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Eine qualitative Studie zur Kongruenz von Organisationskultur und Leitbild als organisationaler Identifikationsfaktor

AutorHermine Stäcker
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783656597735
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: Ausgezeichnet, ARGE Bildungsmanagement Wien, Veranstaltung: Organisationsentwicklung, Sprache: Deutsch, Abstract: Den Konzepten Organisationskultur und -leitbild wird in der behandelten Fachliteratur identifikationssteigernde Wirkung attestiert, wenn Kultur und Leitbild mit ihren jeweiligen Inhalten übereinstimmen. Ebenso wird dem Konstrukt der Identifikation eine Beeinflussung von Kultur und Leitbild zugeschrieben. Wenig empirische Daten liegen dazu vor, wie genau diese Konstrukte zusammenhängen und welche Bereiche in Bezug auf die Identifikation kongruent sein sollten. Die vorliegende Arbeit untersucht daher, wie die Kongruenz von Organisationskultur und Leitbild die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Organisation beeinflusst. Eine eingehende Auseinandersetzung mit diesen Themen ist sowohl für die systemische Organisationsberatung als auch für Führungskräfte von Interesse, da sich beide Gruppen in ihrer Arbeit mit den oben genannten Modellen konfrontiert sehen. Die Untersuchung wurde als qualitative Inhaltsanalyse auf Basis problemzentrierter Interviews durchgeführt. Dazu wurden sechs Personen aus zwei Organisationen (Klein- und mittelständische Betriebe) interviewt. Im Hinblick auf die Ergebnisse gibt diese Arbeit lediglich Einblicke in die Thematik und zeigt für weiterführende quantitative Analysen Richtungen auf. Als Referenzmodell für die Organisationskultur wurde das Kulturmodell von Edgar H. Schein herangezogen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie lassen darauf schließen, dass eine Kongruenz zwischen der Ebene der Grundannahmen und dem dieser Ebene zugeordneten impliziten Leitbild einer Organisation die Basis für die organisationale kollektive Identifikation darstellt. Insbesondere deshalb, da sich die Entstehungsmechanismen der kollektiven Identifikation auf der Ebene der Grundannahmen finden. Als Unterschied zwischen impliziten und expliziten Leitbild wurde das Fehlen des Zukunftsbezuges im impliziten Leitbild festgestellt. Dieser kann z. B. über die formulierte Form des manifesten Leitbildes eingebracht werden, was jedoch nicht zwingend mit einem Leitbildprozess verbunden sein muss.

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Leseprobe

2 Einführung in die zentralen Themenbereiche


 

In diesem Abschnitt der Arbeit geht es darum, die Hintergründe für die Beschäftigung mit diesem Thema näher darzulegen als auch die theoretischen Konstrukte, Konzepte und Theorien zur Unternehmenskultur, dem Unternehmensleitbild und der Identifikation auszuführen. Gleichwohl werden diese zugrunde liegenden Begrifflichkeiten näher definiert, differenziert und jene Aspekte aufgezeigt, welche diese drei Haupthemen im Rahmen der systemischen Organisationsberatung miteinander verbinden.

 

2.1 Streifzug durch die Entwicklungsgeschichte des systemischen Ansatzes


 

In der Beschäftigung mit der Systemtheorie ist es dem besseren Verständnis der Hintergründe dienlich, einen Streifzug durch deren Entwicklung zu machen. Besonders im Beratungsalltag lässt sich die gemeinsame Verwendung von Begrifflichkeiten wie systemisch, systemisch-strategisch etc. nicht vermeiden. Gleichwohl damit je nach zugrundeliegendem theoretischen Konzept auf den ersten Blick Gemeinsamkeiten anzutreffen sind, die bei näherer Betrachtung divergieren. So wird als Überbegriff, nicht nur in der Beratung, systemisch gearbeitet. Es macht jedoch in der Herangehensweise und Problemsicht einen Unterschied für das Verständnis und die Auswirkungen, ob sich die Beratungsarbeit aus der evolutionistisch systemischen Ecke annähert oder aus der personalen Systemtheorie. Die Kontraste und Unterschiedlichkeiten werden hier dargelegt.

 

In der Entstehung der Allgemeinen Systemtheorie berühren sich unweigerlich philosophische Betrachtungsmöglichkeiten und Strömungen, die intensiv mit der Geschichte des systemischen Ansatzes verquickt sind. Allerdings fällt bei diesem ´Streifzug´ auf, dass die Begrifflichkeit systemisch nicht ganz so einheitlich abgegrenzt und definiert ist. Einer, der erste Ansätze zum systemischen Denken bereits 1928 formulierte, war der Biologe Ludwig von Bertalanffy, welcher auch als Gründungsvater neuerer systemtheoretischer Entwicklungen gesehen wird und der sich nicht mit den bis dahin zugrunde liegenden Erklärungsversuchen menschlichen und technischen Verhaltens aus den traditionellen Denkschulen verbunden mit den epochalen-philosophischen Strömungen zufrieden gab. Für ihn und auch für viele andere etablierte Forscher und Forscherinnen liefern die mechanistisch-geprägten Anschauungen lückenhafte Ergebnisse aufgrund ihrer stark auf das Individuum gerichteten Aufmerksamkeit, welche das Handeln von anderen Personen und des Umfeldes als Einflussgrößen auf das Individuum ausschließt (vgl. König, Volmer, 2008, S. 28; Königswieser, Hillebrand, 2009, S. 24).

 

Bis zum Ende der 1940er Jahre entwickelt sich aus dieser beginnenden Einbeziehung weiterer Einflussgrößen die allgemeine Systemtheorie – eine Metatheorie, die versucht, verschiedene Wissensgebiete (Biologie, Physik, Chemie, Ökologie, Soziologie, Philosophie usw.) zu integrieren. Das systemtheoretische Denken grenzt sich dabei von reduktionistischen, linear-kausalen und analytisch-zergliedernden Ansätzen ab. Im Beobachtungszentrum stehen dabei nicht die Natur der beobachteten Phänomene, sondern die Beziehungen zwischen diesen Phänomenen (vgl. Brandl-Nebehay, Rauscher-Gföhler & Kleibel-Arbeithuber, 1998, S. 62).

 

Probleme oder Themen werden hier nicht nur aus einer Ursache (Eigenschaften, Umweltreize oder Gedanken und Empfindungen der handelnden Personen) heraus zu erklären versucht, sondern aus dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren eines komplexen Systems. Dabei stellt sich die Frage, was denn nun genau ein System ist.

 

2.1.1 Das System als Begriff


 

Das Wort System leitet sich aus dem Griechischen (von griech. syn, zusammen und histein, stellen, setzen) ab und bedeutet das Gebilde, das Zusammengestellte, das Verbundene, die zusammengesetzte Einheit und zusammen-stehen (vgl. Königswieser, Hillebrand, 2009, S. 22; Simon, 2009, S. 16).

 

Als System wird die bzw. eine Gesamtheit aus Elementen, die sich aufeinander beziehen und wechselwirken, bezeichnet. Durch diese Aufeinanderbezogenheit und durch die Wechselwirkungen können sie auch als aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden. Ein weiteres Merkmal ist ob dieser Einheit auch, dass sich ein System dadurch von der sie umgebenden Umwelt abgrenzt. Das, was die Systemelemente und die Beziehungsgeflechte darstellt, wird als Struktur, als Muster oder Form bezeichnet. Durch diese Strukturen organisiert, funktioniert und erhält sich ein System. Aus dem Zusammenfinden und dem Austausch der Forscherinnen und Forscher aus den unterschiedlichen Wissensgebieten verdichtete sich der Systembegriff immer mehr, und es lassen sich im Laufe der Zeit für das systemische Denken einige wichtige Eckpunkte und -daten ableiten (vgl. Königswieser, Hillebrand, 2009, S. 24f).

 

Prägend für die Entstehung der Systemtheorie war unter anderem die Erwartung, ein allgemein theoretisches Modell für unterschiedliche Systeme zu gewinnen. Maßgebliche Einflüsse auf die allgemeinen Systemmerkmale beziehen sich aus der Kybernetik (Wissenschaft von der Steuerung und Regelung lebender Organismen und Maschinen), die auf Norbert Wiener (1894 – 1964) als deren Begründer und weitere wie Heinz von Förster (1911 – 2002) zurückzuführen ist. Ausgehend von den Merkmalen technischer Systeme (Allgemeine Systemtheorie) entsteht das Denken in Regelkreisen – deren berühmtestes Beispiel wohl das System Thermostat – Heizung mit seinen typischen Kennzeichen ist:

 

Die Elemente des Systems sind Heizung und Thermostat, zwischen ihnen bestehen

 

 Relationen in Form von Regelkreisen und Rückkopplungsprozessen;

 

 das System Heizung – Thermostat ist von einer Systemumwelt (außerhalb des Raumes) abgegrenzt,

 wobei diese Grenze mehr oder weniger durchlässig ist (das System wird als relativ geschlossen bezeichnet, wenn der Raum gut von der Umwelt isoliert ist oder als ein offenes System, wenn z.B. Fenster und Türen offen sind) (vgl. König, Volmer, 2008, S. 28; Simon, 2011, 17f).

 

Nach und nach wird versucht, diesen allgemeinen Systembegriff auch auf andere Gebiete anzuwenden. Biologie und Ökologie finden sich dazu ein und - wenn auch mit dem Hinweis auf die Unterschiedlichkeit versehen, wird auch hier der Systembegriff aufgenommen und ergänzt. Es entsteht das Modell lebender Systeme (Evolutionistische Systemtheorie). Auch dieses enthält die Merkmale technischer Systeme,

 wie z. B. die einzelnen Organe als Elemente des Organismus,

 

 Regelkreise und Rückkopplungsprozesse zwischen den Elementen wie z. B. die Rückkopplung zwischen Bluttemperatur und bestimmten Hirnzentren, die für die Konstanthaltung der Körpertemperatur sorgen...

 

 eine Systemumwelt, von der biologische Systeme mehr oder weniger stark abgegrenzt sind.

 

Allerdings zeichnet sich ein biologisches System zusätzlich durch seine Entwicklung aus – hier kommt der evolutionäre Aspekt hinzu.

 

Ein biologisches System entsteht (1) aus vorausgegangenen Systemen und biologischen Ursachen - der Organismus wird geboren, (2) organisiert seine Ordnung in Bezug auf Strukturen und Funktionen selbst (sie werden nicht von der Umwelt aufgezwungen), besitzt (3) die Fähigkeit, sich an eine verändernde Umwelt anzupassen und vergeht (4), zerfällt ab einem bestimmten Zeitpunkt.

 

In der weiteren Entwicklung der allgemeinen Systemtheorie fließen Erkenntnisse aus der Soziologie ein. Auch hier ist es ein Anliegen, soziale Prozesse noch umfassender zu erklären, als es mit anderen soziologischen Erklärungsmodellen möglich ist.

 

Einer der bedeutsamsten Vertreter, Niklas Luhmann (1927 - 1998), prägt dabei die Grundbegriffe der soziologischen Systemtheorie (insbesondere durch sein 1984 erschienenes Buch „Theorie sozialer Systeme“). Forscher wie Umberto Maturana und Francisco Varela, Neurobiologen, bringen weitere wichtige Merkmale ein, auf deren Erkenntnisse sich auch Luhmann bezieht (vgl. König, Volmer, 2008, S. 34f; Königswieser, Hillebrand, 2009, S. 24f; Simon, 2011, S. 31f).

 

Erkennungszeichen sozialer Systeme aus Sicht der soziologischen Systemtheorienach Luhmann sind:

 

Differenz von System und Umwelt; Systeme erhalten sich dadurch, dass sie eine Differenz, einen Unterschied zur Umwelt erzeugen; was findet innerhalb, was außerhalb des Systems statt.

 

Differenzierung; je nach Perspektive des Beobachters lässt sich ein System durch die Unterscheidung zwischen System und Umwelt in Subsysteme differenzieren, in dem die...

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