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Exorzismus im NT und Heute

Eine biblisch-theologische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des lukanischen Doppelwerkes im Hinblick auf die heutige Praxis

AutorAndreas Polinski
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783640110711
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Note: 1,6, , 80 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel dieser Erarbeitung ist anhand einer biblisch theologische Untersuchung das Fundament eines christlichen Exorzismus ersichtlich werden zu lassen und weitere Beziehungsfelder, die damit in Verbindung stehen zu beleuchten. Damit eine aussagekräftige Grundlage zum biblischen Umgang mit dämonischen Mächten und Besessenen erarbeitet werden kann, ist es notwendig eine ausreichende Anzahl von NT-Exorzismusberichten und weitere Aussagen dazu zu untersuchen und in Beziehung zueinander zu setzen. Dies ermöglicht uns dann auf die heutige Praxis hinzuweisen und diese ein Stück weit zu beurteilen. Die Betrachtung der Lukanischen Werke eignet sich dazu insbesondere, da diese den Exorzismus nicht nur auf die Zeit Jesu beschränken, sondern auch die Praxis dessen in der frühchristlichen Gemeinde zeigen.

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Leseprobe

5 Schlussteil: Neutestamentlicher Exorzismus und die heutige Praxis[357]


 

5.1 Exorzismus im Namen Jesu

 

Das Heilswirken Jesu an Kranken und Besessenen wird von Lukas als eindeutiges Zeichen und Beweis seiner Messianität aufgefasst. Das bedeutet, dass mit dem Kommen Jesu nun das messianische Zeitalter beginnt. Durch seine Person ist in der geistlichen Sphäre ein großer Umbruch von statten gegangen. Jesus nahm dem Reich der Finsternis für immer die Vollmacht und besitzt nun die Autorität diese auch über die wirkenden dämonischen Mächten auszuüben[358]. Dies ist in der geistlichen Welt als solches bekannt und anerkannt (und scheint in gewisser Weise auch für seine Nachfolger zu gelten)[359].

 

Diese Tatsache wirkt sich nun insbesondere auf dem Gebiet des Exorzismus aus. Ein langfristiger Erfolg kann (aus diesem Grund) letztendlich nur in und durch Jesus erzielt und erwartet werden. Wird der Exorzismus im Namen Jesu und in seinen Ordnungen vollzogen und die finstere Macht gebannt, so beginnt dort Jesu Reich anzubrechen.

 

5.2 Außerchristlicher Exorzismus

 

Wie schon angedeutet kann Exorzismus scheinbar auf verschiedenen Wegen vollzogen werden, wobei der Exorzist auch außerhalb der Bevollmächtigung und Nachfolge Jesu steht. Der anhaltende Erfolg dieser ist jedoch fraglich, da es weit reichende Folgen hat, sowohl für den Exorzisten, als auch für den Besessenen. Letztendlich agieren diese als Feinde Jesu, die durch ihre Aktivitäten mehr und mehr den Herrschaftsbereich Satans fördern. Aus diesem Grund ist er generell abzulehnen. Außerchristliche Exerzitien sind heute im breiten Maße anzutreffen[360]. Dieser Missbrauch hebt jedoch keinesfalls den rechten Gebrauch auf. 

 

5.3 Die Frage der Vollmacht

 

Koch bemerkt hierzu zunächst folgendes: „Die geistliche Vollmacht ist die Kernfrage beim Exorzismus. Es geht nicht um Riten, (…) sondern um die Exousia kai dynamis, Gewalt und Kraft als göttliche Ausrüstung“[361]

 

Wie wir feststellen konnten, gibt es im Bereich der Krankenheilung und Exorzismus diese Art von Bevollmächtigung durch Jesus. Sie umfasst zum einen die Vollmacht über alle finsteren Mächte und deren Aktivitäten (Exorzismus), und zum anderen einen gewissen Schutz vor diesen, wobei deren eigentliches Ziel und Zweck die Verkündigung Jesu und dessen Reich ist. Die Möglichkeit dieser Bevollmächtigung beschränkt sich nicht nur auf Jesu Lebzeit, sondern auch darüber hinaus[362]!

 

Die entscheidende Frage, die sich uns heute an dieser Stelle stellt, ist folgende: Besitzen wir Christen schon als ganzes diese Vollmacht oder beruft Jesus nur einzelne Christen zum Dienst des Exorzismus, die er dann speziell dazu ausrüstet?

 

Es ist festzustellen, dass es in der Bibel keinen Hinweis für ein Amt des Exorzisten gibt. Betrachtet man den Standpunkt eines Christen, so hat er die besten Grundvoraussetzungen dazu: Er hat mit Christus den  „Stärksten“ nicht nur bei sich, sondern auch in sich[363]. Allein dieser Sachverhalt ist schon eine Art Bevollmächtigung. Werden dann die Verheißungen Jesu und der restlichen Schrift herangezogen, so wird deutlich, dass wir Christen in und durch Jesus bevollmächtigt sind. Jeder Christ hat Anteil am Sieg Jesu über die finsteren Mächte. Jesu Sieg ist letztendlich auch ihr Sieg[364].   

 

Wenn man den Missionsbefehl Jesu in Mk 16, 15-18 nicht nur für die Jünger Jesu geltend macht, sondern der gesamten Christenheit (wovon ich eindeutig ausgehe), dann ist die Vollmacht zur Dämonenaustreibung insbesondere am Glauben des Einzelnen gebunden[365]. Dies scheint auch Jh 14, 12 zu bekräftigen: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe“[366]. Dementsprechend hat Jesus den fehlgeschlagenen Exorzismusversuch der Jünger auf ihren kleinen Glauben zurückgeführt[367].

 

Somit kann theologisch zunächst folgendes festgehalten werden: Jeder Christ ist in Christus ein Bevollmächtigter zum Dienst des Exorzismus. Der Gebrauch dieser Vollmacht hängt jedoch von seinem persönlichen Glauben ab[368].

 

Betrachtet man hierzu auch 1 Kor 7, 4-11 so kann angenommen werden, dass Gott oder der Heilige Geist darüber hinaus noch eine spezielle Befähigung Einzelner zum Dienst des Exorzismus geben kann. Diese Tatsache lässt sich auch heute meistens in der christlichen Exorzismuspraxis wieder finden. So rät Koch wegen der großen Herausforderung und Verantwortung dieses Dienstes, dass sich nur Christen auf dieses Gebiet einlassen, die auch wirklich einen Auftrag und eine Ausrüstung von Gott dazu empfangen haben[369].  

 

Auf dem Gebiet des Exorzismus ist für den Exorzisten jedoch nicht nur eine Bevollmächtigung oder das Charisma von Wichtigkeit, sondern auch weitere Komponenten wie z.B. Sachkenntnis[370].

 

5.4 Dämonische Einflüsse

 

5.4.1 Ursprung


 

Das Wissen um Gründe und Ursachen einer dämonischen Beeinflussung oder Besessenheit ist in der Praxis von großer Bedeutung, da sie nach der Befreiung unumgänglich unterbunden werden müssen um weitere Schäden dieser Art zu verhindern. In den biblischen Exorzismusberichten werden diese nicht erwähnt. Es erfolgt einzig eine Feststellung und Beschreibung der dämonischen Wirksamkeit im früheren Leben der Besessenen und während des Exorzismus. Aus diesem Grund ist man dazu genötigt darüber hinaus auf die biblische Lehre zuzugreifen. Hierzu können auch die Beobachtungen in der christliche Exorzismuspraxis von Hilfe sein[371]. Ich möchte an dieser Stelle exemplarisch nur Freeman anführen. Er fasst allen Ursprung der dämonischen Wirksamkeit im Leben eines Menschen in zwei grundsätzliche Ursachen zusammen[372]:

 

1. Ungehorsam gegen die biblischen Anordnungen. Hierzu gehört (insbesondere) das Gebot Gottes sich aller okkulten Einflüssen fern zu halten, sei es die aktive Ausübung oder passive Beteiligung daran[373]. Zauberei und Götzendienst sind eine Form davon. Diejenigen, die dies ausüben sind für Gott ein Greuel und werden nie sein Reich ererben[374].

 

2. Übertretung des ersten Gebotes. Wendet sich der Mensch andere Mächte zu als Gott, so vergreift er sich am ersten Gebot (2 Mose 20,3-5). In diesem Fall ist die Quelle seiner Hilfe nicht Gott, sondern Satan. Damit begibt sich der Mensch unter den Einfluss und den Machtbereich der Finsternis.

 

Um diese beiden Punkte lassen sich dann in der Regel auch weitere Beobachtungen zu Ursachen der dämonischen Beeinflussung platzieren[375] 

 

5.4.2 Erscheinungsformen und Intensitäten


 

Der Zustand der Betroffenen wird in den biblischen Berichten meist schnell und scheinbar leicht diagnostiziert und auf die Einflussnahme der finsteren Mächte zurückgeführt. Dabei erfolgt jedoch keine direkte Einteilung der verschiedenen Schweregrade und Formen von dämonischer Einflussnahme. Es wird jedoch insofern darüber etwas gesagt, indem uns ein kurzer Einblick in das Verhalten und Leben der Betroffenen gewährt wird, sei es in die Vergangenheit oder während des Exorzismus. Hierbei können wir dann eindeutige Unterschiede feststellen[376]. Aus diesem Grund ist eine Eingrenzung möglich und erlaubt. Diese ist daher von Bedeutung, da sie die Praxis im Umgang mit dämonischer Beeinflussung bestimmt und die Frage berührt, ab wann ein Gebet um Befreiung von dämonischer Beeinflussung (Exorzismus) einsetzen soll. An dieser Stelle möchte ich exemplarisch Wimbers Versuch dieser Eingrenzung wiedergeben. Er spricht von Einflüssen der dämonischen Mächte und teilt sie in folgende Hauptbereiche ein[377]:

 

1. Versuchung[378] 

2. Widerstand[379]

3. Gebundenheit[380]: An dieser Stelle erfolgt bei Wimber meiner Meinung nach eine ungenaue Diagnose des Begriffs daimoni,zomai. Dementsprechend ist die Schlussfolgerung, dass dieser Begriff weniger eine Besessenheit ausdrückt, sondern vielmehr einen Einfluss oder dämonische Gebundenheit, falsch. In den biblischen Berichten wird dieser Begriff eindeutig nur dort verwendet (und das im Wechsel mit synonymen Formulierungen wie z.B. „er hatte einen unreinen Geist…“), wo eine eindeutige Beherrschung, sprich Besessenheit, durch einen Dämon im Leben einer Person sichtbar war[381]

 

4. starke (dämonische) Gebundenheit[382]

 

Bei Wimber erfolgt das Befreiungsgebet von dämonischen Mächten (Exorzismus) zum Teil schon ab dem dritten Glied in dieser Kette (hierunter fallen Dinge wie quälende Gedanken, geistliche, seelische und körperliche Probleme,...

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