Das Nahtoderlebnis
Nach dem Arzt Diplom arbeitete ich 3 Jahre und war schon auf meine Fachrichtung eingestellt im schwersten Sektor der Medizin, Geburtshilfe (und Gynäkologie).
In diesen 3 Jahren hatte ich keine Zeit für Rallye oder für andere Sportarten mehr. Nach einem von vielen Nachtdiensten, was ich zig Jahre gerne gemacht habe, fuhr ich nachhause und hatte einen sehr schweren Autounfall auf der Autobahn. Bei einem Überholungsmanöver auf linker Spur, von einem großem LKW in der Mitte, habe ich im „toten Winkel“ einen 15 km/h langsam fahrenden Bagger rechts hinten dem LKW nicht gesehen – ihn einfach nicht sehen können. Er fuhr so, dass er immer im Schatten des LKWs und somit für mich unsichtbar war. Nur musste ich irgendwann die linke Spur wechseln, um hinter dem LKW rauszufahren, um die Abfahrt in die Stadt, wo ich in einer kleinen Mietwohnung gelebt habe, nicht zu verpassen. Ich fuhr mit hoher Geschwindigkeit hinter dem LKW auf die rechte Spur und somit direkt auf den Bagger zu.
Eine Sekunde Überlegung: Rechts Metallplanke, links LKW und vorne Bagger mit nach hinten runtergelassener Schaufel, die Bagger-Zähne direkt auf mein Lenkrad Niveau gerichtet. Was nun? Die Situation war aussichtslos.
Minimal super kurz gebremst, dann habe ich mich von Judo erinnernd (zum Glück war ich dieses Mal nicht angegurtet), auf die rechte Seite mit gekreuzten Armen vor dem Kopf als Abwehr, auf den Sitz geworfen. WUMMS...
Ich bin mit 130 km/h frontal in diesen Bagger gerammt. Die Schaufel hat das Auto durch die Windschutzscheibe getroffen und nur wenige Zentimeter über mir das ganze Dach wie eine Konservendose aufgerissen. Ab diesem Moment, diesem Crash, hatte mein
eigenes Nahtoderlebnis stattgefunden.
Es gibt ein empfehlenswertes Buch aus Amerika über einen Neurochirurgen der an nichts glaubte, dann in ein langes Koma gehüllt, für die Außenwelt unverständlich, hatte er eine komplette spirituelle Reise in andere Dimensionen durchgemacht. Heilung erhalten, aufgewacht, gesund und gläubig. Ich beschreibe mein Erlebnis in einigen Sätzen und nicht in Form eines Buches. Doch war es sicher ein fast gleichermaßen ähnliches Erlebnis.
Die Erlebnisse vom Typ „Leben nach dem Tod“ und ähnliche Aussagen, haben gewisse „witzige“ Gemeinsamkeiten. Wenn man darauf achtet, kann man seine eigenen Schlussfolgerungen davon erstellen. Es gibt auch eine interessante Erzählung von einem russischen Mann, der einen Unfall hatte, wo wegen einem betrunkenen LKW-Fahrer die Hälfte des Autos mit dem Insassen auseinandergerissen wurde. Dieser Mann wurde zum nächstliegenden Krankenhaus in prämortalem Zustand abgeliefert und hat dort nur noch eine Grund Emergency Behandlung erhalten, ohne, dass irgendjemand daran glaubte, dass er es überlebt. Dieser Mann beschreibt, wie er einen hohen Meister irgendwo da oben getroffen hat, der ihm sagte, dass seine Zeit noch nicht abgelaufen war, dass er zurückkehren soll, um die eigene Geschichte zu erzählen. Nur kurz, beschreibe ich mein Erlebnis hier, um die Vollendung der andersseitigen Wünsche zu erfüllen.
Ich bin deutlich in einen anderen Zustand übernommen worden, vielleicht eine Sekunde vor dem Aufprall. Alles war ganz hell, leuchtend. Ich habe keinen Schmerz, keine Angst, kein negatives Gefühl gespürt, bin plötzlich in weißer, sympathischer, nicht durchsichtiger Umgebung „sofort“ aufgenommen worden. Bin normal wie ein Mensch gestanden und vor meinen Augen hat sich langsam von rechts nach links, so wie von einer alten Filmrolle, ein kurzgefasster Film mit gewissen Szenen von meinem Leben abgespielt, es war nichts Negatives oder Positives, was das bedeuten mag. Die Atmosphäre war schön, wortlos und wesenlos – was ich gesehen habe.
Gefühlsmäßig war es wunderschön, wunderbar – das Wort will ich nicht zu oft anwenden, obwohl es das Wichtigste ist, voll von der Liebe. Jede Szene in ein paar Sekunden zusammengefasst- habe ich gleich erkannt, jede war anders und es ging darum, die Szene nochmal zu sehen, in einem zusammengeschrumpften anderen Zeitbegriff, wie in gezippter Form, um zu überlegen, im Sinne nochmal sich einzufühlen, dass wenn ich die Szene zur Wiederholung bekäme, ob ich sie gleich oder ähnlich oder ganz anders durchleben würde. Es waren viele Szenen von Kleinigkeiten, in einer habe ich jemanden angeschrien – heute würde ich sagen, grundlos. In einer anderen Szene habe ich einer älteren Frau ohne lange zu zögern einen sehr schweren Koffer aus der Hand genommen und geholfen, einen sehr langen Weg, zu tragen.
Szenen, wo pseudo Plus und Minus gezeigt wurde, alles aber auf einer weichen, subtilen Art. Irgendwie habe ich mich dabei sehr fein gefühlt bis hin zu unbekannter Glückseligkeit. Gleichzeitig mit Tränen in den Augen. Ich hatte nicht das Glück irgendeinen hohen Meister zu sehen, ich hatte nicht das Glück durch andere Dimensionen eine Promenade zu machen. Ich hatte aber das Glück, dieses bisschen, was sehr viel für mich ist, durchleben zu dürfen. Auch nur für diese schönste, weiche, helle Umgebung dieses Ambientes und das ganz neue, komische, interessante und unvergessliche Gefühl der Liebe. Keiner hat etwas zu mir gesagt. Am Ende von diesem Frame nach Frame durchlebten Film ohne Zeitbegriff, habe ich nur gefühlt, das ist noch nicht die Zeit für mich zu gehen.
Das erste Mal bin ich aufgewacht im Privatauto (jemand hat mich in sein Auto gepackt, um mich schneller von der Autobahn weg zu transportieren als auf ein Rettungsauto zu warten), wo man mich auf die Hintersitze quergelegt hatte. Schon mit Schmerzen und in blutiger Kleidung. Ich habe das linke Bein normal gespürt, das rechte Bein aber, mit dem Fuß nach rechts gedreht gelegen, konnte ich nicht mehr bewegen. Als junger Arzt war mir klar und diese Klarheit ist mir bis heue unverständlich, dass ich eine rechte Oberschenkelfraktur hatte.
Ein niedriger Blutdruck, der Geruch von Blut, die Wärme des Sommers, Luft und Geräusche der Autobahn haben mich wieder in den Schlaf genommen, in meinen schönen, weichen Zustand zurück in die weiße Umgebung, wo kein Begriff von Raum und Zeit vorhanden war, ich mich selber als gesund, fein und jung wahrgenommen habe. Dort meine eigenen Finger, meine Hände zu berühren, war ein nicht zu beschreibendes Glücksgefühl.
Das zweite Mal bin ich aufgewacht auf der zentralsten Rettungsstation in der Hauptstadt, wo man mich gefragt hat, wie ich heiße. Ich hatte nur noch Schmerzen, ich konnte nicht antworten und habe nur gut koordiniert meinen Ausweis gezogen und sank gleich wieder zurück in die weißen Wolken, im weißen, schönen Ambiente voller Liebe und so anders, wie man es hier nicht kennt. Das dritte Mal bin ich in einer Notaufnahme aufgewacht im Zentralkrankenhaus vom Verkehrsministerium, wo eine Stimme zu mir sagte: „Bist du das?“ Es war eine Anästhesistin, die mich erkannte.
Ich spürte nach dieser Wolken Periode eigentlich keine Schmerzen und die Wachperioden waren sehr konstruktiv für mich gewesen. Meine Kollegin erzählte mir in meinem Schock Zustand, dass ich in der Nase, die gleich operiert werden würde – 100erte Glassplitter verteilt stecken hatte und auch, dass der Oberschenkel gebrochen wäre – jedoch wegen der großen lokalisierten Blutansammlung in meinem rechten Oberschenkel haben die Ärzte doch relativ viele Tage mit der Operation gewartet. So hatte eine Woche begonnen, in der ich im schwebenden Zustand, vielleicht nicht nur medizinisch aber gefühlsmäßig, war. Eigentlich war ich eine ganze Woche woanders, ... nicht „normalbewusst“, eher wie in einem Wachkoma. Es war mir alles egal, Schmerzen hatte ich teilweise gut gespürt. Ich wollte einfach nur noch „schlafen“ ... in den Wolken... Ich wusste damals noch nicht, welche Lektion ich daraus entnehmen sollte. Als junger Mediziner war die erste Nacht interessant, nach einigen Tagen auf der Intensivstation, als ich auf der orthopädischen Abteilung gelandet bin in einem Saal mit sechs anderen Patienten. Abends habe ich die Abteilungsschwester um eine zweite Decke gebeten, weil mir (zurück aus der so wunderbaren liebevollen wärmenden Umgebung) ganz einfach richtig kalt war. Worauf ich die Antwort bekam: „Nein, wir haben keine Decken mehr.“
Das habe ich gespeichert und später habe ich in meiner ärztlichen Tätigkeit immer darauf geachtet, dass keinem Patienten unbequem oder kalt war – wegen diesem Erlebnis. Am nächsten Tag hat sich gezeigt, wieder, wie im System, dass ich „Connections“ hatte und der bekannte Name, „einziger Sohn meines Vaters“ auch dabei half.
Dadurch habe ich sofort ein Einzelzimmer mit Telefon und Fernseher bekommen, was meinen Zustand nicht ändern konnte. Auch Decken sind plötzlich aufgetaucht... Als die Abteilungsschwester entschuldigend, zu mir gekommen ist, habe ich ihr nur erklärt: Ein Einzelzimmer mit all den Zutaten spielen keine Rolle für mich, nur ich...