Die Landkarte
Jede Schatzsuche beginnt mit der Ahnung oder dem Glauben an etwas, das im Verborgenen ruht, kostbar und voller Schönheit. Aus dieser Ahnung entsteht der Wunsch, den Schatz zu bergen, und im Vertrauen auf eine erfolgreiche Suche beginnst du mit der Reise.
So, wie du die Schätze, die im Äußeren versteckt sind, finden kannst, findest du auch jene, die sich in deinem Inneren verbergen.
Die Intuition ist ein Geschenk der Evolution. Ursprünglich hatte sie eine wichtige Funktion im Überlebenskampf von Männern und Frauen. Da wir aber heute der Natur nicht mehr wie damals ausgesetzt sind, hat sich bei den meisten die Intuition zurückgebildet. Wir haben uns zu Wesen entwickelt, die vielfach Angst davor haben, sich Neuem, Unbekannten zu öffnen. Vertrauen in das Leben und in uns selbst ist eine große Herausforderung geworden. Unser Verstand braucht Sicherheit und klare Regeln, aber unser Herz und unsere Seele brennen für neue Erfahrungen und für Wachstum.
Eines ist sicher: Das starre Festhalten am Alten und Eingefahrenen mag einfach scheinen, bringt aber letztlich Verwirrung und Leiden ins eigene Leben. Sich aufgeschlossen dem Neuen zu öffnen und alte Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Glaubenssätze aufzugeben – das ist die Herausforderung, die, wenn wir uns ihr stellen, uns neue, spannende Wege weist. Und genau deswegen sind wir hier: um Erfahrungen zu machen, zu wachsen und bewusster zu werden.
Dem Neuen zu vertrauen, fällt dem Verstand nicht immer leicht. Denn der war stets bemüht, das Überleben zu sichern und reagiert in dieser Funktion auf alles Unbekannte mit Skepsis und Furcht oder gar mit Todesangst. Du hast schließlich mit den alten Verhaltensweisen bis jetzt überlebt – so hinderlich sie deinem inneren Wachstum auch gewesen sein mögen. Für den Verstand ist das Überleben allein schon ein Erfolg.
Nachdem der Verstand schon lange das Zepter in unserer Kultur übernommen hat, lassen wir uns heute immer mehr von den Medien und prominenten »Vorbildern« sagen, wie wir zu agieren und reagieren haben. Das Selberdenken hat vielfach seinen Reiz verloren und wird nur noch zum sportlichen Kräftemessen unter Intellektuellen betrieben.
Wir haben das Vertrauen in uns selbst verloren, aufgegeben oder abgegeben. Wir verlassen uns lieber auf das vermeintliche Know-how von Autoritäten, die scheinbar immer genau wissen, was zu tun ist und was wir brauchen. Dabei liegt es in unserer Natur – und vor allem unserem weiblichen Anteil – zu wissen beziehungsweise zu spüren, was eine Situation verlangt. Es ist einfach in uns!
Du hältst dieses Buch in deinen Händen, weil dein sehnsüchtiges Herz und eine leise innere Stimme dich auf eine wundervolle Reise führen möchten, damit du dich wieder mit deinem natürlichen Fluss des Lebens verbinden kannst.
Vor einem persönlichen Entwicklungssprung gehen wir meist durch eine Zeit des Chaos, der Ohnmacht und der Furcht, weil das Neue erst in unser Leben eintreten kann, wenn das Vergangene verabschiedet wurde und wir das Festhalten daran aufgegeben haben. In diesen Zeiten auf das Herz zu hören, sich ganz ins Vertrauen fallen zu lassen und sich dem Leben hinzugeben, erfordert Mut, Bewusstheit und Sanftheit mit sich selbst.
Die Intuition hat Zugang zu unseren schöpferischen und kreativen Kräften, zu einem Wissen, das in uns und um uns existiert.
Intuitives Denken ist das Gegenteil von schlussfolgerndem Denken. Intuition bedeutet, ohne Grübelei und Selbstzweifel, klar, spontan und reflexartig das zu tun, was gerade wichtig ist. Zu spüren, was man selber braucht oder was gerade im Umfeld erforderlich ist, nach diesem Gespür zu handeln und sich darauf zu verlassen – das ist Intuition. Also: richtiges Handeln zur richtigen Zeit.
Intuition ist eine Wahrnehmung, die über die körperlichen Sinne hinausreicht, die uns Wissen anbietet, das wir für alle Bereiche unseres Lebens nutzen können.
In unserer Kultur wird die Intuition als unfassbare Größe angesehen. Aber sie bleibt nur so lange ein Rätsel, bis wir praktische Methoden aufdecken, um uns ihrer zu bedienen und mit ihr zu arbeiten. In der Regel ignorieren wir unsere Intuition zugunsten der Logik. Allein der Logik zu folgen, ohne die Führung der Intuition zu sehen, kann aber fatale Folgen mit sich bringen – die Verbindung zur Natur geht verloren.
Das Rätsel der Intuition
Die Intuition wird oft als diffus und allzu dynamisch erlebt. Sie erscheint als weniger zuverlässig, weil sie gleichzeitig in viele verschiedene Richtungen gehen kann. Wenn die Intuition »unsachgemäß«, also ohne Vertrauen und Erfahrung angewandt wird, fällt es schwer, Prioritäten zu setzen. Wegen der vielen Informationen, die auf einmal verarbeitet werden wollen, kann sich eine intuitive Eingebung dann als chaotisch und strukturlos darstellen.
Tatsächlich verbirgt sich eine intensive und vulkanische Kraft in der Intuition. Sie kann mit einer Vielzahl von Informationen spielend fertig werden.
Menschen mit einem hohen Maß an Vertrauen in ihre Intuition, haben die Tendenz, das große Ganze, auch bekannt als The Big Picture, zu sehen. Sie investieren weniger Zeit in Einzelheiten, sondern sind in der Lage, eine Vielzahl von Dingen auf einmal zu bemerken und zu behandeln. Sie visualisieren und manifestieren schneller. Sie wirken auf ihre Umgebung als besonders mutig, begabt und gesegnet.
Auf der anderen Seite erfahren wir Logik als verlässlich, stabil und geerdet. Mit Logik kann die Aufmerksamkeit direkt auf einen Punkt oder ein Ziel gerichtet werden. Hier geht es von Punkt A nach Punkt B.
Erfahrungsgemäß ist unsere Logik produktiv und ausdauernd, und sie verspricht immer das gleiche bekannte Ergebnis. Sie hilft uns, eins nach dem anderen zu tun; alles zu seiner Zeit. Sie ist konzentrierte Energie, die es uns erlaubt, eintönige Aufgaben zielgerichtet für eine lange Zeit zu bewältigen und dabei wach zu bleiben.
Logik ist zielgerichtet und nimmt keine Rücksicht auf mögliche andere Themen, die sich gleichzeitig abspielen können. Sie ist starr und bleibt auf ihrer Linie, sie trägt Scheuklappen und sieht nicht die Blumen am Wegesrand.
So kann ein stets logischer Mensch geblendet, starr und uniform wirken. Er konzentriert sich nachdrücklich auf einen kleinen Punkt, ohne zu bemerken, was sonst noch gesehen werden möchte. Schließlich verlässt er sich auf das, was erwiesenermaßen immer funktioniert hat. Die Logik ist in der Lage, sich exakt auf eine Sache zu konzentrieren, aber es fehlt ihr der wahre Durchblick.
Die Intuition hingegen ist ganzheitlich und erfasst die Mehrdimensionalität einer Sache.
Eine Stimme zum Beispiel hat ein bestimmtes Volumen, eine bestimmte Lautstärke, Farbe, Stimmung und Dynamik sowie einen bestimmten Ton und Klang. Dies zusammengefasst betrachtet, gibt einen genauen Hinweis auf den Träger dieser Stimme.
Die Sprache der Intuition
Das Erforschen der Intuition ist wie das Erlernen einer neuen Sprache. Sie zu erlernen ist der Schlüssel zu der dazugehörigen Kultur, hilft dir also, die Kultur dahinter zu verstehen.
Intuition ist die Verbindung zwischen dem Leben, den Dingen und dem Raum, der alles umgibt. Denn alles ist miteinander verbunden. Die Menschen und die Ereignisse in unserem Leben spiegeln unser Innerstes wider und sind auch unsere Lehrer.
Symbole, das Vokabular der Intuition, vermitteln aussagekräftige Botschaften, wie die Zeichen und Wegweiser an der Autobahn.
Das kennst du sicher: Du hast den ganzen Tag schon einen Ohrwurm und ärgerst dich darüber. Anstatt dich zu ärgern, höre lieber auf den Text, er hat dir etwas zu sagen. Oder: Du bist unterwegs, und dein Blick bleibt an eine Sache hängen. Ist das ein Zufall? Nein, es ist eine Botschaft der Intuition. Welche Aussage hält diese Sache für dich bereit? Oder: Du arbeitest gerade an einem schwierigen Problem, und plötzlich denkst du an jemanden aus deinen Kindertagen. Welche Bedeutung könnte diese Person für dein Problem haben?
Derlei aufsteigende Bilder gewähren uns Zugang zu verborgenen Bewusstseinsschichten. Wenn du dies als Teil von dir und deiner menschlichen Natur akzeptierst, wirst du deiner Intuition künftig mehr und mehr vertrauen.
Die Aktivierung der Intuition erfordert also eine Verschiebung der Aufmerksamkeit. Während der Arbeit mit der Intuition machen wir uns die Einstellung zu eigen, dass jeder Augenblick ein Geschenk von Bedeutung ist.
Ein Künstler, der ein Objekt studiert, befasst sich auch mit dem Raum um das Objekt herum. Ein Künstler sieht das, was dem Laien verborgen ist.
Ein besonders intuitiver Mensch achtet nicht nur darauf, was gesagt wird, sondern auch, wie, wo und wann etwas gesagt wird. Lächelt das Gegenüber nur mit den Mundwinkeln oder auch mit den Augen?
Mit diesem Buch möchte ich dich, wie eine Freundin, an die Hand nehmen und dich...
