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E-Book

Digitalisierung im Private Banking

VerlagFrankfurt School Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl392 Seiten
ISBN9783956471162
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis77,99 EUR
Die Digitalisierung verändert das Bankgeschäft grundlegend. Auch das Private Banking und das Wealth Management sind von diesen IT-getriebenen Veränderungen betroffen. Etablierte Anbieter sehen sich gewandelten Marktgegebenheiten gegenüber und müssen ihr Geschäftsmodell neu justieren; zugleich kommen neue, genuin digitale Anbieter auf den Markt und verändern ihrerseits die Branche. Das Buch beleuchtet diesen Wandel, indem es ausgehend von den sich verändernden Kundenbedürfnissen und -anforderungen die Lösungen und Ansätze von etablierten Anbietern auf die Herausforderungen der Digitalisierung im Private Banking und Wealth Management darstellt. Zudem stellen Fintech-Anbieter ihre Ansätze, Produkte und Dienstleistungen vor. Erörtert wird ferner, inwieweit die Digitalisierung Auswirkungen auf die Organisationstruktur und Human Resources hat. Damit gibt das Buch einen Überblick über digitale Strategien sowie neue digitale Ansätze und Angebote für das Private Banking. Mit seinen Autoren aus Wissenschaft, Beratung, Banken und der Fintech-Branche verbindet es grundlegende, strategische Überlegungen mit praxisorientierter Umsetzung. Es bietet allen im Private Banking und Wealth Management Tätigen Anregungen, Impulse und Orientierung, um den Veränderungen, den Chancen und den Herausforderungen durch die Digitalisierung strategisch und operativ zu begegnen.

Prof. Dr. Teodoro D. Cocca ist seit 2006 Professor für Wealth and Asset Management an der Johannes Kepler Universität Linz. Davor war er einige Jahre bei der Citibank sowohl im Investment als auch im Private Banking tätig, forschte an der Stern School of Business in New York und lehrte am Swiss Banking Institute in Zürich. Er ist Adjunct Professor am renommierten Swiss Finance Institute in Zürich und bei bankstrategischen Fragestellungen beratend für Finanzunternehmen tätig. Sein Forschungsschwerpunkt ist das Kundenverhalten von High Net Worth Individuals (HNWI). Seit 2011 ist er Mitglied des Verwaltungsrates und Vorsitzender des Strategie- und Digitalisierungsausschusses der VP Bank AG in Vaduz. Armin Lauer ist Gründer und Managing Director von Grosvenor Madison. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der internationalen Private-Banking-Branche mit Schwerpunkten in Europa und Asien/Singapur. Er unterstützt Banken und Fintechs bei der Transformation in das neue digitale Zeitalter. Prof. Dr. Wolfgang J. Reittinger ist Programmdirektor und Professor für Private Wealth Management an der Frankfurt School of Finance & Management gemeinnützige GmbH. Als Professor lehrt er insbesondere im Bereich Private Wealth Management nach seiner fast 30-jährigen Erfahrung in der Praxis. So war er u.a. für die Commerzbank, die UBS Deutschland und die HypoVereinsbank/UniCredit über viele Jahre in leitenden Funktionen im Private Banking/Wealth Management im In- und Ausland tätig. Außerdem ist er Gründungsmitglied im FPSB Deutschland e.V. und war dort viele Jahre im Vorstand tätig. Auch für den europäischen Finanzplaner-Verband EFPA European Financial Planning Association war er tätig. Wolfgang J. Reittinger ist auch Dozent für andere Institutionen im In- und Ausland und Autor einer Vielzahl von Publikationen zum Thema Private Banking und Financial Planning.

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Leseprobe

Digitalisierungsstatus und Ansätze digitaler Zukunftsgestaltung im Private Banking


Daniel Pehle
 
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1  Einleitung


Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den Ergebnissen der Private-Banking-Studie von SKUBCH&COMPANY aus dem Jahr 2018 zur Wirksamkeit von Digitalisierungsinitiativen.[1] Im Rahmen der Studie wurden zwischen Juni und Oktober 2018 fragebogengestützte Interviews mit einem für den Gesamtmarkt Deutschland repräsentativen Kreis aus Vorständen und Führungskräften von pure-play[2]-Privatbanken durchgeführt. In einem zweiten Schritt wurden die Ergebnisse dieser Erhebung im November 2018 in einem gemeinsamen Workshop mit den Studienteilnehmern weiter konkretisiert und Ansätze (Hypothesen) für die Zukunftsgestaltung des Geschäftsmodells Private Banking im Kontext der Digitalisierung abgeleitet.
Die quantitativen Auswertungen der Teilnehmerinterviews sind als Indikationen, nicht als genaue Messwerte zu verstehen. Die Interviewergebnisse wurden für diesen Beitrag um Research-Erkenntnisse sowie um die im Workshop mit teilnehmenden Instituten abgeleiteten Ansätze zur Zukunftsgestaltung ergänzt.

2  Veränderungsdruck im Private Banking


86% der befragten Institute gehen von einer starken Veränderung des Geschäftsmodells Private Banking im Zuge der Digitalisierung aus und führen dies v.a. auf die im Folgenden beschriebenen Entwicklungen zurück.

2.1  Steigende Kundenerwartungen


Die Mehrheit der in Deutschland aktiven Privatbanken geht davon aus, dass Vermögende nicht zuletzt aufgrund liebgewordener Gewohnheiten im Umgang mit Google, Apple, Facebook, Amazon und Alibaba (GAFAA) zunehmend ähnlich hochwertige, digitale Kundenzugänge und -erlebnisse erwarten werden.[3] Zwar wird angenommen, dass der persönliche Kontakt zum Kundenbetreuer weiterhin das zentrale Element einer vertrauensvollen Kunde-Privatbank-Beziehung bleibt, jedoch künftig ergänzt um Digital Convenience (z.B. in Form von 24/7-Zugang, Omni-Channel-Zugang, personalisierte Informationsversorgung in Echtzeit, Simulationsmöglichkeiten, Verfolgen individueller Spar- und Anlageziele), die Kunden ihren persönlichen Präferenzen entsprechend nutzen können.
Viele Institute sehen in Digital Convenience einen notwendigen „Hygienefaktor“ für gute Kundenbeziehungen, der künftig erfüllt werden muss, um negative Wettbewerbsdifferenzierung zu vermeiden.[4] Die befragten Privatbanken gehen mehrheitlich davon aus, dass Digital Convenience im Wettbewerb um Neukundengewinnung mitentscheidend wird, während die Gefahr, bestehende Kunden mangels Digital Convenience zu verlieren, (noch) als gering eingeschätzt wird.[5]
Einige Studienteilnehmer beobachten steigendes Kundeninteresse an Mehrwertservices, die über Banking hinausgehen – sowohl bei klassischen Themen wie alternative und illiquide Anlagen, Vermögensplanung, Güterrecht, Steuergestaltung, Stiftungsrecht oder Unternehmensnachfolge als auch bei neueren Themen, wie Nachhaltigkeit, Cyber Security, Finanzbildung (insbesondere der nachfolgenden Generationen) oder dem Austausch von Kunden untereinander in von ihrer Bank organisierten Communities.

2.2  Zunehmende Vergleichbarkeit


Fast alle Privatbanken erwarten, dass regulatorische Anforderungen (z.B. Payment Services Directive II (PSD II), Markets in Financial Instruments Directive II (MiFID II)) die Vergleichbarkeit von Performance und Kosten ihrer Angebote erhöhen werden und dies zu steigender Wettbewerbsintensität beitragen wird. In einer Open-Banking-Welt, wie PSD II sie fördert, könnten Kunden bspw. vergleichbare Performance-Szenarien verschiedener Anbieter laufend nachhalten und dadurch ggf. zu einem Anbieterwechsel motiviert werden.[6] Folgerichtig geht die große Mehrheit der befragten Institute davon aus, dass die Loyalität ihrer Kunden langfristig abnehmen wird.

2.3  Neue Wettbewerber


73% der Studienteilnehmer glauben, dass in Zukunft neue, auch branchenfremde Wettbewerber in den Private-Banking-Markt eintreten und relevante Marktanteile erobern werden. Neben Asset-Managern, Robo Advisor und Kooperationen zwischen großen Finanzkonzernen und Fintechs werden in diesem Zusammenhang vielfach auch datenbasierte Plattformen (z.B. GAFAA)[7] genannt. Trotz des prognostizierten weiteren Marktwachstums[8] deutet dies ebenfalls auf steigende Wettbewerbsintensität und Veränderungsdruck hin. Allerdings würden neue Markteintritte auch neue Kooperationspotenziale (z.B. beim Technologiezugang) für etablierte Anbieter bedeuten.

2.4  Steigende Datenverfügbarkeit


Etwa die Hälfte der befragten Privatbanken geht davon aus, künftig deutlich mehr Daten – insbesondere über das Verhalten und die Bedürfnisse ihrer Kunden – zur Verfügung zu haben und gezielt in noch individueller auf Kunden abgestimmte Produkt-, Service-, Informations-, Kommunikations-, Betreuungsangebote usw. umsetzen zu können. Voraussetzung hierfür dürften u.a. Investitionen in Data Analytics und Innovationsfähigkeit sein, die über das aktuell geringe Niveau[9] hinausgehen. Zudem müssten (digitale) Kontaktflächen und Inhalte so gestaltet werden, dass über eine erhöhte Kontaktfrequenz sowie laufendes Tracking und Tests relevante Zusatzerkenntnisse über Kunden möglich werden.

2.5  Stärkere Marktdifferenzierung


Viele Studienteilnehmer erwarten eine stärkere Ausdifferenzierung des Private-Banking-Marktes in ein zunehmend standardisiert, digital und damit kostengünstiger betreutes Segment für Anlagevolumina bis zu etwa 3 Mio. EUR und ein gehobenes Segment darüber, das aufgrund der Komplexität und dadurch bedingt geringen Standardisier- und Automatisierbarkeit der Betreuung größerer Vermögen weiterhin ganzheitlich persönlich betreut wird – künftig jedoch ergänzt um (optionale) digitale Kundenservices.
Einige Privatbanken haben bereits Robo Advisor bzw. digitale...
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