und Einschränkungen vorgestellt, anderseits die politische Beziehung zwischen dem Staat und den verschiedenen Glaubenszugehörigkeiten aufgezeigt.
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