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E-Book

Düsseldorf Reiseführer Michael Müller Verlag

Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

AutorAnnette Krus-Bonazza
VerlagMichael Müller Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl228 Seiten
ISBN9783956543050
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Anders reisen und dabei das Besondere entdecken: Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Als 'Heimat der längsten Theke der Welt' oder 'Hochburg des rheinischen Karnevals' kennt sie jeder. Die einstige Residenz- und heutige Landeshauptstadt darauf zu reduzieren, wäre aber ein Fehler. Tatsächlich hat sich Düsseldorf längst unter den Top Ten der deutschen Städte etabliert, sich zur Metropole der Gegenwartskunst entwickelt und als internationale Modehauptstadt und bedeutendes Medienzentrum profiliert. Die Stadt öffnet sich mit einer eleganten Uferpromenade zum Rhein und ist stolz auf ihre exklusive 'Kö', ihre reiche Museums- und Galerienlandschaft und ihre bedeutende Musik- und Theaterszene. Genauso stolz aber ist man hier auf die organisch gewachsene Altstadt und die vielen 'namenlosen' Stadtviertel, in denen bunte kleine Läden und Lokale das kreativ aufpolierte Bild bestimmen.

Annette Krus-Bonazza Jahrgang 1957, geboren in Höxter (Ostwestfalen). Lebt und arbeitet seit ihrem Studium der Geschichte und Germanistik in Bochum als Historikerin und Reisejournalistin. Im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit als Geschichtswissenschaftlerin hat sie diverse Veröffentlichungen zur Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets verfasst. Daneben widmete sie sich - vorzugsweise direkt vor Ort - dem Studium der italienischen Sprache. Der Titel 'Kalabrien & Basilikata' war ihr erster Reiseführer für den Michael Müller Verlag, weitere folgten.

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Leseprobe
Literatur und Theater
Inhaltsverzeichnis
Erstaunlich aktuell: Heines Einlassungen zum Deutschsein
Weil die Lebens- und weltweite Wirkungsgeschichte von Düsseldorfs größtem Dichtersohn Heinrich Heine (1797-1848) an anderer Stelle gewürdigt wird, an dieser Stelle gleich zu seinem älteren und ebenso berühmten Zeitgenossen Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der zweimal in der Stadt zu Gast war. Er besuchte im Juli 1774 und Winter 1792 den Freund und Philosophen Friedrich Wilhelm Jacobi (1743-1819) auf dessen Landgut in Pempelfort, wo auch Alexander von Humboldt und Johann Gottfried Herder ein- und ausgingen und heute der Künstlerverein Malkasten residiert. Bei der Gelegenheit besichtigte Goethe übrigens auch die Kurfürstliche Gemäldegalerie, die ihm als „Gewinn fürs Leben“ in Erinnerung blieb.
Während Goethe der Stadt nur kurze Stippvisiten abstattete, blieb der Detmolder Dichter Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) immerhin zwei Jahre. Er arbeitete von 1834 bis 1836 unter der Intendanz von Karl Immermann (1796-1840) als Dramaturg am ersten Düsseldorfer Stadttheater, das 1834 ins Ende des 18. Jh. eröffnete Kurfürstliche Komödienhaus am Marktplatz gezogen war. Immermann stammte aus Magdeburg, kam als Landgerichtsrat nach Düsseldorf und hatte ein Faible für Literatur und Theater. Er schrieb selbst und unterhielt enge Kontakte zu später berühmt gewordenen zeitgenössischen Autoren, neben Grabbe auch Ferdinand Freiligrath (1810-1876), der in den 1840er-Jahren in Düsseldorf mit dem Verlesen und Verteilen seines Gedichtes „Die Todten an die Lebenden“ literarisch für die bürgerliche Revolution agitierte. Unter seiner Intendanz machte das Düsseldorfer Stadttheater als „Immermann’sche Musterbühne“ weit über die Stadt hinaus Furore.
Das gelang einige Jahrzehnte später, als das Stadttheater in ein neues Domizil an der heutigen Heinrich-Heine-Allee (1875) umgezogen und an der Königsallee das Varieté-Theater Apollo (1899) eröffnet worden war, auch Louise Dumont.
Die gebürtige Kölnerin mit dem bürgerlichen Namen Louise Maria Hubertine Heynen wählte als Künstlernamen den Mädchennamen ihrer Mutter, debütierte 1883 in Berlin als Schauspielerin und eröffnete mit ihrem Ehemann, dem Danziger Schauspieler und Regisseur Gustav Lindemann (1872-1960), am 16.6.1904 das Schauspielhaus Düsseldorf an der Königsallee, dem sie eine „Hochschule für Bühnenkunst“ angliederte.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg enthüllt
In dem bald viel beachteten Privattheater fand am 14. Juli 1913 die Uraufführung des Lustspiels „Schneider Wibbel“ aus der Feder des lokalen Mundartdichters Hans Müller-Schlösser (1884-1956) statt. Dessen gleichnamiger Protagonist ist gleichsam eine Düsseldorfer Legende, zumal der tragikomische Stoff auf vielen deutschen Bühnen inszeniert und mehrfach verfilmt wurde.
Die Hauptrolle wurde stets prominent besetzt, u. a. von Paul Henckels (1885-1967), der seine Schauspielausbildung bei Louise Dumont absolviert hatte, die nicht nur bei zeitgenössischen Künstlern und Intellektuellen hoch angesehen war. Nach ihrem Tod anno 1932 zog sich ihr jüdischer Ehemann unter dem Druck der Nationalsozialisten aus dem praktischen Theaterbetrieb zurück. Er baute stattdessen seit 1936 das Dumont-Lindemann-Archiv auf, eine Dokumentensammlung zur Düsseldorfer und rheinischen Theatergeschichte, mit der er gleichsam den Grundstein des städtischen Theatermuseums legte. Der wohl berühmteste Schüler von Louise Dumont war der gebürtige Düsseldorfer Gustaf Gründgens (1839-1963), der wegen seiner kometenhaften Karriere unter den Nationalsozialisten zwar umstritten war, aber als eine Art Jahrhundertschauspieler in die deutsche Theatergeschichte einging. Gründgens war von 1947 bis 1955 Theaterintendant in Düsseldorf, wo er 1951 das Düsseldorfer Schauspielhaus aus dem Mehrspartenbetrieb der Städtischen Bühnen herauslöste, womit der 1920 fusionierte Theaterverbund Geschichte war.
Im selben Jahr, in dem Gustaf Gründgens in seine Heimatstadt zurückkehrte, eröffneten Kai und Lore Lorentz dort in einer Altstadtkneipe in der Hunsrückenstraße (20.3.1947) mit dem Kom(m)ödchen Deutschlands erstes politisches Nachkriegskabarett. Während Kai Lorentz (1920-1993) als Geschäftsführer und Autor fungierte, stand seine Frau (1920-1994) als singender und spielender Star eines kleinen Ensembles auf der Bühne. Das Programm war (und ist) politisch spitzzüngig, sprachlich auf hohem Niveau und wurde, nicht zuletzt weil es seit 1954 im Fernsehen übertragen wurde, bald bundesweit bekannt, worauf die Stadt Düsseldorf ihrem neuen kulturellen Markenzeichen 1967 den Seitenflügel der gerade erbauten Kunsthalle am Grabbeplatz übergab.
Das Kom(m)ödchen ist nicht zu verwechseln mit der Komödie an der Steinstraße, die immerhin auch schon seit 1962 gehobenes Boulevardtheater mit Starbesetzung inszeniert. Das Bühnenrepertoire der Stadt, das bereits 1956 um das Düsseldorfer Marionettentheater ergänzt worden war, wurde seit den 1990er-Jahren um weitere, inzwischen bundesweit bekannte Häuser erweitert. Dazu zählen das Musicaltheater Capitol, das Theater an der Kö, 1994 vom Schauspieler René Heinersdorff gegründet, sowie das Varieté Apollo, mit dem der Impresario des Zirkus Roncalli, Bernhard Paul, die Rheinmetropole 1997 bereichert hat.
Literaturstadt Düsseldorf
Während Gründgens und das Ehepaar Lorentz sich für den Wiederaufbau des lokalen Theaterbetriebs engagierten, arbeitete, studierte und musizierte Günter Grass (1927-2015) von 1947 bis 1952 in Düsseldorf, wo er seit 1948 für ein Bildhauerstudium an der Kunstakademie eingeschrieben war. Um sein Studium zu finanzieren, spielte er als Schlagzeuger und „Waschbrettist“ in einer Jazz-Combo u. a. in der Altstadtkneipe Csikos auf. Nachdem er sich 1952 aufs Schreiben verlegt hatte, verließ er Düsseldorf, wobei sein Aufenthalt dort mehrfach literarisch nachwirkte, sodass sich z. B. sein alter Künstlerfreund Horst Geldmacher in der nicht gerade charmant beschriebenen Figur des Münzer im Roman „Die Blechtrommel“ (1959) wiedererkannte. Außerdem kommt in seinem Meisterwerk ein Lokal namens Zwiebelkeller vor, das verblüffende Ähnlichkeit mit dem Csikos hat, und in „Hundejahre“ (1963) diffamiert Grass die Stadt, in der er seine wilden Jugendjahre verbrachte, u. a. als „Mostrichklaks, angetrocknet zwischen Düssel und Rhein“.
Auch Thomas Mann (1875-1955) hatte eine enge Beziehung zu Düsseldorf. Er besuchte seine Schwester Carla, die dort 1902/03 als Schauspielerin auf der Bühne stand, wählte die Kunststadt der 1920er-Jahre als Kulisse für seine Novelle „Die Betrogene“ (1953) und unternahm mehrere Lesereisen (1911, 1922, 1927, 1928, 1929, 1954) in die Heimatstadt von Klaus Heuser, in den er sich bei einer Syltreise im Jahre 1927 verliebt hatte. Die unerfüllt gebliebene Liebe zu dem Sohn des späteren (1946-1949) Kunstakademiedirektors Werner Heuser inspirierte den künftigen Nobelpreisträger (1929) zur Figur des Joseph im ersten Teil seiner Romantrilogie „Joseph und seine Brüder“ und gab Jahrzehnte später das Sujet von Hans Pleschinskis Roman „Königsallee“ (2013) ab. Darin lässt der Autor Thomas Mann und Klaus Heuser anno 1954 im Düsseldorfer Nobelhotel Breidenbacher Hof absteigen, ohne dass es zu einer persönlichen Begegnung der beiden Protagonisten kommt. Pleschinski hat das fiktive Fast-Zusammentreffen mit vielen Fakten aus dem Leben von Thomas Mann und der Stadtgeschichte der nordrhein-westfälischen Kapitale unterlegt.
Die Stadt ist ferner der Schauplatz von Martin Walsers Roman „Lebenslauf der Liebe“ (2001), in dem es um das Liebeswohl und -wehe einer (erfundenen) Millionärsgattin geht, und ein Thema in Heinrich Heines „Ideen. Das Buch Le Grand“, 1827 im 2. Band der Reisebilder erschienen und gleichsam das erste literarische Denkmal für die bis heute in Sachen Literatur überaus engagierte Stadt.
Düsseldorf betreibt das weltweit einzigartige Heinrich-Heine-Institut und seit 1980 zusammen mit dem Land Nordrhein-Westfalen das Literaturbüro NRW, das inzwischen bundesweit Schule gemacht hat. Letzteres bemüht sich sowohl um die Karrieren heimischer als auch um die Präsentation auswärtiger Autoren, z. B. bei den (Jungen) Düsseldorfer Literaturtagen, und hat an der Rheinuferpromenade einen gläsernen Bücherschrank postiert, dem man gratis Lesestoff entnehmen bzw. hinzufügen kann. Mehrere Buchhandlungen, z. B. die im Geburtshaus von Heinrich Heine, Kneipen und Kulturzentren laden regelmäßig zu Lesungen und Poetry Slams (ZAKK) ein. Wer lieber selbst liest, findet beim Bücherbummel auf der Kö eine Auswahl aus dem Programm Düsseldorfer Verlage und bei der Düsseldorfer Büchermeile auf der Rheinuferpromenade ist vornehmlich Antiquarisches im Angebot. Vielfältige und...
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