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Die werden lachen in Teplitz-Schönau!

Die wechselvolle Geschichte der berühmten k. u. k. Städte

AutorAnna Lindner
VerlagMetroverlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783993007027
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Man muss kein Monarchist sein, um sich bei der Fahrt entlang des Meeres von Triest nach Duino zu wu?nschen, dass dieser Landstrich noch zu Österreich gehöre. Und Wellness- Wochenenden in Karls-, Marien- oder Franzensbad stehen hoch im Trend. Wie aber heißen Abbazia oder Karlsbad heute? Wie lebte man dort einst? Was hat sich verändert? Dieses unterhaltsame Buch beschäftigt sich mit der wechselvollen Geschichte beru?hmter k. u. k.-Städte und macht Lust, selbst zu u?berpru?fen, ob die stehende Rede Maxi Böhms in der Pension Schöller auch stimmt: Na, die werden lachen in Teplitz-Schönau ...

Anna Lindner, geboren 1984 in Wien, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Journalistin und Buchautorin, seit 2010 Lektorin an der Universitate de Vest din Timi?oara/West-Universität Temeswar, Rumänien. Bisher im Metroverlag erschienen: »Wiener Literaturschauplätze«, »Wiener Kriminalschauplätze« und »Donausagen«.

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Leseprobe

SLOWAKEI

BRATISLAVA
PRESSBURG

Ungarische Hauptstadt,
60 Kilometer von Wien

Wenn es darum geht, die innige Verbundenheit auszudrücken, die zu Monarchie-Zeiten zwischen dem heutigen Österreich und den anderen Teilen des Kaiserreichs herrschte, wird gern auf die verkehrstechnische Anbindung der nunmehrigen slowakischen Hauptstadt an die damalige Reichshaupt- und Residenzstadt verwiesen: Ja, damals konnte man mit der Straßenbahn von Wien nach Bratislava fahren.

Das heißt, man konnte von Viede? nach Pressburg fahren – Viede?, so heißt Wien auf Slowakisch. Den Namen Bratislava gab es aber lange nur in den Schriften einiger Protagonisten der slowakischen Nationalbewegung. Erst 1919, nach der Gründung der tschechoslowakischen Republik, wurde die Stadt an der Donau offiziell so genannt. Davor trug sie auch auf slowakisch einen anderen Namen: Prešporok, abgeleitet vom deutschen Pressburg, das wiederum auf einen mittelalterlichen slawischen Fürsten zurückgeht: entweder auf Braslav oder auf Predslav, den Sohn des großmährischen Fürsten Sventopluk. Auch der Name Bratislava ist auf einen slawischen Fürsten des Mittelalters zurückzuführen: Vratislav, der die Stadt im zehnten Jahrhundert auf den Ruinen einer römischen Siedlung erbaut haben soll. So schrieb es jedenfalls im 16. Jahrhundert der deutsche Historiker Johannes Aventinus, von dem die slowakischen Autoren die Bezeichnung im 19. Jahrhundert übernahmen.

Als man noch mit der Straßenbahn nach Pressburg fahren konnte, war für Prešporok allerdings noch ein ganz anderer Name von Bedeutung: Pozsony. So wurde und wird die Stadt in Ungarn genannt – und zu diesem Teil der Monarchie gehörte das spätere Bratislava. Rund 250 Jahre lang, nachdem das Königreich Ungarn unter Ludwig II. 1526 die Schlacht bei Mohács verloren hatte und ein Großteil des Reichs unter die Herrschaft der Osmanen geraten war, fungierte es als dessen Hauptstadt. Zu Ungarn gehörte Pressburg beziehungsweise Pozsony seit Anfang des zehnten Jahrhunderts. Schon davor, als Teil des Großmährischen Fürstentums, war es ein wichtiges politisches Zentrum Mitteleuropas gewesen. Unter den ungarischen Königen erhielt Poszony diverse Privilegien, wie 1430 das Münzprägerecht, die es zu einer wohlhabenden Stadt werden ließen. Die Mehrheit der Bevölkerung waren damals, und bis Ende des 19. Jahrhunderts, Deutsche.

Seinen größten wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebte Pressburg unter Maria Theresia. Sie besuchte die Stadt häufig und ließ die Burg von einer Wehranlage zur repräsentativen Residenz umbauen. Nachdem sie 1811 durch ein Feuer zerstört worden war und erst in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde, bietet die rechteckige Burg mit ihren vier Türmen heute wieder einen imposanten Anblick und dank ihrer Lage auf einer Erhebung 85 Meter über der Donau einen ebensolchen Ausblick. Richtung Osten liegt die Altstadt. Dort zeugen zahlreiche Barock- und Rokokopalais und Bürgerhäuser – wie das Palais Grassalkovich, in dem heute der slowakische Präsident seinen Amtssitz hat, oder das pittoreske Haus zum Guten Hirten – von Pressburgs Blütezeit im 18. Jahrhundert. Am Fuß des Burghügels steht der Martinsdom. In dem gotischen Bau, der größten Kirche der Stadt, wurden ab 1563 die ungarischen Könige – seit 1526 waren es immer Habsburger – gekrönt. Noch bis 1830, als Buda schon knapp fünfzig Jahre wieder Hauptstadt Ungarns war, fanden im Martinsdom Krönungen statt. Im 19. Jahrhundert verlor Pressburg zunehmend an Bedeutung. Im 20. Jahrhundert war es zwar eines der kulturellen und wirtschaftlichen Zentren der Tschechoslowakei, an ihre Glanzzeiten konnte die Stadt aber erst in den letzten zwanzig Jahren wieder anschließen.

Heute verläuft unmittelbar neben dem Martinsdom eine Stadtautobahn. Sie geht einige hundert Meter weiter südlich in die zwischen 1967 und 1972 gebaute Brücke des Slowakischen Nationalaufstands – bis August 2012 hieß sie einfach nur Neue Brücke – über. Neben Burg und Martinsdom ist sie dank des Ufo-förmigen, auf dem Pylon wie aufgespießten Restaurants mit Aussichtsplattform wahrscheinlich das bekannteste Bauwerk Bratislavas. Die Engführung von ehemaliger Krönungskirche und moderner Autobahnbrücke, die auch aus Denkmalschutzgründen problematisch ist, führte in den 1960er- Jahren zu Diskussionen in der Bevölkerung. Aus der Perspektive des damaligen kommunistischen Regimes war sie es wohl weniger. Passend ist sie allerdings auch insofern, als der Martinsdom mit seinem steilen Kirchenschiff, dem schmucklosen Turm und der schlanken, sich verjüngenden Kirchturmspitze selbst ein bisschen an eine Rakete – eine mittelalterliche – auf der Abschussrampe erinnert.

Die futuristische Brücke verbindet denn auch das alte Bratislava mit dem neuen. Über sie gelangt man nach Petržalka. Der 1946 eingemeindete Stadtteil ist zu einem Synonym für sozialistische Planstädte geworden. Liegt am Donauufer noch der malerische barocke Janko-Krá?-Park, erstreckt sich dahinter eine Wüste aus gleichförmigen Betonwohnklötzen. Dabei war Petržalka lange Zeit sozusagen der Gemüsegarten Pressburgs. Daher kommt auch sein Name: Petržlen bedeutet Petersil.

Die legendäre Straßenbahn hatte im Übrigen auch eine Station in Petržalka, das heißt in Engerau beziehungsweise Ligetfalu. Als 1904 mit ihrer Planung begonnen wurde, gab es für den Ort mit mehrheitlich deutschsprachigen Einwohnern den slowakischen Namen – jedenfalls offiziell – noch nicht. Auch er wurde erst 1919 eingeführt. Die Regierung in Budapest sah es nicht gerne, dass Pozsony und sein damaliger Vorort Ligetfalu an Wien angebunden werden sollten. Auf diese Weise würde die zeitweilige Hauptstadt und ihre Bevölkerung den im Königreich Ungarn vertretenen Magyarisierungsbestrebungen entzogen, fürchtete man. Die Budapester Regierung sollte Recht behalten. Anfang 1914 wurde die Straßenbahn eingeweiht. Als knapp fünf Jahre später die Doppelmonarchie zerfiel, wurde Pressburg aber nicht Teil Österreichs, sondern kam als Bratislava zur neu gegründeten tschechoslowakischen Republik. Die Pressburger Bahn brachte allerdings – mit Unterbrechungen – noch bis 1945 Fahrgäste von der Wiener in die Bratislavaer Innenstadt. Erst rund sechzig Jahre später wurde mit dem Twin City Liner eine neue direkte Verbindung eingerichtet.

KOŠICE
KASCHAU

Eine Art Hauptstadt,
antihabsburgisch

Košice ist eine Stadt der Superlative. Mit dem gotischen Elisabeth-Dom befindet sich hier die größte Kirche der Slowakei, in der kommunistischen Zeit stand in der Stadt das größte Stahlwerk des Landes und am 7. Mai 1369 erhielt Košice als erste Stadt Europas ein Wappen verliehen – bis dahin war das Wappenprivileg an natürliche Personen gebunden. Rund zwanzig Jahre davor war Košice nach Buda die zweite köngliche freie Stadt im Königreich Ungarn geworden. In dieser Zeit war die Stadt ein Handelsmittelpunkt und überaus wohlhabend. In den darauffolgenden Jahrhunderten behielt sie ihren Stellenwert als regionales Zentrum, und noch heute gilt Košice – nach Bratislava zweitgrößte Stadt des Landes – als die inoffizielle Hauptstadt der Ostslowakei.

Ein weiterer Superlativ betrifft die Košicer Hauptstraße: sie soll die längste Flaniermeile im östlichen Teil Europas sein. Sie führt am Dom vorbei und an vielen, vielen Häusern und Häuschen – barock und historistisch, und auch einige mittelalterliche –, am 1899 erbauten Staatstheater, das schon einige Jugendstilzüge aufweist, an Jugendstilwohnhäusern und am klassizistischen Bischofssitz …

Nicht unironisch ist, dass der Großteil dieses Bilderbuch-Altstadtensembles aus der k.u.k. Zeit stammt. Denn Kaschau, wie es von den deutschen Bürgern der Stadt genannt wurde – auf Ungarisch Kassa –, war in den Jahrhunderten der Zugehörigkeit des Königreichs Ungarn zum Habsburgerreich immer wieder Schauplatz von Aufständen gegen eben dieses. Ab den 1670er-Jahren belagerten revoltierende ungarische Adelige und Truppen aus unterbezahlten Soldaten und Bauern, Kuruzen genannt, mehrmals die Stadt. 1682 gelang es einem von ihnen, Imre Thököly, das gut befestige Kassa einzunehmen und für einige Jahre zu halten. Den letzten und größten diese Aufstände führte ab 1703 Thökölys Stiefsohn Franz II. Rákóczi – Kassa war 1711 die letzte größere Festung, die er verlor. Daraufhin musste der heute in Ungarn als Nationalheld verehrte Rákóczi ins Exil nach Frankreich gehen (wo er ein gerngesehener Gast am Hof Ludwigs XIV. war). Er starb schließlich in der Türkei. 1906 – der Österreichisch-Ungarische Ausgleich von 1867 machte es möglich – wurden seine Gebeine nach Kassa überführt und im Elisabeth-Dom bestattet. Davor, bei der Ungarischen Revolution von 1848/49, war Kassa aber noch einmal ein Zentrum des antihabsburgischen Aufbegehrens gewesen, auch einige Schlachten der Revolution fanden in der Gegend statt.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Košice Sitz der kurzlebigen Slowakischen Räterepublik, und 1945 war es tatsächlich vorübergehend Hauptstadt der Tschechoslowakei. Für 2013 wurde Košice wegen seiner reichen Geschichte als Europäische Kulturhauptstadt auserkoren. Nicht unerwähnt sollte da allerdings ein weiterer Superlativ bleiben: In der Stadt am Hornád liegt auch Luník IX: als Wohnviertel für Polizisten und Militärs der ?SSR erbaut, heute das größte Slum Mitteleuropas, bewohnt hauptsächlich von Roma.

TREN?ÍN
TRENTSCHIN

Reformation, Gegenreformation und
orientalischer Stil

Um die Zeit als Mark Aurel in Vindobona seine letzten...

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