Masterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Thema: Europäische Union, Note: Sehr gut, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: In den letzten Jahren hat sich das Credo des Lebensbegleitenden Lernens als ein fixer Bestandteil der EU-europäischen Bildungspolitik etabliert. Grob vereinfacht, geht es beim Lebensbegleitenden Lernen um ein lebenslanges Qualifizieren und Bilden mit dem Ziel, vorhandene Kompetenzen aufzufrischen bzw. neue zu erlernen. Es ist - zumindest den Vorstellungen der EU-Kommission zufolge - mehr als nur ein Aspekt beruflicher und allgemeiner Bildung, sondern ein Grundprinzip, nach dem in den nächsten Jahren die Bildungssysteme auch weiterhin massiv umgebaut werden.1
Darüber hinaus hat sich das Lebensbegleitenden Lernen zu einer staatsbürgerlichen Tugend entwickelt. Lebenslang zu lernen ist mittlerweile zu einer Verpflichtung geworden, der sich der Einzelne nicht mehr entziehen kann, wenn er auch weiterhin in die Erwerbssysteme integriert werden möchte. Allerdings bleibt das Lebensbegleitende Lernen - soweit die Programmatik - nicht auf der Ebene von Ökonomie und Arbeitsmärkten stecken. Lernen ist darüber hinaus ein wichtiger Klebstoff für eine, erst zu schaffende soziale Identität und Kohäsion, weil Lernen zugleich das Kennen lernen des Anderen bedeutet und so ein gegenseitiges Verstehen ermöglicht.2
Als Hintergrund und Motivation für die politische Einführung des Lebensbegleitenden Lernen gilt in der Regel der Soziale Wandel. Dieser hat die ökonomischen und sozialen Bedingungen so weit geändert, dass Wissen und Lernen eine gesellschafts- und wirtschaftspolitische Schlüsselposition einnehmen. Wer besser und schneller Wissen generieren und vor allem ökonomisieren kann, hat gute Chancen, in einer globalisierten Wirtschaft ökonomischer Sieger zu werden. Ist das Lebensbegleitende Lernen eine Antwort auf die - wissensgierige - Moderne?
1 Vgl. dazu Memorandum 2000.
2 Auf diesen Aspekt wird im Laufe der Arbeit noch näher eingegangen.
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