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Einführung eines Qualitätsmanagementsystems nach DIN EN ISO 9001:2000 im Gesundheitswesen

AutorTony Altimari
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl53 Seiten
ISBN9783638607575
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Allgemeines, Note: 1,3, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Essen , 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im gesamten Gesundheitswesen sind in den letzen Jahren in Deutschland zwei zentrale Entwicklungen zu beobachten. Zum einem wird durch gestiegenen Kostendruck der Wettbewerb unter den Leistungserbringern stetig erhöht und zum anderen wird zunehmend vom Gesetzgeber und den Medizinischen Diensten der Krankenversicherung (MDK) die Pflicht zur Qualitätssicherung verstärkt. Die demografische Entwicklung und die damit resultierende finanzielle Lage der Kostenträger unterstützt dabei diese Veränderung noch zusätzlich. Dies führt zu einem zunehmenden Wettbewerb im gesamten Sektor der Leistungserbringer und betrifft damit insbesondere auch den Bereich der Altenpflege. Seit dem 1. Januar 2006 sind die Richtlinien von den Spitzenverbänden der Pflegekassen für die Qualitätsprüfungen durch die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung in den Pflegeeinrichtungen in Kraft getreten. Damit ist die Qualitätsprüfung des MDK in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen mit einer deutlich höheren Verbindlichkeit und bundeseinheitlichen Prüfkriterien umgesetzt worden. Um für die Qualitätsprüfungen besser aufgestellt zu sein und diese anstandslos bestehen zu können muss in den Einrichtungen ein internes Qualitätsmanagement eingeführt werden.

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Leseprobe

4 Stellung der gehörlosen und hörenden Familienmitglieder


 

Das System Familie beinhaltet verschiedene Subsysteme, um die Komplexität des Systems aufrecht zu erhalten. In dieser Arbeit sollen die Subsysteme hörende Großeltern, gehörlose Eltern und hörende Kinder genauer untersucht werden. Es soll mit den folgenden Ausführungen geklärt werden, wie die Stellung der hörenden und gehörlosen Familienmitglieder charakterisiert werden kann. Es wird, nach einer Definition des Begriffes ‚Rolle’, an einer Familie mit hörenden Großeltern, gehörlosen Eltern und hörenden Kindern gezeigt, welche Rollenzuschreibungen betroffene Behinderte und deren Familienmitglieder im Gegensatz zu Familien mit nur hörenden Mitgliedern bekommen, sich selbst geben, und mit welchen Stigmata sie fertig werden müssen.

 

Die Bedeutung der Großeltern wird in der Literatur meist ausgespart oder findet nur Anerkennung, wenn es um die Kontakte des hörenden Kindes zur hörenden Welt geht. Es wird nicht beachtet, welchen Einfluss die Großeltern und ihre Erziehung des gehörlosen Kindes auf die erwachsenen Gehörlosen und deren Kinder haben. Ohne ein Hintergrundwissen über die Rolle der Großeltern fehlt also die Grundlage für die Beschreibung der Rollen der nächsten zwei Generationen.

 

4.1 Rollenbegriff unter dem Aspekt der Behinderung


 

„Menschliches Handeln ist im wesentlichen Rollenhandeln“ (Cloerkes. 2001. 211). Was genau aber ist eine Rolle?

 

Eine Rolle bietet ein geordnetes Modell von Verhaltensweisen eines Individuums und kennzeichnet somit den Platz und die Position desselben in einem interaktiven Gefüge (vgl. Häcker/Stapf. 1998).

 

Die Persönlichkeit eines Menschen besteht aber nicht nur aus einer Rolle, sondern aus einem System vieler verschiedener internalisierter, das heißt verinnerlichter Rollen. Der Mensch spielt also unterschiedliche Rollen und ist deshalb immer mehr als in einer Rolle. So kann beispielsweise eine Person mit den Rollen Lehrer, Vater, Ehemann, Gitarrist und Erzieher beschrieben werden, wobei die Beschreibung nur einen Teil des Rollenrepertoires der Person umfasst. Genauso gut könnten die Rollen Helfer, Chef und Clown passen. Es gibt also im Bereich der Rollen ganz verschiedene Darstellungsweisen. Manche Rollen sind Überbegriffe von anderen Rollen. Daneben gibt es solche, die genau verdeutlichen, was gemeint ist, und andere, bei denen man Hintergrundinformationen benötigt, um sie zu verstehen.

 

Zum Rollenbegriff gehört zum einen die Rollenerwartung, zum anderen das Rollenverhalten. Die Rollenerwartung ist die Summe der eventuell verschiedenen Erwartungen an eine Person oder an eine Personengruppe. So existieren beispielsweise unterschiedliche Erwartungen an das Berufsbild des Lehrers, wie Pünktlichkeit, spezielles didaktisches Wissen, Fachwissen, Kinderliebe und vieles mehr, welche von außen an die Gruppe aller Lehrer herangetragen werden. Mit dem speziellen Rollenverhalten meint man die Verhaltensmuster, die die Gesellschaft bereitstellt, die erlernt und in bestimmten Situationen gewählt werden können. So lernt ein Kind in der Schule nach und nach die Rolle des Schülers anzunehmen, die er nachmittags wieder ablegen kann.

 

Rollen haben eine entlastende und eine belastende Funktion. Sie entlasten, wenn dem jeweiligen Rollenträger Entscheidungen abgenommen werden und sich der Träger mit den Rollen sehr gut identifizieren kann, sie belasten, wenn sie im Widerspruch zur Persönlichkeit stehen oder überlastend wirken. So kann die Rolle des Studenten entlastend wirken, wenn ein Jugendlicher sich mit der Rolle identifizieren kann, da dieser sich nur an die Rollenerwartungen dieser Rolle halten muss. Die Rolle des Studenten wirkt belastend, wenn sich die betroffene Person, beispielsweise aus Altersgründen, nicht mehr in ihr erkennt und diese Rolle trotzdem aufrechterhalten muss. Es muss gesagt werden, dass es Rollen gibt, die mehr belasten als entlasten und umgekehrt. So ist die Rolle des Arbeitslosen eher negativ besetzt, belastet also mehr. Die Rolle des Berufstätigen dagegen ist positiver besetzt, entlastet also auch mehr.

 

Das Eintreten des Individuums in die formell oder informell angebotenen Rollen nennt man Rollenübernahme. Dazu gehört, dass Werte und Normen der Rollenerwartungen und des Rollenverhaltens im Laufe der Sozialisation erworben und sich angeeignet werden. Je gelungener dieser Prozess geschieht, also je besser die Rollenübernahme funktioniert, umso größer ist die Übereinstimmung zwischen der individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisbefriedigung (vgl. Dupius/Kerkhoff. 1992). Auch hier gibt es negative und positive Beispiele zu benennen. Wenn ein Spitzensportler mit sich und seinem Körper im Einklang ist, regelmäßig trainiert und erfolgreich ist, dann ist seine Rollenübernahme geglückt. Doch auch ein ständiger Sitzenbleiber hat eine erfolgreiche Rollenübernahme getätigt, wenn er sich selbst beispielsweise aus Frust, Faulheit oder Angst mit den Normen und Werten der Rolle identifiziert.

 

Es ist unabdinglich, dass beide, das Individuum und die Gesellschaft, die Rolle entwerfen. Nur wenn beide die jeweilige Rolle als passend empfinden, kann sie sich entwickeln und sich innerhalb von auszulotenden Grenzen verändern. Im Sinne des Konstruktivismus ist eine Strukturveränderung eines Individuums, in diesem Fall eine Rollenveränderung, und somit indirekte Veränderung eines Individuums von außen nur so weit möglich, wie die Organisation eines Individuums bestehen bleibt, und sie das Individuum selbst als passend für sich erlebt. Dabei besteht eine bestimmte Spannbreite. Die Außenwelt, also Umwelt und Gesellschaft, wird nur insofern relevant, wie sie es vermag, Eigenzustände des Systems Mensch anzustoßen (vgl. Dettmann. 1999). Einem Schüler die Rolle des Klassensprechers zu geben, wird im Sinne des Konstruktivismus nur dann funktionieren, wenn dieser die Rolle auch annehmen will. Wie motiviert der Schüler dann die Rolle ausfüllt, liegt daran, wie passend er sie für sich empfindet.

 

Rollen, als Teil der Wirklichkeit eines Menschen und der Umwelt, entstehen durch den kommunikativen Dialog, durch Versprachlichung und Sozialisation (vgl. Schlippe/Schweitzer.1997).

 

Wenn eine Rolle im Begriff ist sich zu ändern, nehmen die Gesellschaft und das Individuum eine Rollendistanz ein.  Diese beiden weisen aktuelle Rollenerwartungen und Rollenverhalten auf, welche von den bisherigen Normen und Werten der jeweiligen Rolle abweichen. Das ist Voraussetzung für die Analyse und Neugestaltung der Rolle. Beide Systeme sind dabei bestrebt, durch Modifikationen ein neues Rollenmodell zu entwerfen und sich an dieses zu gewöhnen. Diesen Vorgang nennt man Passung. Es ist festzustellen, dass eine Rolle nicht „falsch“ oder „richtig“ sein kann: Sie ist mehr oder weniger passend (vgl. Osbahr. 2000). Wenn der Prozess des Rollenwandels erfolgreich beendet wurde, haben sich beide, die Gesellschaft und das Individuum  emanzipiert (vgl. Dupius/Kerkhoff.1992). So veränderte sich das Bild des Pauk- und Drilllehrers um 1900 zu dem Lehrerbild von heute, in dem dieser im besten Fall dem Schüler im Prozess der Mündigkeit, Selbstständigkeit und Emanzipation helfend zur Seite steht. Wenn nicht beide, die Gesellschaft und die Berufsgruppe der Lehrer, diesen Rollenwandel gewollt hätten, wäre er so nicht durchsetzbar gewesen.

 

Der Prozess der Rollenübernahme und des Rollenwandels ist nicht immer erfolgreich. Es kann zu Rollenkonflikten kommen, die entstehen, wenn an eine Person zu verschiedenartige Rollenerwartungen herangetragen werden oder diese selbst zu viele Rollen erfüllen möchte. Man spricht dann von einem Interrollenkonflikt. Wenn ein Individuum nie Zeit hat, sich zu entspannen, eine Rolle ganz in sein Ich zu integrieren und Rollendistanz zu üben, kann ein Interrollenkonflikt die Ursache dafür sein.

 

Genauso vorstellbar ist, dass an eine einzelne Rolle widersprüchliche Erwartungen geknüpft sind, die diese Rolle nicht realisieren kann. Man bezeichnet diesen Konflikt als Intrarollenkonflikt. Wenn ein Lehrer gleichzeitig die Rollenerwartung des Strengen und des Antiautoritären annehmen soll, befindet er sich in einem Intrarollenkonflikt. Intra- und Interrollenkonflikte führen zur Nichterfüllung oder gar Verletzung der Rollenerwartung (vgl. Häcker/Stapf.1998).

 

Wie sieht nun die Rolle eines Behinderten aus?

 

Bei Behinderung erfolgt eine ambivalente soziale Reaktion durch die Umwelt, die sich bis in die Familie hinein ziehen kann. Die Rolle eines behinderten Menschen ist „gekennzeichnet durch einen elementaren Widerspruch: zwischen offizieller Entlastung für ihre Abweichung von der Norm einerseits und tatsächlicher Diskriminierung mit Zuweisung einer besonderen, abweichenden Rolle andererseits.“ (Cloerkes. 2001) Die Rolle des Behinderten vereint also Belastung und Entlastung. Schon diese Tatsache lässt vermuten, dass der Behinderte selbst unter Umständen in einem Intrarollenkonflikt steht.

 

Der Behinderte nimmt die Rolle des Devianten, des von der Norm Abweichenden, ein, denn er entspricht nicht den Erwartungen der Gesellschaft. Gerade durch diese Zuschreibung wird er mit einer speziellen Rollenerwartung konfrontiert. Diese Rollenerwartungen, die an die Rolle des Devianten geknüpft werden, können durchaus...

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