Die vergangenen Jahre haben durchgreifende Veränderungen der wettbewerblichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Märkte bewirkt. Die zunehmende Globalisierung der Märkte, steigende technologische Entwicklungen und steigende Anpassungen an die Wettbewerbssituation erfordern eine Optimierung der gesamten Prozesskette, d. h. von der Beschaffung der Rohstoffe und Vorprodukte bis hin zur Auslieferung der fertigen Endprodukte. Wachsende Kundenansprüche, geprägt von steigenden Qualitätsanforderungen, von einem stetig steigenden Servicegrad und einer wachsenden Leistungsqualität (Durchlaufzeit u. Termintreue), verlangen ebenfalls eine schnelle Reaktion seitens der Unternehmen. Verschiedene logistische Konzepte haben sich in den letzten Jahren durchgesetzt, die diese Optimierung zum Ziel haben. Die Unternehmen sind weiterhin bestrebt, innerhalb der Anwendung dieser logistischen Konzepte, ebenfalls ein Optimum zu erreichen. Eine Möglichkeit, dieses Optimum zu verwirklichen, liegt in der Einrichtung eines effektiven D&Y Managements.
Die Unternehmen sind stetig bemüht, ihre Kosten auf eine Minimum zu reduzieren. Vor allem bei großen Handels- bzw. Versandunternehmen haben sich Rationalisierungsmaßnahmen in den Unternehmensbereichen Lager und Logistik als zukunftswirksam erwiesen. Hierbei liegt die Konzentration der Handelsunternehmen insbesondere in der Errichtung großer Warenverteilzentren, um die Zunahme der Warenströme (Umsatzexpansion und Ausweitung des Sortiments) kostenminimal zu bewältigen. Die so vollzogene Realisierung des Warenumschlags hat natürlich auch eine erhöhtes Transportaufkommen zur Folge. Die Warenverteilzentren sind bestrebt, den Verkehrsfluss im bzw. vor dem Werksgelände so zu gestalten, dass eine konstante uns problemlose Warenanlieferung bzw. Warenabholung vollzogen werden kann. Hierfür sind, neben dem entstehenden Verkehrsträgeraufkommen, zusätzliche Faktoren zu berücksichtigen, wie beispielsweise Personal bzw. Verladekapazitäten. D&Y Managementsysteme stellen alle Daten bereit, welche für die Planung, Durchführung und Überwachung der Vorgänge auf dem Werksgelände benötigt werden.
Die zunehmende Verlagerung von Produktionsstandorten nach Osteuropa und Fernost (Niedriglohnländer) führt zu einer kontinuierlichen Erhöhung des inländischen Transportaufkommens. Auch nimmt die Tendenz zur Ausgliederung von Logistikleistungen durch Industrie- und Handelsunternehmen (Outsourcing) stetig zu. Einhergehend damit vergrößern sich auch die Umschlagplätze der Waren. Auch in diesem Fall sind die Unternehmen (v. a. Logistikunternehmen) bemüht, trotz steigendem Güteraufkommen die Leistungsqualität der Waren zu verbessern. Es wird für die Unternehmen zunehmend schwieriger, die Massen an Waren in den einzelnen Umschlagszentren zu kontrollieren. Eine entscheidende Verbesserung der Verwaltung der einzelnen Containerplätze und deren Steuerung ist durch die D&Y Managementsysteme gewährleistet.
Obwohl die Dock und Yard Management Systeme zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist die Kenntnis über ihre Existenz z. T. noch sehr eingeschränkt. Auch ist die Anzahl der Anbieter dieser Informationssysteme gegenwärtig noch nicht sehr ausgeprägt. Das Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser einen ersten Einblick in die Thematik des Dock&Yard Managements zu verschaffen. Hierfür ist eine Vielzahl von D&Y Management Systemen, hauptsächlich aus dem amerikanischen Ausland, untersucht worden.
In der nachfolgenden Ausarbeitung wird zunächst eine Abgrenzung des Begriffs Dock und Yard Management vorgenommen und die Motive zur Einrichtung von D&Y Management Systemen erörtert. Die nachfolgenden Kapitel stellen die Grundlagen der Logistik vor. Hierbei wird speziell eine Einordnung des D&Y Managements in die Teilbereiche der Logistik vorgenommen. Ein weiteres Kapitel erläutert die Einbindung des D&Y Managements in einige, aktuell logistische Konzepte. Es werden die Vorteile der Anwendung des D&Y Managements innerhalb des unternehmensübergreifenden Konzepts “Supply Chain“ sowie in die Distributionsverfahren “Just in Time“ und “Cross Docking“ dargelegt. Der eigentliche Einstieg in die Thematik beginnt mit der Vorstellung der einzelnen Komponenten des D&Y Managements, welche übereinstimmend bei allen Anbietern vorzufinden sind. Neben der Anzeige und Speicherung verwaltungsrelevanter Basisdaten ist die Visualisierung sämtlicher Bereiche des Werksgelände ein unerlässlicher Faktor der Planung und der späteren Durchführung bzw. Steuerung der einzelnen Vorgänge auf dem Werksgelände. Die Basisdaten sämtlicher beteiligter Akteure, Verkehrsträger und einzelner Bereiche des Werksgeländes, die in den D&Y Management-Prozess involviert sind, werden separat dargestellt. Visualisierungsbeispiele verschiedener Bereiche des Werksgeländes sind im Anhang zu finden. Auch auf die Planung und Steuerung der einzelnen Vorgänge wird detailliert eingegangen. Der Hauptteil dieser Arbeit bezieht sich auf die Darstellung typischer Geschäftsprozesse des D&Y Managements im Tagesablauf eines Warenverteilzentrums. Für die Darstellung dieser Geschäftsprozesse werden Use Cases (Anwendungsfälle) verwendet. Sie beschreiben detailliert und komprimiert die Interaktion des Anwenders mit dem D&Y Management System. Zusätzlich werden Geschäftsprozessschablonen verwendet, um umfangreichere Spezifikationen ausführlich darzustellen. D&Y Management Systeme sind nur ein Teil von Informationssystemen innerhalb einer Unternehmung. Es existiert eine Reihe weiterer Informationssysteme (unternehmensintern sowie unternehmensextern), deren Daten für das D&Y Management von hoher Bedeutung sind. Um diese Daten zu verarbeiten bedarf es der Existenz eines Schnittstellenmanagements. Das Schnittstellenmanagement ist des Weiteren für die Übermittlung von Daten an externe Bereiche des Werksgeländes (Anzeigetafeln, etc.) verantwortlich. Kapitel 8 geht detailliert auf die Beschreibung des Schnittstellenmanagements ein. Damit der Informationsaustausch zwischen den Akteuren problemlos durchgeführt werden kann, sind zuverlässige Kommunikationsmöglichkeiten die Voraussetzung. Ohne diese Technologien ist ein effektives D&Y Managements nicht durchführbar. In Kapitel 9 werden einige der gebräuchlichsten Technologien vorgestellt. Trotz der Einführung eines D&Y Managements kommt es in der Praxis aus den verschiedensten Gründen vor, dass vor allem Container auf dem Werksgelände verloren gehen. Um diese Situation zu vermeiden, werden zusätzliche Technologien verwendet, welche auch direkt mit den D&Y Management Systemen in Verbindung stehen. Das letzte Kapitel stellt die Transpondertechnologie und das GPS-Ortungssystem zur Lokalisierung von mobilen Lagerflächen vor. Abschließend wird im Fazit eine thesenartige Zusammenfassung der Arbeit gegeben sowie ein Ausblick auf weitere, zukünftige Entwicklungen im Zusammenhang mit dem D&Y Management erörtert.
Das Dock Management umfasst die Steuerung der Aktivitäten an den Laderampen während das Yard Management die Aktivitäten auf dem Werksgelände koordiniert, d. h. die Zuordnung der Aufgaben-, Arbeitsteilung sowie die Steuerung des auf dem Betriebgelände stattfindenden Verkehrs, um eine Minimierung unnötiger Such- und Rangierfahrten zu verwirklichen [Tec03-ol]. Die Aktivitäten an den Laderampen umfassen neben dem Wareneingang und Warenausgang u. a. die Steuerung der ankommenden und abfahrenden LKWs an bzw. von den Verladerampen. Auf diese Problematik werden sich die folgenden Kapitel konzentrieren. Das Yard Management hingegen steuert den aufkommenden Verkehr auf dem Werksgelände, ausgelöst durch werkseigene, wie auch externe Fahrzeuge. Des Weiteren ist durch das Yard Management die Möglichkeit gegeben, zu jeder Zeit alle relevanten Informationen über die auf dem Betriebsgelände befindlichen LKWs und Container zu besitzen. Dazu gehört z. B. das Wissen, welcher LKW bzw. Container an welcher Stelle auf dem Betriebsgelände steht, welche Ladung sich darin befindet, welchem Unternehmen der LKW/Container gehört, wie lange er noch auf dem Betriebsgelände steht, usw.
Das Ziel eines jeden ertragsorientierten Unternehmens ist die Sicherstellung der maximalen Zufriedenheit jedes Kunden. Einen wesentlichen Beitrag, dieses Ziel zu erreichen, leistet die perfekte Abstimmung aller logistischen Abläufe aufeinander sowie das synchrone Zusammenspiel aller Komponenten entlang der Wertschöpfungskette. Die Komponenten sind hierbei die Planung und Warendisposition, die Bereitstellung bzw. Zulieferung, die Produktion, die Lagerhaltung und die Belieferung des Auftraggebers. Die optimale Auslastung aller Ressourcen spart Kosten und steigert die Produktivität und die Qualität des gesamten Logistiksystems.
Die o. g. Synchronisation ist nur dann möglich, wenn ein Informationssystem in der Lage ist, alle relevanten Informationen in Echtzeit bereitzustellen und diese simultan und in übergreifender...