WAS IST DENN NUN „RICHTIGE ERNÄHRUNG“?
Der Unterschied zwischen idealer Kinderkost und Erwachsenenkost besteht hauptsächlich in der anderen Portionsgröße und nicht in der Auswahl spezieller Kinderlebensmittel. Um Ihr Kind gut zu versorgen, müssen Sie also wie bei Ihrer eigenen Ernährung einzelne Lebensmittel von guter Qualität sinnvoll kombinieren.
Die Lebensmittelpyramide zeigt es deutlich – für die richtige Auswahl aus den Lebensmittelgruppen gilt vereinfacht: Mindestens 2/3 der Nahrung sollen pflanzlich sein.
Dabei sollen Milch und Milchprodukte von den tierischen Lebensmitteln den höchsten Stellenwert einnehmen. Im Wesentlichen bedeutet eine Umstellung zur richtigen Ernährung also folgende Umverteilung auf dem Teller:
• Vermehrt Getreideprodukte, Obst, bunte Gemüsesorten und Hülsenfrüchte! Gemeinsam mit Getränken bilden sie die Basis einer gesunden Ernährung. Ihr Kind darf reichlich davon essen.
• Regelmäßig Milchprodukte und einmal wöchentlich Fisch! Milchprodukte liefern Calcium, das den Knochenaufbau ermöglicht, und viele wichtige Mineralstoffe und Vitamine. Fisch enthält nicht nur hochwertiges Eiweiß, sondern auch Jod und andere wertvolle Mineralstoffe.
• Mäßig Fleisch, Wurstwaren und Eier! Fleisch und Eier helfen mit, die Muskelmasse aufzubauen, sollen aber nicht der Hauptbestandteil der Speisen sein.
• Täglich kleine Mengen an pflanzlichen Ölen bzw. Nüssen! Fette sind kompakte Energieträger. Hochwertige Fettsäuren aus Öl und Nüssen werden jedoch zum Aufbau von Hormonen gebraucht. Wählen Sie unter anderem Walnüsse, Walnuss- oder Rapsöl, denn diese enthalten wichtige Omega-3-Fettsäuren, die z. B. bei der Gehirnentwicklung eine Rolle spielen. Sie sollen deshalb regelmäßig, (aber nur in sehr kleinen Mengen) bei der Zubereitung verwendet werden.
• Selten fettreiche Gerichte und Süßspeisen! Frittiertes oder Paniertes – egal ob Pommes, Schnitzel oder Fischstäbchen – soll max. einmal pro Woche angeboten werden. Treffen Sie bei Süßspeisen eine gute Wahl! Wenn die Ernährung insgesamt gut ausbalanciert ist, dürfen kleine Mengen Süßes durchaus geduldet werden.
Mit Qualität die Basis sichern!
Stimmt die Basis, also das Verhältnis der Lebensmittel zueinander, so ist die Versorgung mit Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen für die ganze Familie gesichert. Vitaminsäfte und Mineralstofftabletten sind dann in der Ernährung Ihres Kindes ebenso überflüssig wie spezielle Kinderprodukte mit „Gesundheitswirkung“, die in der Regel teurer sind.
Das Geld ist besser angelegt, wenn Sie beim Einkauf der Grundnahrungsmittel auf Qualität achten. Obst und Gemüse sollen möglichst frisch sein und der Saison entsprechen. Denn reif geerntete Früchte haben nicht nur den besten Geschmack, sondern enthalten auch viel höhere Menge an Vitaminen.
Nach Möglichkeit sollten Sie Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft bevorzugen. Dies gilt vor allem für Milch und Milchprodukte, denn Milch ist ein heikles Lebensmittel. Rückstände aus Futtermitteln, Medikamenten und sogar Stallanstrichen können sich in Spuren wiederfinden. Wichtig ist BIO-Qualität auch für Produkte aus Vollkorngetreide, dessen Randschichten möglichst frei von Rückständen sein sollen.
Verfolgt man die Schlagzeilen der letzten Jahre in den Medien, dann rückt auch die Qualität von Fleisch und Fleischprodukten in den Mittelpunkt. Will man sichergehen, dass die Tiere mit natürlichen Futtermitteln ernährt wurden, dann muss man zu BIO-Fleisch greifen – es sei denn, man kennt den produzierenden Betrieb persönlich. Grundnahrungsmittel von hoher Qualität bilden insgesamt eine gute Basis für die Ernährung Ihres Kindes.
KURZ
• Auf Frische achten!
• Regional und saisonal einkaufen!
• BIO-Qualität bevorzugen!
Was und wie viel braucht mein Kind?
Viele Eltern wollen am liebsten einen vorgegebenen Speiseplan zur Ernährung ihres Kindes, denn die Unsicherheit ist gerade beim Umstieg auf Familienkost häufig noch sehr groß.
Doch fixe Pläne lassen keinen Raum für individuelle Vorlieben und Familientraditionen. Außerdem sind sie nur für einen bestimmten Zeitraum anwendbar. Die folgenden Kapitel über die einzelnen Lebensmittelgruppen und die Elternfragen dazu sollen Ihnen ein Handwerkszeug zur qualitativen und quantitativen Auswahl bei der Zusammenstellung des Speiseplanes liefern.
Im Durchschnitt benötigt heutzutage ein Kind mit 1 Jahr etwa 850 kcal, mit 2-3 Jahren ca. 950 kcal und im Alter von 4-6 Jahren etwa 1.250 kcal täglich.
Die in den einzelnen empfohlenen Lebensmittelgruppen angegebenen altersgemäßen Verzehrsmengen decken den benötigten Energiebedarf ab.
Gleichzeitig stellen sie alle notwendigen Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine bereit.
Die empfohlenen Mengen sind aber nur Richtwerte, die für ein „Durchschnittskind“ berechnet sind.
Wie viel Energie und somit Nahrung Ihr Kind tatsächlich benötigt, hängt sehr von seinem Bewegungsdrang ab. Ist das Kind quirlig, aktiv und ständig unterwegs, verbraucht es wesentlich mehr als bei ruhigem Spiel oder vor dem Fernsehgerät. Auch Wachstumsschübe haben großen Einfluss. Wie viel Ihr Kind essen mag, kann daher von Tag zu Tag erheblich schwanken. Wird gelegentlich deutlich mehr gegessen, so führt das noch nicht zu Übergewicht. Ab und zu eine „kaum angerührte“ Mahlzeit verursacht noch keine Mangelerscheinungen.
Grundsätzlich gilt: Wenn Ihr Kind gesund ist, sich wohlfühlt und der Kinderarzt mit Größe und Gewicht zufrieden ist, können Sie davon ausgehen, dass die Ernährung den individuellen Energie- und Nährstoffbedarf abdeckt.
Bestehen auffällige Ernährungsgewohnheiten aller dings über mehrere Monate, so sollten Sie einen Arzt bzw. eine Ernährungswissenschafterin oder Diätologin (Diätassistentin, in der Schweiz: diplomierte Ernährungsberaterin) zu Rate ziehen.
Die 6–5–4–3–2–1-Faustregel
Vorab noch ein Überblick über eine einfache Regel für die passenden Portionen und Portionsgrößen.
Bei der 6–5–4–3–2–1-Faustregel handelt es sich um eine Regel über die Anzahl an täglichen Portionen aus den einzelnen Lebensmittelgruppen, die in den folgenden Kapiteln genauer behandelt werden.
Ein ausgewogener Tagesspeiseplan besteht aus:
6 | Portionen ungesüßter Getränke, davon darf eine Portion Obstsaft (ca. 1/8 l) sein |
5 | mittleren Portionen Beilagen wie Getreideflocken, Brot, Reis, gekochtem Maisgrieß (Polenta) oder Teigwaren |
4 | Portionen Obst und Gemüse, etwa 50:50 verteilt |
3 | Portionen Milch- und Milchprodukten |
2 | kleinen Portionen Fett – Streichfett, Öl oder Nüsse |
1 | Portion Fleisch, Fisch oder Eiern |
Die jeweiligen Portionen sind dabei in der Regel etwa so groß wie der Handteller des betreffenden Kindes.
Obst und Gemüseportionen entsprechen der Menge, die in eine Kinderhand passt. Bei älteren Kindern ist die Hand größer und der Bedarf höher!
Bei den kleineren Fettportionen handelt es sich jeweils um einen Teelöffel bis Esslöffel voll (je nach Alter).
Wenn das alles (6–5–4–3–2–1) passt, darf es auch noch 1 Portion Süßes oder Knabbereien pro Tag sein, aber auch diese sollte in die Hand des jeweiligen Kindes passen. Beachten Sie, dass süße Getränke ebenfalls zum Süßen gerechnet werden.
Der aid ( Adressverzeichnis) gibt die Reihenfolge der...