Die 72 Gottesnamen in Theorie und Praxis
In diesem Kapitel werde ich näher auf die 72 heiligen Gottesnamen (oder die 72 guten Genien bzw. die 72 Engel des Merkurs) eingehen, da diese Mächte in der Angelistik und der Kabbalah eine besondere Energieform darstellen. Daher kann man, mit Hilfe dieser Prinzipien, sehr gezielt die Selbsterkenntnis vorantreiben. Gleichzeitig kann man, in der rituellen Praxis, durch diese Energien hervorragende Werkzeuge für den Alltag kreieren. Es ist kein einfaches Thema, da man hier und da in die Kabbalah eintauchen muss und sich auch mit den hebräischen Buchstaben näher befassen sollte. Wenn jetzt schon bei den ersten Lesern Gähnattacken, Augenrollen und Angstschweiß entstehen, kann ich beruhigende Worte aussprechen. Auch wenn es sich in der Theorie hier und da „seltsam kompliziert“ anhören kann, wird die Gradlinigkeit der Praxis ohne Weiteres alle Fragezeichen fortwehen können, sodass man einen essenziellen Schritt in der Angelistik vollzogen hat.
Die heiligen 72 Gottesnamen, die manchmal als die „heilige Namenstrinität“ (da sie aus drei hebräischen Buchstaben bestehen) bezeichnet werden, werden von der Planetenmagie zwar in die Merkursphäre gesetzt, doch dies ist aus kabbalistischer Sicht nicht ganz korrekt. Die Energien, die sich hinter den 72 „Gottesnamen“ verbergen, schwingen oberhalb der „normalen“ Planetenintelligenzen. Der Grund, warum sie dennoch von den westlichen Magiern dem Planeten Merkur zugeordnet wurden, liegt darin begründet, dass es bei diesen Prinzipien um die „göttliche Kommunikation“ geht. Daher ist es nicht wirklich falsch, dass man diese Energien dem Merkur zugeordnet hat, doch es ist auch nicht ganz richtig. Als Analogie kann man den Vergleich „Hochleistungsrechner versus Taschenrechner“ nehmen. Sicherlich, der Hochleistungsrechner kann ohne Weiteres mathematische Aufgaben lösen, genau so wie auch der Taschenrechner, doch ein Hochleistungsrechner kann noch viel, viel mehr. So verhält es sich auch bei den 72 Gottesnamen.
Doch es ist verständlich, dass man bei einer allumfassenden Komplexität hier und da Kompromisse eingehen muss. Manchmal ist die menschliche Sprache nicht ausreichend. Allein die Wortwahl, wie man diese „72 Prinzipien“ bezeichnen soll, kann eine immense Verwirrung auslösen. Sicher, man kann diese Energien einfach die „72 Gottesnamen“ nennen. Da jedoch in der rituellen Magie es recht viele „klassische Gottesnamen“ gibt (JHVH, Tetragrammaton, Adonai, Ehieh, El, Jah, Elohim, Adonai Melech, El Chai Shaddai, Elohim Zebaoth, JHWH Zebaoth, JHWH Elohim, Ehjeh Asher Ehjeh oder auch Ha-Schem Ha-Mephorasch (Xrwpmh ~xh) bzw. Schemhamphorasch), ist die Bezeichnung erneut inkorrekt. Zwar findet man diese Energien oft unter dem Begriff „72 Schemhamphorasch“, doch da dieser Begriff auch als „der Super-Gottesname“ in den Satanismus Einzug gehalten hat – durch seine Nennung bekommt man Macht über Gott (Aha!?) – kann hier erneut Verwirrung auftreten. Die Bezeichnung Ha-Schem Ha-Mephorasch (Xrwpmh ~xh) bzw. Schemhamphorasch kommt aus der rabbinischen Überlieferung und soll der „voll ausgeführte Gottesname“ sein, der im „Normalfall“ einfach „JHWH“ symbolisiert, jedoch nach der Zerstörung des Tempels vollkommen tabuisiert wurde, sodass er „erst dann wieder ausgesprochen werden dürfe, wenn der Geist Gottes wieder den Tempel bewohnt.
Auch der Begriff „72 Genien“ birgt eine große Ungenauigkeit. Mit dem Begriff „72 Genien“ werden in der Magie primär die Wesen aus dem „Kleinen Schlüssel Solomons“ (der Goetia) betitelt, die manchmal auch als „72 Dämonen“ bezeichnet werden. Somit fällt der Begriff „72 Genien“ im Grunde weg. Auch die Bezeichnung „72 kabbalistische Engel / Genien / Energien“ wäre irrig, da es in der Kabbalah viele Wesen gibt und mit dem Begriff „kabbalistische Engel“ ggf. die Engel betitelt werden, die den jeweiligen Sephiroth im Sephiroth zugeordnet sind. Somit bleibt (nur?) noch die einfache Bezeichnung „72 Engel“, die man im Grunde mit der Bezeichnung „7 Erzengel“ vergleichen kann.
In beiden Fällen gibt es weit mehr Energien der jeweiligen Klassifizierung, dennoch weiß man in etwa (bei den 7 Erzengeln gibt es große Differenzen und Abweichungen der Namen; Michael, Gabriel Raphael und Uriel sind zwar immer vorhanden, doch die anderen 3 Plätze werden von den verschiedensten Engeln „besetzt“) dass es sich hierbei um eine „besondere Engelsgruppe“ handelt.
Wenn man will, kann man eine genaue Bezeichnung selbst erstellen. Man kann z. B. die 72 Energien als „Diberimel“, die „Wörter/Gebote Gottes“ betiteln. Diese Bezeichnung entspricht recht gut ihren primären Aufgaben.
Man könnte auch den Begriff „Sprachrohr Gottes“ verwenden, doch da das hebräische Wort für Sprachrohr „Megapeon“ lautet und „(la-!wpgm) = Megapeon-el“ bzw. „(la-myynwpgm) = Megapeonimel = Sprachrohre Gottes“ etwas albern klingt, ist vielleicht der hebräische Begriff „Diber (rbyd)“, was „Wort/Gebot“ bedeutet sinniger. Da die Mehrzahl im hebräischen, bei maskulinen Begriffen, mit der Endung „-im“ gebildet wird, entstand der Begriff (lamyyrbyd) = Diberimel (Wörter/Gebote Gottes). Andere Quellen bezeichnen diese 72 Energien auch einfach als „Quinta“, was daher kommt, dass man die 72 Namen in Abschnitte zu jeweils 5 (72 x 5 = 360) einteilen kann und so eine Überlappung, bzw. eine Zuordnung, zu den 12 Häusern bzw. 12 Tierkreiszeichen der Astrologie erreichen kann.
Was kann man aber jetzt mit diesen 72 Diberimel anfangen? Auf der einen Seite bieten sie die Möglichkeit, dass man sich in verschiedenen Ritualen individuelle Werkzeuge erschaffen kann, die unter „energetischer Anleitung“ der 72 Diberimel geweiht werden können. Hierdurch kann man perfekte persönliche Arbeiten ausführen. Zwar werden in den magischen Büchern, die sich mit diesen Prinzipien befassen, deutliche Warnungen ausgesprochen, dass sich „nur der wahre Adept der Kunst“ mit diesen Energien befassen solle, doch erübrigt sich primär diese Warnung, da es zu keinem energetischen Kontakt kommen wird, wenn nicht der Protagonist – der Mensch im Ritual – die nötigen energetischen Fähigkeiten (Beherrschung der Energiekörper und der Chakren) besitzt. Es wird davor gewarnt, dass man viele Täuschungen erfahren wird, dass man von parasitären Energien (die in der entsprechenden Literatur wieder als Dämonen tituliert werden) heimgesucht wird, die sich einen „Spaß“ daraus machen, den Menschen negativ zu beeinflussen. Nun, dies sollte jedem magisch arbeitenden Menschen vollkommen klar sein. „Das Schlimme/Gefährliche an der Magie ist nicht, ob sie funktioniert, sondern dass sie funktioniert!“
Wer energetisch arbeiten will, muss sein Handwerkzeug beherrschen. Hierdurch kann man sehr viele Täuschungen im Vorfeld ausschließen, bzw. zu Nichte machen. Dennoch sollte man „niemals, nie sagen“ und stets bei der rituellen Magie mit magischen Schutzkreisen und einer kritischen Selbstreflexion arbeiten.
Was ist eigentlich so besonders an der Zahl 72? Da sie in der Magie bzw. in der Religion des Öfteren auftaucht, muss sie ja einen signifikanten Stellenwert in der Welt der Magie einnehmen, oder? Nun, alle Zahlen sind magisch und mit Hilfe des menschlichen Geistes, kann man unendlich viele Bedeutungen in eine Zahl oder Ziffer legen.
Die 72 macht da keinen großen Unterschied. Mit wilden Berechnungen findet man Muster, die „in der Zahl“ selbst im Verborgenen liegen. Da die Kabbalah sich stets mit der Numerologie beschäftigt hat und die Hebräer einen sehr deutlichen Einfluss auf das Christentum und den Islam hatten, will ich die 72 zuerst aus kabbalistischer Sicht erklären.
Durch „geschickte“ Rechnungen kann man den Gottesnamen JHVH als „72“ ausdrücken. Dies hängt damit zusammen, dass die hebräischen Buchstaben alle einen eigenen Wert besitzen. Ferner geht es erneut um den „Super-Gottesnamen“ Ha-Schem Ha-Mephorasch (Xrwpmh ~xh), bzw. Schemhamphorasch, der manchmal von einigen Quellen als „Der Name des unsichtbaren Ursprungs“ übersetzt wird. „Ha-Schem“ bedeutet wirklich „der Name“, jedoch „Ha-Mephorasch“ wird zwiespältig übersetzt.
Manchmal wird es auch mit „ausbreiten“, „ausführen“, „erklären“ sinngemäß übersetzt. Doch auch der einfache Passus „besondere“, was also zur Übersetzung „Der besondere Name“ führt, wird verwendet! Letztlich bezieht sich aber auch der Namen Ha-Schem Ha-Mephorasch (Xrwpmh ~xh) bzw. Schemhamphorasch auf „JHVH“. Dies ist der „Ursprung“ der magischen 72, auch wenn die direkte Addition, wenn man es mit den hebräischen Wortbezeichnungen der Buchstaben ausführt, 42 ergibt!
Zahlwert ; 10 ; Buchstabe ; Jod ; Hebräischer Buchstabe ; y ; Hebräischer Name ; dwy ; Bedeutung ; Hand ; Wert des Buchstabens ; 10 ; Wert der Gesamtbezeichnung ; 20
Zahlwert ; 5 ; Buchstabe ; He ; Hebräischer Buchstabe ; h; Hebräischer Name ; ah ; Bedeutung ; Fenster ; Wert des Buchstabens ; 1 ; Wert der Gesamtbezeichnung ; 6
Zahlwert ; 6 ; Buchstabe ; Vav ; Hebräischer Buchstabe ; w ; Hebräischer Name ; ww ; Bedeutung ; Haken ; Wert des Buchstabens ; 6 ; Wert der Gesamtbezeichnung ; 12
Zahlwert ; 5 ; Buchstabe ; He ; Hebräischer Buchstabe ; h ;...