Jean Renoir ist einer der ganz Großen. Zu seinen Bewunderern gehören Jean-Luc Godard, Luchino Visconti und Orson Welles. In der Liste der besten Filme aller Zeiten, die das Magazin 'Sight and Sound' seit 1952 erstellt, ist sein Werk von Beginn an vertreten und rangiert bis heute auf den vorderen Plätzen.
In Anbetracht von Renoirs heutigem Status gerät möglicherweise schnell in Vergessenheit, dass er lange Zeit umstritten war, einige seiner Filme zensiert oder verboten wurden und viele kommerzielle Misserfolge waren. Jenseits von festen Regeln und Routinen entwickelte Jean Renoir seine Vorstellung vom Film, überdachte sie entlang der Umformung des Kinos vom Stummfilm über den Tonfilm bis zum Farbfilm, dehnte sie aus, differenzierte sie aus. Renoirs Filme vermitteln so ein komplexes Verständnis der Relation von Realität und Repräsentation, des Zusammenspiels von Kunst und Leben. Das Resultat sind Bilder, die offen bleiben für Umbrüche und Übergänge - mit allem, was das an Überraschungen und Umkehrungen mit sich bringt.
Lisa Gotto, geb. 1976, ist Professorin für Filmgeschichte und Filmanalyse an der Internationalen Filmschule Köln (ifs). Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bauhaus-Universität Weimar und der Hochschule für Fernsehen und Film München, Akademische Rätin an der Universität Regensburg, Vertretungsprofessorin an der Universität Mannheim und Gastprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg. Zu ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre zählen Geschichte und Theorie des Films, Bildästhetik und digitale Medienkultur.
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