KAPITEL 2
MERIDIANE UND AKUPUNKTURPUNKTE
„Alles Schwierige hat seinen
Ursprung im Leichten - und alles
Große im Kleinen."
LAOTSE
Die Meridiane
Viele wichtige Energieleitbahnen (Meridiane) beginnen und enden an den Fingern. Diese werden durch das Finger-Qigong stimuliert und gestärkt, was wiederum den Qi-Fluss in der jeweiligen Leitbahn und im gesamten Körper begünstigt. Das Qi können Sie sich als grundlegende Energie und alles durchdringende Lebenskraft vorstellen, die allgegenwärtig auf fein- und grobstofflicher Ebene wirkt, in unterschiedlichen Frequenzen schwingt und daher auch in unterschiedliche Qi-Arten unterteilt wird. Um seine eigene Gesundheit und Vitalität zu stärken, sollte man stets darauf achten, das sogenannte nachgeburtliche Qi aufzuladen. Reichert man es durch Bewegungsformen wie Qigong, förderliche Atmung und die richtige Ernährung an, wird wesentlich weniger von dem sogenannten vorgeburtlichen Qi verbraucht, dessen Stärke unter anderem unsere Lebenserwartung und -qualität bestimmt.
Die Energieleitbahnen, in denen das Qi durch unseren Körper fließt, können womöglich am besten beschrieben werden, wenn man sich die Organe als Städte und die Leitbahnen als Flüsse und Landstraßen vorstellt, die diese Städte verbinden und das ganze Land – den Körper – in einer Endlosschleife durchfließen und nähren. Die Verlaufsbahnen sind festgelegt und bei jedem Menschen in gleicher Weise vorhanden. Ihre Tiefe entsteht unter anderem als Reaktion auf die Umgebung. So nähern sie sich bei warmem Wetter der Hautoberfläche an (nach außen strebende, aktive Yang-Kraft), während sie sich bei kaltem Wetter weiter in das Körperinnere zurückziehen (passive und speichernde Yin-Kraft). Sie verbinden die untere und obere, linke und rechte sowie die innere und äußere Ebene des Körpers miteinander. Diese Verbindung unterstützt die Kommunikation und Verbindung der feinstofflichen und grobstofflichen Anteile des Körpers untereinander sowie mit der Umwelt. Energetisch sind die Leitbahnen eng miteinander verwoben; einige hochrangige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass sie die elektromagnetischen Prozesse des Körpers steuern. Dass eine Veränderung der elektrischen Eigenschaften des Körpers, wie sie beispielsweise durch das Finger-Qigong auftritt, zu einer Verbesserung des Gesundheitszustands beitragen kann, bestätigt sich unter anderem in den Arbeiten des Radiologen Björn Nordenström.
Man unterscheidet zwischen zwölf symmetrisch verlaufenden Hauptmeridianen mit kleineren Abzweigungen, die ebenfalls symmetrisch im Körper verlaufen und denen die zwölf wichtigsten Organe zugeordnet sind. Diese bilden ihrerseits sogenannte Organpaare, die in der traditionellen Medizin zusammen diagnostiziert und als Einheit behandelt werden. Yin und Yang benötigen einander, um sich auszugleichen. So wirken sich die sogenannten Yang-Organe jeweils unterstützend auf die Yin-Organe aus. Die Yin-Organe (Zang), auch Speicherorgane genannt, sind Herz, Lunge, Leber, Niere, Milz und Perikard. Zu den Yang-Organen (Fu) zählen Dünndarm, Dickdarm, Gallenblase, Blase, Magen und Dreifach-Erwärmer. Im Folgenden werden die Meridiane vorgestellt, die über die Finger und Hände verlaufen. Die Yang-Meridiane Dünndarm, Dreifach-Erwärmer und Dickdarm beginnen, die Yin-Meridiane Herz, Lunge und Perikard enden an den Fingern.
Weitere Energieleitbahnen des Körpers sind:
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Magen- und Milzmeridian (Element Erde)
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Nieren- und Blasenmeridian (Element Wasser)
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Leber- und Gallenblasenmeridian (Element Holz)
Auf sie beziehungsweise auf die energetisch am stärksten mit ihnen verbundenen Organe kann besonders durch die Massageübungen eingewirkt werden. Wenn Sie Ihre Beschwerden in den Beschreibungen eines bestimmten Meridians und Fingers wiedererkennen, ist es empfehlenswert, besonders die Übungen auszuführen, an denen vorwiegend der jeweilige Finger beteiligt ist (die Übungen finden Sie ab hier). Sie können zusätzlich auch die Beschreibungen der Akupunkturpunkte ab hier auf Ihre individuellen Beschwerden hin durchgehen.
LUNGENMERIDIAN (DAUMEN, YIN-ENERGIE)
Man sagt, dass der Lungenmeridian unter anderem über das Qi herrsche, die Körperseele (Po) beherberge und für den Strukturaufbau und organischen Rhythmus im Körper zuständig sei. Alles, was von außen in den Körper eindringt, wird durch die Lungenenergie gereinigt und auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene an der wirkungsvollsten Stelle platziert. Zusammen mit dem Dickdarm, mit dem die Lunge ein Organpaar bildet, ist sie für den Energieaustausch und die Ausscheidung von sogenanntem negativem Qi verantwortlich.
Der Sitz des Abwehr-Qi befindet sich in der Lunge, die damit eine entscheidende Schutzfunktion für den Körper einnimmt. Ein Mensch mit ausgeglichener Lungenenergie steht dem Leben zwar offen gegenüber, besitzt jedoch auch die Fähigkeit, sich gegenüber Bedrohungen abzugrenzen. Körperliche Symptome einer Lungen-Energieschwäche sind Atemwegserkrankungen (Husten, Asthma, Bronchitis), Hauterkrankungen (Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte, trockene, helle, empfindliche und/oder spröde Haut, gestörte Wundheilung, Ekzeme), Schwellungen, wiederkehrende Entzündungen, Infektanfälligkeit, empfindliche Schleimhäute, Verstopfung, trockener und harter Stuhl, ausgetrocknete Nasenschleimhäute, Stimmband– oder Nebenhöhlenprobleme, Heiserkeit, innere Unruhe, eine leise Stimme, häufiger Schluckauf und Krämpfe bei Kindern. Auf psychischer Ebene zeigt sich die Lungen-Energieschwäche in Rückzug, Schuldgefühlen, Melancholie und Traurigkeit.
Wenn Sie bemerken, dass Ihr Daumen oder Daumenballen eine blaue Färbung aufweist, kann dies auf einen Energiestau in den Lungen hinweisen, so wie alle Beschwerden und Schmerzen im Daumenbereich in den meisten Fällen auf ein Energieungleichgewicht im Lungenmeridian hinweisen. Eine Rotfärbung hingegen weist meist auf Energieungleichgewichte hin, die durch übermäßige Emotionen entstanden sind.
DICKDARMMERIDIAN (ZEIGEFINGER, YANG-ENERGIE)
Wie die Lunge ist auch der Dickdarm für die Ausscheidung nicht verwertbarer Stoffe zuständig. Während die Lunge feinstoffliche Energie aufnimmt und abgibt, ist der Dickdarm für grobe Stoffe zuständig. Auf geistiger Ebene wird ein harmonisierter Dickdarmmeridian mit der Fähigkeit in Verbindung gebracht, negative Emotionen und Gedanken loszulassen. Störungen im Energiegleichgewicht des Dickdarms können sich in Hautkrankheiten, Juckreiz, beginnender Erkältung, verstopfter oder geschwollen wirkender Nase, Überempfindlichkeit der oberen Atemwege, beeinträchtigtem Geruchssinn, blasser Haut mit einer Neigung zu Entzündungen, frontalen Kopfschmerzen, Schmerzen und Beschwerden bei Daumenbewegungen, Blässe, Benommenheit, Hämorrhoiden und auf seelischer Ebene in Antriebslosigkeit widerspiegeln.
HERZMERIDIAN (KLEINFINGER, YIN-ENERGIE)
Der Herzmeridian ist für die Kontrolle des Kreislaufsystems und des Blutes zuständig. Er sorgt als „leitender Beamter" für ein emotionales Gleichgewicht sowie die Fähigkeit, Gedanken klar zu formulieren und auszudrücken. Man sagt, dass das Herz den Menschen von der Mitte aus steuere und aufgenommene und„verdaute" Einflüsse in körpereigene Stoffe umwandle. Eine harmonisierte Herzenergie hilft dabei, Vorsätze zielgerichtet und erfolgreich in die Tat umzusetzen, wobei sie die hierfür nötige Kraft aus der Leberenergie bezieht. Werden Pläne nur geschmiedet und dann nicht in die Tat umgesetzt, schwächt dies die Energie des Herzens. Symptome für ein Energieungleichgewicht im Herzmeridian sind Störungen im Geschmacksempfinden, Sprachstörungen (Stottern, langsame und unklare oder schnelle und sich verhaspelnde Sprache), Reizbarkeit, Herzbeschwerden, feuchte Handflächen, schnelle Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, Durchschlafstörungen (besonders gegen 3 Uhr morgens), Blutdruckschwankungen, Schweiß, Kurzatmigkeit, Schwindelanfälle, Benommenheit, Psychosen, Suchtverhalten, Bewusstseinsstörungen, Epilepsie, Unruhe, Hysterie, innere Unsicherheit und Schreckhaftigkeit.
DÜNNDARMMERIDIAN (KLEINFINGER, YANG-ENERGIE)
Der Dünndarmkreislauf unterstützt den Herzkreislauf in der Verarbeitung innerer und äußerer Eindrücke und ist daher auch bei Schockzuständen wichtig. Auf physischer Ebene nimmt er Stoffe aus der Nahrung auf und stellt sie dem Blut und damit dem Herzen zur Verfügung. Es gibt Wissenschaftler, die die Meinung vertreten, im Dünndarm werde das Blut unseres Kreislaufsystems erzeugt. Verdauungsbeschwerden, Reizdarmsyndrom, Kinnschwellungen, kalte Hände und Füße, Kopfschmerzen im Hinterkopfbereich, Kreuzschmerzen, Menstruations- und gynäkologische Probleme, Krämpfe, Ohrgeräusche, Taubheit und Verständnisschwierigkeiten können auf ein Energieungleichgewicht hindeuten.
PERIKARD– BZW. HERZBEUTELMERIDIAN (MITTELFINGER, YIN-ENERGIE)
Der Perikardmeridian hat hauptsächlich die Aufgabe, die Herzenergie vor negativen äußeren und inneren Einflüssen zu schützen und dabei zu helfen, die eigenen Absichten umzusetzen. Seine Schutzfunktion tritt besonders bei Lampenfieber, Aufregung und Erregung auf. Ist die Energie des Perikardkreislaufs im Ungleichgewicht, können Kopfschmerzen im Scheitelbereich, Herzklopfen, Schwellungen in den Achselhöhlen, Rötungen im Hals-, Gesichts- und Schulterbereich, Schmerzen im Bereich des Herzens, emotionale oder sexuelle Gefühlskälte oder Überaktivität, Erschöpfungszustände, Kurzatmigkeit, Engegefühl im Brustbereich, Fehlfunktionen des Blutkreislaufs (zum Beispiel schwankender Blutdruck) oder starke...