I 1. Allgemeine Einführung in die Steinzeit
Der heutige moderne Mensch kennt in der Genealogie (Ahnenforschung) in der Regel seine Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und vielleicht noch einige früher lebende familiäre Vorfahren. Dann verlieren sich die Kenntnisse über seine Vorfahren im Nebel der Vergangenheit. Das führt dazu, unsere Ursprünge zu erkunden und bringt uns zu der Frage: Woher kommen wir? Die Suche danach führt uns über unzählige ununterbrochene Generationen zu den Ursprüngen des Menschen, auch zu solchen, die ausgestorben sind. Ohne sie gäbe es uns heute nicht. Zahlreiche Wissenschaften sind an der Beantwortung dieser Frage beschäftigt.
Auch die Archäologie befasst sich nicht nur mit den materiellen Hinterlassenschaften des Menschen, wie sie z. B. auf den Aufenthaltsplätzen der frühen Menschen in Form von Werkzeugen, Feuerstellen oder tierischen Überresten der Jagdbeute gemacht werden, sondern auch mit ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung, die in Afrika vor etwa 7 Millionen Jahren begonnen hat. Das Kapitel „Zur Stammesgeschichte des Menschen“ gibt einen Überblick dazu. Die Erfindung der ersten Steingeräte aus Geröllen war der entscheidende Schritt zum Menschen. Was aber hat den frühen Menschen vor etwa 2,6 Millionen Jahren bewogen, Steinwerkzeuge herzustellen und damit auch seine Lebensweise völlig zu verändern?
Sicherlich hing das von verschiedenen Faktoren ab. Von herausragender Bedeutung war die Entstehung des zweibeinigen Ganges bei den ersten Hominiden vor etwa 7 Millionen Jahren. Obwohl sie noch Waldbewohner waren und in den Bäumen gut klettern konnten, besaßen sie ein anderes Becken, das sie zum Gehen auf zwei Beinen befähigte. Bei ihnen war das Gehirn bereits, wenn auch minimal, etwas größer als bei den Affen. Der zweibeinige Gang brachte im Urwald sicherlich keine großen Vorteile. Das änderte sich jedoch durch die Klimaänderung. Die Antarktis wurde bereits vor ca. 30 Mio. Jahren von Gletschern bedeckt und seit etwa 2,7 Millionen Jahren auch die Arktis. Die damit beginnende jüngste Eiszeit mit den gewaltigen Gletscherbildungen an den Erdpolen, führte zu einem Absinken der Weltmeere bis zu 200 Metern und zu einer weltweiten Klimaänderung. In Afrika brachte der Klimawechsel eine große Trockenheit, welche die riesigen Urwälder weitgehend verschwinden ließ. Die entstehende trockene Savanne mit einem kargem und vor allem anderen Nahrungsangebot in Flora und Fauna stellte die Hominiden als ehemalige Waldbewohner vor Ernährungsprobleme, die von den meisten auf Dauer nicht gelöst werden konnten. Sie starben alle, bis auf den Homo, den ersten frühen Menschen, aus.
Der Homo aber stellte sich mit seinen ersten Steinwerkzeugen, den Choppern, Chopping-tools und deren scharfen Abschlägen auf eine völlig neue Ernährungsgrundlage um. Er wurde vom Pflanzenesser zum Fleischesser. Da er selber kein Jäger war, sondern eher Opfer von Raubtieren wurde, bildete wohl Aas seine Hauptnahrung. Die Überreste der von Raubtieren frisch erlegten Gazellen, an denen sie sich bereits satt gefressen hatten, bildet die willkommene fleischliche Nahrung, die er wahrscheinlich mit Steinwürfen gegen Geier und Hyänen verteidigen musste. Im Laufe der Entwicklung hatte der Homo seine Reißzähne verloren und konnte nur mit Hilfe der erfundenen Steinwerkzeuge die dicke Haut der großen Säugetiere öffnen, um Fleischstücke herauszuschneiden. Da er selbst als Jagdbeute verschiedener Raubtiere galt, verzehrte er die so gewonnene Nahrung an einem sicheren Ort. Dazu wurde ein rohes Fleischstück mit den Zähnen festgehalten und dann mit einem Steinmesser vor dem Mund in essbaren Stücken abgeschnitten. Beschädigungen an den Zähnen durch die Steinmesser weisen auf diese Art des Verzehrs hin und dokumentieren sogar die Rechts- oder Linkshändigkeit. Sollte das Aas vorher von anderen Tieren verzehrt worden sein, wurden die übriggebliebenen Knochen mit großen Steingeräten aufgeschlagen, um an das ernährungsreiche Mark zu gelangen.
Diese neue Lebensweise hatte Auswirkungen nicht nur auf den Körper. Die Zähne wurden kleiner, das Gebiss rückte unter das Gesicht mit der Folge, dass die Schnauze verschwand und der Geruchssinn eingeschränkt wurde. Auch der Magen-Darm-Trakt verkleinerte sich durch die hochwertige Nahrung, von der vor allem das Gehirn profitierte (das menschliche Gehirn verbraucht ca. 20 bis 30 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs), weil es sich nun bis zum modernen Menschen ständig vergrößern konnte. Die Verdauungs- und die damit verbundenen Ruhezeiten wurden ebenso auf Grund der hochwertigen Nahrung kürzer. Verbringen Primaten rund die Hälfte des Tages mit der Nahrungsaufnahme und deren Verdauung, so waren es beim Homo erectus und dem Neandertaler nur noch knapp sieben Prozent. Damit stand den Sammlern und Jägern nun mehr Zeit für ihre Vorhaben zur Verfügung, sei es für die Jagd, die Suche nach Nahrung oder für den sozialen Zusammenhalt. Das führte letzten Endes zu einer kulturellen Entwicklung, wie sie in dem Kapitel „Archäologische Chronologie der Steinzeit“ vom Beginn des Oldowan mit den ersten Steinwerkzeugen bis zum Ende des Neolithikums, dem Ende der Steinzeit, dargestellt wird. Die weitere körperliche, geistige und soziale Entwicklung des Menschen spiegelt sich in seinen steinzeitlichen Kulturstufen wider, die auch von technischen Entwicklungen geprägt werden. Beides gehört zusammen und ist miteinander verbunden.
All diese Vorgänge zeigen, dass die Menschwerdung ein komplexer Vorgang ist und die Herstellung der Steinwerkzeuge nicht isoliert betrachtet werden darf, wobei der Klimawechsel ein entscheidendes Ereignis war. Aus diesem Grund wird auf „Das Pleistozän“, die letzte und jüngste Eiszeit mit seinen Auswirkungen auf Mensch und Natur und auf „Das Klima der Cromer-Warmzeit“ eingegangen, sowie auf die „Entstehung des Rheins“, welche die Geologie des Rheinlandes entscheidend beeinflusste. Auf den Zustand der augenblicklichen altpaläolithischen Forschung wird mit der „Problematik altsteinzeitlicher Forschung aus der Sicht eines archäologischen Laien“ hingewiesen.
Die Immendorfer Artefakte „erzählen“ von einer Zeit, in der der Mensch nicht nur Sammler war, sondern schon zum Jäger geworden ist, das Feuer beherrschte, jedoch seine Steinwerkzeuge immer noch die Garantie für das Überleben in einer wilden Natur bedeuteten. Diese geben Zeugnis von seiner Anwesenheit und damit auch von Wanderbewegungen der frühen Menschen in unserem Raum.
1.1 Koblenz-Immendorf
Der Höhenstadtteil von Koblenz liegt am Mittelrhein auf der rechten Rheinseite oberhalb der Festung Ehrenbreitstein auf einer Höhe von 190 bis 220 m. Der Ort wird nach Süden, Osten und Norden von kleinen Höhenzügen begrenzt. Die höchste Erhebung ist der Hümmerich, der im Immendorfer Bereich etwa 340m hoch ist.
Über die Herkunft des Namens gibt es mehrere Deutungen. Es liegt nahe, die Ortsbezeichnung auf die „Imme“ (Biene) zurückzuführen, zumal im Ortswappen ein Bienenkorb enthalten ist. Dann wäre Immendorf das Dorf der Bienen. Diese einleuchtende Herleitung ist allerdings erst später entstanden. Wohl aber lassen sich aus dem Namen „Immendorf“ Rückschlüsse auf seine Entstehung ziehen. Die Endung „dorf“ ist bei Orten im Mittelrheingebiet verbreitet und eng mit der Entstehung und Eingliederung in den fränkischen Staatsverband bis zum 6. Jahrhundert verbunden. Schon 1890 beschäftige sich der Neuwieder Oberlehrer, Prof. Dr. Paul Vogt mit der Namensgebung. Seine Untersuchungen bestätigen die fränkische Herkunft. Wie es zu jener Zeit üblich war, wurden verdienstvolle Männer vom fränkischen König mit Ländereien belohnt. Diese befanden sich meist in bester Lage in der Rheinebene oder auf den nächstgelegenen Höhen. Hier gründete der beschenkte „Immo“ den Ort Immendorf, den er mitsamt seiner Sippe und Knechten und Mägden besiedelte. Die im Ortswappen enthaltenen blauen Lilien stammen von den Herren von Helfenstein, deren Geschlecht 1157 erstmal urkundlich erwähnt wurde.
Um einer bevorstehenden Eingliederung der Gemeinde Immendorf in die Stadt Koblenz zu entgehen, bildete sie 1969 zusammen mit dem Nachbarort Arenberg die gemeinsame Gemeinde Arenberg-Immendorf. Trotzdem verfügte die Landesregierung von Rheinland-Pfalz 1970 die Eingemeindung der selbständigen Gemeinde Arenberg-Immendorf zur Stadt Koblenz. Obwohl der Großstadt Koblenz zugehörig, hat Immendorf mit etwa 1 382 Einwohnern seinen dörflichen Charakter bewahrt.
Trotz der nach 1945 entstandenen Neubaugebieten, wird das Ortsbild immer noch von alten Bauernhöfen geprägt, die jedoch nur noch vereinzelt landwirtschaftlich oder als Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben werden. Neben den Getreideäckern gibt es vor allem Streuobstwiesen, Weidetierhaltung, sowie Mischwald. Außer einer Bäckerei gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Hinzu kommen noch eine Gastwirtschaft und eine Fensterbaufirma, jeweils ein Friseurgeschäft, Transportunternehmen, Malergeschäft, Heizungsbauer, sowie einige Dienstleister in unterschiedlichen Bereichen....