2. Was ist Lingva Eterna?
Das Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept befasst sich mit der differenzierten Wirkung der Sprache. Es macht deutlich, wie sich unsere eigene Sprache auf die Kommunikation und auf unser Denken und Handeln auswirkt – und damit auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Es lenkt den Blick auf die Struktur der Sprache. Dazu gehören der Wortschatz, der Satzbau und damit einhergehend die Satzmelodie und auch die Sprechgeschwindigkeit.
Zwei weitere wichtige Aspekte von Lingva Eterna sind das Entsprechungsprinzip sowie eine zutiefst wohlwollende Grundhaltung. Nur auf dieser Basis entfaltet das Wissen zum Wortschatz und zum Satzbau seine volle Wirkung. Um was es dabei im Einzelnen geht und wie wir eine solche Grundhaltung des Wohlwollens stärken, davon wird im Folgenden die Rede, oder noch genauer: die Schreibe sein.
Ich beginne mit der Struktur der Sprache.
Die Struktur der Sprache spricht eine eigene Botschaft. Der Gesprächspartner nimmt sie unbewusst auf, und er reagiert ebenso unbewusst darauf. Jedes Wort hat eine Wirkung. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob der Sprechende weiß, dass er es gebraucht hat oder nicht. Selbst wenn er etwas anderes gemeint hat, als er gesagt hat, wirkt jedes Wort dennoch.
Nur aus Gewohnheit »schnell«
Ich zeige dies an einem Beispiel. Dafür wähle ich das kurze Wort »schnell«. Das Wort »schnell« besagt, dass jemand sich schnell bewegt, dass er schnell über die Straße läuft oder eine schnelle Passage auf dem Klavier spielt. Da ist es wichtig, dass er sie auch schnell spielt. Im Alltag gebrauchen viele Menschen das Wort »schnell« jedoch einfach nur gewohnheitsmäßig. Sie machen alles schnell. Zumindest bringen sie dieses Wort vielfach ein: »Ich schau schnell nach.« »Ich mach schnell etwas zu Ende.« Oder: »Ich koche uns schnell etwas.«
Dabei dauert das Kochen eine gewisse Weile. Die Kartoffeln werden davon nicht schneller weich, dass derjenige sie schnell kocht. Das Wort hat eine andere Bedeutung: Es steht für eine Zeitangabe. Darüber hinaus hat es eine Wirkung auf den Sprechenden und auch auf den Angesprochenen. Beim Sprechenden steigt das Sprechtempo. Beim Angesprochenen kommt möglicherweise das Signal an, dass der andere unter Druck steht oder vielleicht gar nicht gerne kocht.
Sobald jemand das Wort »schnell« aus seinem Satz herausnimmt, ändert er spontan oft mehr als nur dieses eine Wort. Dann sagt er oftmals das, was er damit wirklich meint. Ich zeige Ihnen dies am Beispiel mit dem Kochen. Vergleichen Sie bitte den ursprünglichen Satz mit dem gewandelten Satz. Lesen Sie beide Sätze bitte laut, und machen Sie es jeweils zweimal. Dann werden Sie die Wirkung auf das Sprechtempo spüren: »Ich koche uns schnell etwas.« – »Ich koche uns schnell etwas.« Und neu: »Ich koche uns ein einfaches Mittagessen. Ich brauche dafür eine halbe Stunde.« – »Ich koche uns ein einfaches Mittagessen. Ich brauche dafür eine halbe Stunde.«
In einigen wenigen Situationen des Lebens ist es wichtig, wirklich schnell zu sein und es auch so zu sagen. Doch verpufft die Wirkung eines Wortes, wenn Menschen es übermäßig gebrauchen. Außerdem setzen sie sich selbst und ihre Umgebung permanent unter Druck. Dieser Dauerdruck führt leicht zu Ärger und Missstimmungen, auch in der Partnerschaft.
Dieses Beispiel öffnet die Augen für die mögliche nachteilige Wirkung eines einzelnen Wortes. Noch viel stärker als die Wirkung einzelner Wörter ist die Wirkung der Grammatik. Grammatik ist etwas Wunderbares! Könnten Schüler in der Schule lernen, dass sie mit Grammatik ihr Leben gestalten können, hätten sie ein großes Interesse daran und würden immer wieder fragen, wann sie wieder eine Grammatikstunde haben.
Aktiv oder passiv – was ist Ihnen lieber?
Eines von zahlreichen Beispielen ist der Umgang mit passiven und mit aktiven Sätzen. Ein Beispiel für einen Passivsatz ist: »Das Mittagessen ist gekocht.« Derjenige, der das Mittagessen gekocht hat, kommt in diesem Satz nicht vor. In einem Aktivsatz ergänze ich den Fleißigen: »Martin hat das Mittagessen gekocht.« Martin wird sich freuen, dass seine Partnerin ihn sieht und benennt. Jetzt kann sie ihm auch ein Dankeschön sagen. Vorher ging es nur um das Mittagessen. Tätigkeiten in Haus und Garten strotzen nur so von Passiv: Der Tisch ist gedeckt (worden), der Rasen ist gemäht (worden), die Hemden sind gebügelt (worden). All dies ist das sogenannte Zustandspassiv.
Wer bewusst auf Aktivsätze achtet und sie mehr und mehr in seine aktive Sprache aufnimmt, der wird damit viele wertvolle Erfahrungen machen. Allem voran wird er immer mehr einen Blick dafür entwickeln, wer welche Handlungen ausführt. Das gilt für die Handlungen des Partners ebenso wie für die eigenen. In der Folge wird er mehr Wertschätzung für den anderen und auch für sich selbst entwickeln.
Menschen, die viel im Passiv sprechen, mögen gute Ideen haben. Sie kommen mit ihnen kaum an. Sie wirken auf der Ebene der Sprachstruktur passiv. Satzstruktur und Inhalte stimmen hier nicht überein.
Menschen wirken dann authentisch und glaubhaft, wenn ihr Wortschatz und ihr Satzbau mit den Inhalten übereinstimmen, die sie dem anderen mitteilen wollen. Das ist im beruflichen Bereich genauso hilfreich wie im privaten.
Die Sprache der Erfolgreichen
Ich habe Mitte der Neunzigerjahre eine aufregende Beobachtung gemacht: Ich habe bemerkt, dass erfolgreiche Menschen eine andere Sprache sprechen als diejenigen, die sich immer viel bemühen, jedoch vergleichsweise wenig erreichen. Mit »erfolgreich« meine ich Menschen, die das in ihrem Leben erreichen, was sie gern erreichen wollen und was sie glücklich macht. Dazu gehört natürlich auch der Erfolg in der Partnerschaft. Denn auch hierfür kann jeder und jede sich aus- und weiterbilden.
Viele Menschen denken bei dem Wort »Erfolg« vor allem an Leistung und berufliche Karriere. Erfolg kann tatsächlich so aussehen. Doch kann er auch anders aussehen. Der Blick auf die Herkunft des Wortes »Erfolg« weist uns einen neuen Weg: »Erfolg« besteht aus der Vorsilbe »er-« und dem Grundwort »folgen«. Erfolg ist so gesehen einfach die Folge einer Ursache. Dabei schwindet jeglicher Leistungsdruck aus dem Wort.
Ich habe bemerkt, dass erfolgreiche Menschen eine andere Sprache sprechen als diejenigen, die häufiger Pech haben und sich im Allgemeinen weit mehr anstrengen und doch vergleichsweise wenig erreichen. Diejenigen, die sich im Leben leichtzutun scheinen, sprechen gern von Erfolgen und gebrauchen dabei dieses Wort auch ganz selbstverständlich.
Bei den anderen kommt das Wort »Erfolg« in ihrer Sprache kaum vor oder wenn, dann hauptsächlich in der Verneinung. Sie sagen beispielsweise, dass sie erfolglos waren. Wenn sie Erfolg hatten, dann sagen sie eher, dass sie Glück hatten oder dass alles gut gegangen ist.
Neben den Unterschieden im Wortschatz gibt es auch Unterschiede im Satzbau. Die Erfolgreichen machen beispielsweise fast immer vollständige Sätze. Auch im Leben kommen sie auf den Punkt. Und nach dem Punkt machen sie eine Pause und erfreuen sich erst einmal an dem Erreichten. Danach wenden sie sich dem nächsten Schritt zu.
Es leuchtete mir ein, dass die Kinder der Erfolgreichen mit der Sprache der Erfolgreichen aufwachsen. So beschloss ich, einen Sprachkurs zu entwickeln, der jedem Menschen offensteht, der sich dafür interessiert. Mein Ziel war, dass jeder Interessierte erfahren und lernen kann, wie er durch einen bewussten Umgang mit seiner Sprache sein Leben selbstbestimmt gestalten kann.
Das Ergebnis meiner Beobachtungen und Erkenntnisse ist das Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept. Auf dem Weg dahin kam mir mein umfassendes sprachwissenschaftliches Studium zugute. Ich habe Englisch, Französisch und Arabisch studiert. Dabei galt mein Augenmerk immer primär der Sprachwissenschaft und der Sprachgeschichte. Mich hat es von klein auf fasziniert, dass Menschen in den unterschiedlichen Kulturkreisen so unterschiedlich sprechen und dass sie sich dazu auch so unterschiedlich bewegen. Was für die einzelnen Kulturkreise gilt, das gilt auch für jeden einzelnen Menschen.
Jedes Wort wirkt
Jeder Mensch hat seinen individuellen Sprachgebrauch und damit auch seinen individuellen Wortschatz. Es liegt an jedem selbst, welche Wörter eher häufig gebraucht und welche nicht. In jedem Wort liegt eine große Kraft. Sie strebt danach, Wirklichkeit zu werden. In dem Wort »Wirklichkeit« ist das Wort »wirken« enthalten. So schafft sich jeder seine eigene Wirklichkeit.
Glückliche, zufriedene Paare haben einen anderen Wortschatz als solche Paare, die beständig in erster Linie Schwierigkeiten sehen und überall etwas auszusetzen haben. Glück, Erfüllung, Erfolg, Freude und Frieden beginnen ebenso beim Denken und Sprechen wie Unzufriedenheit, Missmut, Pech, Ärger und Streit. Es ist einfach, sich den Wortschatz eines zufriedenen Paares anzulegen und ihn alsdann bewusst zu pflegen. Der innere Blickwinkel wandelt sich damit und geht mehr und mehr in Richtung Ziel statt Vermeidung.
Es bereitet ein zunehmendes Vergnügen, Wörter und deren Wirkung zu entdecken und Glückswörter in die Sprache aufzunehmen. Ebenso bereitet es Freude, bei sich selbst Wörter zu entdecken, die völlig überflüssigen Druck auslösen, wie beispielsweise das so kleine Wörtchen »muss«, und sie in der Folge weit weniger zu gebrauchen. Diese Beobachtungen und Erkenntnisse sind schon der halbe Erfolg! In einem nächsten Schritt ist es einfach, ein belastendes Wort schrittweise...