EINLEITUNG
Fischertechnik war und ist das Baukastensystem für Leute – für »echte Kerle« und »echte Frauen« –, die Sachen bauen wollen, die wirklich funktionieren und nicht nur so aussehen, als würden sie es. Mit Fischertechnik geht aber deutlich mehr als »nur« das spielerische Aneignen von Technikverständnis. Gerade die durchdachte Funktionalität, gepaart mit der fast schon sprichwörtlichen Stabilität eines Fischer-Dübels, lädt dazu ein, Modelle zu bauen, die auch abseits aller pädagogischen Zielsetzungen einen harten Spiel- bzw. Spaßeinsatz aushalten.
Pimp your Fischertechnik
Fischertechnik lässt sich prima pimpen, tunen und aufrüsten. So können Sie mit Teilen aus dem RC-Modellrennsport, wie z. B. einer RC-Fernsteuerung und einem Spezialmotor, einen Fischertechnik-Flitzer bauen, der auch draußen im rauen Gelände richtig Spaß macht. Oder Sie löten sich für wenig Geld eine Mehrkanal-Funkfernsteuerung im Fischertechnik-Look selbst zusammen und steuern damit einen Traktor, eine kräftige Baumaschine oder einen großen Truck. Mit Mikrocontrollern bzw. Mikrocomputern wie z. B. einem Arduino oder einem Raspberry Pi eröffnen sich Ihnen noch mehr spannende Möglichkeiten zum Spiel mit Fischertechnik. Mikrocontrollergesteuerte Zusatzfunktionen für die beliebte Fischertechnik-Kugelbahn sind preiswert mit einem Arduino und ein paar Bauteilen aus dem Elektronikfachhandel realisierbar. Mit einem Raspberry Pi können Sie ein Fischertechnik-Modell natürlich ebenso steuern. Da der Raspberry Pi ein »echter« kleiner Computer ist, sind hier die Möglichkeiten noch deutlich größer und faszinierender. Machen Sie z. B. aus Ihrem Handy oder einem kabellosen Gamepad die Kontrollzentrale für Fischertechnik-Modelle wie z. B. den neu auf den Markt gekommenen Multifunktionstruck aus der Design-Serie. Oder Sie hauchen mit dem Raspberry Pi einem Roboter künstliche Intelligenz ein.
KI, Roboting und Technikspaß preisgünstig
Die Entwickler von Fischer setzen beinahe schon traditionell neue Techniken zeitnah in funktionierende Modelle um. So gab es z. B. vor Jahren, lange bevor die bekannte Bausteinquelle LEGO Technikmodelle herausbrachte, Modelle zu den Themen Elektronik, Automatisation sowie – was als Spielzeug für echte Kerle ebenso wie für echte Nerds besonders spannend ist – Computing und Roboting.
Aktuell ist der Fischertechnik-Mini-Rechner namens TXT die Basis für vielfältige Robotermodelle, der einiges an Möglichkeiten bietet. Auf dem Fischertechnik-Rechner bekommen Sie sogar ein quelloffenes Linux zum Laufen. Leider ist dieser Controller mit seinem Preis von ca. 200 Euro relativ teuer. Mit Arduino und Raspberry Pi haben Sie jedoch Alternativen für den kleinen Geldbeutel, mit denen Sie Robotermodelle mit einem ähnlich großen oder sogar größeren Funktionsumfang bauen können. Einen Arduino bekommen Sie schon ab etwa 15 Euro, und ein Raspberry Pi kostet nicht mehr als 45 Euro. Autonome Roboter mit künstlicher Intelligenz sind mit Raspberry & Co. genauso realisierbar wie z. B. ein 3-D-Drucker. Wobei es sich beim Fischertechnik-3-D-Drucker nicht um ein Modell, sondern um eine »echte« funktionierende Maschine handelt.
Bauteile-Modding: Sakrileg oder hohe Kunst?
Die Frage, ob sich das Verändern der Fischertechnik-Originalbausteine für einen echten Fischertechnik-Fan gehört, spaltet die Fischertechnik-Gemeinde von Beginn an zutiefst. Unerschütterlichen Puristen, die keine Mühe scheuen, ein Bauproblem zu lösen, ohne dass auch nur dem kleinsten Bauteil ein Leid zugefügt wird, stehen begeisterte Modder (abgeleitet von Modifizierung) gegenüber, denen das Zersägen, Durchbohren, Verkleben und überhaupt das Verändern von Originalbausteinen den größten Spaß bereitet. Sofern sich damit Funktionalitäten erzeugen lassen, die über das, was mit den verfügbaren Bauteilen erreichbar ist, hinausgehen, ist der Modder-Fraktion fast jedes Mittel recht, während ein Purist seine Lust beim Bauen gerade aus dem trickreichen bis genialen Überwinden der Beschränkung durch die ausschließliche Verwendung von Originalteilen findet. Nun wird dieser Zwist innerhalb der Fischertechnik-Fangemeinde natürlich nicht mit Bierernst, sondern mit einem fröhlichen Augenzwinkern ausgetragen. Dieses Buch jedenfalls will den Anhängern beider Philosophien Anregungen und Lesespaß bieten.
Wagen Sie einen Blick in den Code
In Kombination mit einem Arduino oder einem Raspberry Pi bietet Fischertechnik das perfekte Kreativwerkzeug zum Umsetzen Ihrer Ideen. Allerdings können Sie die mannigfaltigen Möglichkeiten, die Ihnen Mikrocontroller und Einplatinencomputer bieten, nur dann voll nutzen, wenn Sie sich auf das Abenteuer, programmieren zu lernen, einlassen (falls Sie nicht schon mitten in diesem Abenteuer stecken). Um den Programmieranfängern unter den Lesern nicht nur ein paar zusammenhanglose Beispiele für Einsatzmöglichkeiten von Arduino und Raspberry Pi vor die Nase zu setzen, wird im Buch sehr oft ein Blick in den verwendeten Code gewagt. Die Beispiele bauen aufeinander auf und werden zunehmend komplexer. Die ausführlichen Codekommentare, Erläuterungen und Links zu weiteren Informationen sollen Ihnen das Rüstzeug geben, um eigene Ideen umsetzen und hierfür funktionierenden Code schreiben zu können. Zum Einsatz kommen im Buch der C-Dialekt für den Arduino sowie vollwertiges C für den Raspberry Pi. Aber auch Fans grafischer Programmiersprachen, die einen Ersatz für Robo Pro von Fischertechnik suchen, werden im Buch fündig: Die KI (künstliche Intelligenz) des autonomen Spurensuchers in Bauprojekt 8 ist mit der Programmiersprache Scratch realisiert, die sich dadurch auszeichnet, dass Sie keine Zeile schreiben müssen, sondern grafisch dargestellte Programmelemente wie Puzzlestücke per Mausklick zusammenfügen.
Fischertechnik-Modding und Aufrüstung mit Fremdteilen
Mit Fischertechnik sind Ihrem Erfindungsreichtum kaum Grenzen gesetzt. Was aber tun, wenn ein Modell dringend den Einbau des drehmomentstarken Fischertechnik-Powermotors verlangt, der aber seit Jahren nicht mehr lieferbar ist? Oder aber wenn die praktischen Fischertechnik-Aluprofile für Ihre Bauidee nötig wären, ihr Kauf den Geldbeutel jedoch zu sehr schmerzten? Oder wenn ein Fischertechnik-Bauteil, das es Ihrer Meinung nach dringend geben sollte, eben leider (noch) nicht existiert?
Einkaufsquellen für Fischertechnik-Bausteine
• Erste Anlaufstation ist immer der örtliche Spielwarenladen.
• Der offizielle Vertriebspartner für Fischertechnik-Ersatzteile ist www.d-edition.de. Dort bekommen Sie nicht nur sämtliche aktuellen Bau- und Ergänzungskästen, sondern auch Artikel aus den Fischertechnik-Produktlinien für Schulen und Industrie. Wichtig ist der Einzelteilservice von D-Edition. Sie können dort (fast) jeden Baustein, einschließlich der diversen Spezialbauteile, zu moderaten Preisen einzeln erwerben.
• Eine weitere empfehlenswerte Adresse für die Versorgung mit Fischertechnik-Material ist www.Fischerfriendsman.de. Obwohl der Webshop kein offizieller Fischertechnik-Vertriebspartner ist, hat er doch so gut wie alle Bausteine und Ersatzteile fabrikneu im Angebot. Eine weitere große Stärke dieses Anbieters ist die Auswahl an gebrauchten Teilen, auch von solchen, die nicht mehr im aktuellen Produktionsprogramm von Fischertechnik zu finden sind.
• Neue Baukästen können Sie preisgünstig natürlich auch bei diversen Onlinehandelshäusern erwerben.
• Gebraucht bekommen Sie Fischertechnik bei www.ebay.de. Besser kann jedoch der Kauf in einem Secondhand-Spielwarenladen sein, weil Sie dort den Zustand der Teile direkt vor dem Kauf prüfen können, denn Fischertechnik-Teile unterliegen tatsächlich einer Alterung. So können Bausteine, die einige Jahrzehnte zu trocken, zu heiß und/oder der Sonne ausgesetzt gelagert wurden, in ihrer Funktion beeinträchtigt oder brüchig sein.
• Im Forum der Fischertechnik-Community (forum.ftcommunity.de) gibt es einen Marktplatz, auf dem Sie Teile kaufen, verkaufen und tauschen können.
Neben den oben angesprochenen Bauprojekten widmet sich dieses Buch auch ein wenig dem Bauteile-Modding und dem Teile-Selbstbau. Darüber hinaus nennt es Quellen für Alternativbauteile, die nicht mehr lieferbare ersetzen oder das Fischertechnik-System sinnvoll ergänzen.
Fischertechnik als Basis für quelloffene Hardware
Für Fischertechnik-Erfinder Artur Fischer war es ein Herzenswunsch, Kinder und Jugendliche zu motivieren, aber auch praktisch in die Lage zu versetzen, selbst große Erfinder zu werden....