Motivation
Körperlich und geistig fit bis ins hohe Alter?
Wir werden immer älter, die mittlere Lebenserwartung des Menschen betrug in der Steinzeit nur 20 Jahre, stieg bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auf 46 Jahre und auf über 65 Jahre zur Jahrhundertmitte. Nach einer Prognose des Statistischen Bundesamtes steigt die Zahl der über 65-Jährigen in Deutschland von heute 18 Millionen in den nächsten 30 Jahren auf 24 Millionen.
Optimistisch betrachtet, könnten wir bereits heute 80 Jahre alt werden und, was für unser Bemühen um Gesundheit und Vitalität bedeutsamer ist, uns dabei um zehn Jahre jünger fühlen. Dass dem so ist, sollten wir mit der nötigen Motivation und dem „Gewusst wie!“ beeinflussen, indem wir dem Verlust unserer Leistungsfähigkeit, der jährlich etwa 2 % beträgt und spätestens ab dem 45. Lebensjahr beginnt, aktiv entgegenwirken. – Denn falls wir diesem Prozess nicht mit vorbeugenden Maßnahmen begegnen, offenbart sich unser Leistungsverlust bis zum 70. Lebensjahr in einem Schwinden körperlicher und geistiger Vitalität um etwa 50 Prozent! Aus einem vormals selbständig Handelnden wird allmählich ein Behinderter, der mehr und mehr auf fremde Hilfe angewiesen ist. „Eine Steigerung körperlicher Aktivität um nur 25 % würde diese Schwelle bis zum 78. Lebensjahr verschieben. Eine Reduktion des Verlustes der Muskelstärke um 40 % würde die Zeit bis zum Erreichen der kritischen Schwelle bis zum 85. Lebensjahr ausdehnen.“ (HOLLMANN)
In unserem Bemühen, gesund und leistungsfähig zu bleiben, sollten wir uns nicht vom Erbe „schlechter“ Gene beeinflussen lassen. Gene bestimmen nach Prof. Dobelhammer vom Max-Plank-Institut für Demografie unsere Lebenserwartung nur zu 25 Prozent, die restlichen 75 Prozent haben wir durch unsere Lebensführung selbst in der Hand. Sogar im Alter besteht noch eine reale Chance, Folgeschäden, die sich aus verschleißender Arbeitsbelastung und einem ungesunden Lebensstil ergaben, durch eine Neubesinnung der Lebensführung abzuschwächen, möglicherweise sogar weitestgehend zu beseitigen.
„Gene befinden sich in jeder Zelle des Körpers und geben die Anweisungen für die Herstellung von Eiweißmolekülen, die den Stoffwechsel regulieren oder für den Bau von Strukturen eingesetzt werden. Die Gene können ihre Informationen nicht ohne weiteres freigeben. Sie brauchen spezielle Bedingungen, um ‚exprimiert‘ (‚ausgedrückt‘) zu werden; man nennt diesen Prozess ‚Genexpression‘.
Das heißt, dass Umwelt und Aktivität einen großen Einfluss auf die Gene ausüben können. – Wenn ein Gen vorhanden ist, welches das Risiko für eine bestimmte Krankheit erhöht, wird es sich weniger gut durchsetzen können, wenn die übrigen Bedingungen für das Entstehen dieser Krankheit eher ungünstig sind. Wenn z.B. eine Person das Gen besitzt, welches das Risiko für Lungenkrebs erhöht, aber nie raucht, bleibt die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich an Lungenkrebs erkrankt, gering.“ (HERSCHKOWITZ)
Resignieren Sie also nicht, auch dann nicht, wenn Sie sich erst jetzt reuevoll eingestehen, dass Sie ihrem Körper dieses oder jenes Gesundheitsrisiko durch Rauchen, übermäßigen Alkoholgenuss, üppiges Essen o.a. aufgebürdet haben; möglicherweise glichen Sie diese Gesundheitsrisiken dank glücklicher Umstände (z.B. eine aktive Lebensweise, ein zufriedenstellendes Berufsleben, Wohnen in stressfreier Umgebung, günstige Gene o.a.) weitgehend wieder aus. Die Vorsorgeuntersuchung bei Ihrem Hausarzt ermöglicht Ihnen eine erste Bilanz.
Nicht nur Jüngere sind trainierbar
Alle bisherigen Erkenntnisse schließen aus, dass allein das Altern unsere Muskelmasse geringer, die Haut welker, das Bindegewebe schwächer, die Knochen brüchiger, die Gelenke unbeweglicher, das Immunsystem störanfälliger und den Geist träger werden lässt! Ursache einer zunehmenden Hinfälligkeit ist in der Regel der unzureichende Gebrauch lebenswichtiger Körperfunktionen: Der Körper baut ab, was nicht gebraucht wird!
Wie die physische Leistungsfähigkeit sogar im hohen Alter trainiert werden kann, ermittelten Mediziner und Sportwissenschaftler der Tufts University in Boston. Sie ließen 70jährige, die seit Jahrzehnten sportlich inaktiv waren, auf Kardiogeräten ihre Ausdauer und ihre Kraft an Hanteln trainieren. Dabei interessierten die äußeren Altersmerkmale überhaupt nicht, sondern nur der Einfluss den das Alterstraining auf Leistungsmerkmale hat, die für die Lebensqualität der 70jährigen entscheidend sind: Wie die Muskelmasse, die Muskelkraft, die Umsatzrate des Stoffwechsels, der Körperfettanteil, die Kapazität der Sauerstoffaufnahme, die Blutzuckertoleranz, die Zusammensetzung der Blutfette, der Blutdruck, die Knochendichte sowie das Vermögen, die Körpertemperatur zu regulieren.
Die Befunde dieses Alterstrainings drückten überzeugend aus: „Wir altern nicht chronologisch, sondern biologisch. Wenn man die Körperfunktionen erhält, kann man den biologischen Alterungsprozess überwinden“, erklärte Prof. Rosenberg, der Leiter dieser Studie.
Typische Altersverläufe
In der Altersforschung (Gerontologie) unterteilt man das Altern in die Perioden des „jungen Alters“ (60 bis 80 Jahre, in dem noch sehr viele Menschen leistungsfähig und unternehmungslustig sind), des „hohen Alters“ (80 bis 100 Jahre) sowie des „sehr hohen Alters“ (über 100 Jahre) und berücksichtigt damit die verlängerte Lebenserwartung, welche älteren Menschen vergönnt ist, die über gute körperliche und geistige Reserven verfügen und sich bemühen, diese solange wie möglich zu erhalten!
Aus heutiger Sicht können wir grundsätzlich zwei typische Altersverläufe unterscheiden:
Das passive Altern, dem wir uns keinesfalls tatenlos hingeben dürfen, weil es langsam aber sicher in die totale Unselbständigkeit führt.
Das gestaltete Altern, dessen wir uns befleißigen sollten, indem wir die uns verbliebenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten erhalten bzw. durch maßvolle körperliche und vielgestaltige geistige Aktivitäten auffrischen. – Das gibt uns die reale Chance, vermeidbare Krankheiten (wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes Typ II, Arthrose, Rückenbeschwerden, Osteoporose und Alzheimer-Demenz) überhaupt nicht oder erst sehr spät zu erleiden, wodurch unser Dasein als „junge Alte“ über das „hohe Alter“ möglichst bis ins „sehr hohe Alter“ lebenswert bleibt.
Ohne Fleiß kein Preis
Die Zeit dürfte vorbei sein, in der sich Prof. Fries von der Stanford University Kalifornien dem Gespött seiner Kollegen preisgab, weil er das Ziel einer gesundheits- und leistungserhaltenden Lebensweise im fortgeschrittenen Alter darin sah, die noch verbleibenden Jahre lebenswerter zu gestalten. „Es müsste gelingen, das Alter, in dem Krankheiten ausbrechen, zeitlich nach hinten zu verschieben und wenn dieser Effekt größer wäre als die allgemeine Steigerung der Lebenserwartung, dann würde das bedeuten: Die hinzugewonnene Lebenszeit besteht aus Jahren voller Gesundheit. Die Krankheitsphase vor dem Tod ist vergleichsweise kurz und findet in einem immer höheren Lebensalter statt, die Morbidität (Erkrankungshäufigkeit) wird verdichtet und zeitlich nach hinten verschoben. (…)
Fries und Kollegen haben das eindrucksvoll nachgewiesen: Sie untersuchten 370 Mitglieder eines Laufvereins und 249 träge Menschen. Zu Beginn waren die Teilnehmer im Durchschnitt 59 Jahre alt. Nach 13 Jahren erkundigte sich Fries, wie es den Leuten in der Zwischenzeit ergangen sei. Das Ergebnis: Gesundheitliche Beeinträchtigungen waren bei den Läufern statistisch gesehen 12,8 Jahre später aufgetreten als bei den Faulpelzen.“ (BLECH)
Biologisches zum kalendarischen Alter
„Jeder ist so alt, wie er sich fühlt!?“ – Gefühle sind subjektiv, können trügen; erst objektiv hinterfragt, vermitteln sie realistische Denkanstöße! Der emotionale Aufruhr jener Jahre, der so manchen in eine Midlife-Crisis stürzte, liegt hinter uns; inzwischen lächeln wir über Torheiten, die sich aus dem Streben nach „forever Young“ ergaben. Gönnen dem Aberwitz, für immer jung zu bleiben, weder Geld noch Zeit, müssen uns in dieser Manier nicht mehr der Lächerlichkeit preisgeben.
Unser kalendarisches Alter ist festgeschrieben, erfasst jene Zeit, die wir bisher erlebten; untrügliche Altersmerkmale ermöglichen den Vergleich mit Gleichaltrigen, erlauben eine Schätzung, die bei einiger Menschenkenntnis ziemlich treffsicher sein kann.
Warum sollten wir es leugnen, es sind vor...