Ausblick auf das Buch
Nun folgt für die Neugierigen unter euch ein Ausblick auf die einzelnen Kapitel in diesem Buch. Wer ungeduldig ist und sofort loslegen möchte, kann auch direkt zu Kapitel 1 weiterblättern.
Wenn alles ganz natürlich wäre. Erinnern, wer wir sind und woher wir kommen
Dieses Buch soll eine Einladung an dich und an mich sein, ehrlich nach innen zu schauen und ungeschminkt die Diskrepanz zwischen der Realität und unserem Wunsch nach Leben, wie es für uns und alles Leben gesund und natürlich ist, zu erkennen. Vor allem aber soll uns das Buch daran erinnern, wer wir – jeder Einzelne – wirklich sind. Nämlich natürliche Wesen.
Stell dir nur einmal folgendes, paradiesisches Kurzszenario vor, bei dem ich deinen Fokus zunächst einmal auf alles, was dich umgibt, lenken und deinen Blick somit etwas weiten möchte:
Was wäre, wenn wir alle dazu beitragen und eine friedliche Welt schaffen könnten, in der wir Zeit und Raum hätten, liebevoll nach uns selbst zu schauen, achtsam unsere Mitmenschen zu begleiten, unsere Tiere besser zu verstehen und zu achten und mit Mutter Erde und ihren Ressourcen wertschätzender umzugehen? Wir würden klare, reine Luft atmen, unser Wasser wäre sauber und trinkbar, die Pflanzen würden üppig wachsen, die Tierwelt könnte sich erholen und ein natürliches Gleichgewicht würde sich wieder einstellen können. In einem Lebensraum wie diesem würden wir alle ein gesünderes, vitaleres, glücklicheres und erfüllteres Leben führen. Hier könnten wir uns in Frieden verbunden fühlen mit allem Leben, das uns umgibt. Das wäre das Ergebnis einer gelungenen Renaturierung. Es geht mir nicht um Rückschritte, denn Entwicklung gehört zum Leben dazu. Nur wäre es hilfreich, wenn wir uns erinnern, dass auch wir natürliche Wesen sind, denen die Natur nicht nur guttut, sondern die sie zum Überleben schlichtweg brauchen.
Woran erinnerst du dich noch? Wie hast du dich als Kind mit Tieren und in der Natur erlebt? Wie hast du dich dabei gefühlt? Was war dir wichtig? Und wie ist es heute?
Als Kinder fühlen wir uns instinktiv noch verbunden mit den Tieren und mit Mutter Natur. Wir wissen, was uns Freude macht, sind begeisterungsfähig, haben Energie, sind neugierig, leicht zu erfreuen, fragen den Erwachsenen Löcher in den Bauch, forschen, staunen, packen die Dinge an, probieren Neues, sind innovativ und phantasievoll. Wir lernen durch unsere Interaktionen ein angemessenes, soziales Verhalten mit anderen Menschen und Tieren. WAS aber passiert auf dem Weg in das Erwachsensein, so dass wir diese ursprüngliche, natürliche Verbindung verlernen, verlieren und sogar vergessen?
Dieser Frage werde ich auf der Suche nach Ursachen im zweiten Teil des Buches ausführlich nachgehen und dann auch aufzeigen, wie du deine natürliche Verbindung wieder aufnehmen kannst.
Zunächst möchte ich dich mit meinen eigenen Gedanken auf eine Reise zu dir selbst einladen und dich erst einmal nur darin unterstützen, dich an deine Natürlichkeit zu erinnern, falls dies überhaupt nötig sein sollte. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass du die Erfahrung machst, dass dieser natürliche Teil in dir, der Mitgefühl und die Verbundenheit zu fühlenden Wesen empfinden kann, nicht “verloren” ist, sondern möglicherweise nur etwas mehr oder weniger “verschüttet” wurde. Sobald du ihn erinnerst und in dein Bewusstsein zurückholst, kann er wieder lebendig werden.
Mein eigener Erinnerungsversuch: Schon als Kind fühlte ich mich zutiefst der Natur und den Tieren verbunden und litt wahnsinnig, wenn ihnen Schaden oder Leid zugefügt wurde, denn ich fühlte ihr Leid bereits zu dieser Zeit in meinem eigenen Körper. Ich erinnere mich noch an eine Szene, in der mich meine Mutter festhalten musste, sie umklammerte mich regelrecht, als ich den ersten Bericht über Tierversuche im Fernsehen sah. Ich war damals 14 Jahre alt und dachte bis dahin, dass die Welt ein friedvoller Ort sei. Wir lebten auf dem Land und die meiste Zeit lief ich am liebsten barfuß durch “unsere” Felder und Wälder. Ich baute mit meinen Freunden Staudämme im plätschernden Bachlauf in dem kleinen Tal unseres Waldes. Abends kamen wir erfüllt und glücklich und natürlich richtig schön “eingesaut” nach Hause, wir fielen sauerstoffgeschwängert in einen traumerfüllten Tiefschlaf. Unsere Gefährten waren meine Hündin “Mücke”, Kaninchen, Vögel, Mäuse und Blindschleichen, wir aßen Äpfel, Birnen, Pflaumen und Beeren von den Bäumen und Sträuchern am Wegesrand und lagen inmitten von Wiesen, auf denen Wildblumen blühten, mit kitzeligen Gräsern zwischen den Zehen. Wir schauten in den Himmel, während der Duft der Natur in unsere Nasen zog. Die pure Idylle.
Das war damals meine Realität – mein Bild von der Welt. Mein Weltbild wurde jedoch an diesem besagten Tag des Fernsehberichts bis auf die Grundmauern erschüttert, als ich mit ansehen musste, wie ein winselnder Cockerspaniel für einen Tierversuch brutal in eine klitzekleine Kammer gesperrt wurde. Es zerriss mir das Herz. Bis dahin hatte ich geglaubt, auch andere Menschen könnten wie ich fühlen, was Tiere fühlen, oder hätten zumindest ein Gewissen und Mitgefühl. Im Traum wäre mir nicht eingefallen, dass Menschen zu so etwas fähig sein könnten. Ich tobte, ich schrie, mir schossen die Tränen in die Augen und ich schlug wild um mich. Meine Ohnmacht, diesem ausgelieferten Hund nicht helfen zu können, schmerzte und erschütterte mich so sehr, dass ich diesen Moment nie mehr vergessen konnte. An dem Tag wurde ich jäh aus meiner kindlichen Naivität, meiner heilen Welt gerissen und ich schwor mir, mich für die Rechte der Schwächeren, der Tiere, einzusetzen und ihnen eine Stimme zu geben. Es dauerte weitere fünf Jahre, bis mir dann auch bewusst wurde, wie es zu dem Stück Fleisch auf unseren Tellern kommt. Zu dieser Zeit, im Jahr 1987, wurde die Reportage “Fleisch frisst Menschen” von Manfred Karremann im ARD-Fernsehen ausgestrahlt. Fassungslos über so viel Grausamkeit war ich erneut meiner Ohnmacht beim Anblick der schlimmen Bilder ausgesetzt. Mein Mitgefühl für die Tiere führte dazu, dass ich sie seither nie wieder essen konnte und wollte. Es kam mir schon immer vor wie ein Verrat an ihnen, so dass mein Fleischkonsum bereits vorher sehr gering war.
Gehörst du heute auch noch zu den Menschen, denen das Herz weich wird, wenn du eine Katze dabei beobachtest, wie sie sich gemütlich einkuschelt, wenn das Blätterdach im Wald leise raschelt und die Sonne hindurchstrahlen lässt? Wenn die Vögel ihre Lieder singen, frische Luft deine Lungen füllt und die Natur eine Stille für dich zaubert, dass deine Seele einen tiefen Seufzer nehmen möchte? Dann berührst du mich, denn du bist eines der Wesen, die wir auf unserem Planeten jetzt dringend als Unterstützer brauchen.
Wäre es nicht wundervoll, wenn unsere Wildtiere keine Todesangst mehr vor uns haben müssten, so dass wir sie wieder viel öfter zu Gesicht bekämen? Wenn Kühe, Schweine und all die anderen sich wohlig im Freien aufhalten und, auf natürlichem Boden in der Gruppe ihrer Familienangehörigen stehend, die Sonne genießen könnten? Hast du schon einmal Kühe gesehen, die nach dem Winter aus dem Stall auf die Weide gelassen wurden? Wie sie freudig hopsen, rennen und buckeln? Was wäre, wenn wir den Tieren ihr Recht auf Freiheit und Leben zurückgeben würden? Welche Auswirkungen hätte dies auch auf unser Leben? Würden wir achtsamer unser Konsumverhalten beobachten und neu entscheiden, so wäre dies ein ganz großartiger Anfang, damit die Tiere ihr Leben zurückerhalten. Als ich vor über 30 Jahren zur Vegetarierin wurde, war ich noch sehr allein mit dieser Haltung und wurde oft verspottet – sogar in Restaurants. Man könne mir den Salat in die Mikrowelle stellen, war dort einmal die Antwort auf meine Frage, ob man mir auch etwas Warmes ohne Fleisch anbieten könne.
Heute sind wir glücklicherweise so viele mehr, die aufwachen und bereit sind, für die Umwelt und die Tiere entscheidende Schritte zu gehen. Unsere Tiere können hier eine wichtige Brücke sein, denn sie erinnern uns täglich an unseren natürlichen Ursprung.
Auch wenn wir in diesem Buch den Fokus auf unsere Haustiere und uns gerichtet halten, so möchte ich dennoch das große Ganze nicht aus den Augen verlieren, denn wir alle sind kleine Teile dessen und alles, was jeder Einzelne von uns tut, hat eine Wirkung.
Die Realität
Unser unbewusster Umgang mit Leben ist ein Symptom der menschlichen Entwicklung, die meines Erachtens besonders in den vergangenen 100 Jahren massiv vom Kurs des Natürlichen abgekommen ist. Wir glauben, wir wären die Krönung der Schöpfung, dabei zerstören wir gerade systematisch den Lebensraum aller Lebewesen auf diesem Planeten. Können wir das menschliche Intelligenz nennen?
Wie wir Menschen aus Unwissenheit, Unachtsamkeit, fehlender Empathie...