Der Begriff des Filesharing kommt aus der englischen Sprache. Bei einer wörtlichen Übersetzung ergibt dies mit Hilfe von Online-Wörterbüchern, in deutscher Sprache „das Dateiteilen“[19] oder „gemeinsamer Dateizugriff“[20]. Filesharing wird als Überbegriff für das Verbreiten von Dateien im Internet verwandt.[21] Denkbar erscheint dies aber durch unterschiedliche Wege.[22] Vorwiegend steht das Filesharing im Zusammenhang mit dem Einsatz von Peer-to-Peer-Netzwerken.[23] Hierbei handelt es sich um Systeme, die das Filesharing ermöglichen können.[24] Der Begriff des Peer-to-Peer (wird meist abgekürzt mit „P2P“[25]) entspricht „Gleichgestellte zu Gleichgestellte“[26] oder „gleichrangig zu gleichrangig“[27]. Die P2P-Netzwerke werden umgangssprachlich oftmals als „Musiktauschbörsen“ (oder nur Tauschbörsen) bezeichnet.[28] Dies ist auf die ersten Entwicklungen in diesem Zusammenhang zurückzuführen, bei der gerade die Software Napster die massenhafte Verbreitung von Musikstückwerken ermöglichte.[29] Der Begriff der Musiktauschbörse ist jedoch verfehlt.[30] Ein Tausch i. S. v. § 480 BGB stellt einen gegenseitigen Vertrag hinsichtlich eines Werts gegen den anderen Wert dar und begründet die schuldrechtliche Verpflichtung zur Eigentumsübertragung.[31] Die dingliche Eigentumsübertragung erfolgt nach den Vorschriften der §§ 929 ff. BGB. Nach Abschluss dessen müsste der Tauschgegenstand in das Eigentums des Gegenübers fallen, so dass dieser auch den Besitzer wechselt.[32] Ein solcher Effekt bleibt jedoch aus, da die Teilnehmer von P2P-Netzwerken die Möglichkeit erhalten ein Werk zu kopieren, ohne dass ein anderer daran das Eigentum oder den Besitz verliert.[33] Ein P2P-Netzwerk ist deshalb eher als eine „Kopierbörse“ anzusehen.[34]
Ein Computernetzwerk funktioniert in der Regel so, dass es einen zentralen Computer gibt (Server), der die Daten für die weiteren Computer (Clients) zur Verfügung stellt. Es besteht somit eine Hierarchie im Rahmen des Computernetzwerks.[35] Bei einem P2P-System handelt es sich ebenfalls um ein Computernetzwerk. Die Besonderheit liegt darin, dass jeder einzelne Computer sowohl die Aufgabe als Server, als auch Client wahrnimmt. Im Vergleich zu einem klassischen Computernetzwerk wird kein zentraler Computer als Server vorausgesetzt. Eine Hierarchie besteht gerade nicht, da die Computer jeweils die selbe Aufgabe wahrnehmen und somit gleichgestellt sind.[36] Diese Technik kann nicht nur zum Einsatz des Filesharings verwandt werden.[37]
Die Teilnahme an einem P2P-Netzwerk setzt den Einsatz einer Software voraus.[38] Mit eDonkey, BitTorrent und eMule gibt es heute eine Reihe von solchen P2P-Anwendungen, die unterschiedlich aufgebaut sind.[39] Um das Filesharing zu ermöglichen verwendet ein P2P-Netzwerk Suchalgorithmen.[40] Ein interessierter Nutzer hat nach einer erfolgreichen Suche die Möglichkeit, die Daten unmittelbar von der lokalen Festplatte eines anderen Teilnehmers herunterzuladen.[41] Die Daten müssen damit nicht an einer zentralen Stelle gespeichert sein.[42] Erforderlich ist damit aber eine möglichst hohe Zahl an Teilnehmern.[43] Alle P2P-Systeme basieren auf das dargelegte Grundprinzip, dennoch bestehen Unterschiede bei der Ausgestaltung der Netzwerke. Zu differenzieren ist hierbei bezüglich der Indexierung der zur Verfügung stehenden Daten.[44]
Das bekannteste zentrale P2P-Netzwerk ist die Ursprungsvariante von Napster.[45] Hierbei richtet der Nutzer seine Suchanfrage an einen zentralen Server. Dieser hält eine Index-Datei vor, welche alle zur Verfügung stehenden Daten aus dem Netzwerk aufzeigt.[46] Der Austausch der Daten erfolgt weiterhin direkt über die einzelnen Teilnehmer.[47] Der Schwachpunkt dieser Struktur liegt jedoch darin, dass der Betrieb des Netzwerks davon abhängig ist, ob die zentral liegende Indexierung erreichbar ist. Mit der Abschaltung des Indexservers können die Nutzer keine Suchanfragen mehr stellen, so dass ein Datenaustausch zwischen den Nutzern unmöglich wird.[48] Dies war ein entscheidender Schwachpunkt der Filesharing-Netzwerke der ersten Generation.[49]
Als Weiterentwicklung der ersten Filesharing-Netzwerke entstanden dezentrale P2P-Netzwerke wie z. B. Gnutella.[50] Ein zentraler Server für Suchanfragen der Teilnehmer sieht dieser Aufbau nicht vor.[51] Stattdessen werden diese auf die einzelnen Nutzer verteilt, so dass der Suchvorgang ein Schneeballprinzip in Gang setzt. Zunächst wird die Suchanfrage an eine gewisse Zahl von Teilnehmer weitergeleitet und danach an weitere Nutzer gerichtet, solange bis die angestrebte Datei gefunden ist.[52] Der wesentliche Vorteile der dezentralen Struktur liegt darin, dass mangels einer zentralen Abhängigkeit die Überwachung oder die Stilllegung des Systems unmöglich erscheint.[53] Eine besondere Ausgestaltung eines dezentralen P2P-Netzwerks ist BitTorrent.[54] Als eines der meistgenutzten Filesharing-Systeme[55] ermöglicht es, dass anstatt einer großen Gesamtdatei eine Vielzahl von kleinen Bestandteilen von unterschiedlichen Quellen heruntergeladen werden kann, die sich danach zu einer vollständigen Gesamtdatei zusammensetzen.[56] Durch diese „Schwarmlösung“[57] kann ein Download in einer kürzeren Zeit abgeschlossen werden.[58]
Eine Kombination aus zentralen und dezentralen P2P-Netzwerken sehen Systeme wie KaZaA oder eDonkey 2000 vor.[59] Genauso wie bei dezentralen Systemen wird dabei auf einen zentralen Server für Suchanfragen verzichtet. An diese Stellen treten jedoch nur einzelne Nutzer, so dass nur leistungsstarke Teilnehmer diese Aufgabe wahrnehmen.[60]
Die größte Schwachstelle der Filesharing-Netzwerke liegt darin, dass die IP-Adresse der Nutzer festgestellt werden kann, so dass eine Rechtsverfolgung möglich ist.[61] In der jüngsten Zeit entwickelten sich deshalb neue P2P-Netzwerke (wie z. B. Freenet[62] oder RetroShare[63]), die die Anonymität der Teilnehmer wahren sollen.[64] Durch unterschiedliche technische Ansätze wird dabei die Rückverfolgung der Nutzer faktisch unmöglich gemacht.[65]
Neben P2P-Netzwerken gibt es weitere Möglichkeiten zum Filesharing. Eine immer mehr verbreitete Methode bieten Sharehoster[66] an. Die Diensteanbieter – wie z. B. Megaupload[67] und Rapidshare[68] – stellen den Nutzern eine gewisse Menge an Speicherplatz im Internet zur Verfügung.[69] Dem Nutzer steht die Möglichkeit offen, gewünschte Dateien bei einem zentralen Server des Diensteanbieters zu hinterlegen. Daraufhin wird ihm der Downloadlink zu diesen Daten übermittelt, welcher verbreitet werden kann.[70] Eine weitere Alternative zu Filesharing-Netzwerken stellt Usenet dar. Hierrunter versteht man ein virtuelles „schwarzes Brett“ mit einer Sammlung von unzähligen Beiträgen zu diversen Themen. Usenet steht jedem Nutzer offen und ermöglicht es Datenanhänge im Netz zu veröffentlichen.[71]
Ein P2P-Netzwerk, welches zum Einsatz von Filesharing verwandt wird, ermöglicht die Datenverbreitung jeglicher digitaler Werke wie Musikstücke, Videos, eBooks, Bilder, Software oder Dokumenten.[72] Abgesehen von diesen klassischen Anwendungsbereichen ist auch die Übertragung von Fernsehbildern realisierbar.[73]
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