Umsetzungshilfe 1
Keine Angst vorm ersten Mal
1. Passen Sie Ihren Führungsstil den Erwartungen Ihres Chefs an
2. Werden Sie nicht zum Beliebtheitsführer
3. Bewahren Sie Distanz
4. Seien Sie vorsichtig bei steigender Zuneigung
5. Stehen Sie zu eigenen Fehlern
6. Unterscheiden Sie klar zwischen Entscheidungsmitteilung und Mitbestimmung
7. Äußern Sie Ihre Erwartungen und bleiben Sie konsequent
Es ist der Lauf der Dinge, dass sehr gute Sachbearbeiter plötzlich in das kalte Führungswasser geworfen werden. Jetzt kommt die Verantwortung für die Führung mehrerer Mitarbeiter zur Fachaufgabe hinzu. Kein Grund zur Panik, diesen Schritt haben Tausende vor Ihnen schon überlebt.
Beachten Sie folgende sieben Grundregeln bei jeder neuen Führungsaufgabe:
1. Passen Sie Ihren Führungsstil den Erwartungen Ihres Chefs an
Gerade am Anfang Ihrer Führungslaufbahn werden Sie weiterhin einen Vorgesetzten haben. Dieser Chef ist die zentrale Person, wenn es um die Bewertung Ihrer Arbeit geht. Sie unterliegen seinen Maßstäben und Erwartungen. Da Ihr Vorgesetzter seinen Stil als richtig empfindet, erwartet er von Ihnen unausgesprochen einen ähnlichen Stil. Wenn Sie später fest im Sattel sitzen, können Sie Ihren persönlichen Stil entwickeln.
Beispiel: Ein autoritär führender Vorgesetzter empfindet einen kooperativ führenden Mitarbeiter als durchsetzungsschwach. Umgekehrt hat ein inkonsequenter Chef Angst vor einem konsequenten Mitarbeiter.
2. Werden Sie nicht zum Beliebtheitsführer
Die gleichzeitige Abhängigkeit vom Chef und den eigenen Mitarbeitern ist die Besonderheit der Führungsaufgabe. Deswegen heißt diese Rolle auch Sandwich-Manager; Sie bekommen Druck von oben, Druck von unten und sind das arme Würstchen dazwischen.
Natürlich benötigen Sie die Unterstützung und Kooperation Ihrer Mitarbeiter für Ihren Erfolg, doch vergessen Sie nie: Ihre Hauptaufgabe als Führungskraft ist es, mit Ihren Mitarbeitern vorgegebene Ziele möglichst effizient zu erreichen. Kein Vorgesetzter akzeptiert, dass Sie als verlängerter Arm Ihrer Mitarbeiter deren Interessen vertreten. Versuchen Sie erst gar nicht, bei Ihren Mitarbeitern beliebt zu werden. Akzeptanz ist ausreichend.
3. Bewahren Sie Distanz
Sie müssen als Führungskraft jederzeit frei genug sein, jeden Ihrer Mitarbeiter zu kritisieren. Das wird Ihnen schwerer fallen, wenn Sie sich allzu oft in die Gemeinschaft Ihrer Gruppe haben einbinden lassen.
Sie können als Führungskraft nicht „Kumpel unter Kumpeln“ sein. Schließlich sind Sie für Beförderungen und Entgelthöhe verantwortlich. Sie gehören als Führungskraft nicht mehr zum Kollegen-Stammtisch.
Besonders verzwickt wird die Situation in der fröhlichen Runde, wenn einer Ihrer Mitarbeiter nach dem dritten Bier mit der Aussprache beginnt: „Was ich Ihnen schon immer mal sagen wollte ....“ Sie sind verantwortlich, solche oder ähnliche Situationen zu vermeiden. Gehen Sie rechtzeitig, denn ein guter Vorgesetzter lässt seinen Mitarbeitern auch einmal Zeit und Raum, um über den Chef zu lästern.
4. Seien Sie vorsichtig bei steigender Zuneigung
Als Führungskraft nimmt Ihr Einfluss im Betrieb zu. Deswegen verändert sich das Verhalten der Mitarbeiter Ihnen gegenüber. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird man Sie auf ein Podest heben und Ihnen erzählen, wie toll Sie sind. Ab dem Tag der Bekanntgabe Ihrer Beförderung werden Informationen von Ihren Mitarbeitern gefiltert und gezielt gesteuert. Jedes Gespräch mit Ihnen hat eine versteckte Agenda. Ihre Mitarbeiter werden versuchen, Sie in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Seien Sie deshalb wachsam: Warum hat sich Ihr Mitarbeiter mit einer bestimmten Information an Sie gewendet? Vergessen Sie niemals, dass in jeder Geschichte mehr als eine „Wahrheit“ steckt. Hören Sie unbedingt auch die andere Seite, bevor Sie aktiv werden.
5. Stehen Sie zu eigenen Fehlern
Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie fehlerfrei agieren, nur weil Sie Chef sind. Wenn Sie sich bei eigenen Fehlern ertappen, stehen Sie dazu.
Es zeugt von Größe, Fehler einzugestehen; es ist allerdings hilfreich, wenn Sie auch einmal etwas richtig machen.
6. Unterscheiden Sie klar zwischen Entscheidungsmitteilung und Mitbestimmung
Einer der häufigsten Führungsfehler ist das Verwechseln von Entscheidungsmitteilung und Mitbestimmung. Kommunizieren Sie Entscheidungen stets als solche und erläutern Sie die Gründe.
In der Praxis versuchen Vorgesetzte häufig, getroffene Entscheidungen als Mitbestimmungsgespräche zu tarnen. Warum? Weil sich auch Führungskräfte Harmonie wünschen und geliebt werden wollen. Tatsächlich akzeptieren Mitarbeiter, dass ihre Vorgesetzten Entscheidungen treffen – aber sie ärgern sich, wenn sie nach ihrer Meinung gefragt werden und dann doch anders entschieden wird.
Beispiel: Da ein wichtiger Kunde zusätzliche Aufträge platziert hat, muss in Ihrem Produktionsbereich die Kapazität erhöht werden. Ihre Aufgabe ist es, diese Entscheidung einem betroffenen Mitarbeiter zu überbringen:
Falsches Vorgehen: „Kannst du dir vorstellen, ab Mai wieder in den 3-Schicht-Betrieb zu wechseln? Schließlich bekommst du dann auch wieder Schichtzulage.“ Wenn Ihr Mitarbeiter jetzt „Nein“ sagt, haben Sie ein Problem. Sie haben keine Alternative. Jetzt reden Sie so lange auf den Mitarbeiter ein, bis er nachgibt, oder Sie befehlen den 3-Schicht-Betrieb. Beides führt zur Demotivation des Mitarbeiters.
Kommunizieren Sie Entscheidungen als Entscheidungen. Dies spart Nerven und Zeit aller beteiligten Personen und ist ehrlich.
Richtiges Vorgehen: „Da ein wichtiger Kunde aus Übersee zusätzliche Aufträge platziert hat, ist ab Mai ein 3-Schicht-Betrieb in unserem Bereich erforderlich. Deshalb wechselst du an diesem Termin in den 3-Schicht-Betrieb.“
Je nach persönlicher Situation Ihres Mitarbeiters ist er jetzt nicht unbedingt erfreut über die Mitteilung. Lassen Sie deshalb eine Klagephase zu. Vielleicht finden Sie sogar gemeinsam Wege um die Konsequenzen der Entscheidung für ihn abzumildern.
7. Äußern Sie Ihre Erwartungen und bleiben Sie konsequent
Wenn Ihnen eine Verhaltensweise nicht gefällt, dann greifen Sie zum Äußersten: Sprechen Sie es ruhig und sachlich an. Seien Sie offen und äußern Sie Ihre Erwartungen als Orientierungshilfe für Ihren Mitarbeiter. Wenn Ihre Erwartungen weiterhin nicht erfüllt werden, handeln Sie konsequent.
Was ist Führung?
Unsere am häufigsten gestellte Frage an Führungskräfte lautet: „Was ist Führung?“
Nach einer kurzen Phase des Schweigens hören wir stets Verben wie motivieren, anleiten, coachen, treiben, kontrollieren, delegieren, planen und organisieren. Aber das ist keine Führung. Eine treffende Definition liefert Jürgen Weibler: „Führung ist das sozial akzeptierte Beeinflussen von Verhalten.“
Sie kommen als Führungskraft Ihrer originären Aufgabe „Führung“ nur nach, wenn Sie daran arbeiten, Verhalten zu beeinflussen. Alle anderen Aufgaben sind Fachaufgaben und gehören nicht zu Ihren Führungsaufgaben.
Wie viel Prozent Ihres Arbeitstages verbringen Sie mit Sach- und Fachaufgaben, statt mit Führung? Warum ist der Führungsanteil häufig so niedrig?
Über Verhalten zu sprechen ist uns oft unangenehmer, als über Zahlen, Ziele und Projektpläne. Und über Verhaltensänderung sprechen ist die gesteigerte Form von unangenehm.
Gerade weil Ihr Unternehmen Ihnen diese Aufgabe zugetraut hat, sind Sie Führungskraft geworden. Deshalb müssen Sie die Strategie des Unternehmens vertreten und das Verhalten Ihrer Mitarbeiter nach der Strategie ausrichten – das ist Führung!
Kann ich meiner Tochter kündigen?
Der Mann arbeitet sich die Karriereleiter hinauf, die Frau erzieht die Kinder.
So ist die klassische Aufteilung in vielen Familien. Dabei sind die beiden Jobs gar nicht so unterschiedlich. Ob Führungskraft oder Elternteil, beide haben die Kernaufgabe der Verhaltensbeeinflussung. Aber wie kann ich Verhalten beeinflussen?
Beispiel: Ich sitze zu Hause auf der Couch und trinke ein Bier (das ist noch keine Verhaltensbeeinflussung). Meine pubertierende Tochter kommt mit schmutzigen Schuhen aus dem Garten und will durch das Wohnzimmer laufen; über mein Parkett, das ich vor fünf Jahren mühevoll verlegt habe (nicht schön, aber selten). Wie kann ich jetzt das Verhalten meiner Tochter beeinflussen?
1. als Vorbild
Ich selbst sitze mit sauberen Schuhen im Wohnzimmer. Sonst habe ich schon verloren.
2. mit Einsicht
Ich greife zum Äußersten ... und rede mit meiner Tochter. Was sage ich Ihr, um sie zu überzeugen?
„Du machst das Parkett schmutzig“, oder: „Mama muss das putzen“, – autsch!
Hier brauche ich ein Argument aus der Welt meiner Tochter. Nicht meine persönliche Sicht führt zur Einsicht.
3. mit Konsequenz
Wenn meine Tochter trotz Vorbild und Erklärungsversuch mit schmutzigen Schuhen über das Parkett läuft, bleibt mir nur noch die Konsequenz. „Du kannst...