KLEINE NEUERUNGEN MIT GROSSER WIRKUNG
Jetzt hast du dir wahrscheinlich die ersten Seiten durchgelesen, dich in deinem Zuhause umgeschaut und überall Dinge aus Plastik gesehen. Vielleicht denkst du gerade: »Oje, womit fangen wir jetzt an?«
Keine Angst, es geht allmählich los: Beim ersten Schritt beschäftigen wir uns mit kleinen Veränderungen, die dennoch eine große Wirkung haben und schon eine ganze Menge an Müll vermeiden. Das Allerwichtigste ist aber, dass du dich am Anfang nicht von dem scheinbar riesigen Berg Arbeit abschrecken lässt. Es kann sein, dass es dir beim Anblick mancher Dinge unvorstellbar vorkommt, dafür eine plastikfreie Alternative zu finden. Arbeite dich trotzdem Stück für Stück an dein Ziel heran und halte dich zu Beginn nicht mit Dingen auf, die dir unmöglich scheinen. Das lässt dich schnell verzweifeln und hemmt deine Motivation.
Die Hauptsache ist, dass die Veränderungen nachhaltig geschehen, also dass du sie auf Dauer in deinem Alltag umsetzt. Doch das klappt nur, wenn du dich am Anfang nicht überforderst und es nicht als zusätzliche Last zu den Alltagssorgen siehst. Mit mehr Erfahrung rund ums plastikfreie Leben wirst du nach und nach für alles eine Lösung finden – so war es bei mir auch. Außerdem zeige ich dir in diesem Buch viele Möglichkeiten für Verbesserungen.
Im ersten Schritt geht es zunächst darum, zu analysieren und zuzuordnen, damit es gleich von Anfang an ein schöner und angenehmer Einstieg ist. Wir werden ein bisschen aussortieren – denn bevor wir anfangen, neue Dinge plastikfrei zu kaufen, sollten wir uns erst mal einen aktuellen Überblick über die vorhandenen Dinge verschaffen. Denn zum plastikfreien Leben gehört auch die Ressourcenschonung. Was brauche ich? Was brauche ich nicht? Alles, was du nicht selbst benötigst, kannst du weitergeben. Hab keine Angst, dass du am Ende in einer leeren Wohnung stehst, weil momentan fast alles aus Plastik ist oder einen kleinen Plastikanteil hat. Es wird definitiv leerer – aber einfach nur angenehm übersichtlich und du wirst nichts vermissen. Versprochen!
Übrigens: Zum Thema übersichtlicherer Haushalt findest du im Kapitel »Minimalismus und Downsizing« viele weitere Tipps.
Was wir auf keinen Fall machen
Bitte wirf auf keinen Fall in deinem Haushalt all das sofort weg, was aus Plastik besteht. Das würde nämlich gerade zum Gegenteil von dem führen, was wir erreichen möchten: Es verursacht auf einmal wahnsinnig viel Müll. Wichtig ist es, im Haushalt zwischen Plastik zu differenzieren, das uns nicht aktiv schadet, und wirklich schädlichem Plastik. Weniger schädlich ist zum Beispiel ein Stuhl oder eine Haarbürste. In solchen Fällen bedeutet Nachhaltigkeit, den Kunststoffgegenstand so lange wie möglich weiterzuverwenden. Wichtig ist, dass du Lebensmittel nicht in Plastik lagerst oder erhitzt. Produkte mit Mikroplastik sollten im Restmüll entsorgt und durch plastikfreie Produkte ersetzt werden.
LEBENSMITTEL
Bei den Lebensmitteln fangen wir mit den wichtigsten Grundlagen an und arbeiten uns Schritt für Schritt durch. Auch hier scheint es anfangs fast unmöglich zu sein, Plastik einzusparen. Doch in diesem Bereich ist es so wie bei allem: Wenn du weißt, wie es geht, ist es ganz einfach. Deswegen bin ich die ganze Zeit an deiner Seite und unterstütze dich bei deinen Vorhaben mit zahlreichen Tipps und Ideen. Im ersten Schritt geht es hauptsächlich darum, Vorhandenes aufzubrauchen, die ersten plastikfreien Einkäufe umzusetzen und die Gegenstände auszutauschen, die deine Gesundheit gefährden können.
Lebensmittel werden nicht nur in der Gastronomie und in Supermärkten, sondern auch zu Hause viel zu oft verschwendet. Entweder weil man nicht alles Gekochte aufisst oder weil man das, was man hat, vor lauter Überschuss nicht mehr sieht und vergisst – frei nach dem Motto »aus den Augen, aus dem Sinn«. Es verschwindet in der hintersten Ecke unserer riesigen Kühlschränke und gammelt langsam vor sich hin – bis wir es wegwerfen. Das ist nicht nur eine wahnsinnige Lebensmittelverschwendung, sondern produziert natürlich auch viel unnötigen Verpackungsmüll. Bevor du also losgehst und ganz viele Lebensmittel unverpackt einkaufst: Verbrauche erst einmal deine Vorräte. Ich weiß, am Anfang ist die Motivation hoch, gleich alles plastikfrei einzukaufen, doch wir wollen das Ganze ja nachhaltig gestalten.
Von großer Bedeutung ist auch, dass du auf deine Gesundheit achtest. Dafür ist es wesentlich zu wissen, welche Plastikprodukte dir auf welche Weise schaden können. Dann kannst du diese gezielt vermeiden. Natürlich hat alles aus Plastik giftige Zusatzstoffe und ist daher bedenklich, jedoch gibt es Unterschiede. Bei manchen Dingen können die Stoffe leichter in unseren Organismus gelangen, und da müssen wir besonders aufpassen:
- Plastikflaschen: Mittlerweile findet man überall im Wasser Plastikpartikel, jedoch enthält Wasser in Plastikflaschen bis zu ein Vielfaches an Mikroplastik, das wir mit jedem Schluck in unseren Körper aufnehmen. Auch Getränkekartons sind innen mit Plastik beschichtet und weisen die gleiche Problematik auf. Denn von der Plastikverpackung können sich immer wieder Plastikstückchen lösen. Das ergab erst 2018 eine Studie von Münsteraner Forschern.
- Plastikschalen: Es sollten auf keinen Fall Lebensmittel in Plastik erhitzt werden, denn durch die Hitze entsteht mehr Energie und die Moleküle fangen an, sich zu bewegen, und können in dein Essen wandern. Das heißt, man isst mit seinem Essen Plastikteilchen und Schadstoffe mit. Das gilt für Einwegprodukte sowie für wiederverwendbares Plastikgeschirr.
- Lebensmittelverpackungen: Hier können auch durch mechanischen Abrieb und durch Hitze Weichmacher und Schadstoffe in die Lebensmittel gelangen. Vor allem bei fetthaltigen Produkten wie ölhaltigen Fertiggerichten oder Gewürzsoßen waren die Messwerte sehr hoch.
AUFBRAUCHEN UND AUFESSEN
Bevor du plastikfreie Lebensmittel einkaufst, heißt es, die vorhandenen Vorräte aufzubrauchen, damit nichts schlecht wird.
Unglaubliche 81,6 Kilo Lebensmittelmüll wirft der Bürger durchschnittlich im Jahr weg. Das muss nicht sein, oder? Durch eine bessere Planung und eine gute Übersicht über die Vorräte und Einkäufe lässt sich das vermeiden. Dazu gehört zum einen der Überblick über die frischen Lebensmittel, aber zum anderen auch der über die trockenen. Räume deinen ganzen Vorratsschrank aus und fertige eine Liste mit all deinen Lebensmitteln an. So bekommst du einen besseren Überblick und vergisst nichts in den versteckten Ecken. Wenn du damit fertig bist, kannst du am besten im Internet nach Rezeptanregungen suchen, die du mit den Lebensmitteln aus dem Vorratsschrank zubereiten kannst, sodass du nur noch frisches Obst und Gemüse hinzukaufen musst.
Hinweis: Wie wäre es, wenn du in Zukunft versuchst, einfachere Rezepte zu kochen? Sie müssen nicht langweilig sein, aber sind wir mal ehrlich: Wir brauchen meistens nicht zehn verschiedene Zutaten, wo jeweils nur ein Teelöffel gebraucht wird. So wird der Vorratsschrank nur unübersichtlich und chaotisch – und zu viele Lebensmittel werden schlecht.
Frisches Obst und Gemüse kaufe ich am liebsten auf dem Markt.
© Susanne Krauss
EINKAUFEN
Stell dir vor, dein Kassenzettel ist jedes Mal ein Stimmzettel und ab jetzt stimmst du immer gegen Plastikverpackungen.
Im Durchschnitt produziert jeder Mensch in Deutschland 220,5 Kilo Verpackungsmüll im Jahr. (Zum Vergleich: Der Durchschnittswert für Europa liegt »nur« bei 167,3 Kilogramm.) Für alle zusammen ergibt das eine unglaubliche Menge von mehr als 18 Tonnen! Wenn man sich beim Einkaufen umstellt und ein paar Dinge beachtet, können wir enorm viel bewegen. Plastikfrei einzukaufen scheint am Anfang eine große Herausforderung zu sein. Ich zeige dir daher, wo du am besten einkaufen kannst und was du dafür brauchst. In vielen Lebensmittelketten sagen die Mitarbeiter meistens »Nein«, weil sie Angst davor haben, gegen die strengen Hygienevorschriften zu verstoßen.
Es kann vorteilhaft sein, zunächst eher in kleinere oder inhabergeführte Läden zu gehen. Hier ist die Toleranz viel höher und Extrawünsche werden gerne ausgeführt. Auch regionale Lebensmittel sparen viel Verpackungsmaterial, denn generell gilt: weniger Weg = weniger Verpackung. Auf jedem Transportweg fallen Verpackungen an und je länger der Transport dauert, desto mehr wird die Ware geschützt und damit besser verpackt. Wenn du regional einkaufst, haben die Lebensmittel nur einen kurzen Transportweg und kommen mit wenig Verpackung aus.
Hier kannst du Unverpacktes einkaufen:
- Unverpackt-Laden: Bei dir in der Nähe gibt es einen Unverpackt-Laden? Klasse, denn hier kannst du wirklich alles unverpackt und plastikfrei in deine mitgebrachten Gefäße füllen. Besser geht’s nicht!
- Bäcker: Beim Bäcker bekommst du ganz leicht alles ohne Verpackung, indem du deine eigenen Stoffbeutel mitnimmst und die Verkäufer bei der Bestellung darauf hinweist, dass du die Produkte in deinen Beutel bekommen möchtest. Wollen die Verkäufer deinen Beutel nicht befüllen, dann bitte sie doch darum, dir das Gebäck über die Theke zu reichen. Dort kannst du es selbst in deine Beutel legen. Diesen Trick kannst du auch für alle anderen Geschäfte mit (Frische-)Theke anwenden.
- Gemüsehändler, Metzger, Feinkostläden: In kleinen Fachgeschäften oder in inhabergeführten Geschäften ist es immer leichter, die Einkäufe in die eigenen Behälter verpackt zu bekommen....