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E-Book

Die subtile Kunst des Daraufscheißens

AutorMark Manson
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783961210596
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Scheiß auf positives Denken sagt Mark Manson. Die ungeschönte Perspektive ist ihm lieber. Wenn etwas scheiße ist, dann ist es das eben. Und wenn man etwas nicht kann, dann sollte man dazu stehen. Nicht jeder kann in allem außergewöhnlich sein und das ist gut so. Wenn man seine Grenzen akzeptiert, findet man die Stärke, die man braucht. Denn es gibt so viele Dinge, auf die man im Gegenzug scheißen kann. Man muss nur herausfinden, welche das sind und wie man sie sich richtig am Arsch vorbeigehen lässt. So kann man sich dann auf die eigenen Stärken und die wichtigen Dinge besinnen und hat mehr Zeit, sein Potential gänzlich auszuschöpfen. Die subtile Kunst des darauf Scheißens verbindet unterhaltsame Geschichten und schonungslosen Humor mit hilfreichen Tipps für ein entspannteres und besseres Leben. Damit man seine Energie für sinnvolleres verwendet als für Dinge, die einem egal sein können.

Mark Manson ist Blogger, Autor und Unternehmer. Er ist spezialisiert auf Bücher über persönliche Entwicklung, die nicht nerven. Seine Website MarkManson.net wird jeden Monat von über zwei Millionen Menschen gelesen. Er lebt in New York City.

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Leseprobe

Kapitel 1: Versuche es nicht!


Charles Bukowski war ein Alkoholiker, ein Frauenheld, ein Spieler, ein Rüpel, ein Geizhals, ein Schnorrer und an seinen miesesten Tagen ein Poet. Wahrscheinlich ist er der letzte Typ auf Erden, an den man sich für Lebensratschläge wenden oder den man gar in einem Ratgeber erwarten würde. Deshalb fange ich genau mit ihm an.

Bukowski wollte Schriftsteller sein. Doch jahrzehntelang wurden seine Arbeiten von fast jeder Zeitschrift, jeder Zeitung, jedem Magazin, jedem Agenten und jedem Verleger abgelehnt. Seine Arbeit sei grauenvoll, sagten sie. Grob. Ekelerregend. Verdorben. Je höher die Stapel der Ablehnungsschreiben wurden, desto mehr zog ihn die Schwere seines Scheiterns in eine alkoholgeschwängerte Depression, die ihn den größten Teil seines Lebens begleiten würde.

Bukowskis Broterwerb war Briefsortierer bei der Post. Er bekam ein Scheißgehalt und gab das meiste davon für Alkohol aus. Den Rest verspielte er auf der Rennbahn. Nachts trank er, einsam und allein, und manchmal haute er auf seiner abgenudelten Schreibmaschine Gedichte raus. Nicht selten wurde er auf dem Fußboden wach, wo er in der Nacht zuvor bewusstlos weggedämmert war.

So vergingen etwa dreißig Jahre, die meisten in einem bedeutungslosen Nebel aus Alkohol, Drogen, Glücksspiel und Nutten. Doch als Bukowski fünfzig Jahre alt war, nach einem Leben voll Versagen und Selbsthass, fand der Lektor eines kleinen, unabhängigen Verlagshauses ihn auf einmal spannend. Der Lektor konnte Bukowski weder viel Geld versprechen noch ordentliche Verkaufszahlen. Doch er empfand eine seltsame Zuneigung zu dem versoffenen Loser, also entschloss er sich, sein Glück mit ihm zu versuchen. Es war die erste ­echte Chance, die Bukowski je bekam, und, das war ihm klar, es würde wahrscheinlich auch seine einzige bleiben. Bukowski schrieb dem Lektor: »Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten – entweder weiter bei der Post zu arbeiten und durchzudrehen … oder auszusteigen, Schriftsteller zu spielen und zu verhungern. Ich habe mich fürs Verhungern entschieden.«

Kaum hatte er den Vertrag unterschrieben, schrieb er innerhalb von drei Wochen seinen ersten Roman. Er nannte ihn einfach Post Office und als Widmung schrieb er »Niemandem gewidmet«.

Bukowski hatte als Romancier und Poet schließlich großen Erfolg. Letztendlich veröffentlichte er sechs Romane sowie Hunderte Gedichte und seine Bücher wurden über zwei Millionen Mal verkauft. Seine Berühmtheit überstieg jegliche Erwartungen – vor allen Dingen seine eigenen.

Geschichten wie die von Bukowski sind das Schmieröl unseres kulturellen Selbstverständnisses. Bukowskis Leben verkörpert den amerikanischen Traum: Ein Mann kämpft für das, was er will, er gibt nie auf – und am Ende erfüllen sich seine kühnsten Träume! Im Prinzip ist das Stoff für einen Film, den endlich mal einer drehen müsste. Wir alle schauen uns Storys wie die von Bukowski an und sagen: »Siehst du? Er hat nie aufgegeben. Er hat es immer weiter probiert. Er hat immer an sich geglaubt. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist er drangeblieben und hat was aus sich gemacht!«

Trotzdem. Irgendwie ist es doch seltsam, dass auf Bukowskis Grabstein steht: »Versuche es nicht«.

Tja … trotz seiner Verkaufszahlen und seines Ruhms war Bukowski eben ein Loser. Das wusste er. Und sein Erfolg basierte nicht auf irgendeiner Entschlossenheit, zu den Gewinnern zu gehören, sondern auf der Tatsache, dass er erkannt hatte, Loser zu sein, es akzeptierte und dann gnadenlos ehrlich darüber schrieb. Er versuchte nie, etwas anderes zu sein als das, was er war. Das Geniale an Bukowskis Werk liegt nicht darin, dass er unglaubliche Hürden überwand oder sich selbst in ein leuchtendes literarisches Licht verwandelte. Es war genau das Gegenteil. Es war seine simple Fähigkeit, uneingeschränkt und gnadenlos ehrlich mit sich selbst zu sein – insbesondere mit seinen dunklen Seiten – und seine Niederlagen mit allen zu teilen, ohne Zögern und Zweifel.

Das genau ist die wahre Geschichte von Bukowskis Erfolg: Es war für ihn okay, ein Loser zu sein. Bukowski scherte sich einen Dreck um Erfolg. Selbst nach seinem Durchbruch kam er noch vollkommen besoffen zu seinen Lesungen und beleidigte Leute im Publikum auf das Übelste. Er stellte sich in der Öffentlichkeit bloß und versuchte alles zu vögeln, was nicht bei drei auf dem Baum war. Ruhm und Erfolg machten ihn nicht zu einem besseren Menschen. Und er wurde auch nicht etwa dadurch berühmt und erfolgreich, dass er ein besserer Mensch geworden war.

Selbstoptimierung und Erfolg geschehen zwar oft gleichzeitig. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass sie dasselbe sind.

Unsere Kultur ist heute zwanghaft auf total unrealistische positive Erwartungen fokussiert: Sei glücklicher! Sei gesünder! Sei der/die Beste, besser als der ganze Rest! Sei klüger, schneller, reicher, sexyer, beliebter, produktiver, beneidenswerter und bewunderter! Sei perfekt und unglaublich und kacke jeden Morgen vor dem Frühstück zwölfkarätige Goldnuggets, während du deinem selfiegeilen Ehepartner und deinen zweieinhalb Kindern Abschiedsküsschen zuwirfst. Fliege dann mit deinem Hubschrauber zu deinem ach so wunderbar erfüllenden Job, wo du den Tag mit unfassbar wichtiger Arbeit verbringst, die wahrscheinlich eines Tages die Welt retten wird!

Doch wenn du mal kurz die Bremse reinhaust und darüber nachdenkst, dann sind die üblichen Lebensweisheiten – also dieser ganze positive und glückliche Selbsthilfekram, den wir die ganze Zeit hören – eigentlich nur auf das fixiert, was dir fehlt! Wie ein harter Laserstrahl brennt er genau an die Stellen, die du als deine persönlichen Schwächen und Versagen bereits erkannt hast, und unterstreicht sie dann noch einmal für dich. Du erarbeitest dir die besten Arten, an Geld zu kommen, gerade weil du das Gefühl hast, noch nicht genug Kohle zu haben.

Du stehst vor dem Spiegel und wiederholst Glaubenssätze, die dir sagen, dass du schön bist, gerade weil du dich noch nicht hübsch genug findest. Du befolgst Dating – und Beziehungstipps, gerade weil du dich bereits kein bisschen liebenswert findest. Du probierst alberne Visualisierungsübungen, in denen du dein erfolgreiches Alter Ego vor dir siehst, gerade weil du das Gefühl hast, noch nicht erfolgreich genug zu sein.

Ironischerweise dient diese Fixierung auf das Positive – also darauf, was besser und erstrebenswert ist – nur dazu, uns immer und immer wieder genau daran zu erinnern, was wir nicht sind, was uns fehlt und was wir sein sollten, aber nicht geworden sind. Denn: Kein wirklich glücklicher Mensch steht jeden Morgen vor dem Spiegel und rezitiert vor sich hin, dass er glücklich ist. Er ist es einfach!

Es gibt ein texanisches Sprichwort: »Die kleinsten Hunde bellen am lautesten.« Ein selbstbewusster Mann hat gar nicht erst das Bedürfnis, irgendjemandem zu beweisen, dass er selbstbewusst ist. Eine reiche Frau muss auch niemanden davon überzeugen, dass sie reich ist. Entweder man ist es oder man ist es nicht. Wenn du immer und immer wieder von etwas Bestimmtem träumst, dann verstärkst du ebendiese unbewusste Wirklichkeit wieder und wieder: Nämlich dass du genau das nicht bist!

Alle wollen dich mit ihren Werbespots glauben machen, dass der Schlüssel zu einem schöneren Leben ein besserer Job, ein größeres Auto, eine hübschere Freundin oder ein Whirlpool mit einem aufblasbaren Planschbecken für die Kids ist.

Die Welt redet dir ständig ein, dass der Weg zu einem besseren Leben mehr, mehr, mehr ist! Kaufe mehr! Besitze mehr! Tu mehr! Habe mehr Sex und sei einfach mehr! Du wirst ständig mit Botschaften bombardiert, was du dauernd alles wichtig nehmen sollst. Nimm den neuen Fernseher scheißwichtig! Sorge verdammt noch mal dafür, den cooleren Urlaub als dein Kollege zu machen! Sieh zu, dass du die neuesten Gartenzwerge kaufst! Und kauf dir um Himmels willen unbedingt den richtigen Selfie-Stick!

Warum tun wir das? Ich würde mal sagen, diesen ganzen Kram so scheißwichtig zu nehmen, ist einfach gut fürs Business.

Das ist ja an und für sich nicht verkehrt. Das Problem ist nur, dass diese Riesenbedeutung, die wir diesem Kram einräumen, verdammt schlecht für unsere mentale Gesundheit ist. Es sorgt dafür, dass wir übermäßig heftig an allem Oberflächlichen und Imitationen von allem Möglichen hängen und unser Leben der Jagd nach der Illusion von Glück und totaler Zufriedenheit verschreiben. Doch der Schlüssel zu einem guten Leben ist nicht, immer mehr Dinge so scheißwichtig zu nehmen, sondern sich um weniger zu kümmern – nämlich nur um das, was wahr, unmittelbar und wichtig ist.

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