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E-Book

Dinge, die es nicht geben dürfte

Mysteriöse Museumsstücke aus aller Welt

AutorReinhard Habeck
VerlagKopp Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783864454479
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Mysteriöse Funde aus aller Welt

Archäologen stoßen immer wieder auf mysteriöse Gegenstände, die wegen ihrer Altersdatierung nicht ins vertraute geschichtliche Weltbild einzuordnen sind. Da gibt es menschliche Überreste aus der Zeit der Dinosaurier, Neandertaler mit dem Einschussloch einer modernen Waffe und Hightech-­Geräte aus längst vergangenen Zeiten. Wie ist es möglich, dass eine prähistorische Landkarte einem NASA-Satellitenfoto gleicht? Oder wie kam eine Chromstahlkugel ins Innere einer vorzeitlichen Steinfigur? Viele dieser Merkwürdigkeiten wurden ignoriert, als Fälschung abqualifiziert oder verschwanden in dunklen Kellerarchiven.

Reinhard Habeck hat die spektakulärsten Artefakte aus internationalen Museen und Privatsammlungen aufgestöbert und in diesem packenden Buch in Wort und Bild dokumentiert.

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Leseprobe

Welche Schusswaffe verur-sachte ein kleines, rundes Loch auf einem Schädelfossil?


Fundort:

1921 entdeckt vom Schweizer Bergmann Thomas Zwigelaar in 18 Meter Tiefe eines Zink- und Eisenbergwerks in Broken Hill, Nordrhodesien, heute Kabwe in Sambia.

Besonderheit:

Der Schädel hat auf der linken Seite ein fein abgegrenztes Loch, das wie eine Schusswunde aussieht. Direkt gegenüber ist er zerschmettert, so als sei ein Projektil wieder aus dem Kopf ausgetreten. Forensiker bestätigen, dass die Verletzungen nicht von einem Pfeil oder Speer herrühren können. Allem Anschein nach sind beide Löcher durch ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss verursacht worden.

Alter:

Neue Analysen datieren die Knochen auf ein Alter zwischen 130.000 und 300.000 Jahre.

Aufbewahrung:

Natural History Museum, London; ein ähnliches Einschussloch zeigt der prähistorische Schädel eines ausgestorbenen Bisons, der im Museum für Paläontologie in Moskau aufbewahrt wird.

Wie sind wir geworden, was wir sind? Der Mensch stamme von affenartigen Primaten ab, heißt es. Aber wie hat sich aus dieser Gattung der intelligente Mensch herausgebildet? Gemäß der Abstammungstheorie hatte vor fünf bis sieben Millionen Jahren eine Gruppe von Menschenaffen eine geniale Idee: Auf den Bäumen gefiel es ihnen nicht mehr, sie stiegen herunter, richteten sich auf und verließen als Zweibeiner ihren ursprünglichen Lebensraum. Was unmittelbar davor geschah, weiß man nicht. Für viele Millionen Jahre klafft ein großes Loch in unserer Ahnentafel. Geht man Jahrmillionen weiter zurück in die Urzeit, stoßen wir auf Primaten, die Vorfahren des Menschen und früherer Menschenaffen sein könnten. Aber warum folgten nicht alle dem Beispiel der Evolution? Einige Vertreter der Familie Menschenaffe verweigerten den aufrechten Gang. Sie blieben lieber Baumhocker. In tropischen Ländern machen sie das noch heute. Wieso haben sich diese lebenden Primaten nicht weiterentwickelt?

Evolutionsforscher stellen die Entstehung von Arten gerne als Stammbaum mit Verzweigungen dar. Ein einheitliches Modell gibt es nicht. Die Fossilien werden von Wissenschaftlern sehr unterschiedlich beurteilt. Jeder neue Knochenfund kann den Stammbaum des Menschen ordentlich durcheinanderwirbeln, wie das jüngste Beispiel des Homo floresiensis aus Indonesien beweist. Noch vor wenigen Jahren hätte jeder Paläontologe die Existenz dieser nur 90 Zentimeter gro-ßen Menschengattung für Unsinn gehalten. Die entdeckten Überreste bewiesen: Bis vor 12.000 Jahren bevölkerten »Hobbits« die Erde. Und sie waren nicht die einzige Menschenart. Unser Stammbaum, dessen Gipfel die »Krone der Schöpfung« ziert, gleicht eher einem wildwüchsigen Busch mit herausgerissenen Ästen.

Die Vielfalt der menschlichen Familie ist beachtlich. Wer jedoch aus wem entstand, lässt sich nicht genau belegen. Paläontologen können zwar Vergleiche der Anatomie und der Erbgutanalysen anstellen, aber solange die an den Verzweigungen liegenden gemeinsamen Wurzeln nicht durch Fossilienfunde belegt sind, bleiben sie hypothetische Vorfahren. Zur Bestimmung der Abstammungslinien existieren rund 3000 Knochenfundstücke. Das ist nicht viel. Mittlerweile gibt es wohl mehr Fossilienjäger als Forschungsgegenstände.

Faktum ist, wir Superintelligenzler haben als einzige Menschenart überlebt. Vorläufig. Unser Aufstieg begann mit der Erfindung der ersten Steinwerkzeuge vor rund 2,5 Millionen Jahren. Vor etwa 1,4 Millionen Jahren erfand einer der Urmenschen den Faustkeil. Vor 400.000 Jahren, so schätzen Paläontologen, kam der Wurfspeer ins Spiel. Das heißt, eine Million Jahre wurde mit den primitivsten Werkzeugen herumgeklopft, ohne auch nur auf eine einzige kreative neue Idee zu kommen. Ein recht eintöniges Dasein. Das änderte sich schlagartig, als vor rund 100.000 bis höchsten 150.000 Jahren die Form des modernen Menschen auftauchte und sich rasant vom primitiven Steinekratzer zum genialen Pyramidenarchitekten und heutigen Raumfahrttechniker entfaltete. Was das unmittelbare Motiv für diesen gewaltigen Intelligenzsprung war, liegt nach wie vor im Dunkeln. Unbestritten ist, wir sind hoch spezialisiert. Trotzdem könnte der Homo sapiens sapiens eines Tages genauso in der Sackgasse enden wie all die anderen menschlichen Nebenformen und Randerscheinungen vor ihm – vom Homo rudolfensis über Homo erectus bis hin zum Homo neanderthalensis. Genetische Analysen von Knochenresten ergaben 1997, dass der Neandertaler kein Stammvater des heutigen Menschen ist. Es findet sich kein Erbgut von ihm im Homo sapiens sapiens. Die bulligen Kollegen entwickelten sich unabhängig von uns, waren 300.000 Jahre lang über ganz Eurasien verbreitet, hatten eine eigene Kultur und wären mit Jeans und T-Shirt in der heutigen Gesellschaft nicht sonderlich aufgefallen. Trotz größerem Gehirnvolumen als der Jetztzeitmensch sind sie vor etwa 30.000 Jahren ausgestorben. Warum, wissen auch Anthropologen nicht.

In letzter Zeit hat sich das Bild vom Stammbaum des Menschen stark verändert. Neue Funde und die Umbenennung bisher bekannter Menschenformen trüben den klaren Blick durchs Dickicht der Hominiden-Familie. Die Meinungsverschiedenheiten der Experten und ihre sich teils widersprechenden Thesen zur Menschwerdung sorgen bei Laien für Irritation. Ob sich die hohen Gelehrten im Stammbaum-Wirrwarr der Menschheitsevolution noch zurechtfinden? Zweifel bleiben. Im Gegensatz zu anderen Wissenschaften gibt es in der Paläontologie keine bestätigenden Experimente. Die evolutionsbiologischen Erklärungen sind Hypothesen und Denkmodelle, keine unumstößlichen Wahrheiten. Vorgebrachte Lehrsätze können bestenfalls durch einen neuen Knochenfund widerlegt werden. Vielleicht täuscht der Eindruck, aber momentan sieht es eher danach aus, als würde mit jedem weiteren Knöchlein das Rätselraten um unsere Herkunft noch größer werden.

Eine umstrittene Art, die Fossilienjäger bei der Zuordnung Sorgen bereitet, nennt sich Homo heidelbergensis, eine Nebenform des Homo erectus. Manche Forscher sehen in ihm eine eigene Spezies, aus der vor 300.000 Jahren eine Population zu Neandertalern mutierte, während wieder andere Gruppen sich zum archaischen Homo sapiens entwickelten. Daraus sei dann, so behaupten Anthropologen, schließlich der moderne Mensch hervorgegangen. Die Übergangslinien zum modernen Homo sapiens sind erstmals vor etwa 500.000 Jahren nachweisbar. Neueste Funde lassen auch ein Alter von bis zu 800.000 Jahren für möglich erscheinen. Das Problem: Es gibt keine klare Trennlinie zwischen dem späten Homo erectus und dem ersten »primitiven« Homo sapiens. Die Fossilien sind schwer dem einen oder anderen Typ zuzuordnen.

Ein außergewöhnlicher Schädel liegt im Naturhistorischen Museum in London. Er hat Erkennungszeichen des Homo heidelbergensis. Gleichzeitig werden seine Merkmale dem früheren Homo erectus zugerechnet, obwohl er breitgesichtig wie der Neandertaler ist, daher sein unmittelbarer Vorgänger sein soll, und ebenso Besonderheiten des späteren modernen Homo sapiens aufweist. Also ein »Mischkopf« der besonderen Art. Von einigen Anthropologen wird die Bezeichnung Homo rhodesiensis aus der Gruppe des Homo heidelbergensis oder Homo sapiens rhodesiensis vorgeschlagen. Um die Verwirrung zu steigern, trägt das Fossil außerdem den Namen seines Fundortes: »Broken Hill Skull« oder »Kabwe Man«.

Kabwe, nicht zu verwechseln mit dem Kabwe-See im Kongo, ist die zweitgrößte Stadt der südafrikanischen Republik Sambia, 130 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lusaka. Früher war diese Region ein Teil Nordrhodesiens. Zum Vorschein kam der Schädel 1921 bei Aushubarbeiten in einer Granithöhle für den Erzabbau, nahe der kaum erforschten Lukangasümpfe. Neben dem Kopf lagen weitere menschliche Überreste: ein Oberkiefer, ein Kreuzbein, ein Schienbein und ein Oberschenkelknochen. Die Beinknochen konnten dem Schädel zugeordnet werden. Der Oberkiefer hingegen muss einer anderen Person gehört haben. Beim Kreuzbein war eine Zuordnung nicht möglich, geht aus dem Protokoll hervor.

Das Alter dieses Neandertaler-Vorläufers wurde zunächst auf 1,75 bis 2,5 Millionen Jahre bestimmt. Was zu dieser Schätzung nicht passte: das Gehirnvolumen von 1300 Kubikzentimetern. Es ist zu fortschrittlich entwickelt. Sämtliche Fossilienvergleiche mit ähnlich hoher Altersbestimmung werden dem Homo erectus oder seinen Vorgängern zugeordnet. Sie alle haben aber ein deutlich kleineres Gehirnvolumen. Der »Kabwe Man« müsse demnach jünger sein, erklärten Paläontologen später und verwarfen ihre erste Datierung. Da der Schädel auch Neandertaler-Merkmale besitzt, tippten einige Experten auf ein Alter von »nur« 40.000 Jahren. Auch diese Annahme erwies sich als fehlerhaft. Jüngsten Datierungen zufolge lebte der »Kabwe Man« vor 130.000 Jahren.

Das große Rätsel, das dieser Schädel aufgibt, sind aber nicht die Fragen nach seinem wahren Alter und der Expertenstreit um seine Zuordnung, sondern ein kleines Loch auf der linken Kopfseite. Handelt es sich um die ungewöhnliche Bisswunde von einem Raubtier? Oder haben wir es mit einem Bohrloch eines chirurgischen Eingriffs zu tun? Erklärungsversuche gibt es viele, keiner konnte bislang überzeugen. Die Symptome der kleinen Fraktur sind seltsam: kreisrund, glatt mit scharfen Konturen. Der Durchmesser beträgt nur 5 Millimeter. Das sauber abgegrenzte...

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